Der slowenische E-Commerce-Markt ist 551 Mio. US-Dollar wert. Dabei macht das Modesegment den größten Umsatzanteil aus, gefolgt von den Produktkategorien Elektronik, Lebensmittel und Körperpflege. Rund 285.6000 Menschen beheimatet Sloweniens Hauptstadt und bevölkerungsdichtere Stadt Ljubljana. Etwa 63 % der Sloweninnen und Slowenen kaufen regelmäßig online ein – viele von ihnen wurden durch die Pandemie im Jahr 2020 zum Onlinekauf animiert und sind seitdem begeisterte Onlineshopperinnen und -shopper. Welche Merkmale, Stärken und Chancen den E-Commerce in Slowenien kennzeichnen, zeigen wir hier.
Zahlen & Fakten
Aufgrund seiner Lage am Dreieck zwischen dem vorwiegend deutschsprachigen Mitteleuropa, Italien und der balkanischen Halbinsel im Südosten ist das Land Slowenien ein durchaus interessanter Wirtschaftsstandort – auch im Hinblick auf den grenzüberschreitenden Handel.
Mit einer Fläche von ca. 20.000 km2 ist die parlamentarische Republik an der oberen Adria nicht unbedingt das größte unter den EU-Ländern: Beispielsweise ist Belgien mit seinen 30.000 km2 schon deutlich größer. Auch an der Einwohnerzahl gemessen hält sich das Land in Grenzen: 2,11 Mio. Menschen leben in Slowenien, ungefähr so viele wie in Lettland (1,89 Mio.) und Litauen (2,8 Mio.). Die zentral gelegene Hauptstadt Ljubljana (dt. Laibach) beheimatet etwas mehr als 285.600 Sloweninnen und Slowenen und ist somit die größte Stadt des Landes nach Einwohnerzahl. Weitere wichtige Städte sind Maribor (97.000) im Nordosten, Kranj (38.000) im Norden, Celje (37.400) im Osten und die Hafenstadt Koper (26.000) unweit vom italienischen Triest und gleich nördlich von Istrien. Der Urbanisierungsgrad im Jahr 2020 lag auf 55,12 %.
Vielmehr liegt die Stärke des kleinen Landes in seinen soliden Beziehungen mit den Nachbarländern Österreich und Italien, die Slowenien über seine Teilnahme an der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria pflegt, sowie anderen EU-Mitgliedsstaaten. Das Land grenzt im Norden an die österreichischen Bundesländer Kärnten und Steiermark, im Osten an Ungarn, im Süden an Kroatien und im Westen an Italien. Die längste internationale Grenze verläuft im Süden über ca. 670 km und trennt Slowenien vom Nachbarland Kroatien.
Vor der Auflösung Jugoslawiens war Slowenien die kleinste aber auch die wohlhabendste der Teilrepubliken, aus denen sich der sozialistische Staat zusammensetzte. Slowenische Unternehmen waren nämlich für 20 % des Bruttoinlandsproduktes und 30 % der Exporte Jugoslawiens verantwortlich. Bereits in den 1980er Jahren erlag das jugoslawische Wirtschaftssystem der Verschuldung und Stagnation. Durch die Subventionierung der weniger wohlhabenden südlichen Teilrepubliken auf Kosten der slowenischen Wirtschaft und die vielen Korruptionsfälle machte sich die Belgrader Zentralregierung in Ljubljana zunehmend unbeliebt. Dies führte dazu, dass Slowenien im Juni 1991 seine Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärte. Fünf Monate später wurde eine demokratische Verfassung verabschiedet und die ehemalige jugoslawische Teilrepublik zum heutigen demokratischen Land.
2004 wurde Slowenien zum Mitgliedsstaat der Europäischen Union, woraufhin mit der Ratifizierung des Schengener Abkommens die Kontrollen an den Grenzen zu den Nachbarländern wegfielen. 2007 löste der Euro den slowenischen Tolar ab. Heute ist Slowenien eine parlamentarische Republik. Für die Verwaltung des kleinen Landes sind insgesamt 212 Gemeinden, darunter 11 Stadtgemeinden, zuständig.
