Die niederländische Regierung will das Wachstum der Wirtschaft nachhaltig durch gezielte Investitionen und Innovationen sichern. Ein großes Ziel ist die Klimaneutralität bis 2050. Die Industrie muss sich demnach auf einen strukturellen Wandel einstellen, denn bald dürften nur noch Elektroautos als Neuwagen verkauft und die Industrieanlagen sollten langsam emissionsfrei werden. Mit diesen Herausforderungen ist auch die deutsche Industrie konfrontiert – schließlich ist Deutschland der wichtigste Handelspartner der Niederlande. Mehr dazu lesen Sie in diesem Beitrag.

Daten und Fakten zum Industrieland Niederlande: Anteil an der Wirtschaftsleistung, wichtigste Branchen und Handelspartner

Die Niederlande sind ein modernes Industrieland und Europas größter Logistikstandort. Das niederländische Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug im Jahr 2022 rund 1.000 Mrd. Euro, das BIP pro Kopf rund 55.000 Euro (vgl. Deutschland: 46.150; Frankreich: 42.410). Damit sind die Niederlande mit einem Anteil von 5 Prozent am europäischen BIP die sechststärkste Wirtschaftskraft der EU und der sechstgrößte Warenexporteur bzw. das viertreichste Land der Welt. Die Industrie war im Jahr 2022 für rund 19 Prozent der niederländischen Bruttowertschöpfung verantwortlich. In diesem Wirtschaftsbereich sind in den Niederlanden rund 14 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt.

In den Niederlanden haben viele Großkonzerne ihren Sitz. Die wichtigsten Branchen sind unter anderen der Maschinen- und Anlagebau (Lely, Stork), die Fahrzeugindustrie (VDL Groep, DAF, Spyker Cars, LandFighter), die Elektro- und Elektronikindustrie (Philips, TomTom, Canon), die chemische Industrie (AkzoNobel, DSM), die Lebensmittelindustrie (JDE Peet’s, Heineken) sowie die Mineralöl- und Erdgasindustrie (Royal Dutch Shell).

Die Land- und Forstwirtschaft spielt in den Niederlanden vor allem exportseitig eine wichtige Rolle. Die Zahl der Unternehmen in diesem Wirtschaftsbereich liegt nach neuesten statistischen Angaben bei etwa 78.000. So sind die Niederlande nach wie vor der größte Blumenexporteur der Welt und nach den Vereinigten Staaten der zweitgrößte Agrarexporteur der Welt. Die Landwirtschaft ist für 1,6 Prozent des niederländischen BIP verantwortlich und beschäftigt 2 Prozent der Erwerbstätigen. Der Exportanteil der Produktion liegt bei rund 60 Prozent.

Die Niederlande sind ein sehr offenes Export- und Handelsland und reagieren daher empfindlich auf Schwankungen der Weltwirtschaft. Der niederländische Binnenmarkt ist klein, somit hängt die niederländische Gesamtkonjunktur entscheidend von den Exporterfolgen ab. Deutschland ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner der Niederlande, sowohl im Hinblick auf die Exporte (26,2 %) als auch auf die Importe (13 %). Für die deutsche Automobilindustrie sind die Niederlande ein wichtiger Zulieferer. Ungefähr ein Viertel der deutschen Automobile wird mit niederländischen Komponenten gebaut, darunter viele Hightech-Produkte wie Mikrochips, Bremssysteme und Getriebe. Weitere wichtige Handelspartner sind Belgien (Exporte: 11,7 %; Importe: 8,1 %), Frankreich (E: 8,8 %), das Vereinigte Königreich (E: 5,3 %; I: 8,1 %) und Italien (E: 4,3%). Massiv importiert wird zudem aus China (I: 16,2 %) und den Vereinigten Staaten (I: 7,8 %).

Aktuelle Wirtschaftslage: Wirtschaft trotz Krise und Inflation stabil, Nachfrage nach Wohnraum bleibt hoch, Ausblicke für E-Commerce weiterhin positiv

Die niederländische Wirtschaft konnte sich trotz der aktuellen weltpolitischen Lage in Osteuropa und der daraus folgenden Auswirkungen auf den europäischen Energiemarkt sowie der damit verbundenen Teuerung mit einem Wachstum von 4,5 Prozent im Jahr 2022 überraschend stabil zeigen. Dennoch kam es in der ersten Jahreshälfte 2022 aufgrund des Ukraine-Konflikts und der damit zusammenhängenden Lieferunterbrechungen zu einem weiteren Preisanstieg, der die Inflationsrate auf 9,7 Prozent in die Höhe trieb. Im Jahr 2022 lag die Inflationsrate schließlich bei 11,6 Prozent.

