Auch wenn es beim Eintritt in den deutschen Markt einiges zu beachten gibt: Am Ende zahlt sich der Aufwand aus. Denn wer den deutschen Kunden überzeugen kann, bindet ihn langfristig. Wie der deutsche Kunde zur Kaufentscheidung kommt und was zu beachten ist, um den anspruchsvollen und skeptischen, aber langfristig treuen deutschen Kunden für sich zu gewinnen und vieles mehr zum Thema E-Commerce in Deutschland lesen Sie hier.

Land und Leute, Wirtschaft, Import- und Exportpartner

In Deutschland leben rund 84,7 Mio. Menschen. In den 15 deutschen Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern leben rund 18 Prozent, also etwa 15 Mio. Menschen. Dazu gehören neben Hamburg, München, Köln und Düsseldorf auch das weltweit bedeutende europäische Finanzzentrum Frankfurt am Main, der bekannte Automobilstandort Stuttgart und die internationale Messestadt Leipzig. Die Hauptstadt Berlin ist mit 3,7 Mio. Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt.

Sprachen in Deutschland

In Deutschland leben rund 24,9 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund. Davon haben rund 16,5 Mio. Menschen eine eigene Migrationserfahrung, d. h. sie sind im Ausland geboren und nach Deutschland zugewandert. 71,5 Prozent der Menschen mit eigener Migrationserfahrung sprechen zu Hause eine andere Sprache als Deutsch. Unter den Personen, die sich zu Hause überwiegend in einer anderen Sprache als Deutsch verständigen, ist Türkisch die am häufigsten gesprochene Sprache. Weitere Migrantensprachen sind Russisch, Arabisch, Kurdisch, Polnisch, Serbisch, Kroatisch und Italienisch.

Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2024 schätzen rund 12 Mio. Deutsche ihre Englischkenntnisse als sehr gut ein. Für knapp zwei Mio. ist dagegen Französisch die am besten beherrschte Fremdsprache. Damit überschätzen sich die Deutschen nicht, denn Deutschland belegt Platz 10 im Ranking von Education First, das insgesamt 111 Länder weltweit, deren Amtssprache nicht Englisch ist, nach ihren Englischkenntnissen bewertet.

Import- Exportpartner von Deutschland

Der sprachliche Reichtum trägt zur Vielfalt der deutschen Kultur bei. Gemessen am HDI, dem Wohlstandsindikator der Vereinten Nationen, liegt Deutschland mit einem Wert von 0,95 hinsichtlich der menschlichen Entwicklung weltweit auf Platz 7. Darüber hinaus ist Deutschland der größte Wirtschafts- und Industriestandort Europas, die drittgrößte Import- und Exportnation und gemessen am nominalen Bruttoinlandsprodukt die größte Volkswirtschaft Europas und nach den USA und China die drittgrößte der Welt. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt rund 4.500 Mrd. US-Dollar, kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf bei rund 69.500 US-Dollar.

Deutschland befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel von einer Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft. Im Zeitalter der Digitalisierung wird häufig auch von einer Wissensgesellschaft gesprochen. Der Anteil des Dienstleistungssektors an der gesamten Bruttowertschöpfung liegt bei 69,7 Prozent, der des produzierenden Gewerbes bei 24 Prozent. Rund 75,5 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland sind im Dienstleistungssektor beschäftigt. Angesichts dieser Entwicklung bleibt der Fachkräftemangel für viele Branchen eine Herausforderung.

China hat als Zielland an Bedeutung verloren und rangiert seit 2022 nur noch auf Platz 4 der wichtigsten Exportmärkte Deutschlands, nachdem es 2021 noch zweitwichtigster Exportpartner war. Allerdings hat die Bedeutung Chinas als Absatzmarkt zuletzt wieder zugenommen. An Bedeutung als Zielland deutscher Exporte hat seit dem Anfang 2020 vollzogenen Brexit auch das Vereinigte Königreich verloren. Frankreich, die Niederlande, Polen und Österreich haben dagegen an Bedeutung gewonnen.

