Das verarbeitende Gewerbe sorgt in Deutschland für rund ein Viertel der Bruttowertschöpfung – die Bundesrepublik als Industrieland zu bezeichnen, scheint somit durchaus richtig. Deutsche Automobilmarken wie Volkswagen, Daimler und BMW sind weltweit bekannt. Schließlich ist die Automobilindustrie Deutschlands wichtigste Industriebranche. Doch die aktuelle Konjunktur sorgt auch bei den Schlüsselindustrien für Ungewissheit: Steigende Energiepreise, Klimaneutralität und Digitalisierung sind einige der Herausforderungen, mit denen die deutschen Konzerne konfrontiert sind. Mehr dazu lesen Sie in diesem Beitrag.
Daten und Fakten zum Industrieland Deutschland: Anteil an der Wirtschaftsleistung, wichtigste Branchen und Handelspartner
Deutschland ist ein starkes Industrieland. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug im Jahr 2022 rund 3.870 Mrd. Euro, das deutsche BIP pro Kopf rund 46.150 Euro (vgl. Österreich: 45.043; Frankreich: 42.409). Rund 69,3 Prozent der Bruttowertschöpfung wurden im Jahr 2022 im Dienstleistungssektor erwirtschaftet, das verarbeitende Gewerbe trug mit etwa 23,5 Prozent zur Bruttowertschöpfung bei – das Baugewerbe mit rund 6 Prozent. Den geringsten Anteil an der Bruttowertschöpfung hatte die Land- und Forstwirtschaft mit 1,2 Prozent.
In der deutschen Industrie sind vier Branchen besonders stark vertreten: die Automobilindustrie, der Maschinenbau, die chemische Industrie und die Elektroindustrie. Zu den weltweit führenden Unternehmen gehören die Automobilhersteller Volkswagen, Daimler und BMW, der weltweit größte Chemiekonzern BASF mit rund 118.000 Beschäftigten und der Elektrokonzern Siemens. Der Maschinenbau ist mit 1,1 Mio. Beschäftigten die zahlenmäßig größte Branche in Deutschland, sie ist jedoch mittelständisch geprägt.
Der Außenhandel spielt für die deutsche Wirtschaft eine wichtige Rolle. Deutschland gehört zu den weltweit größten Exportländern – andererseits ist Deutschland als ressourcenarmes Land von Importen abhängig. Insgesamt exportiert Deutschland deutlich mehr Waren, als es importiert. Die Bilanz steht bei 1.379 Mrd. Euro Exporte und 1.204 Mrd. Euro Importe im Jahr 2021. Man spricht in diesem Fall von einem Außenhandelsüberschuss.
In Bezug auf die Exporte gehören die Vereinigten Staaten von Amerika (122 Mrd.), China (103,6 Mrd.) und Frankreich (102,7 Mrd.) zu den wichtigsten Handelspartnern der Bundesrepublik. Deutschland importiert vor allem aus China (142,9 Mrd.), den Niederlanden (105,1 Mrd.), den Vereinigten Staaten (72,3 Mrd.), Polen (69 Mrd.), Italien (65 Mrd.), Frankreich (62 Mrd.) und Belgien (52,3 Mrd.).
Aktuelle Wirtschaftslage: Inflation, Lieferengpässe, Energiepreise
Nach einem starken Jahresauftakt hat die deutsche Wirtschaft seit dem Sommer 2022 an Fahrt verloren. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist in den ersten drei Quartalen 2022 preisbereinigt um 3,9 Prozent, 1,7 Prozent bzw. 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gewachsen. Allerdings haben die hohen Inflationsraten (November 2022: 10 %) die Realeinkommen und Ersparnisse sowie die Kaufkraft von Privathaushalten und Unternehmen geschmälert. Die Aussichten für das Jahr 2023 sind daher eher trüb. Erst 2024 wird mit einem Plus von 1,4 Prozent gerechnet.
Auch das verarbeitende Gewerbe hat im Sommer einen Dämpfer erfahren: Einerseits beeinträchtigen anhaltende Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten weiterhin die Produktion, andererseits leidet die Nachfrage unter den steigenden Preisen und der globalen Wirtschaftsabkühlung.
In den Winterquartalen 2023 dürfte die deutsche Wirtschaft um 0,2 Prozent bzw. 0,4 Prozent schrumpfen. Geschuldet ist dies vor allem dem spürbaren Rückgang der privaten Konsumausgaben – insbesondere zu Jahresbeginn aufgrund der stark gestiegenen Preise für Strom und Gas. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes lag die Inflationsrate − gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat – im März 2023 bei +7,4 Prozent. Im Januar und Februar 2023 hatte die Inflationsrate noch bei jeweils +8,7 Prozent gelegen.
