Die Industrie beschäftigt in Polen mehr als 30 Prozent aller Erwerbstätigen. Vor allem auf die Automobilindustrie entfällt ein hoher Anteil der gesamten Produktion. Doch auch andere Branchen sind in Polen stark, wie beispielsweise die Produktion von Lithium-Ionen-Batterien. Seit Anfang 2023 verzeichnet die polnische Industrie eine konjunkturelle Abkühlung, die dem Einbruch der Auslandsaufträge infolge des Krieges in der Ukraine geschuldet ist. Kurzfristig ist der Ausblick für die Industrie ungewiss, doch es gibt Faktoren, die für eine positive Weiterentwicklung auf langer Sicht sprechen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Daten und Fakten zum Industrieland Polen: Anteil an der Wirtschaftsleistung, wichtigste Branchen und Handelspartner

Das polnische Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt etwas mehr als 690 Mrd. US-Dollar, das BIP pro Kopf beträgt kaufkraftbereinigt rund 43.600 US-Dollar (vgl. Deutschland: 64.000 US-Dollar; Österreich: 66.800 US-Dollar). Gemessen am BIP ist die polnische Wirtschaft in etwa so stark wie die Schwedens (BIP: 591 Mrd. US-Dollar) und Norwegens (579 Mrd.). Dabei ist in den beiden skandinavischen Ländern das BIP pro Kopf viel höher als in Polen (Schweden: 66.000 US-Dollar; Norwegen: 78.000).

Noch bis Ende der 1980er Jahre spielte die Industrie in Polen eine führende Rolle. In den 1990er Jahren wurden viele große Industriebetriebe geschlossen, was dazu führte, dass die Industrieproduktion im Land rapide abnahm. Heute wird der Großteil des polnischen Bruttoinlandsprodukts im Dienstleitungssektor erwirtschaftet, doch die Industrie hat in Polen noch einen (verglichen mit anderen EU-Ländern) sehr hohen Anteil am nationalen BIP. So entfallen auf die Industrie inklusive Baugewerbe 29,8 Prozent, auf den Dienstleistungssektor inklusive Handel 56,8 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung. Rund 30,8 Prozent der Erwerbstätigen in Polen sind in der Industrie beschäftigt.

Als Industriestandort punktet Polen bei ausländischen Investoren mit seinen niedrigen Produktionskosten, mit dem hohen Angebot an Fachkräften sowie mit einem wachsenden Absatzmarkt von rund 40 Mio. potenziellen Verbraucherinnen und Verbrauchern. In der polnischen Industrie sind vor allem die Automobil- und die Elektrobranche stark. Aus Polen sind zum Beispiel die Hersteller elektrischer Fahrzeuge Solaris und Melex sowie die Landmaschinen- und Nutzfahrzeugenhersteller Pronar und Ursus international bekannt. Wielton, Feber und Zasław, ebenfalls bekannte Marken aus Polen, sind im Segment der Auflieger, Anhänger und Aufbauten für Lastkraftwagen tätig. Auch die polnische Niederlassung der deutschen Volkswagen ist branchenführend, mit einem Umsatz von fast 4 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2018. Der polnische Erdölverarbeiter Orlen Spółka Akcyjna betreibt Tankstellen in Polen, Deutschland, Tschechien und Litauen und ist mit einem Umsatz von 60 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2022 das größte Unternehmen in Ostmitteleuropa. Seit 2020 ist Orlen auch in der Medienbranche tätig. Zum Konzern gehört auch eine Niederlassung im benachbarten Tschechien. Ein weiterer Schwerpunkt der polnischen Industrie liegt im Bereich der Lithium-Ionen-Batterien. Allein auf Lithium-Ionen-Batterien entfallen 2,4 Prozent aller polnischen Exporte. Damit ist Polen der zweitgrößte Exporteur nach China.