Netzabdeckung und Internetnutzung in Deutschland

Neunzig Prozent der deutschen Haushalte verfügen über einen Breitbandanschluss mit einer durchschnittlichen Downloadgeschwindigkeit von 94,8 Mbit/s. Das ist mehr als genug, um entspannt im Internet einzukaufen, aber noch zu langsam für den digitalen Aufbruch – Homeoffice, Streaming im ICE und Empfang auf der Berghütte. Deshalb will die Bundesregierung die Zahl der Glasfaseranschlüsse bis Ende 2025 verdreifachen und bis 2026 eine flächendeckende, unterbrechungsfreie Sprach- und Datenkommunikation im Mobilfunk erreichen – Stichwort: Gigabitstrategie. Bis 2030 will die Bundesregierung „Glasfaser bis ins Haus und den neuesten Mobilfunkstandard überall dort, wo Menschen leben, arbeiten oder unterwegs sind“.

Fast alle deutschen Internetnutzer greifen über eine der zahlreichen Suchmaschinen auf das Internet zu. Daher kann sich Marketing in Form von Suchmaschinenoptimierung und bezahlten Werbeplätzen in den Suchmaschinenergebnissen in Deutschland lohnen. Auch das Versenden von E-Mails und das Lesen von Newslettern gehören für die meisten Internetnutzer zum Alltag und bilden somit eine solide Basis für E-Mail-Marketing-Kampagnen.

Gut zwei Drittel der Deutschen nutzen das Internet, um online einzukaufen und sind damit potenzielle E-Commerce-Kunden. Dabei kaufen 14,9 Prozent der Deutschen einmal im Monat online ein, 16,6 Prozent mehrmals im Monat und 3,5 Prozent einmal pro Woche oder häufiger. Für 19,9 Prozent ist der Online-Einkauf noch unbekannt.

Kaufverhalten: So kaufen die Deutschen im Internet ein

Das Smartphone ist für rund 82 Prozent der Deutschen nicht mehr wegzudenken. Zu den beliebtesten Funktionen des Smartphones gehört für viele deutsche Verbraucher – vor allem für die 18- bis 53-Jährigen – die Möglichkeit, online einzukaufen.

Wer diese Zielgruppe erreichen will, kommt um eine schnelle und nutzerfreundliche mobile Version seines Webshops nicht herum. Laptop, Computer und Tablet-PC folgen auf der Liste der am häufigsten für den E-Commerce genutzten Geräte und sind vor allem bei den älteren Konsumentinnen und Konsumenten zwischen 54 bis 72 Jahren sehr beliebt.

Für die meisten der befragten deutschen Verbraucher bietet das Internet die wertvolle Möglichkeit, sich vorab über das gewünschte Produkt oder die Dienstleistung zu informieren. Damit ist das Internet zu einem wichtigen Bestandteil des Kaufentscheidungsprozesses der Deutschen geworden. Kundenbewertungen sind für jeden zweiten Befragten ein wichtiges Auswahlkriterium.

Entscheidende Zutaten für den Webshop: Sicherheit, guter Service und Transparenz

Der deutsche Kunde ist sich seiner Rechte bewusst und legt Wert auf den Schutz seiner Privatsphäre. Telefonanrufe zu Werbezwecken oder der Versand von Werbebriefen sind nicht gern gesehen und werden mit Verärgerung quittiert. Zudem ist der deutsche Kunde anspruchsvoll und skeptisch. Ein reibungsloses Einkaufserlebnis ist für ihn nicht nur eine Erwartung, sondern eine Voraussetzung. Sprachliche Fehler im Webshop machen ihn misstrauisch. Schließlich erwartet er guten Service.

Verbraucherschutz wird in Deutschland großgeschrieben und ist gesetzlich streng geregelt. Für ein unabhängiges Qualitätsurteil bei der Suche nach einem bestimmten Produkt werden gerne Organisationen wie die Stiftung Warentest zu Rate gezogen. Unter einer Handvoll Produkten gewinnt in der Regel dasjenige, das eine gute Qualität und hohe Zuverlässigkeit nachweisen kann. Nicht selten sind in Deutschland Prüfzertifikate, hervorragende Qualitätsurteile und gute Bewertungen ausschlaggebend für die Kaufentscheidung.

Beim Online-Einkauf ist Transparenz gefragt. Gerade ein ausländischer Online-Shop ist gut beraten, den Bestellvorgang, den Versand, alle Kosten und Fristen transparent und schnell ersichtlich zu machen. Erwartet wird, dass die Ware kostenlos zurückgeschickt werden kann. Kostenloser Versand ist ein Vorteil. Noch wichtiger ist jedoch, dass die Ware schnell beim Kunden eintrifft. Langfristig lohnt es sich, einen Fulfillment-Partner in Deutschland zu suchen und einen deutschsprachigen Kundenservice einzurichten, der bei Problemen telefonisch weiterhelfen kann.

