In Österreich sind rund 67.000 Betriebe und 1 Mio. Beschäftigte in der Industrie tätig. Hier sorgt das verarbeitende Gewerbe für mehr als ein Viertel der Bruttowertschöpfung. Deutschland und Österreich als Wirtschaftspartner verbinden neben der deutschen Sprache auch der gemeinsame Schwerpunkt auf der Maschinen- und Fahrzeugherstellung sowie die mittelständisch geprägte Wirtschaftsstruktur. Schließlich stehen die deutsche und die österreichische Industrie vor den gleichen Herausforderungen – durch die aktuelle Wirtschaftslage und die neuen Technologien. Mehr dazu lesen Sie in diesem Beitrag.

Daten und Fakten zum Industrieland Österreich: Anteil an der Wirtschaftsleistung, wichtigste Branchen, Handelspartner und Waren

Österreich ist ein modernes Industrieland. Das österreichische Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug im Jahr 2022 rund 447,7 Mrd. Euro, das österreichische BIP pro Kopf rund 45.000 Euro (vgl. Deutschland: 46.150; Frankreich: 42.409). Der sogenannte produzierende Bereich wird von der Statistik Austria häufig auch als „Produktion und Bauwesen“ definiert. Dazu zählen die Sachgütererzeugung, der Bergbau, die Energie- und Wasserversorgung sowie das Baugewerbe. In Österreich sind in diesem Wirtschaftsbereich insgesamt rund 67.000 Betriebe und 1 Mio. Beschäftigte tätig. Rund 29,2 Prozent der österreichischen Bruttowertschöpfung wurden im Jahr 2022 in der Industrie erwirtschaftet.

Österreichs Wirtschaftsstruktur ist überwiegend klein- und mittelständisch geprägt. Die wichtigsten Industriezweige in Österreich sind die Nahrungs- und Genussmittelindustrie, der Maschinen- und Stahlbau, die chemische Industrie, die Fahrzeugindustrie, die Elektro- und Elektronikindustrie sowie die Holz- und Papierindustrie. Auf diese Branchen entfällt auch ein Großteil der österreichischen Warenexporte. Regionale Branchenschwerpunkte gibt es etwa in Oberösterreich (Eisen- und Stahlindustrie, chemische Industrie, Maschinenbau), Salzburg (Elektroindustrie, Holz- und Papierindustrie), Vorarlberg (Textilindustrie), Kärnten (Holz- und Papierindustrie), der Steiermark (Kfz-Industrie, Eisen- und Stahlindustrie, verarbeitendes Gewerbe) und Tirol (Glas- und Holzverarbeitung).

Der Außenhandel spielt für die österreichische Wirtschaft eine wichtige Rolle. Insgesamt importiert Österreich mehr Waren, als es exportiert. Die Bilanz steht bei 213,7 Mrd. Euro Importe und 194,1 Mrd. Euro Exporte im Jahr 2022. Deutschland ist Österreichs wichtigstes Import- und Exportland. Im Jahr 2022 importierte Österreich Waren im Wert von 68,8 Mrd. Euro aus Deutschland; nach Deutschland exportierte Österreich im gleichen Jahr Waren im Wert von 58 Mrd. Euro. Weitere wichtige Handelspartner Österreichs sind China (I: 17,2 Mrd. Euro), Italien (I: 13,1 Mrd. Euro; E: 13,2 Mrd. Euro) und die USA (E: 12,9 Mrd. Euro). Maschinen und Fahrzeuge sind Österreichs wichtigstes Import- und Exportgut (I: 65,7 Mrd. Euro; E: 69 Mrd. Euro). Weitere wichtige Import- und Exportgüter Österreichs sind bearbeitete Waren (I: 34,8 Mrd. Euro; E: 42,9 Mrd. Euro) und chemische Erzeugnisse (I: 29,6 Mrd. Euro; E: 29,1 Mrd. Euro).

Aktuelle Wirtschaftslage: Hochkonjunktur nach Covid, Dienstleistungssektor weiterhin treibend, Haushaltskonsum durch Teuerung gedämpft

Die österreichische Wirtschaft hat sich – mit Ausnahme des Lockdowns im Frühjahr 2021 – schneller erholt als zunächst erwartet. Nicht nur die Baubranche, sondern auch die Industrieproduktion legte im Jahr 2022 kräftig zu. Zur Konjunkturbelebung trugen auch die milliardenschweren Staatshilfen bei, die sogar für einen Rückgang der Unternehmensinsolvenzen sorgten. Nach Angaben der OECD wurden vom Staat insgesamt 57 Mrd. Euro (15,2 % des BIP) direkte Hilfszahlungen geleistet (vgl. OSZE-Durchschnitt 2021: 11,7 % des BIP). Ein Großteil der Konjunkturpakete wurde bis Mitte 2022 verlängert.

