Kroatien lebt hauptsächlich vom Tourismus. Dennoch hat das produzierende Gewerbe einen hohen Anteil an der gesamten Bruttowertschöpfung des Landes und beschäftigt rund 28 Prozent der Erwerbstätigen. Im Allgemeinen zeigte sich die kroatische Industrie nach der Coronazeit wieder sehr dynamisch, doch Preissteigerungen, Lieferkettenprobleme und die Unsicherheit aufgrund des Krieges in der Ukraine wirken sich weiterhin belastend aus. Hinzu kommt die hohe Inflation – zu der laut manchen Kritikern auch die Einführung des Euro beigetragen hat. Mehr dazu und darüber, was aktuell für die Industrie in Kroatien wichtig ist, gibt es hier zu lesen.

Daten und Fakten zum Industrieland Kroatien: Anteil an der Wirtschaftsleistung, wichtigste Branchen und Handelspartner

Das kroatische Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt etwas mehr als 68 Mrd. US-Dollar, das BIP pro Kopf beträgt kaufkraftbereinigt rund 32.800 US-Dollar (vgl. Deutschland: 64.000 US-Dollar; Österreich: 66.800 US-Dollar). Gemessen am BIP ist die kroatische Wirtschaft in etwa so stark wie die Serbiens (BIP: 70 Mrd. US-Dollar) und Litauens (70 Mrd.).

Die kroatische Industrie stützt sich vor allem auf Erdölraffinerien, Eisen- und Stahlwerke, Werften, Chemieunternehmen und Produktionsstätten für Nahrungsmittel, Maschinen, Zement und Beton, Metallwaren und Textilien. Der einst bedeutende Bergbau ist seit Jahren rückläufig. Im Kroatienkrieg wurde ein großer Teil der kroatischen Industrie zerstört oder beschädigt. Infolge des Krieges sank die kroatische Industrieproduktion 1991 um 42,5 Prozentpunkte.

Heute wird in Kroatien der Großteil des Bruttoinlandsprodukts im Dienstleitungssektor erwirtschaftet. Der Tourismus spielt dabei eine dominierende Rolle. Doch auch das verarbeitende Gewerbe hat einen hohen Anteil am nationalen BIP. So entfallen auf die Industrie inklusive Baugewerbe 19,5 Prozent, auf den Dienstleistungssektor inklusive Handel 61,3 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung. Rund 28,4 Prozent der Erwerbstätigen in Kroatien sind in der Industrie beschäftigt. Wichtige Industrieunternehmen sind beispielsweise der Öl- und Gaskonzern Industrija nafte (INA) (ca. 17.000 Beschäftigte), der Elektrotechnikkonzern Končar sowie die Nahrungsmittelkonzerne Agrokor (ca. 36.000 Beschäftigte), Podravka und Kraš. Im Jahr 2022 war Kraš der größte Süßigkeitenhersteller in Südosteuropa.

Aus Kroatien exportiert bzw. nach Kroatien importiert werden vor allem Erdöl und Erdölerzeugnisse (8,3 %), elektrische Maschinen und Geräte (7,41 %), Strom (6,19 %), Gas (5,86 %), medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse (4,61 %), Holz (4,15 %) sowie Metallwaren (4,05 %).

Das nahe Italien ist für Kroatien der mit Abstand wichtigste Handelspartner, sowohl im Hinblick auf die Exporte (12,18 %) als auch auf die Importe (13,78 %). Deutschland ist auch ein wichtiges Export- und Importland (Exporte: 11,09 %; Importe: 12,42 %). Weitere wichtige Export- und Importländer sind Slowenien (E: 11,5 %; I: 10,75 %), Ungarn (E: 11,26 %; I: 7,29 %), Bosnien und Herzegowina (E: 10,4 %; I: 3,45 %), Serbien (E: 6,27 %; I: 3,51 %), Österreich (E: 5,32 %; I: 5,19 %), Frankreich (E: 2,45 %), die Vereinigten Staaten (E: 2,33 %; I: 7,62 %) und Polen (E: 2,1 %; I: 3,45 %).

Aktuelle Wirtschaftslage: Reallöhne und Konsumentenvertrauen gesunken, Unsicherheit durch Ukrainekrieg, Tourismus

Die kroatische Wirtschaft erlebte 2021 einen kräftigen Aufschwung und wuchs um 10,2 Prozent, getrieben von Privatkonsum, Investitionen und Exporten. Dieser Trend setzte sich auch 2022 trotz Ukrainekrieg und Energiekrise fort.