Deutschland ist für Polen der mit Abstand wichtigste Handelspartner, sowohl im Hinblick auf die Importe (20,92 %) als auch auf die Exporte (27,77 %). Wichtige Exportländer und Absatzmärkte sind Tschechien (6,61 %), Frankreich (5,74 %), Großbritannien (4,81 %), die Niederlande (4,64 %), Italien (4,6 %), die Vereinigten Staaten (2,93 %), die Slowakei (2,91 %) und Schweden (2,68 %). Wichtige Importländer und Bezugsmärkte sind China (13,14 %), Italien (4,65 %), Russland (4,64 %), Tschechien (3,1 %) und Frankreich (3,01 %).

Aktuelle Wirtschaftslage: Inflation hat Zenit überschritten, Automobilindustrie trotz Konjunktur weiterhin zentral

Die Inflation hat im Februar 2023 mit 18,4 Prozent ihren Zenit erreicht, nach mehr als einem Jahr ununterbrochenen Anstiegs. Seither ist die Inflation kontinuierlich gesunken und lag im Juli 2023 bei etwa 10,8 Prozent. Bis 2025 wird mit einem weiteren Rückgang der Inflation auf 5 Prozent gerechnet. Verantwortlich für die Teuerung sind vor allem die weltweit hohen Energie- und Lebensmittelpreise sowie der Druck des polnischen Arbeitsmarktes.

In der Industrie ist seit Anfang 2023 eine konjunkturelle Abkühlung zu verzeichnen. Auch wenn sich der Industriesektor während der Energiekrise bewährt hat, dürfte der Aufschwung nach der Krise nun nicht mehr lange andauern. Kurzfristig wirken sich die aufgrund von Lagerbestandsabbau rückläufigen Auslandsaufträge negativ auf den Ausblick in der Industrie aus.

Dennoch ist die Automobilindustrie – als zweitwichtigste verarbeitende Industrie – nach wie vor zentral für die polnische Wirtschaft, sowohl in Bezug auf Produktion, Beschäftigung und Investitionen als auch auf die Exporte. Nach dem Beitritt Polens zur EU im Jahr 2004 stieg das Produktionsvolumen stark an. Die Pandemie führte jedoch zu einem drastischen Umsatz- und Produktionsrückgang. Ein erneuter Aufwärtstrend wurde im ersten Quartal 2023 mit einem Anstieg der Fahrzeugproduktion um 65 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnet.

Entwicklungen: Energiepolitik, Wärmepumpenmarkt, Infrastruktur

Die polnische Regierung will bis 2030 den Ausstoß von Treibhausgasen um 30 Prozent gegenüber 1990 senken und bis 2040 mindestens 23 Prozent der Energie aus erneuerbaren Energieträgern gewinnen. Die Energiepolitik Polens zielt auf Energiesouveränität ab, um die Unabhängigkeit von importierten fossilen Energieträgern aus Russland zu erreichen. Dazu sollen Energiekapazitäten aus eigenen Energieträgern ausgebaut und Instrumente zur Förderung der Eigenversorgung von Haushalten stärker subventioniert sowie wetterunabhängige erneuerbare Quellen entwickelt werden.

Auch in Polen, wie allgemein in der EU, wächst der Wärmepumpenmarkt rapide. Aufgrund der stark gestiegenen Gas- und Strompreise infolge des russischen Überfalls auf die Ukraine entschieden sich immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher für Wärmepumpen, da diese im Vergleich zu anderen Heizsystemen effizienter sind. Auch ausländische Hersteller sind auf diesen Trend aufmerksam geworden und gründen in Polen neue Produktionswerke.

Polen plant in den kommenden Jahren eine umfassende Modernisierung und Erweiterung seiner Infrastruktur. Mit dem Projekt Centralny Port Komunikacyjny (CPK) soll zwischen Warschau und Lodz ein Verkehrsknotenpunkt mit integrierter Luft-, Schienen- und Straßenanbindung geschaffen werden. Als Teil des Infrastrukturprojektes soll der Flughafen Radom, etwa 100 km südlich von Warschau, grundlegend modernisiert und ausgebaut werden.

Internationalisierung

Die Amtssprache Polens ist Polnisch. Die polnische Sprache zählt 48 bis 55 Mio. Sprecherinnen und Sprecher und ist somit die slawische Sprache mit der zweitgrößten Sprecheranzahl nach dem Russischen und vor dem Ukrainischen. Mehr über die slawischen Sprachen lesen Sie hier.