Nach dem kräftigen Aufschwung im ersten Halbjahr 2022 verlor die österreichische Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte jedoch deutlich an Dynamik. Vor allem der Dienstleistungssektor – etwa das Gastgewerbe, der Handel oder das Transportwesen –, welcher im Jahr davor noch stark von der Pandemie betroffen war, trug im Jahr 2022 zum Jahreswachstum von 5,0 Prozent bei. Das erste Halbjahr 2022 war mit realen Wachstumsraten von 9,4 Prozent im ersten und 6,4 Prozent im zweiten Quartal noch stark geprägt von der Aufholphase; ab dem dritten Quartal nahm die Wirtschaftsdynamik ab und es wurden nur noch Wachstumsraten von 2,1 Prozent im dritten und 2,6 Prozent im vierten Quartal erreicht. Die im zweiten Halbjahr 2022 begonnene Konjunkturabkühlung setzte sich im ersten Quartal 2023 fort: Die österreichische Wirtschaft wuchs zwar um 1,9 Prozent, das BIP blieb jedoch gegenüber dem Vorquartal stabil. Dabei flachte die Wachstumsdynamik in fast allen Wirtschaftsbereichen ab. Die Industrie konnte mit einem realen Wachstum von +0,9 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2022 kaum noch zulegen. Für die kommenden Monate wird mit einer Fortsetzung dieser schwachen Wirtschaftsentwicklung gerechnet.

Die weiterhin hohe Teuerung, insbesondere bei Haushaltsenergie, Restaurantbesuchen und Dienstleistungen, dürfte die Kaufkraft schmälern und damit den Haushaltskonsum dämpfen. Ab der zweiten Jahreshälfte 2023 wird allerdings mit einer spürbaren Entlastung beim Inflationsdruck gerechnet.

Entwicklungen in der österreichischen Produktion: Neue Möglichkeiten durch Automatisierung, KI, Industrie 4.0

Logistiklösungen wie beispielsweise die Automatisierung und Steuerung der Intralogistik oder der digitale Austausch von Auftragsdaten mit Lieferanten und Kunden sind bereits heute weitgehend verbreitet. Systeme für das Management von Produktlebenszyklen sowie Virtual Reality und Simulation werden dagegen derzeit vor allem von Großunternehmen und seltener von kleinen und mittelständischen Betrieben eingesetzt. In Österreichs kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) werden einer Studie des Austrian Institute of Technology zufolge vor allem mobile und drahtlose Geräte zur Anlagenprogrammierung und -bedienung sowie digitale Lösungen zur Bereitstellung von Arbeitsanweisungen verwendet.

Die Studie zeigt auch: Drei Prozent der österreichischen produzierenden Unternehmen nutzen inzwischen KI. Beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Produktion liege der Schwerpunkt auf der Bewältigung konkreter Anwendungsprobleme des menschlichen Denkens. Die Lernfähigkeit von KI-Systemen sei hierfür zentral. Die größten Potenziale für KI bestehen der Studie zufolge in Hightech-Branchen wie der Elektronik oder dem Maschinenbau, in denen vor allem Produkte mit höherer Komplexität hergestellt werden. In diesen Branchen planen rund 20 Prozent der Unternehmen, in nächster Zeit KI in der Produktion einzusetzen.

Industrie 4.0 wird oft als Ausgangspunkt für neue produktbegleitende Dienstleistungen und Geschäftsmodelle angesehen. Denn: Industrie 4.0 bietet Unternehmen die Möglichkeit, anhand zahlreicher neuer Daten ein besseres Verständnis über das Betriebsverhalten ihrer Maschinen zu erlangen. Dadurch lassen sich etwa erbrachte Leistungen genauer abrechnen oder neue Leistungen anbieten, wie beispielsweise digitale Fernwartung, datenbasierte Dienste oder ganz neue Geschäftsmodelle.

Internationalisierung

Die österreichische Industrie ist stark vom Außenhandel abhängig. Beim bilateralen Warenverkehr mit Deutschland besteht zwar keine Sprachbarriere, doch an der Übersetzung etwa von technischer Dokumentation, zulassungsrelevanten Unterlagen und Marketingtexten für Zielländer außerhalb des DACH-Raums kommen österreichische Maschinenhersteller nicht vorbei. Denn: Gemäß Maschinenrichtlinie müssen „alle schriftlichen oder verbalen Informationen und Warnhinweise [an der Maschine] in der bzw. den Amtssprachen der Gemeinschaft abgefasst sein, die gemäß dem Vertrag von dem Mitgliedstaat, in dem die Maschinen in den Verkehr gebracht und/oder in Betrieb genommen wird, bestimmt werden kann bzw. können“. Darüber hinaus sollen gemäß Maschinenrichtlinie die „für die Bedienung einer Maschine erforderlichen Informationen eindeutig und leicht verständlich sein“. Es sei zudem darauf zu achten, „dass das Bedienungspersonal nicht mit Informationen überlastet wird“.