Sprachen
Die südslawische Sprache Slowenisch ist die Amtssprache des Landes und wird von insgesamt 2,4 Mio. Menschen als Muttersprache gesprochen. Von diesen leben rund 1,85 Mio. in Slowenien. Es gibt mehrere Dialekte des Slowenischen. Der Dialekt der Region Prekmurje im Osten des Landes gilt als Standardsprache. Die vielen Dialekte – es gibt über 40 lokale Varianten – unterscheiden sich teilweise so sehr voneinander, dass sich Sprecherinnen und Sprecher aus verschiedenen Regionen manchmal nicht verstehen.
In Slowenien leben auch Bürgerinnen und Bürger, die eine andere Muttersprache als Slowenisch haben. Vor allem die mit dem Slowenischen verwandten südslawischen Sprachen Kroatisch und Serbisch zählen viele Sprecherinnen und Sprecher, die in den frühen Neunzigerjahren von den Nachbarländern nach Slowenien auswanderten. Die Sprachen Italienisch und Ungarisch sind anerkannte Minderheitensprachen und in den grenznahen Gemeinden an der Adria bzw. im Osten des Landes dem Slowenischen gleichgestellt.
Englisch und Deutsch werden an slowenischen Schulen als erste und zweite Fremdsprache unterrichtet und viele Sloweninnen und Slowenen machen von diesen zwei Wirtschaftssprachen im Berufsalltag kompetent Gebrauch. Dies ist aus der Sicht deutscher Händlerinnen und Händler auf jeden Fall von Vorteil. Es soll allerdings auch beachtet werden, dass es im Umgang mit der slowenischen Verwaltung – auf lokaler wie auch auf nationaler Ebene – die Landessprache verwendet werden muss, die seit dem Beitritt Sloweniens zur Europäischen Union im Frühjahr 2004 auch eine der aktuell 24 Amtssprachen der EU ist. Darüber hinaus sieht das slowenische Gesetz vor, dass Informationen, die an slowenische Kundinnen und Kunden gerichtet sind, in slowenischer Sprache verfügbar sein müssen.
Trends & Einblicke
Die Auflösung Jugoslawiens bedeutete für Slowenien neben der Unabhängigkeit auch den Wegfall eines sicheren Marktes. Slowenische Unternehmen mussten auf einmal lernen, in einer sich rasch globalisierenden Wirtschaft auf einem nun viel größerem Markt gegen starke Player zu konkurrieren. Zahlreiche slowenische Unternehmen, die vor 1991 dem Staat gehörten, wurden privatisiert. Mit diesem ersten Schritt wurde eine Übergangsphase eingeleitet, die in den darauffolgenden zwei Jahrzehnten Slowenien zur heutigen Marktwirtschaft machte. Die Sektoren Dienstleistungen und Industrie sind heute führend und tragen mit einem Anteil von 57,11 % bzw. 29,1 % zur Wirtschaft bei.
Die slowenische Wirtschaft befindet sich auf einem stabilen Wachstumspfad. Im Jahr 2020 betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 52,84 Mrd. US-Dollar, bis 2022 soll es um 10 weitere 10 Mrd. wachsen und auf 63,58 Mrd. US-Dollar kommen. Viel mehr darüber, wie gut die slowenische Wirtschaft eigentlich abschneidet, sagt jedoch das BIP pro Kopf aus. Im Jahr 2020 lag dieses bei 25.210 US-Dollar, was eine insgesamt positivere Leistung als die von etwa Portugal und Griechenland beweist (Quelle: Eurostat). Das slowenische BIP pro Kopf soll bis Ende 2022 auf 30.125 US-Dollar steigen.
Bis 2026 soll die Anzahl der Sloweninnen und Slowenen, die mindestens einmal im Monat im Internet surfen, 81,92 % der Gesamtbevölkerung ausmachen. 2016 hatten nur noch 71,13 % Zugang zum Internet. Somit soll die Internetpenetrationsrate in Slowenien um etwa 15 % steigen. Ähnliche Werte verzeichnet zum Beispiel das Nachbarland Kroatien (75,29 % im Jahr 2016; 85,81 % erwartet bis Ende 2026; Steigerung von etwa 14 %). Von den Sloweninnen und Slowenen, die Zugang zum Internet haben, surfen aktuell etwa 75 % vom Handy los. Auch was die Penetrationsrate von Smartphones und mobilen Geräten betrifft, wird bis Ende 2026 eine Steigerung bis auf 81 % erwartet.
