Unternehmen, die international tätig sind oder mehrere Sprachen in ihren Kommunikationskanälen nutzen, benötigen einen optimalen Übersetzungsprozess. Optimal heißt, dass möglichst schnell, effizient und günstig übersetzt wird, aber natürlich auch möglichst korrekt und einheitlich. Um das zu erreichen, setzen wir auf zwei Schlüssel-Technologien: die Termbank und das Translation Memory (TM). Im folgenden Beitrag wollen wir erklären, was die beiden können und wie sie funktionieren.
Was ist eine Termbank?
Viele Worte haben unterschiedliche Bedeutungen, je nachdem, wer sie benutzt und in welchem Zusammenhang. Das gilt ganz besonders für technische Begriffe. So kann das deutsche Wort „Düse“ im Englischen ganz unterschiedlich übersetzt werden: „jet, nozzle, orifice, choke, blast pipe, tuyere, injector, spray valve, tip …“ Alle diese Begriffe sind korrekte Übersetzungen für „Düse“, aber in einem ganz bestimmten Zusammenhang ist eben nur einer davon der passende: Ein Tintenstrahldrucker arbeitet mit einem „jet“, ein Vergaser mit einer „nozzle“ und ein Auto mit Einspritzung hat einen „injector“. Würde man hier ein anderes Wort verwenden, wäre die Übersetzung falsch – oder zumindest missverständlich.
Deshalb ist es wichtig, dass sich Übersetzungsdienstleister und Kunde vorher einigen, wie bestimmte Fachbegriffe übersetzt werden sollen. Und diese Übersetzungen müssen dann natürlich auch konsequent und einheitlich verwendet werden. Egal welches Dokument gerade übersetzt wird und welcher Übersetzer den Text bearbeitet.
Funktion
Genau hier kommt die Termbank ins Spiel. Man kann sie sich im Prinzip wie eine Excelliste vorstellen. In der ersten Spalte stehen alle deutschen Begriffe, bei denen eine einheitliche und korrekte Übersetzung wichtig ist. Und in den Spalten dahinter finden sich die jeweiligen Übersetzungen in Englisch, Spanisch, Französisch etc. – Für jeden Begriff (Term) genau eine Übersetzung.
Eine Termbank ist aber nicht einfach nur ein Wörterbuch, in dem man nachschlägt, wenn sie sich mal nicht sicher ist. Sie ist ein zentrales technisches Element, das für jeden Kunden individuell gepflegt wird und allen Beteiligten zur Verfügung steht. Sie ist technisch direkt in den Übersetzungsprozess eingebunden: Sobald ein entsprechendes Wort im Text vorkommt, wird der Übersetzerin die korrekte Übersetzung vorgeschlagen. Und auch der Projektmanager gleicht bei der abschließenden Qualitätssicherung alle Übersetzungen mit der Termbank ab.
Weitere Beispiele
Ein weiteres Beispiel für Begriffe, die in der Termbank gespeichert sind, sind Produktnamen oder Produkteigenschaften. Hier stellt sich häufig die Frage: Wie soll übersetzt werden? Und soll überhaupt übersetzt werden?
Es käme wahrscheinlich niemand auf die Idee, einen „Volkswagen Golf“ in ein „Peoples Car Gulf“ zu übersetzen. Bei einem „Microsoft Wireless Keyboard 600“ könnte man sich aber schon fragen, ob es in Deutschland vielleicht als „Microsoft Kabellose Tastatur 600“ verkauft werden soll. Gleiches gilt für kreative Farbbezeichnungen: Für „Lime Green“ gibt es mit „Limettengrün“ durchaus eine sinnvolle Übersetzung, bei „Crazy Plum“ wird es schwieriger. Und was ist mit Eigenschaften wie „Slim Fit“? Lieber gar nicht übersetzen?
Wer hier vorher klarstellt, was wie übersetzt werden soll, der vermeidet Fehler, Nachfragen, Verzögerungen und letztendlich auch Kosten.
Fazit
Kurz gesagt: Eine Termbank ist ein kundenspezifisches Wörterbuch, das fest im Übersetzungsprozess verankert ist. Die Einträge in diesem Wörterbuch werden vor der Übersetzung vom Kunden und dem Übersetzungsdienstleister festgelegt. Die Termbank sorgt für eine einheitliche Verwendung von Terminologie und eine klare Markenidentität über Sprachgrenzen hinweg.
Was ist ein Translation Memory (TM)?
Ein Translation Memory ist im Prinzip ähnlich, denn auch hier werden Übersetzungen gespeichert, um später wieder darauf zurückgreifen zu können. Die Funktionsweise ist aber eine andere: In einem TM werden nicht nur einzelne Begriffe und ihre Übersetzungen gespeichert, sondern komplette Texte.
