Im E-Commerce ist das gewünschte Produkt rund um die Uhr und in Echtzeit verfügbar. Deshalb wollen 81 Prozent der rund 10 Mio. ungarischen Konsumentinnen und Konsumenten nicht mehr darauf verzichten. Vor allem in der Vorweihnachtszeit, in der fast 40 Prozent des jährlichen E-Commerce-Umsatzes erzielt werden. Was wo gekauft wird und vieles mehr über den E-Commerce in Ungarn lesen Sie hier.
Zahlen und Fakten, Wirtschaft, Import- und Exportpartner, Währung
Ungarn ist ein Binnenstaat in Mitteleuropa und grenzt im Norden an die Slowakei und die Ukraine, im Osten an Rumänien, im Süden an Serbien und Kroatien und im Westen an Slowenien und Österreich. Mit einer Fläche von 93.000 km² ist Ungarn etwas größer als Portugal und kleiner als Bulgarien. Die Hauptstadt Budapest ist mit 1,7 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern die größte Stadt des Landes. Weitere wichtige Städte sind Debrecen, Szeged, Miskolc, Pécs und Győr. Insgesamt leben rund 9,6 Mio. Menschen in Ungarn.
Gemessen am HDI, dem Wohlstandsindikator der Vereinten Nationen, liegt Ungarn mit einem Wert von 0,851 hinsichtlich der menschlichen Entwicklung weltweit auf Platz 47 (vgl. Deutschland: 0,95; Österreich: 0,926). Das ungarische Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt rund 213 Mrd. US-Dollar, kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf bei rund 45.000 US-Dollar (vgl. BIP pro Kopf in Deutschland: 69.500 US-Dollar). Gemessen am BIP pro Kopf ist die ungarische Wirtschaft etwa so stark wie die Griechenlands.
Die ungarische Wirtschaft stützt sich vor allem auf den Dienstleistungssektor und das verarbeitende Gewerbe. Laut Daten von Statista trägt der Dienstleistungssektor 57,6 Prozent zur gesamten Bruttowertschöpfung bei, das verarbeitende Gewerbe 24,3 Prozent. Im Jahr 2022 waren 64,3 Prozent der Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor beschäftigt.
Deutschland ist sowohl bei den Importen (22,6 %) als auch bei den Exporten (26,1 %) einer der wichtigsten Handelspartner Ungarns. Weitere wichtige Importländer sind China (6,6 %), Österreich (6,1 %), Polen (5,8) und die Slowakei (5,4 %). Wichtige Exportländer sind Italien (5,8 %), Rumänien (5,3 %), Tschechien (4,5 %) und Frankreich (4,2 %).
Die ungarische Währung ist der Forint. Der aktuelle Wechselkurs (11.12.2024) beträgt 409,81 Forint pro Euro.
Internetnutzung, Kaufverhalten, Branchen, Marktplätze
In den letzten zehn Jahren ist die Internetverbreitung in Ungarn kontinuierlich gestiegen und liegt heute bei rund 92 Prozent. Dem europäischen und weltweiten Trend folgend, haben die Ungarn ihre Online-Präsenz während der Corona-Pandemie verstärkt. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 81 Prozent der ungarischen Konsumentinnen und Konsumenten regelmäßig online einkaufen. Unter ihnen sind vor allem die jüngeren Konsumentinnen und Konsumenten bis zu einem Alter von 45 Jahren vertreten.
Zu den Faktoren, die das Wachstum des E-Commerce in Ungarn begünstigen, zählen neben der zunehmenden Internetaffinität der ungarischen Bevölkerung auch die ständige Verfügbarkeit und Echtzeitzugänglichkeit von Produkten im E-Commerce. Auch die einfache elektronische Bezahlung verändert das Kaufverhalten hin zu mehr E-Commerce. Die Sorge um die Datensicherheit im Internet ist jedoch vor allem bei den weniger internetaffinen Konsumenten ein Hindernis für den E-Commerce. Ein Teil der Ungarinnen und Ungarn ist sehr besorgt, dass ihre Daten beim Online-Shopping missbraucht werden könnten.
Im ungarischen E-Commerce werden vor allem Bücher, Gutscheine, IT- und Elektronikartikel, Versicherungsdienstleistungen, E-Tickets gekauft und Urlaubsreisen gebucht. Die Weihnachtszeit ist eine gute Zeit für E-Commerce-Anbieter in Ungarn: Fast 40 Prozent des E-Commerce-Umsatzes werden in den letzten beiden Monaten des Jahres vor Weihnachten erzielt.
Mehr als 70 Prozent der Bestellungen werden per Kurier verschickt. Traditionell wird in Ungarn viel per Nachnahme und bar bezahlt. Mit zunehmender Beliebtheit des E-Commerce bei der jüngeren Kundschaft, die mit verschiedenen digitalen Geräten und oft auch mobil im Internet unterwegs ist, werden digitale Zahlungsmethoden immer stärker nachgefragt. Insbesondere bei einigen Produkten ist ein deutlicher Trend zu digitalen Zahlungsmitteln zu erkennen. Dabei handelt es sich vor allem um Online-Inhalte wie Spiele, Videos und Musik, aber auch um materielle Güter wie Kleidung und Sportgeräte.