Dem Statistischen Amt der Republik Slowenien zufolge betreiben 81 % der slowenischen Unternehmen mit zehn oder mehr Beschäftigten eine Webseite. Von ihnen verkauften im Jahr 2018 ungefähr 18 % ihre Produkte und Dienstleistungen online. Insgesamt scheint sich der E-Commerce in Slowenien wachsender Beliebtheit zu erfreuen, im Land steckt aber noch viel unerschlossenes Potential – auf die plötzlich gestiegene Nachfrage der slowenischen Konsumentinnen und Konsumenten im Pandemiejahr 2020 waren zahlreiche Online-Shops, darunter zahlreiche Lebensmittelverkäuferinnen und -verkäufer, nicht vorbereitet.
Im Jahr 2020 haben 63 % der Sloweninnen und Slowenen zwischen 16 und 74 Jahren Produkte oder Dienstleistungen im Internet gekauft oder bestellt. 2019 waren es 56 %. Der Anteil der Onlineshopperinnen und -shopper ist in allen Altersgruppen gestiegen. Unter den 25- bis 34-Jährigen kauften im Jahr 2020 88 % online ein (2019 waren es 78 %), weitere Zielgruppen sind die 16- bis 24-Jährigen (84 %; 77 % in 2019), die 35- bis 44-Jährigen (80 %; 71 % in 2019), die 45- bis 54-Jährigen (64 %; 56 % in 2019), die 55- bis 64-Jährigen (40 %; 35 % in 2019) und die 65- bis 74-Jährigen (22 %; 18 % in 2019).
Im letzten Quartal 2020 bezogen 84 % der slowenischen Onlinekäuferinnen und -käufer von inländischen Shops Produkte und Dienstleistungen, während 41 % von Händlerinnen und Händlern mit Sitz in der EU und 28 % von Shops aus Drittländern einkauften.
Der größte Player auf dem slowenischen E-Commerce-Markt ist mimovrste.com. Der digitale Marktplatz erzielte im Jahr 2020 einen Umsatz von 57 Mio. US-Dollar. Es folgen die Onlineshops merkur.si und bigbang.si mit einem Umsatz von 19 Mio. bzw. 15 Mio. US-Dollar. Zusammengezählt machen die drei Marktplätze 15 % des E-Commerce-Umsatzes in Slowenien aus. Einer der am schnellsten wachsenden E-Commerce-Plattformen auf dem slowenischen Markt ist symphony.si, welche im Jahr 2020 von 133 % wuchs.
Auch wenn bei 40 % der Sloweninnen und Slowenen die Nachnahme nach wie vor die beliebteste Zahlungsmethode ist, steigt die Beliebtheit elektronischer Zahlungsmittel: Fast ein Fünftel der Onlinetransaktionen im Jahr 2017 wurde mit Kreditkarte abgeschlossen, 12 % mehr als im Vorjahr. PayPal erfreut sich in Slowenien einer geringeren Beliebtheit als etwa im Nachbarland Kroatien. Zurückzuführen ist dies darauf, dass zirka die Hälfte der Sloweninnen und Slowenen mehrheitlich oder ausschließlich von inländischen Shops kaufen, während nur 22 % der kroatischen Nachbarinnen und Nachbarn von Shops aus Kroatien kaufen.
Pošta Slovenije ist der am häufigsten angebotene Lieferdienstleister in Slowenien und wird von etwa 52 % der slowenischen Onlineshops angeboten. Auch beliebt sind die Versanddienstleister GLS und DPD mit einem Marktanteil von 30 % bzw. 19 %.
Stärken & Chancen
Die Pandemie eröffnete dem E-Commerce in Slowenien enorme Möglichkeiten sich zu entfalten. Die Maßnahmen, die zur Eindämmung der Ausbreitung von Covid-19 eingeführt wurden, in erster Linie das Abstandhalten und die Umstellung vieler Arbeitnehmerinnen und -nehmer auf Kurzarbeit, verlangsamten erheblich die Lieferkette, so dass der Onlinekauf für viele die einzige Möglichkeit war, Produkte und Dienstleitungen schnell und sicher zu beziehen.