Der erhoffte Wiederaufschwung des Außenhandels nach der Pandemie wurde 2022 insbesondere durch den Krieg und die erschwerten Energielieferungen gebremst. Zwar nahm der Außenhandel verglichen mit der Pandemiezeit wieder auf, in realer Rechnung aber dürfte der Rückgang doch viel schwächer ausgefallen sein, denn dieser sei hauptsächlich auf die wesentlich niedrigeren Kosten für die Ein- und Ausfuhr von Waren als während der Pandemie zurückzuführen.
Dass der Außenhandel noch weit von der Leistung des Vorjahres liegt, ist in erster Linie den hohen Energiepreisen und den Lieferengpässen geschuldet. Im September 2022 war der Umsatz des deutschen Außenhandels um rund 12 Mrd. Euro kleiner als im September des Vorjahres.
Entwicklungen: Automobilindustrie im Strukturwandel, Maschinenbau unter Druck, Digitalisierung
In der Automobilindustrie, Deutschlands wichtigster Industriebranche, sind die Produktionszahlen aufgrund des globalen Nachfragerückgangs durch Pandemie, Lieferengpässe und Krieg drastisch gesunken. Im Jahr 2021 wurden ca. 3,1 Mio. Pkw produziert. Dennoch konnten deutsche Automobilhersteller durch einen verstärkten Fokus auf das Premiumsegment weiterhin hohe Umsätze tätigen. In den ersten elf Monaten des Jahres 2022 wurden in Deutschland knapp 3,2 Mio. Pkw produziert, 12 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum – doch immer noch 28 Prozent weniger als 2019. Der Export von Neufahrzeugen lag im gleichen Zeitraum bei 2,4 Mio. Einheiten, ein Plus von 11 Prozent.
Im Maschinenbau konnte das ursprünglich erwartete Wachstum aufgrund von Lieferengpässen im Jahr 2021 nicht erreicht werden. Im Jahr 2022 wurde wieder ein Wachstum erwartet, das Vorkrisenniveau konnte jedoch noch nicht erreicht werden.
Die Automobilindustrie durchläuft einen strukturellen Wandel. Zukünftige Herausforderungen sind der Übergang vom Verbrennungsmotor zu alternativen Antriebstechnologien wie Elektromobilität, Wasserstoff und Brennstoffzellen sowie die zunehmende Digitalisierung – Stichwort Connectivity. Nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) belaufen sich die Investitionen bis 2025 auf rund 150 Mrd. Euro. Es sei laut VDA zudem wichtig, verstärkt auf neue Märkte zuzugehen.
Der Wandel Deutschlands zum Vorreitermarkt für Elektromobilität ist einer der Kernpunkte auf der Agenda der Regierungskoalition, einhergehend mit entsprechenden Fördermaßnahmen. Bereits heute nutzen nach Auskunft des IHK-Energiewende-Barometers 65 Prozent der befragten Unternehmen elektrisch betriebene Fahrzeuge oder haben dies vor. Auch das Autonome Fahren, das ab 2025 möglich sein wird, wird die Automobilindustrie revolutionieren.
Im März 2022 eröffnete der US-amerikanische Elektroautohersteller Tesla seine Gigafactory in Grünheide/Brandenburg, geplant ist der Bau einer Batteriezellfertigung. Auch in anderen Branchen planen Unternehmen Ansiedlungen: In Guben (ca. 100 km vom Tesla-Werk entfernt) plant das deutsch-kanadische Unternehmen Rock Tech Lithium den Bau des ersten Lithiumhydroxid-Konverters in Europa, die Produktion soll 2024 starten. Neben München, Stuttgart, Köln und Wolfsburg hat sich Brandenburg mit weiteren Ansiedlungen im Bereich der Automobilindustrie als wichtiges Zentrum der Mobilität etabliert.
Internationalisierung
Die deutsche Industrie ist stark vom Außenhandel abhängig. An der Übersetzung etwa von technischer Dokumentation, zulassungsrelevanten Unterlagen und Marketingtexten kommen deutsche Automobil- und Maschinenhersteller somit nicht vorbei – auch deshalb nicht, weil sie Pflicht ist. Denn: Gemäß Maschinenrichtlinie müssen „alle schriftlichen oder verbalen Informationen und Warnhinweise [an der Maschine] in der bzw. den Amtssprachen der Gemeinschaft abgefasst sein, die gemäß dem Vertrag von dem Mitgliedstaat, in dem die Maschinen in den Verkehr gebracht und/oder in Betrieb genommen wird, bestimmt werden kann bzw. können“. Darüber hinaus sollen gemäß Maschinenrichtlinie die „für die Bedienung einer Maschine erforderlichen Informationen eindeutig und leicht verständlich sein“. Es sei zudem darauf zu achten, „dass das Bedienungspersonal nicht mit Informationen überlastet wird“.