Der mit Abstand größte Marktplatz in Ungarn ist der lokale Ableger des rumänischen Anbieters eMag, der seit 2013 in Ungarn präsent ist. Im Jahr 2020 fusionierte eMag mit dem lokalen Konkurrenten Extreme Digital und baute damit seine Marktführerschaft in Ungarn mit einem Umsatz von 128 Mio. US-Dollar im Jahr 2020 weiter aus. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die ungarischen Ableger des tschechischen Anbieters Alza und der Supermarktkette Tesco.
Sprache
Ungarisch ist Amtssprache in Ungarn und seit dem EU-Beitritt Ungarns 2004 eine der Amtssprachen der Europäischen Union. Ungarisch wird weltweit von über 13,5 Mio. Menschen als Muttersprache gesprochen, darunter auch von den ungarischen Minderheiten im österreichischen Burgenland sowie in den grenznahen Gebieten Sloweniens, Kroatiens, Serbiens, Rumäniens und der Slowakei.
Im Schulunterricht werden in Ungarn Englisch und Deutsch als Fremdsprachen unterrichtet. Der English Proficiency Index von Education First bewertet die Englischkenntnisse der ungarischen Bevölkerung als gut. Das Ranking von Education First bewertet insgesamt 111 Länder weltweit, deren Amtssprache nicht Englisch ist, nach ihrer Kompetenz im Umgang mit der englischen Sprache: Ungarn liegt im Ranking von Education First auf Platz 17, Deutschland auf Platz 10.
Wissenswertes zu Import- und Zollbestimmungen, Umsatzschwelle, Verpackungsvorschriften
Ungarn ist als EU-Land zollrechtlich unproblematisch. Der Warenverkehr zwischen Deutschland oder einem anderen EU-Land und Ungarn ist im Rahmen des freien Warenverkehrs zwischen den Mitgliedsstaaten zollfrei und es werden keine Zollkontrollen an der Übergangsgrenze durchgeführt. Importe aus Drittländern nach Ungarn werden nach dem Gemeinsamen Zolltarif der EU verzollt.
Wichtig für den E-Commerce: Seit 2021 gilt für Fernverkäufe an Nichtsteuerpflichtige im EU-Ausland eine EU-weit einheitliche Umsatzschwelle von 10.000 Euro. Wird diese Schwelle überschritten, muss die Besteuerung mit dem Mehrwertsteuersatz erfolgen, der im Wohnsitzland des Käufers gilt.
Nach dem Verbraucherschutzgesetz müssen die für den Verbraucher wichtigsten Informationen über das Produkt, d.h. die Produktbezeichnung, der Hersteller bzw. Vertreiber mit Anschrift und bei Produkten aus Drittländern das Ursprungsland, in ungarischer Sprache angegeben werden.
Fazit
Für deutsche Anbieter im E-Commerce ist Ungarn ein kleiner, aber interessanter Markt in überschaubarer Entfernung. Rund 81 Prozent der knapp 10 Mio. Ungarn sind digital unterwegs und kaufen gerne und regelmäßig online ein. Die aktivste Zielgruppe sind die jüngeren Konsumentinnen und Konsumenten bis 45 Jahre, die das Internet von vielen digitalen Endgeräten und oft auch mobil nutzen, um das gewünschte Produkt zum gewünschten Preis zu finden. Diese Zielgruppe, die weniger Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit im E-Commerce hat und digitale Zahlungsmöglichkeiten problemlos nutzt, ist die treibende Kraft des ungarischen E-Commerce.
Quellen
- Mordor Intelligence: Analyse der E-Commerce-Marktgröße und -anteile in Ungarn [letzter Zugriff am 11.12.2024]
- Statista: Anteil der Internetnutzer in Ungarn bis 2023 [letzter Zugriff am 11.12.2024]
- Statista: Anteile der Wirtschaftssektoren am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Ungarn bis 2023 [letzter Zugriff am 11.12.2024]
- Statista: Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Ungarn bis 2029 [letzter Zugriff am 11.12.2024]
- Statista: Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in Ungarn bis 2029 [letzter Zugriff am 11.12.2024]
- Statista: Erwerbstätige nach Wirtschaftssektoren in Ungarn bis 2022 [letzter Zugriff am 11.12.2024]
- Statista: Flächen der EU-Länder 2024 [letzter Zugriff am 11.12.2024]
- Statista: Wichtigste Exportländer für Ungarn 2023 [letzter Zugriff am 11.12.2024]
- Statista: Wichtigste Importländer für Ungarn 2023 [letzter Zugriff am 11.12.2024]
- Wirtschaftskammer Österreich: Ungarn: Export und Import [letzter Zugriff am 11.12.2024]
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Autor: Eurotext Redaktion
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