In dieser Ausgabe unserer Reihe „E-Commerce in …“ widmen wir uns dem E-Commerce-Markt Bulgarien. Mit einem Anstieg von 52 % trägt der bulgarische E-Commerce-Markt zur internationalen Wachstumsrate von 29 % im Jahr 2020 bei. Ob das Land auch in Zukunft ein reizvolles Expansionsziel für deutsche Onlinehändler darstellt, soll im Folgenden gezeigt werden.
Zahlen und Fakten
Bulgarien hat rund 7 Millionen Einwohner und eine Fläche von 110.994 km2. Das entspricht in etwa der Fläche von Bayern und Baden-Württemberg und ergibt eine Bevölkerungsdichte von 64 Einwohnern pro km2. Der Großteil der Bevölkerung lebt in den Städten Varna, Plovdiv und natürlich Sofia – der Hauptstadt. Sofia liegt im gebirgigen Westen des Landes, unweit der Grenze zu Serbien, und stellt mit 1,3 Millionen Einwohner die größte Stadt des Landes und sein wirtschaftliches Zentrum dar. Das Land verzeichnet seit einigen Jahren eine negative Bevölkerungsentwicklung von 0,7 %, wobei die Lebenserwartung von Männern bei 71 Jahren und bei Frauen bei 78 Jahren liegt.
Bulgarien liegt im Osten der Balkanhalbinsel und grenzt im Norden an Rumänien, im Westen an Serbien sowie Nordmazedonien und im Süden an Griechenland und die Türkei. Im Osten bildet das Schwarze Meer die natürliche Grenze.
Seit 2007 ist Bulgarien Mitglied der EU. Dennoch hat das Land eine eigene Währung, den Lew. Ein Lew entspricht dabei ca. 51 Cent. Die Amtssprache ist Bulgarisch und gehört wie die Sprachen vieler Nachbarländer zu den slawischen Sprachen. Deutsch, Englisch und Russisch werden allerdings gerade in Touristenregionen gut verstanden und teils gut gesprochen sowie in Schulen unterrichtet.
Überblick und aktuelle Markttrends
Die E-Commerce-Umsätze über alle Produktkategorien hinweg wurden bereits für 2020 auf 710 Millionen USD geschätzt (etwa 600 Millionen Euro).
Der Modemarkt steht dabei mit einem Marktvolumen von 210 Millionen Euro an der Spitze des Online-Handels. Dabei lag die Nutzungsdurchdringungsrate 2020 bei 40 %. Bis 2014 soll sie aller Voraussicht um mehr als 10 % steigen und damit eine Rate von 55 % erreichen. Der zweitwichtigste Sektor im bulgarischen E-Commerce ist Elektronik und Medien mit 30 %. Danach folgen Spielzeug, Hobby und Heimwerken mit 16 % der Einnahmen. Die letzten beiden Sektoren sind Möbel und Haushaltsgeräte mit 13 % und Lebensmittel und Körperpflege mit 8 %.
Mit einem Anstieg von 52 % trägt der bulgarische E-Commerce-Markt zur internationalen Wachstumsrate von 29 % im Jahr 2020 bei. Im weltweiten Vergleich zeigt sich außerdem, dass am meisten Umsatz in China generiert wird und zwar mit einem Volumen von 338.954 Millionen Euro im Jahr.
Die Umsätze im E-Commerce nehmen weiter zu. Neue Märkte entstehen, und auch die bestehenden Märkte haben das Potenzial für eine weitere Entwicklung. Das globale Wachstum wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Getragen wird es von Ost- und Südostasien mit einer wachsenden Mittelschicht und einer rückständigen Offline-Einkaufsinfrastruktur. 64 % der Einfuhren Bulgariens kommen aus den Mitgliedstaaten der EU (Deutschland 12 %, Italien 8 % und Rumänien 7 %). Daneben stammen 10 % aus Russland und 6 % aus der Türkei.
Dennoch weist der bulgarische E-Commerce Markt einige Herausforderungen auf. Bisher liegen die Probleme aus Sicht der Nutzer im technischen Versagen der Website während der Bestellung oder Zahlung, in längeren Lieferfristen als angegeben, Schwierigkeiten bei der Suche nach Informationen über Garantien und andere gesetzliche Rechte. Solche Punkte sollten allerdings mit einer übersichtlichen und technisch optimierten Website schnell aus dem Weg geräumt sein.
Aus Sicht deutscher Händler ist vor allem die große Entfernung und die mittelmäßige Infrastruktur ein Problem. So dauert der Versand von Deutschland nach Bulgarien je nach Dienstleister bis zu 12 Werktage. Wer sich diesen Markt ernsthaft erschließen will, kommt also um ein Versandlager vor Ort oder zumindest in der Region nicht herum.
Beliebte E-Commerce-Websites und Social Media
eMag ist ein wichtiges Online-Geschäft in Bulgarien. Es bietet viele verschiedene Produkte an, von Unterhaltungselektronik über Mode bis hin zu Spielzeug. Außerdem ist FashionDays ein bedeutsamer E-Commerce-Anbieter für den Online-Verkauf von Kleidung. Daneben ist auch LX ein wichtiger Online-Shop, der Produkte aus allen Bereichen anbietet. Helikon ist ein großer und beliebter Online-Buchladen.
Das am stärksten genutzte soziale Netzwerk in Bulgarien ist Facebook. Etwa 3,7 Millionen Bulgaren haben ein Facebook-Konto. Mehr als 21 % der Bulgaren nutzen auch Youtube, gefolgt von 7,9 % bei Twitter und 5 % bei LinkedIn. Weitere interessante Kanäle, die Absatzchancen bieten, sind Instagram und Pinterest, die vor allem bei der jüngeren Bevölkerung immer beliebter werden.
Online-Zahlungsmöglichkeiten
Die Bezahlung von online gekauften Waren ist auch in Bulgarien relativ einfach, sicher und unkompliziert. Bulgarien verwendet ähnliche Online-Zahlungsmethoden wie der Rest von Europa, wobei sich 56 % der bulgarischen Bürger bei der Offenlegung ihrer finanziellen Daten nicht wohlfühlen. Der Großteil würde daher lieber mit Bargeld bezahlen, wenn er die Möglichkeit dazu hätte.
Neben Kredit- und Debitkarten gehören zu den alternativen Zahlungsmethoden SEPA, Mint, Mobiamo und TrustPay sowie eine lokale Zahlungsanwendung www.epay.bg.
Fazit
Letztlich lässt sich sagen, dass der E-Commerce in Bulgarien zwar noch ausbaufähig ist, sich aber auf einem guten Weg befindet. Auch durch Corona verläuft die Entwicklung des Online-Marktes vielversprechend. Prognostiker gehen davon aus, dass der E-Commerce grundsätzlich bis 2030 stetig weiterwachsen wird. Wenn man die Sprachbarriere mit einer guten Übersetzung und die lange Versanddauer z.B. durch Lager vor Ort in den Griff bekommen hat, so steht einem erfolgreichen Online-Handel in Bulgarien nichts entgegen und kann mittelfristig gute Wachstumschancen bieten.
Quellen:
- https://www.trade.gov/knowledge-product/bulgaria-ecommerce (Stand 13.09.2021)
- https://www.ecommercedb.com/en/markets/bg/all (Stand 13.09.2021)
- https://ecommercenews.eu/ecommerce-in-europe/ecommerce-in-bulgaria/ (Stand 20.09.2021)
Autor: Eurotext Redaktion
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