Für 2023 wurde mit einem BIP-Plus von rund 6 Prozentpunkten gerechnet. Die Aussichten für 2024 sind jedoch deutlich verhaltener. Gründe dafür sind die anhaltende Inflation mit sinkenden Reallöhnen sowie das abnehmende Konsumenten- und Unternehmervertrauen.

Im Allgemeinen wird die Industrieproduktion weiterhin durch Preissteigerungen, Lieferkettenprobleme und die Unsicherheit aufgrund des Krieges in der Ukraine belastet. Die Baubranche entwickelte sich 2021 wieder sehr dynamisch und verzeichnete ein Plus von 22,8 Prozentpunkten. Das Bauvolumen stieg dabei auf 7,5 Mrd. Kuna bzw. rund 1 Mrd. Euro. Rund 71 Prozent der Bauleistungen entfielen auf Neubauten. Die Straßeninfrastruktur hatte mit knapp 40 Prozent den größten Anteil.

Der Tourismus ist mit einem Anteil von rund 20 Prozent am BIP der mit Abstand wichtigste Wirtschaftszweig Kroatiens. Im Jahr 2022 übernachteten 18,9 Mio. Touristinnen und Touristen in Kroatien. Das beliebteste Reiseziel war Istrien, gefolgt von Split und Primorje-Gorski Kotar. Bei den Herkunftsländern war Deutschland mit 24,9 Mio. Gästen am stärksten vertreten, gefolgt von Slowenien (10,1 Mio.), Österreich (8,4 Mio.) und Polen (6,7 Mio.).

Entwicklungen: Euroeinführung, Abhängigkeit von EU-Mitteln

Kroatien ist seit dem 1. Juli 2013 Vollmitglied der Europäischen Union. Mit 1. Januar 2023 hat Kroatien den Euro eingeführt und ist dem Schengen-Raum beigetreten.

Die Einführung des Euro bringt viele Vorteile für Kroatien. Die kroatische Wirtschaft ist zu 60 Prozent mit den Ländern der Eurozone verbunden. Nach Angaben der Kroatischen Nationalbank ergeben sich durch den Wegfall des Wechselkursrisikos und die Senkung der Transaktionskosten Einsparungen in Höhe von 160 Mio. Euro. Weitere Vorteile seien der Zugang zu günstigeren Refinanzierungsmitteln und damit zu niedrigeren Zinsen. Leider geht der Beitritt in Zeiten allgemein hoher Inflation mit der Befürchtung zusätzlicher Euro-bedingter Preissteigerungen einher. Mit doppelter Preisauszeichnung, einem Ethikkodex für Unternehmen, verstärkten Kontrollen und Sanktionen bei ungerechtfertigten Preiserhöhungen versucht die kroatische Regierung, dem entgegenzuwirken.

Kroatien ist stark auf EU-Mittel angewiesen. Diese finanzieren rund 80 Prozent der öffentlichen Investitionen in Kroatien. Das Land kann in den nächsten zehn Jahren mit rund 25 Mrd. Euro aus den verschiedenen EU-Förderinstrumenten rechnen. Davon stammen rund 12 Mrd. aus dem Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR). Weitere 9 Mrd. stammen aus dem Wiederaufbau- und Resilienzfonds. Hinzu kommen weitere Mittel aus verschiedenen Programmen, z. B. für weniger entwickelte Regionen oder für den Wiederaufbau nach Erdbeben.

Die Mittel aus dem MFR sollen unter anderem in den Klimaschutz, die Schaffung von Arbeitsplätzen und Chancengleichheit, die Entwicklung einer innovativen und smarten Wirtschaft sowie den Verkehrssektor fließen. Die Mittel aus dem Wiederaufbau- und Resilienzfonds sollen insbesondere zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit kroatischer Unternehmen, zur Förderung von Forschung und Entwicklung, Umweltschutz, Digitalisierung und Verkehrsanbindung eingesetzt werden.

Internationalisierung

Die Amtssprache Kroatiens ist Kroatisch. Die kroatische Sprache zählt ca. 7 Mio. Sprecherinnen und Sprecher, davon ca. 4 Mio. in Kroatien. Kroatisch ist eine südslawische Sprache und eine Standardvarietät der serbokroatischen Sprachen. Somit können sich beispielsweise kroatische und serbische Sprecherinnen und Sprecher nahezu problemlos in der jeweils eigenen Muttersprache miteinander verständigen. Die größten Unterschiede zwischen Kroatisch, Serbisch und Bosnisch betreffen neben der Schrift (Kroatisch verwendet die lateinische, Serbisch die kyrillische Schrift) den Wortschatz. Mehr dazu lesen Sie hier.

