Finnlands wichtigste Rohstoffquelle ist der Wald. Das ist auch heute noch so. Trotz eines Anteils von immer noch rund 12 Prozent an der gesamten Industrieproduktion hat die finnische Holzindustrie – traditionell der wichtigste Industriezweig Finnlands – in den letzten Jahren gegenüber der Metall- und Elektronikindustrie jedoch an Bedeutung verloren. Im Fokus visionärer Unternehmensgründer und der Politik stehen heute vielmehr künstliche Intelligenz, Quantencomputing und innovative Recyclingtechnologien. Was sich im Industrieland Finnland geändert hat und warum sich für deutsche Unternehmen aus den Bereichen Nachhaltigkeit und Innovation gute Geschäftschancen bieten, lesen Sie hier.

Daten und Fakten zum Industrieland Finnland: Anteil an der Wirtschaftsleistung, wichtigste Branchen und Handelspartner

Das finnische Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt knapp 300 Mrd. US-Dollar, das BIP pro Kopf beträgt kaufkraftbereinigt rund 53.600 US-Dollar (vgl. Deutschland: 64.000 US-Dollar; Österreich: 66.800 US-Dollar). Gemessen am BIP ist die finnische Wirtschaft in etwa so stark wie die Tschechiens.

Das verarbeitende Gewerbe hat in Finnland einen hohen Anteil am nationalen BIP. So entfallen auf die Industrie inklusive Baugewerbe 25,1 Prozent, auf den Dienstleistungssektor inklusive Handel 59,5 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung. Rund 21 Prozent der Erwerbstätigen in Finnland sind in der Industrie beschäftigt.

Finnlands wichtigste Rohstoffquelle ist der Wald. Noch in den 1970er Jahren entfiel mehr als die Hälfte der finnischen Exporte auf die Papier- und Holzindustrie. Heute hat sie mit einem jährlichen Gesamtvolumen von über 75 Millionen Kubikmetern Rohholz noch einen Anteil von etwa 12 Prozent an der finnischen Industrieproduktion. Die Unternehmen Stora Enso (zweitgrößter Forstkonzern und älteste Aktiengesellschaft der Welt), UPM-Kymmene und Metsä Board haben in den letzten Jahren verstärkt auch im Ausland investiert und zählen zu den Weltmarktführern in der Papierindustrie.

In den letzten Jahren hat die Papierindustrie jedoch an Bedeutung gegenüber der Metall- und vor allem der Elektronikindustrie verloren. Auf sie entfallen heute jeweils rund 20 Prozent der Produktion. Der Telekommunikationskonzern Nokia hat daran einen bedeutenden Anteil. Der Werkzeughersteller Fiskars, der Aufzughersteller Kone sowie die Fahrzeughersteller Valmet und Sisu Auto sind weitere bedeutende finnische Unternehmen.

Deutschland ist sowohl bei den Exporten als auch bei den Importen (jeweils 13,48 %) der wichtigste Handelspartner Finnlands. Auch die nahen Länder Schweden (11,31 %), Norwegen (7,71 %) und Estland (3,46 %) sind wichtige Handelspartner. Weitere wichtige Export- und Importländer sind China (9,02 %), die Vereinigten Staaten (5,38 %), die Niederlande (4,72 %), Polen (3,38 %) und Italien (2,98 %). Im grenzüberschreitenden Handel mit diesen Ländern importierte bzw. exportierte Finnland 2023 Waren im Wert von rund 82,3 Mrd. US-Dollar. Damit weist Finnland eine leicht positive Handelsbilanz auf.

Aktuelle Wirtschaftslage: Einzelhandel orientiert sich mehr am Umweltschutz, Privatkonsum zieht wieder an, Markt dürfte stabil bleiben

Das Konsumverhalten der Finninnen und Finnen wird durch den Krieg in der Ukraine, Probleme in der Lieferkette, Inflation, steigende Zinsen und die jüngste Bankenkrise beeinflusst. Das Umweltbewusstsein und die Sorge um den Klimawandel sind bei wohlhabenden Verbraucherinnen und Verbrauchern hoch. Dies hat zur Folge, dass die Einzelhändler sich mehr für die Umwelt interessieren: Sie verzichten auf Plastikverpackungen, kaufen langfristig Strom aus erneuerbaren Energiequellen ein, liefern mit Fahrrädern oder Elektrofahrzeugen aus und starten Kampagnen gegen Lebensmittelverschwendung.