Viele Polinnen und Polen, vor allem der jüngeren Generation, sprechen neben ihrer Muttersprache auch sehr gut Englisch. Beim English Proficiency Index von Education First werden insgesamt 113 Länder weltweit, deren Amtssprache nicht Englisch ist, nach Kompetenz im Gebrauch der englischen Sprache bewertet. Polen kommt im Ranking von Education First auf Platz 13, Deutschland auf Platz 10.

Die Weltsprache Englisch schlägt somit Brücken für den Handel zwischen Polen und Deutschland. Doch wenn es darum geht, Waren und Dienstleistungen so zu präsentieren, dass sie das Zielpublikum auch wirklich ansprechen, dann führt kein Weg an der Übersetzung ins Polnische vorbei. Denn für eine erfolgreiche Internationalisierung müssen neben Dokumentation, Gebrauchsanweisungen etc. auch Werbetexte sprachlich adaptiert werden. Die Übersetzung soll in diesem Fall nicht nur informieren, sondern auch bewegen – und zum Kauf animieren. Dies lässt sich am besten durch eine freie, kreative Übersetzung erreichen, die auch etwaige kulturelle Unterschiede und landesspezifische Besonderheiten, wie etwa im Falle Polens die andere Währung, berücksichtigt – eine besonders sensible Aufgabe, die an spezialisierte Fachübersetzerinnen und Fachübersetzer anvertraut werden muss, die selbst die komplexesten Fachtexte sicher in die Zielsprache übertragen können.

Gesetzliche Rahmenbedingungen: Zollbestimmungen, Verpackungsvorschriften

Zwischen Deutschland und Polen besteht im Rahmen des EU-Binnenmarkts Zollfreiheit. Somit birgt Polen aus zollrechtlicher Sicht keine Fallstricke.

Für Verpackungen sind in Polen die einschlägigen EU-Richtlinien zu beachten. Konsumgüter, die zum Vertrieb im Einzelhandel bestimmt sind, sind mit folgenden Angaben in polnischer Sprache zu versehen: Produktbezeichnung, Name des Herstellers bzw. Importeurs, Sicherheitshinweise sowie ggf. ergänzende Angaben, wenn hierfür besondere Vorschriften gelten, wie z. B. bei Lebensmitteln, Elektrogeräten etc. Grundsätzlich muss bei Waren, die außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes hergestellt wurden, das jeweilige Herstellungsland angegeben werden.

Fazit

Polen ist ein Industrieland mit Tradition. Obwohl der Großteil des polnischen Bruttoinlandsprodukts heute im Dienstleitungssektor erwirtschaftet wird, ist das verarbeitende Gewerbe für die Wirtschaft des Landes nach wie vor wesentlich. Die Industrie beschäftigt in Polen mehr als 30 Prozent aller Erwerbstätigen. Vor allem auf die Automobilindustrie entfällt ein hoher Anteil der gesamten Produktion, doch auch andere Branchen sind in Polen stark, wie beispielsweise jene der Lithium-Ionen-Batterien. Polen ist die größte Volkswirtschaft Ostmitteleuropas und aus vielen Gründen ein attraktiver Industriestandort für heimische und ausländische Unternehmen. Aus deutscher Sicht ist das Nachbarland Polen ein naheliegendes Expansionsziel: Deutschland und Polen verbindet eine solide wirtschaftliche Partnerschaft und die beiden Länder sind füreinander ein wichtiger Bezugs- und Absatzmarkt. Seit Anfang 2023 verzeichnet die polnische Industrie eine konjunkturelle Abkühlung, die dem Einbruch der Auslandsaufträge infolge des Krieges in der Ukraine geschuldet ist. Kurzfristig ist der Ausblick für die Industrie ungewiss, doch es gibt Faktoren, die für eine positive Weiterentwicklung auf langer Sicht sprechen: Die Inflation soll bis 2025 langsam, aber kontinuierlich sinken und die Regierung investiert viel Geld in große Infrastrukturprojekte, um die Wettbewerbsfähigkeit Polens nachhaltig zu sichern.



Quellen

Weiterführende Links

English Proficiency Index von Education First

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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