Beispiel
Ein Kunde schickt uns eine deutsche Bedienungsanleitung und wir übersetzen diese ins Englische. Nach einem Jahr schickt uns der Kunde die gleiche Anleitung noch einmal zur Übersetzung, weil es zwischenzeitlich Änderungen am Text gab: Ein paar Sätze sind weggefallen, andere hinzugekommen und wieder andere wurden umformuliert. Das Meiste ist aber gleich geblieben. Man könnte diese neue Version natürlich wieder komplett übersetzen. Aber wozu? Der Großteil des Textes wurde ja schon übersetzt und kann problemlos wiederverwendet werden!
Hier kann das Translation Memory weiterhelfen: In ihm sind alle Texte eines Kunden und deren Übersetzungen gespeichert. Wenn nun ein neuer Auftrag kommt, wird erstmal verglichen: Welche Teile des Textes sind bereits im TM vorhanden und können verwendet werden? Welche sind neu und müssen übersetzt werden? Auf diese Weise lässt sich viel Zeit und natürlich auch viel Geld sparen.
Wie funktioniert das?
Wer es genau wissen will: Die Technik dahinter ist komplexer als man vielleicht denken könnte. Denn damit das gut funktioniert, müssen die Texte in möglichst kleine Teile, sogenannte „Segmente“ zerlegt werden. Textsegmente sind zum Beispiel einzelne Sätze, Überschriften, Aufzählungspunkte, Tabellenzellen etc. Das Translation Memory erkennt automatisch mithilfe von Satzzeichen, Großbuchstaben und anderen Informationen, wo die Segmente beginnen und aufhören. Dann speichert es sie einzeln, aber in der korrekten Reihenfolge in seiner Datenbank. Der Übersetzer kann danach den Text Segment für Segment übersetzen.
Wenn nun ein neuer Text übersetzt werden soll, segmentiert das TM diesen und vergleicht alle Segmente mit den gespeicherten. Findet es einen „Match“, also einen Treffer, wird die passende Übersetzung automatisch verwendet.
Ein Beispiel: Ein Vertrag soll übersetzt werden. Der wesentliche Inhalt ist zwar neu, aber das „Drumherum“ ist eigentlich immer gleich: Briefkopf, Ansprechpartner, Grußformeln, bestimmte juristische Formulierungen etc. All das kann direkt wiederverwendet werden.
Oder auch nicht. Achtung, es wird noch komplexer. Es kann nämlich vorkommen, dass einzelne Segmente unterschiedlich übersetzt werden müssen. Angenommen, eine Überschrift in einem Text lautet „Jetzt zuschlagen!“. Das kann bedeuten, dass jemand sofort einen Kauf tätigen soll. Die korrekte Übersetzung wäre dann beispielsweise „Buy now!“ oder „Get it now!“ Es könnte aber auch ein Aufruf zu körperlicher Gewalt sein und müsste dann natürlich anders übersetzt werden, z.B. „Fight now!“
Wie soll das Translation Memory jetzt wissen, wie ein Satz gemeint ist? Das Zauberwort lautet hier „Kontext“. Das TM vergleicht nicht nur einzelne Segmente miteinander. Es schaut auch, ob die Segmente davor und danach identisch sind. Ist das der Fall, kann man davon ausgehen, dass die alte Übersetzung auch in dem neuen Text korrekt ist. Ist der Kontext allerdings ein anderer, schlägt das TM dem Übersetzer die alte Übersetzung nur vor und überlässt ihm die Entscheidung.
Fazit
Ein Translation Memory ist also eine große Textdatenbank, in der alle bereits angefertigten Übersetzungen eines Kunden gespeichert sind. Soll eine neue Übersetzung angefertigt werden, sorgt das TM dafür, dass wirklich nur das übersetzt werden muss, was noch nicht übersetzt wurde.
Auf die Weise beschleunigt es Internationalisierungsprojekte nicht nur deutlich, sondern sorgt auch für gleichbleibend hohe Qualität, sprachliche Einheitlichkeit und vor allem niedrige Kosten.
Wie profitieren Sie von Termbanken und Translation Memory?
Termbank und Translation Memory sind mehr als nur praktische Werkzeuge für Übersetzer. Sie helfen Ihrem Unternehmen, Übersetzungen effizienter, kostengünstiger und konsistenter zu gestalten. Wenn Sie diese Technologien nutzen, können Sie sicherstellen, dass Ihre internationalen Projekte immer auf dem neuesten Stand und mit der richtigen Terminologie umgesetzt werden – und das bei reduzierten Kosten und schnellerer Umsetzung. Sie wollen Kosten sparen? Wir stehen für individuelle Angebote gerne zur Verfügung und klären auch über die Nutzung von KI-Übersetzungen auf.
Autor: Eurotext Redaktion
Wir erklären, wie Internationalisierung funktioniert, geben Tipps zu Übersetzungsprojekten und erläutern Technologien und Prozesse. Außerdem berichten wir über aktuelle E-Commerce-Entwicklungen und befassen uns mit Themen rund um Sprache.
Bitte beachten Sie: Auch wenn wir in unseren Beiträgen gelegentlich Rechtsthemen ansprechen, stellen diese keine Rechtsberatung dar und können eine solche auch nicht ersetzen. Wenn Sie konkrete Fragen haben, lassen Sie sich bitte von einem Anwalt beraten.