Frankreich ist ein starkes Industrieland – das zweitwichtigste in Europa nach Deutschland. Das verarbeitende Gewerbe beschäftigt in Frankreich 19,5 Prozent der Erwerbstätigen, dennoch trägt die Industrie nur noch zu 16,6 Prozent zur Bruttowertschöpfung des Landes. Die französische Regierung will deshalb eine Reindustrialisierung des Dienstleistungssektors vorantreiben – und setzt auf Großprojekte, die neue Arbeitsplätze schaffen und das Land zukunftsfit machen sollen. Mehr dazu lesen Sie in diesem Beitrag.

Daten und Fakten zum Industrieland Frankreich: Anteil an der Wirtschaftsleistung, wichtigste Branchen und Handelspartner

Frankreich ist ein starkes Industrieland – das zweitwichtigste in Europa nach Deutschland. Das französische Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug im Jahr 2022 rund 2.780 Mrd. Euro, das BIP pro Kopf 42.409 Euro (vgl. Deutschland: 46.150; Österreich: 45.043). Den größten Anteil an der Bruttowertschöpfung hat der Dienstleistungssektor mit 70,34 Prozent, das verarbeitende Gewerbe folgt mit 16,66 Prozent. Die französische Industrie beschäftigt 19,5 Prozent der Erwerbstätigen. Die Landwirtschaft trägt mit 1,64 Prozent zur Bruttowertschöpfung bei.

In der französischen Industrie sind die folgenden Branchen besonders stark vertreten: die Automobilindustrie, die Luftfahrt, die chemische Industrie sowie die Pharmazeutik und die Telekommunikation. Auch die Lebensmittelproduktion spielt eine wichtige Rolle – Frankreich gehört zu den weltweit größten Exporteuren von Getreide und Wein, insgesamt aber trägt die Landwirtschaft zu einem geringen Anteil am BIP bei. Zu den weltweit führenden Unternehmen gehören beispielsweise die Automobilhersteller Peugeot, Renault und Citroën, die Flugzeughersteller Airbus, Thales und Dassault, der Chemiekonzern Arkema, der Pharmakonzern Sanofi-Aventis, der Industriekonzern Saint-Gobain und das Telekommunikationsunternehmen Orange.

Der Außenhandel spielt für die französische Wirtschaft eine wichtige Rolle. Frankreich ist der fünftgrößte Exporteur von Waren und Dienstleistungen weltweit – andererseits ist Frankreich als ressourcenarmes Land von Importen abhängig, vor allem, was Rohstoffe und Mineralöl betrifft. Insgesamt importiert Frankreich deutlich mehr Waren, als es exportiert. Die Bilanz steht bei 817 Mrd. US-Dollar Importe und 617 Mrd. US-Dollar Exporte im Jahr 2022. Frankreich leidet somit unter einem Exportdefizit, welcher dem Faktum geschuldet ist, dass die sogenannten CAC40, die 40 gewichtigen französischen Großkonzerne, die an der Pariser Börse gehandelt werden, in ausländischen Märkten vor Ort produzieren.

Zu den wichtigsten Exportgütern im Jahr 2022 zählten neben Parfums, Kosmetika und Chemikalien (13,3 %) Nahrungsmittel (10,5 %), Luft- und Raumfahrzeuge (7,8 %), Maschinen (7,6 %), Kleidung (6,5 %), Pharmazeutika (6,4 %), Informatik- und Elektronikgeräte sowie Fahrzeuge (je 6,1 %). Wichtigste Importgüter waren ebenfalls Chemikalien, Parfums und Kosmetika (8,5 %) vor Informatik- und Elektrogeräten (7,4 %), Metallwaren (7,3 %), Maschinen und Landmaschinen sowie Nahrungsmitteln (je 7,2 %), Fahrzeugen (6,4 %) und Kleidung (6,3 %).

Deutschland ist Frankreichs wichtigster Handelspartner, sowohl in Bezug auf die Importe als auch auf die Exporte: 13,6 Prozent der Waren, die Frankreich aus dem Ausland bezieht, werden aus Deutschland geliefert; 14,2 Prozent der Waren, die Frankreich exportiert, werden nach Deutschland geliefert. Weitere wichtige Handelspartner sind China (Importe: 10,7 %; Exporte: 5 %), Italien (I: 7,8 %; E: 8,1 %), Belgien (I: 7,6 %; E: 7,7 %), Spanien (I: 7,1 %; E: 7,6 %), die Vereinigten Staaten (I: 5,7 %; E: 7,3 %), das Vereinigte Königreich (I: 3,6 %; E: 5,9 %), die Niederlande (I: 4,8 %; E: 4,1 %) und die Schweiz (I: 2,5 %; E: 3,6 %).