Die Maschinenrichtlinie stellt somit klare Anforderungen an die technische Dokumentation – und folglich an deren fremdsprachliche Übersetzung. Wichtig ist, dass die Übersetzung von Handbüchern, Gebrauchsanweisungen, Konformitätsbescheinigungen usw. fachlich korrekt und leicht verständlich ist. Da es sich hierbei um eine besonders sensible Aufgabe handelt, von der die Sicherheit der Maschinenbedienenden abhängt, ist es geraten, dass sich Unternehmen an spezialisierte Fachübersetzer und Fachübersetzerinnen wenden, die selbst die komplexesten Fachtexte sicher in die Zielsprache übertragen können.
Doch die Übersetzung betrifft nicht nur das Bedienungspersonal von Maschinen und Geräten. Neben Handbüchern, Dokumentation, Zertifizierungen usw. müssen im Hinblick auf eine erfolgreiche Internationalisierung auch Werbetexte adaptiert werden, die das Zielpublikum, das heißt die Kundschaft, direkt ansprechen. Die Übersetzung soll in diesem Fall nicht nur informieren, sondern auch bewegen – und zum Kauf animieren. Dieses Ziel lässt sich am besten durch eine freie, kreative Übersetzung erreichen, die auch etwaige kulturelle Unterschiede und Besonderheiten berücksichtigt.
Gesetzliche Rahmenbedingungen: Import- und Zollbestimmungen, Verpackungsvorschriften, Ursprungsbezeichnung, Restriktionen
Für den bilateralen Warenverkehr zwischen den Ländern der Europäischen Union und Deutschland gibt es im Rahmen des Zoll- und Außenhandelsregime der EU keine Importbestimmungen und keine Zollschranken (einheitlicher Wirtschaftsraum der EU). Sonderregelungen gibt es allerdings etwa für den innergemeinschaftlichen Handel mit Waren, die in Deutschland der Verbrauchsteuer unterliegen, oder für die innergemeinschaftliche Verbringung von Abfällen. Importbestimmungen müssen EU-Unternehmen somit nur dann beachten, wenn sie Waren aus Drittländern nach Deutschland und damit in die EU einführen. Da in den Mitgliedstaaten der EU ein gemeinsamer Zolltarif gilt, unterliegen die Waren grundsätzlich den gleichen Vorschriften, unabhängig vom Ursprungsland.
Lebensmittelverpackungen dürfen keine gesundheitsgefährdenden Stoffe oder Bestandteile an Lebensmittel abgeben. Ihre Herstellung muss nach den europäischen Guten Herstellungspraktiken (Good Manufacturing Practices) erfolgen. Außerdem dürfen Verpackungen den Verbraucher nicht irreführen.
Ursprungsangaben sind in Deutschland (mit Ausnahme bestimmter Lebensmittel) nicht verpflichtend. Hinweise wie „Made in EU“ sind somit freiwillig. Eine solche Kennzeichnung erfolgt in eigener Verantwortung des Herstellers.
Für den innergemeinschaftlichen Warenverkehr gibt es keine handelsrechtlichen Restriktionen. Über Verbote und Beschränkungen im Warenverkehr mit Drittländern informiert die Website des deutschen Zolls.
Fazit
Das verarbeitende Gewerbe sorgt in Deutschland für rund ein Viertel der Bruttowertschöpfung – nicht zufällig haben wir einleitend vom Industrieland Deutschland gesprochen. Besonders stark sind in der Bundesrepublik die Automobilindustrie, der Maschinenbau, die chemische Industrie und die Elektroindustrie mit vielen namhaften Hersteller, die international tätig sind und das Beste aus der deutschen Technik in die ganze Welt exportieren. Doch auch die deutschen Schlüsselindustrien Automobil- und Maschinenbau stehen durch das zeitliche Zusammentreffen von Ukraine-Krieg, Energiepreisschock und Umstellung auf erneuerbare Energien vor großen Anpassungsschwierigkeiten. Die zunehmende Digitalisierung stellt die deutsche Technikbranche vor eine weitere Herausforderung. Dennoch überwiegt insgesamt die Hoffnung, dass diese strukturellen Veränderungen gemeistert und neue Chancen auch im Ausland eröffnet werden.
Quellen
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Autor: Eurotext Redaktion
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