Der wirtschaftliche Aufschwung im Jahr 2021 wirkte sich positiv auf die Entwicklung in der Bauwirtschaft aus. Die Umsätze stiegen 2021 um 8 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr – ein Trend, der sich auch 2022 fortsetzte. Insbesondere die Nachfrage nach neuem Wohnraum ist nach wie vor hoch. Die niederländische Regierung will deshalb bis 2030 pro Jahr 100.000 neue Wohnungen bauen lassen. Dies soll mit 11 Mrd. Euro finanziert werden.

Nach Angaben des niederländischen Statistikamtes CBS hat der E-Commerce im Jahr 2021 ein Umsatzplus von 24 Prozent verzeichnet. Im Pandemiejahr 2020 war der niederländische E-Commerce bereits um 36 Prozentpunkte gewachsen. Im Vergleich zur Covid-Zeit ist der Umsatz im gesamten Non-Food-Sektor um 2,5 Prozent gestiegen, vor allem im Schuh- und Modehandel, während etwa der Möbel- und Einrichtungseinzelhandel einen Umsatzrückgang verzeichnete. Insgesamt sind die Ausblicke für den niederländischen E-Commerce mit einem weiteren Plus von 9 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021 positiv.

Entwicklungen in der niederländischen Produktion: Innovation, Wachstumsfonds, Klimapakt

Die Niederlande liegen im Global Innovation Index 2022 auf Platz 4 in Europa, hinter der Schweiz, Schweden und dem Vereinigten Königreich. Im weltweiten Vergleich liegen die Niederlande auf Platz 5. Die Niederlande sind langfristig wettbewerbsfähig und gehören zu den Ländern mit der größten Innovationsfähigkeit in Europa. Mit einem Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 1 bis 2 Prozentpunkten im Jahr bis 2050 sind die Niederlande auf einem stabilen und nachhaltigen Erfolgskurs.

Eine treibende Kraft für Innovationen ist dabei der Nationale Wachstumsfonds. Damit wollen sich die Niederlande mittelfristig als europäischer Impulsgeber im Bereich Innovation positionieren. Deshalb soll der Wachstumsfonds auch über die laufende Amtszeit der Regierung hinaus wirken. Bisher wurden bereits 4 Mrd. Euro für Infrastrukturprojekte und Investitionen in künstliche Intelligenz und grünen Wasserstoff bereitgestellt. Geplant ist eine zweite Finanzierungstranche in Höhe von mehr als 7 Mrd. Euro.

Gemäß dem Pariser Klimaabkommen müssen die Niederlande ihren CO₂-Ausstoß bis 2030 um 49 Prozent reduzieren. Die niederländische Regierung hat deshalb Ende Juni 2019 einen neuen Maßnahmenkatalog zur Erreichung dieses Ziels vorgelegt. Demnach sollen die Niederlande ihren CO₂-Ausstoß bis 2030 sogar um 55 Prozent statt um 49 Prozent senken. Auch das im europäischen Green Deal vereinbarte Ziel der Klimaneutralität bis 2050 wollen die Niederlande unterstützen.

Für die Schwerindustrie heißt das: Es wird eine nationale CO₂-Steuer eingeführt, beginnend bei 30 Euro pro CO₂-Tonne und ansteigend auf 125-150 Euro pro CO₂-Tonne bis 2030. Dadurch sollen branchenweit 14,3 Megatonnen Kohlendioxid eingespart werden. Durch Steuermaßnahmen auf Energie soll Strom günstiger und Gas teurer werden. Zur Förderung von Krediten beispielsweise für Wärmepumpen soll ein Wärmefonds eingerichtet werden. Beim Thema Mobilität sollen Elektroautos steuerlich entlastet werden. Bis 2030 sollen nur noch Elektrofahrzeuge als Neuwagen verkauft werden. Für Diesel werden höhere Steuern erhoben. Wasserstoff dürfte im Straßengüterverkehr künftig eine zunehmend wichtige Rolle spielen.

Internationalisierung

Die niederländische Industrie ist stark vom Außenhandel abhängig. An der Übersetzung etwa von technischer Dokumentation, zulassungsrelevanten Unterlagen und Marketingtexten kommen niederländische Maschinenhersteller somit nicht vorbei. Denn: Gemäß Maschinenrichtlinie müssen „alle schriftlichen oder verbalen Informationen und Warnhinweise [an der Maschine] in der bzw. den Amtssprachen der Gemeinschaft abgefasst sein, die gemäß dem Vertrag von dem Mitgliedstaat, in dem die Maschinen in den Verkehr gebracht und/oder in Betrieb genommen wird, bestimmt werden kann bzw. können“. Darüber hinaus sollen gemäß Maschinenrichtlinie die „für die Bedienung einer Maschine erforderlichen Informationen eindeutig und leicht verständlich sein“. Es sei zudem darauf zu achten, „dass das Bedienungspersonal nicht mit Informationen überlastet wird“.