Aktuelle Wirtschaftslage: Konjunkturbelebungsmaßnahmen nach Covid, Großprojekte, Reindustrialisierung

Auf die Covid-Krise hat die französische Regierung schnell reagiert. Es wurden umfassende Maßnahmen zur Unterstützung der lokalen Wirtschaft beschlossen. Die während der Pandemiezeit verfolgte „koste es, was es wolle“-Politik wurde durch den NRRP, den National Recovery and Resilience Plan, sowie durch gezielte Hilfsmaßnahmen abgelöst. Der 100 Mrd. Euro schwere Paket ist Teil des Konjunkturbelebungspakten France Relance und wird zu 40 Prozent über die EU-RRF-Fonds finanziert. Im Rahmen des französischen NRRP sind auch länderübergreifende Projekte vorgesehen – insbesondere mit Deutschland, Spanien und Italien. Die Schwerpunkte: Wasserstoff, Elektronik, Cloud-Computing und Telekommunikation.

Im Oktober 2021 wurde der Investitionsplan France 2030 auf den Weg gebracht. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf insgesamt 54 Mrd. Euro (davon 30 Mrd. direkt für France 2030 und 20 Mrd. für das Innovationsprogramm PIA 4). Damit soll Frankreich möglichst zukunftsfit gemacht werden. Im Fokus steht die Förderung des ökologischen Wandels sowie die Stärkung der Automobil- und der Luftfahrtindustrie. Im ersten Jahr wurden bereits 8,4 Mrd. Euro in 1.752 Projekte investiert.

Der Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der gesamten Bruttowertschöpfung des Landes ist mit 16,6 Prozent doch vergleichsweise gering – vor allem, wenn man an Frankreichs lange industrielle Geschichte denkt. Deshalb will die Regierung unter Präsident Macron eine Reindustrialisierung des Dienstleistungssektors vorantreiben. In diesem Rahmen sollen auch Großprojekte in Sachen Infrastruktur umgesetzt werden, darunter Le Grand Paris, Europas größtes Stadterweiterungsprojekt, die Ski-WM 2023 in Courchevel-Méribel und die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris.

Entwicklungen: Energieversorgung, Umweltschutz, Innovation, Exportchancen

Frankreich wäre hinsichtlich der Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Energieversorgung in einer grundsätzlich komfortablen Lage. Denn: Erdgas trägt nur zu 16 Prozent zum französischen Energiemix bei, davon werden nur noch 7 Prozent aus Russland bezogen. Problematisch für die Energieversorgung sind vielmehr die wegen Corona verzögerten geplanten und ungeplanten Wartungsarbeiten an den Atomkraftwerken, wodurch der Stromexporteur Frankreich vorübergehend zum Importeur geworden ist. Der NRRP soll die negativen Auswirkungen auf französische Unternehmen, Arbeitsplätze und Kaufkraft abfedern und Frankreichs Abhängigkeit vom russischen Erdgas noch weiter verringern.

Im NRRP sind gemeinsame Initiativen vor allem im Bereich der transatlantischen Netze und der Zusammenarbeit in Klimafragen vorgesehen. Bei den erneuerbaren Energien setzt sich Frankreich ambitioniertere Ziele. Der Bruttoenergieverbrauch aus erneuerbaren Energieträgern soll weiter erhöht werden. Bis 2030 will Frankreich seinen Energieverbrauch zu einem Drittel mit erneuerbaren Energien decken. Dennoch wird die Atomenergie mit 40 Prozent weiterhin den größten Anteil am französischen Energiemix haben.

Frankreich ist im Weltinnovationsindex von 2021 auf 2022 um eine Position auf Platz 11 hinter China zurückgefallen (vgl. Deutschland: Platz 8; Österreich: Platz 17). Der Weltinnovationsindex wird jährlich von der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO), dem Europäischen Institut für Betriebswirtschaft (Insead) und der amerikanischen Cornell University erstellt.

Beim Export von Maschinen und Fahrzeugen, die auch Deutschlands wichtigstes Exportgut sind, zeigte sich im vergangenen Jahr wieder ein positiver Trend (+8,6 % auf 2,6 Mrd. Euro). Besonders gut schnitten dabei Spezialmaschinen (+8,9 % auf 719 Mio. Euro) und Elektrogeräte (+5,8 % auf 568 Mio. Euro) ab. Bei den Importen zeigte sich aus französischer Sicht ebenfalls eine positive Entwicklung. Die Importe nach Frankreich stiegen um 12,5 Prozent auf 5,1 Mrd. Euro. Dabei wurden Maschinen und Fahrzeuge mit stabilen 1,6 Mrd. Euro am meisten importiert, gefolgt von Chemikalien mit 1,4 Mrd. Euro (+17,7 %) und bearbeiteten Waren mit 1 Mrd. Euro (+29,8 %). Daraus ergeben sich in Frankreich für deutsche Hersteller große Exportchancen.