Interessant ist aber, dass die slowenischen Verbraucherinnen und Verbraucher schon vor der Pandemie ihre Kaufgewohnheiten geändert und sich bereit gezeigt hatten, neue, digitale Wege zum Einkauf zu gehen. Wichtig aus der Sicht deutscher Händlerinnen und Händler ist auch, dass etwa die Hälfte der slowenischen Onlineshopperinnen und -shopper sich bei der Auswahl der passenden Produkte und Dienstleistungen nicht auf das lokale Angebot beschränken, sondern proaktiv handeln und das Internet kompetent einsetzen, um die bestmögliche Lösung zu suchen – ob diese von einem Unternehmen aus Slowenien oder einem anderen Land angeboten wird, ist dabei sekundär. Somit ist Slowenien in Bezug auf die Einkaufsgewohnheiten bereits auf dem neuesten Stand: Unternehmen, die auf den lokalen E-Commerce-Markt einsteigen oder dort bereits tätig sind, können dies zu ihrem Vorteil nutzen.
Eine slowenische Vertretung ist nicht notwendig, damit ausländische Händlerinnen und Händler ihre Produkte und Dienstleistungen auf dem slowenischen Markt vermarkten und verkaufen dürfen. Wichtig ist aber, dass Informationen, welche an slowenische Konsumentinnen und Konsumenten gerichtet sind, auch in slowenischer Sprache verfügbar sind. An eine Übersetzung ihrer Webseite oder AGB kommen ausländische Anbieter somit nicht vorbei – selbst wenn sie keine Filiale, Tochterfirma, Niederlassung oder sonstige Vertretung in Slowenien betreiben.
Recht und Steuern in Slowenien: was Unternehmen wissen müssen
Betreffend die Beschriftung von Produkten gelten die einschlägigen EU-Richtlinien. Sämtliche Produktinformationen, einschließlich deren über ihre Beschaffenheit und Eigenschaften, müssen in slowenischer Sprache angeführt sein. Handelt es sich bei den Produkten um Lebensmittel, so ist die seit Dezember 2014 europaweit geltende EU-Verordnung Nr. 1169/2011 zu beachten.
Der Warenverkehr innerhalb des EU-Binnenmarktes ist grundsätzlich frei. Einschränkungen im innergemeinschaftlichen Handel gibt es wenige und meistens in Sonderfällen, beispielsweise (aber nicht ausschließlich) für die Entsorgung von Chemikalien oder im Umgang mit Kulturgütern.
Aus steuerlicher Sicht sind bei Handelsgeschäften innerhalb der EU die Bestimmungen zur Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer sowie für verbrauchsteuerpflichtige Produkte, wie etwa Alkohol, Tabak und Mineralöl, die Verbrauchsteuerregelungen zu beachten (Quelle: wko.at, letzter Zugriff am 13.09.2021).
Fazit
Aus der Sicht deutscher Händlerinnen und Händler ist Slowenien ein durchaus interessanter Wirtschaftsstandort – auch im Hinblick auf den E-Commerce. Das Land ist klein aber seine Wirtschaft befindet sich auf einem stabilen Wachstumspfad und gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf geht es der slowenischen Bevölkerung gut. Seit 2004 ist Slowenien Mitglied der Europäischen Union und seit 2007 verwendet das Land den Euro. Die gemeinsamen Vorschriften und Währung erleichtern den innergemeinschaftlichen Handel wesentlich und die slowenischen Konsumentinnen und Konsumenten zeigen sich zunehmend bereit, den Weg der Digitalisierung zu gehen und online einzukaufen – auch, weil sich der E-Commerce im Pandemiejahr 2020 als zuverlässige, günstige und vor allem sichere Alternative zum traditionellen Präsenzkauf bewiesen hat. Auch die Lage Sloweniens am Dreieck zwischen Österreich, Italien und dem Balkan und der Hafen bei Koper an der oberen Adria begünstigen den internationalen Verkehr von Waren und Menschen. Nur an die Sprache kommen ausländische Händlerinnen und Händler nicht vorbei – zumindest, was die Beschriftung von Produkten, die Informationen an slowenische Kundinnen und Kunden und die Kommunikation mit den lokalen Behörden betrifft. Und natürlich an die Beachtung der nationalen Bestimmungen. Aber das ist in der EU nichts Neues.
Quellen
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Autor: Eurotext Redaktion
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