Die Maschinenrichtlinie stellt somit klare Anforderungen an die technische Dokumentation – und folglich an deren fremdsprachliche Übersetzung. Wichtig ist, dass die Übersetzung von Handbüchern, Gebrauchsanweisungen, Konformitätsbescheinigungen usw. fachlich korrekt und leicht verständlich ist. Da es sich hierbei um eine besonders sensible Aufgabe handelt, von der die Sicherheit der Maschinenbedienenden abhängt, ist es geraten, dass sich Unternehmen an spezialisierte Fachübersetzer:innen wenden, die selbst die komplexesten Fachtexte sicher in die Zielsprache übertragen können.

Doch die Übersetzung betrifft nicht nur das Bedienungspersonal von Maschinen und Geräten. Neben Handbüchern, Dokumentation, Zertifizierungen usw. müssen im Hinblick auf eine erfolgreiche Internationalisierung auch Werbetexte adaptiert werden, die das Zielpublikum, das heißt die Kundschaft, direkt ansprechen. Die Übersetzung soll in diesem Fall nicht nur informieren, sondern auch bewegen – und zum Kauf animieren. Dieses Ziel lässt sich am besten durch eine freie, kreative Übersetzung erreichen, die auch etwaige kulturelle Unterschiede und Besonderheiten berücksichtigt.

Gesetzliche Rahmenbedingungen: Import- und Zollbestimmungen, Kapitalimporte, Verpackungsvorschriften, Ursprungsbezeichnung

Für den bilateralen Warenverkehr zwischen den Ländern der Europäischen Union und den Niederlanden gibt es im Rahmen des Zoll- und Außenhandelsregime der EU keine Importbestimmungen und keine Zollschranken (einheitlicher Wirtschaftsraum der EU). Importbestimmungen müssen EU-Unternehmen somit nur dann beachten, wenn sie Waren aus Drittländern in die Niederlande und damit in die EU einführen. Da in den Mitgliedstaaten der EU ein gemeinsamer Zolltarif gilt, unterliegen die Waren grundsätzlich den gleichen Vorschriften, unabhängig vom Ursprungsland. Die Zölle für die Einfuhr von Waren aus Ländern außerhalb der EU richten sich nach dem Integrierten Zolltarif der Europäischen Gemeinschaften TARIC. Weiterführende zollrechtliche Informationen finden Sie auf der Website der EU-Kommission.

Kapitalimporte unterliegen keinen devisenrechtlichen Restriktionen. Somit sind ausländische Kapitalbeteiligungen an niederländischen Kapitalgesellschaften uneingeschränkt möglich.

Verpackungs- und Kennzeichnungsvorschriften etwa für Lebensmittel und Getränke, aber auch für sonstige Produkte, sind im niederländischen Warengesetz (Warenwetbesluiten) enthalten.

Die Angabe des Ursprungslandes („Made in …“) ist für die meisten Waren, die in der EU hergestellt, eingeführt oder vertrieben werden, nicht vorgeschrieben. Die Ursprungsangabe ist jedoch für bestimmte Lebensmittel, unter anderem Fleischwaren, und für Kosmetika, die aus Drittländern eingeführt werden, vorgeschrieben. Die Angabe des Ursprungslandes ist ebenfalls vorgeschrieben, wenn das Produkt etwa aufgrund seiner Bezeichnung oder einer Abbildung auf ein anderes Land als das eigentliche Ursprungsland schließen lässt.

Fazit

Die niederländische Wirtschaft hat die Covid-Zeit gut überstanden und zeigt sich auch vor dem Hintergrund der schwierigen weltpolitischen Lage in Osteuropa überraschend stabil. Auch für den E-Commerce und die Bauwirtschaft sind die Ausblicke positiv. Nun will die niederländische Regierung das Wachstum der Wirtschaft nachhaltig durch gezielte Investitionen und Innovationen sichern. Ein großes Ziel ist die Klimaneutralität bis 2050. Die Schwerindustrie – aber auch die Automobilindustrie – muss sich auf einen strukturellen Wandel einstellen, denn bald dürften nur noch Elektroautos als Neuwagen verkauft und die Industrieanlagen sollten langsam emissionsfrei werden. Mit diesen Herausforderungen ist auch die deutsche Industrie konfrontiert – schließlich ist Deutschland der wichtigste Handelspartner der Niederlande. Ob die Niederlande das angestrebte Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreichen wird, lässt sich schwer vorhersagen.



Quellen

Weiterführende Links

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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