Internationalisierung

An der Übersetzung etwa von technischer Dokumentation, zulassungsrelevanten Unterlagen und Marketingtexten kommen deutsche Automobil- und Maschinenhersteller, die nach Frankreich expandieren wollen, nicht vorbei – auch deshalb nicht, weil sie Pflicht ist. Denn: Gemäß Maschinenrichtlinie müssen „alle schriftlichen oder verbalen Informationen und Warnhinweise [an der Maschine] in der bzw. den Amtssprachen der Gemeinschaft abgefasst sein, die gemäß dem Vertrag von dem Mitgliedstaat, in dem die Maschinen in den Verkehr gebracht und/oder in Betrieb genommen wird, bestimmt werden kann bzw. können“. Darüber hinaus sollen gemäß Maschinenrichtlinie die „für die Bedienung einer Maschine erforderlichen Informationen eindeutig und leicht verständlich sein“. Es sei zudem darauf zu achten, „dass das Bedienungspersonal nicht mit Informationen überlastet wird“.

Die Maschinenrichtlinie stellt somit klare Anforderungen an die technische Dokumentation – und folglich an deren fremdsprachliche Übersetzung. Wichtig ist, dass die Übersetzung von Handbüchern, Gebrauchsanweisungen, Konformitätsbescheinigungen usw. fachlich korrekt und leicht verständlich ist. Da es sich hierbei um eine besonders sensible Aufgabe handelt, von der die Sicherheit der Maschinenbedienenden abhängt, ist es geraten, dass sich Unternehmen an spezialisierte Fachübersetzer:innen wenden, die selbst die komplexesten Fachtexte sicher in die Zielsprache übertragen können.

Doch die Übersetzung betrifft nicht nur das Bedienungspersonal von Maschinen und Geräten. Neben Handbüchern, Dokumentation, Zertifizierungen usw. müssen im Hinblick auf eine erfolgreiche Internationalisierung auch Werbetexte adaptiert werden, die das Zielpublikum, das heißt die Kundschaft, direkt ansprechen. Die Übersetzung soll in diesem Fall nicht nur informieren, sondern auch bewegen – und zum Kauf animieren. Dieses Ziel lässt sich am besten durch eine freie, kreative Übersetzung erreichen, die auch etwaige kulturelle Unterschiede und Besonderheiten berücksichtigt.

Gesetzliche Rahmenbedingungen: Import- und Zollbestimmungen, Verpackungsvorschriften, Ursprungsbezeichnung, Restriktionen

Für den bilateralen Warenverkehr zwischen den Ländern der Europäischen Union und Frankreich gibt es im Rahmen des Zoll- und Außenhandelsregime der EU keine Importbestimmungen und keine Zollschranken (einheitlicher Wirtschaftsraum der EU). Quantitative Beschränkungen gibt es beim Import aus Drittländern nur für solche Waren, für welche die EU ein Kontingent festgelegt hat. Importlizenzen gibt es nur für bestimmte Waren, beispielsweise für bestimmte Landwirtschaftsprodukte, Erdölderivate, Militärgüter und Dual-Use-Güter. Für den Handel mit Drittländern gelten die Zoll- und Außenhandelsregelungen der EU. Die französischen Überseegebiete, die keine Gebiete in äußerster Randlage (GÄR), sondern Überseeische Länder und Hoheitsgebiete (ÜLG) bzw. Collectivités d’Outre-mer (COM) sind, werden zoll- und steuerrechtlich wie Drittländer behandelt.

Die Kennzeichnung von Verpackungen für den französischen Markt unterliegt dem Gesetz über die Verwendung der französischen Sprache („Loi Toubon”). Dies gilt nicht nur für die eigentliche Produktverpackung, sondern auch für die Außenverpackung sowie für die dem Produkt beiliegenden Gebrauchsanweisungen. Darüber hinaus dürfen auf der Verpackung keine Angaben gemacht werden, die mit dem Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb unvereinbar sind, das heißt keine unrichtigen oder irreführenden Angaben über Herstellungsland, Herstellungsweise, Zusammensetzung, Wirkung, Preis usw.

Für den innergemeinschaftlichen Warenverkehr gibt es keine handelsrechtlichen Restriktionen. Über Verbote und Restriktionen im Warenverkehr mit Drittländern informiert die Website des französischen Innenministeriums.

Fazit

Frankreich ist ein starkes Industrieland – das zweitwichtigste in Europa nach Deutschland. Das verarbeitende Gewerbe beschäftigt in Frankreich 19,5 Prozent der Erwerbstätigen, dennoch trägt die Industrie nur noch zu 16,6 Prozent zur Bruttowertschöpfung des Landes. Die französische Regierung will deshalb eine Reindustrialisierung des Dienstleistungssektors vorantreiben – und setzt auf Großprojekte, die neue Arbeitsplätze schaffen und das Land zukunftsfit machen sollen. Die französische Industrie hat vieles mit der deutschen gemeinsam, doch es gibt auch Unterschiede. Auch für die französische Industrie ist die Automobilbranche zentral, französische Großkonzerne neigen allerdings dazu, ausländische Märkte vor Ort zu bearbeiten – und im Ausland zu produzieren. Deshalb importiert auch Frankreich weitaus mehr, als es exportiert. So ergeben sich in Frankreich für deutsche Hersteller große Exportchancen.



Quellen

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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