Der private Konsum ist 2023 um einen Prozentpunkt zurückgegangen, dürfte aber 2024 mit 0,5 Prozent wieder leicht positiv ausfallen. Der Markt dürfte stabil bleiben, gestützt durch hohe Beschäftigung und Lohnerhöhungen.

Entwicklungen: Rückgang beim Neubau, Inflation wirkt sich auf Holzindustrie aus, Stromerzeugung wird zunehmend emissionsfrei, Innovation soll verstärkt gefördert werden

Der Wohnungsbau war in den letzten zehn Jahren für die finnische Wirtschaft von großer Bedeutung. Die Finanzkrise und der damit verbundene Rückgang der Bautätigkeit haben den Sektor jedoch stark getroffen. Dieser Trend wird noch bis 2024 anhalten. Erst ab 2025 wird wieder mit einem Wachstum im Bausektor gerechnet.

Im vergangenen Jahr ist die Nachfrage nach Papier, Pappe und Zellstoff stark zurückgegangen. Inflation, Zinserhöhungen, hohe Lagerbestände und allgemeine Unsicherheit wirken sich unweigerlich auf die Holzindustrie aus. Der Anteil der finnischen Forst- und Holzwirtschaft an den Warenexporten des Landes belief sich im Jahr 2023 auf 15,9 Prozent und lag damit um 6,9 Prozent niedriger als im Vorjahr.

Finnland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2035 CO2-neutral zu werden. Dazu sollen die Treibhausgasemissionen um 60 Prozent reduziert werden. Bereits 2022 war die Stromerzeugung in Finnland zu fast 90 Prozent emissionsfrei. Bei der Stromerzeugung setzt Finnland heute zu 54 Prozent auf erneuerbare Energiequellen – vor allem auf Kernenergie, Wasserkraft und Holzbrennstoffe, aber zunehmend auch auf Windenergie. Im Juni 2023 veröffentlichte Finnland seine Wasserstoffstrategie. Ziel ist es, wasserstoffbasierte Technologien und Dienstleistungen zu fördern.

Früher dominierten Unternehmen wie Nokia die finnische Technologieszene. Heute ist der Fokus auf Bereiche wie künstliche Intelligenz, Quantencomputing und innovative Recyclingtechnologien gerichtet. Mit direkten Zuschüssen und Steuererleichterungen will Finnland demnächst verstärkt Start-ups fördern. Zudem sollen die Bruttoinlandsausgaben für Forschung und Entwicklung von derzeit rund drei Prozent bis 2030 auf vier Prozent erhöht werden.

Internationalisierung

Den Status einer Amtssprache teilen sich in Finnland Finnisch (als Sprache der Bevölkerungsmehrheit) und Schwedisch (als Sprache der finnlandschwedischen Minderheit). Rund 88,7 Prozent der Finninnen und Finnen sprechen Finnisch als Muttersprache, 5,3 Prozent Schwedisch – vor allem in den südlichen Küstenregionen und in Österbotten sowie in der Provinz Åland.

Im Rahmen der finnischen Sprachenpolitik gelten alle finnischen Gemeinden als finnischsprachig, schwedischsprachig oder zweisprachig. Als zweisprachig gilt eine Gemeinde, wenn der Anteil der schwedischen Minderheit an der Bevölkerung mindestens acht Prozent oder mindestens 3.000 Personen beträgt. Auch im benachbarten Schweden wird Finnisch von vielen Menschen als Muttersprache gesprochen. Dort ist Finnisch als Minderheitensprache anerkannt. Mehr über die skandinavischen Sprachen erfahren Sie hier.

Viele Finninnen und Finnen sprechen neben ihrer Muttersprache auch gut Englisch. Der English Proficiency Index von Education First bewertet insgesamt 113 Länder weltweit, deren Amtssprache nicht Englisch ist, nach ihrer Kompetenz im Gebrauch der englischen Sprache. Finnland liegt im Ranking von Education First auf Platz 14, Deutschland auf Platz 10.