Die Maschinenrichtlinie stellt somit klare Anforderungen an die technische Dokumentation – und folglich an deren fremdsprachliche Übersetzung. Wichtig ist, dass die Übersetzung von Handbüchern, Gebrauchsanweisungen, Konformitätsbescheinigungen usw. fachlich korrekt und leicht verständlich ist. Da es sich hierbei um eine besonders sensible Aufgabe handelt, von der die Sicherheit der Maschinenbedienenden abhängt, ist es geraten, dass sich Unternehmen an spezialisierte Fachübersetzer:innen wenden, die selbst die komplexesten Fachtexte sicher in die Zielsprache übertragen können.

Doch die Übersetzung betrifft nicht nur das Bedienungspersonal von Maschinen und Geräten. Neben Handbüchern, Dokumentation, Zertifizierungen usw. müssen im Hinblick auf eine erfolgreiche Internationalisierung auch Werbetexte adaptiert werden, die das Zielpublikum, das heißt die Kundschaft, direkt ansprechen. Die Übersetzung soll in diesem Fall nicht nur informieren, sondern auch bewegen – und zum Kauf animieren. Dieses Ziel lässt sich am besten durch eine freie, kreative Übersetzung erreichen, die auch etwaige kulturelle Unterschiede und Besonderheiten berücksichtigt.

Gesetzliche Rahmenbedingungen: Import- und Zollbestimmungen, Verpackungsvorschriften, Rechtliches

Für den bilateralen Warenverkehr zwischen den Ländern der Europäischen Union und Österreich gibt es im Rahmen des Zoll- und Außenhandelsregime der EU keine Importbestimmungen und keine Zollschranken (einheitlicher Wirtschaftsraum der EU). Sonderregelungen gibt es allerdings etwa für den innergemeinschaftlichen Handel mit Waren, die in Österreich der Verbrauchsteuer unterliegen, oder für die innergemeinschaftliche Verbringung von Abfällen.

Importbestimmungen müssen EU-Unternehmen somit nur dann beachten, wenn sie Waren aus Drittländern nach Österreich und damit in die EU einführen. Da in den Mitgliedstaaten der EU ein gemeinsamer Zolltarif gilt, unterliegen die Waren grundsätzlich den gleichen Vorschriften, unabhängig vom Ursprungsland. Weiterführende zollrechtliche Informationen sowie Informationen zur Verpackungsverordnung 2014 finden Sie auf der Website der Wirtschaftskammer Österreich.

Fazit

In Österreich sind rund 67.000 Betriebe und 1 Mio. Beschäftigte in der Industrie tätig. Hier sorgt das verarbeitende Gewerbe für mehr als ein Viertel der Bruttowertschöpfung. Die österreichische Wirtschaftsstruktur ist mittelständisch geprägt und stark vom Außenhandel abhängig – vor allem mit den wichtigsten Handelspartnern Deutschland und Italien. Der Schwerpunkt auf der Maschinen- und Fahrzeugherstellung ist neben der deutschen Sprache eine weitere Gemeinsamkeit zwischen Österreich und Deutschland. Beide Länder stehen derzeit vor den gleichen Herausforderungen – bedingt durch die sich seit Ende 2022 fortsetzenden schleppenden Wirtschaftsentwicklung und die zunehmende Digitalisierung. Doch KI-Systeme bieten Österreichs Großkonzernen und KMUs auch einen konkreten Weg aus der stagnierenden Wirtschaftslage – durch eine effizientere Logistik und optimierte Produktionsprozesse.



Quellen

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

Wir erklären, wie Internationalisierung funktioniert, geben Tipps zu Übersetzungsprojekten und erläutern Technologien und Prozesse. Außerdem berichten wir über aktuelle E-Commerce-Entwicklungen und befassen uns mit Themen rund um Sprache.

 

Bitte beachten Sie: Auch wenn wir in unseren Beiträgen gelegentlich Rechtsthemen ansprechen, stellen diese keine Rechtsberatung dar und können eine solche auch nicht ersetzen. Wenn Sie konkrete Fragen haben, lassen Sie sich bitte von einem Anwalt beraten.