Viele Kroatinnen und Kroaten, vor allem der jüngeren Generation, sprechen neben ihrer Muttersprache auch sehr gut Englisch. Beim English Proficiency Index von Education First werden insgesamt 113 Länder weltweit, deren Amtssprache nicht Englisch ist, nach Kompetenz im Gebrauch der englischen Sprache bewertet. Kroatien kommt im Ranking von Education First auf Platz 11, Deutschland auf Platz 10.

Die Weltsprache Englisch schlägt somit Brücken für den Handel zwischen Kroatien und Deutschland. Doch wenn es darum geht, Waren und Dienstleistungen so zu präsentieren, dass sie das Zielpublikum auch wirklich ansprechen, dann führt kein Weg an der Übersetzung ins Kroatische vorbei. Denn für eine erfolgreiche Internationalisierung müssen neben Dokumentation, Gebrauchsanweisungen etc. auch Werbetexte sprachlich adaptiert werden. Die Übersetzung soll in diesem Fall nicht nur informieren, sondern auch bewegen – und zum Kauf animieren. Dies lässt sich am besten durch eine freie, kreative Übersetzung erreichen, die auch etwaige kulturelle Unterschiede und landesspezifische Besonderheiten berücksichtigt – eine besonders sensible Aufgabe, die an spezialisierte Fachübersetzerinnen und Fachübersetzer anvertraut werden muss, die selbst die komplexesten Fachtexte sicher in die Zielsprache übertragen können.

Gesetzliche Rahmenbedingungen: Zollbestimmungen, Verpackungsvorschriften, Ursprungsbezeichnung

Zwischen Deutschland und Kroatien besteht im Rahmen des EU-Binnenmarkts Zollfreiheit. Somit birgt Kroatien aus zollrechtlicher Sicht keine Fallstricke.

Für Verpackungen sind in Kroatien die einschlägigen EU-Richtlinien zu beachten. Nach dem Verbraucherschutzgesetz muss das Etikett zwingend die Mindestangaben in kroatischer Sprache enthalten, die für eine klare und unmissverständliche Information der Verbraucherinnen und Verbraucher erforderlich sind, sowie die zusätzlichen Angaben, die für bestimmte Produkte, wie z. B. Lebensmittel, Kosmetika, Textilien, Arzneimittel, vorgeschrieben sind. Die Angabe des Namens und der Anschrift des kroatischen Importeurs auf dem Etikett ist nicht erforderlich.

Die Angabe des Ursprungslandes auf dem Produkt ist nur dann erforderlich, wenn der Name und die Bezeichnung für die Konsumentinnen und Konsumenten irreführend sein könnten. Für Produkte mit EU-Ursprung ist die Bezeichnung „Made in EU“ zulässig.

Fazit

Obwohl Kroatien hauptsächlich vom Tourismus lebt, hat das produzierende Gewerbe einen hohen Anteil an der gesamten Bruttowertschöpfung des Landes und beschäftigt rund 28 Prozent der Erwerbstätigen. Die kroatische Wirtschaft ist eng mit ihren Handelspartnern verflochten. Neben Deutschland sind dies die EU-Nachbarländer Italien, Österreich, Slowenien und Serbien. Diese Länder sind für Kroatien wichtige Export- und Importländer u. a. für elektrische Maschinen und Geräte, medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse, Holz sowie Metallwaren und fossile Energieträger. Im Allgemeinen wird die Industrieproduktion in Kroatien weiterhin durch Preissteigerungen, Lieferkettenprobleme und die Unsicherheit aufgrund des Krieges in der Ukraine belastet. Vor allem die Baubranche zeigte sich nach der Pandemiezeit sehr dynamisch. Die Aussichten für 2024 sind aber aufgrund der Ungewissheit durch die globale Konjunktur und die hohe Inflation bescheiden. Auch die Einführung des Euro könnte die Preise weiter in die Höhe treiben, insgesamt aber soll laut der Kroatischen Nationalbank die neue Währung für Kroatien viele Vorteile bringen. Ob der Euro der kroatischen Wirtschaft tatsächlich mehr nutzen als schaden wird, bleibt zu sehen. Die Regierung bemüht sich inzwischen, das Land für Investoren attraktiver zu machen. Dazu sind Strukturreformen angekündigt, die Korruption bekämpfen und Bürokratie abbauen sollen. Ein (längst fälliger) Schritt in die richtige Richtung, denn Kroatien ist stark auf EU-Mittel angewiesen.



Quellen

Weiterführende Links

English Proficiency Index von Education First

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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