Die Weltsprache Englisch schlägt somit Brücken für den Handel zwischen Finnland und Deutschland. An der Übersetzung etwa von technischer Dokumentation, zulassungsrelevanten Unterlagen und Marketingtexten kommen etwa deutsche Maschinenhersteller, die nach Finnland expandieren wollen, jedoch nicht vorbei – auch deshalb nicht, weil sie Pflicht ist. Die Maschinenrichtlinie stellt nämlich genaue Anforderungen an die technische Dokumentation – und folglich an deren fremdsprachliche Übersetzung. Wichtig ist, dass die Übersetzung von Handbüchern, Gebrauchsanweisungen, Konformitätsbescheinigungen usw. fachlich korrekt und leicht verständlich ist. Da es sich hierbei um eine besonders sensible Aufgabe handelt, von der die Sicherheit der Maschinenbedienenden abhängt, ist es geraten, dass sich Unternehmen an spezialisierte Fachübersetzerinnen und Fachübersetzer wenden, die selbst die komplexesten Fachtexte sicher in die Zielsprache übertragen können.

Doch die Übersetzung betrifft nicht nur das Bedienungspersonal von Maschinen und Geräten. Neben Handbüchern, Dokumentation, Zertifizierungen usw. müssen im Hinblick auf eine erfolgreiche Internationalisierung auch Werbetexte adaptiert werden, die das Zielpublikum, das heißt die Kundschaft, direkt ansprechen. Die Übersetzung soll in diesem Fall nicht nur informieren, sondern auch bewegen – und zum Kauf animieren. Dieses Ziel lässt sich am besten durch eine freie, kreative Übersetzung erreichen, die auch etwaige kulturelle Unterschiede und Besonderheiten berücksichtigt.

Gesetzliche Rahmenbedingungen: Zollbestimmungen, Verpackungsvorschriften, Kennzeichnung

Zwischen Deutschland und Finnland besteht im Rahmen des EU-Binnenmarkts Zollfreiheit. Somit birgt Finnland aus zollrechtlicher Sicht keine Fallstricke.

Für die Verpackung von Waren gilt in Finnland neben den entsprechenden EU-Richtlinien eine nationale Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle, die zusätzliche Kriterien für Verkaufs-, Sammel- und Transportverpackungen festlegt. So dürfen Lebens- und Futtermittelverpackungen nur aus neuen, ungebrauchten Materialien bestehen.

Eine zollrechtliche Ursprungskennzeichnung ist im Warenverkehr zwischen Deutschland und Finnland nicht erforderlich. Eine Ausnahme besteht für die Angabe des Herkunftslandes von Lebensmitteln. Für einige andere Produkte, wie z. B. chemische Erzeugnisse, gelten besondere Kennzeichnungsvorschriften. Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden Sie in englischer Sprache auf der Internetseite der finnischen Zollbehörde.

Fazit

Obwohl der Großteil der finnischen Bruttowertschöpfung im Dienstleistungssektor erwirtschaftet wird, hat das produzierende Gewerbe mit 25,1 Prozent in Finnland einen hohen Anteil am nationalen BIP und beschäftigt rund 21 Prozent der Erwerbstätigen. Die Papier- und Holzindustrie – in den 1970er Jahren noch der wichtigste Industriezweig Finnlands – hat heute noch einen Anteil von rund 12 Prozent an der finnischen Industrieproduktion. Gegenüber der Metall- und vor allem der Elektronikindustrie hat die Papierindustrie in den letzten Jahren jedoch an Bedeutung verloren. Darüber hinaus wirkt sich die aktuelle Weltwirtschaftslage auch negativ auf die Holzindustrie aus. Vielmehr stehen heute Bereiche wie künstliche Intelligenz, Quantencomputing und innovative Recyclingtechnologien im Fokus von visionären Unternehmensgründern und der Politik. Start-ups, die beispielsweise in diesen Bereichen forschen, sollen in Finnland verstärkt gefördert werden. Für deutsche Unternehmen aus den Bereichen Nachhaltigkeit und Innovation bieten sich daher in Finnland gute Geschäftschancen.



Quellen

Weiterführende Links

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

Wir erklären, wie Internationalisierung funktioniert, geben Tipps zu Übersetzungsprojekten und erläutern Technologien und Prozesse. Außerdem berichten wir über aktuelle E-Commerce-Entwicklungen und befassen uns mit Themen rund um Sprache.

 

Bitte beachten Sie: Auch wenn wir in unseren Beiträgen gelegentlich Rechtsthemen ansprechen, stellen diese keine Rechtsberatung dar und können eine solche auch nicht ersetzen. Wenn Sie konkrete Fragen haben, lassen Sie sich bitte von einem Anwalt beraten.