Der deutsche Kunde wird sich für den Online-Shop entscheiden, der Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit ausstrahlt. Ein gutes Deutsch, ein professionelles Design mit ansprechenden Bildern, kurze Ladezeiten und eine bekannte Top-Level-Domain, vorzugsweise .de oder .com, sind daher wichtige Kriterien für die Website. Ein vollständiges Impressum ist Pflicht.

Die beliebtesten E-Commerce-Plattformen in Deutschland

Wer in Deutschland erfolgreich online verkaufen und sich gegen die Konkurrenz durchsetzen möchte, muss nicht nur mit einer eigenen Homepage im Internet präsent sein, sondern sollte seinen Kunden auch in den sozialen Medien Informationen, Einkaufsmöglichkeiten und einen Ansprechpartner bieten. Häufig ist eine Multi-Channel-Kampagne für ein Produkt und die Nutzung weiterer Vertriebskanäle zum Endkunden die Folge.

Viele Online-Händler bieten ihre Produkte neben dem eigenen Webshop auch auf Marktplätzen und E-Commerce-Plattformen an. Der Verkauf über solche Marktplätze stellt eine einfache Lösung dar, da sich der Online-Händler um einige Prozesse wie den Versand nicht selbst kümmern muss. Auch die Vertrautheit und Berechenbarkeit des gesamten Einkaufserlebnisses, die der Kunde von diesen Marktplätzen bereits kennt, wird von den Deutschen geschätzt.

Mit einem Umsatz von 14.660 Mio. Euro im Jahr 2023 ist Amazon der Favorit unter den meistgenutzten E-Commerce-Plattformen in Deutschland, gefolgt von Otto mit 4.200 Mio. Euro. Den dritten Platz belegt Zalando, gefolgt von Mediamarkt, Ikea, Apple, H&M, Lidl, About You und Shop Apotheke.

Bezahlung und Versand

Online-Shopper in Deutschland setzen beim Bezahlen ihrer Einkäufe im Internet im Jahr 2023 klar auf E-Wallets. Für 65 Prozent der Befragten sind Paypal und Co. die bevorzugte Zahlungsart. Für 43 Prozent bleibt die Zahlung per Rechnung die beliebteste Option. Auch Klarna hat in Deutschland im europäischen Vergleich ein hohes Ansehen und ist für 28 Prozent der Online-Shopper der Favorit.

Im Warenversand profiliert sich DHL als größter deutscher Versanddienstleister mit europaweitem Aktionsradius. Weitere wichtige Versanddienstleister sind Hermes und DPD. In Deutschland ist die Hauszustellung die beliebteste Versandart, aber auch Click&Collect und die Zustellung an Abholstationen werden genutzt.

Rechtliche Besonderheiten

Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) regelt seit 2018 EU-weit den Umgang mit personenbezogenen Daten und wird in Deutschland sehr ernst genommen. So ist es beispielsweise verboten, Kunden ohne deren Einwilligung anzurufen oder mit Werbe-E-Mails zu „beglücken“. Auch das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) verbietet Anrufe zu Werbezwecken.

Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB), Impressum, Datenschutzrichtlinien, Widerrufsbelehrung und Cookie-Richtlinien gehören zu einem rechtssicheren Webshop. Auf der sicheren Seite sind Webshop-Betreiber mit einem Consent-Manager und einem Double-Opt-In. Auch die Produkte müssen in deutscher Sprache realitätsgetreu beschrieben werden.

Der Warenverkehr zwischen Deutschland und einem anderen EU-Land ist im Rahmen des freien Warenverkehrs zwischen den Mitgliedsstaaten zollfrei und es werden keine Zollkontrollen an der Übergangsgrenze durchgeführt. Importe aus Drittländern nach Deutschland werden nach dem Gemeinsamen Zolltarif der EU verzollt.

Wichtig für den E-Commerce: Seit 2021 gilt für Fernverkäufe an Nichtsteuerpflichtige im EU-Ausland eine EU-weit einheitliche Umsatzschwelle von 10.000 Euro. Wird diese Schwelle überschritten, muss die Besteuerung mit dem Mehrwertsteuersatz erfolgen, der im Wohnsitzland des Käufers gilt.

Fazit

In Deutschland scheinen mit einer hohen Kaufkraft, einer hervorragenden Infrastruktur und einer spätestens seit der Corona-Pandemie durchweg digitalisierten Bevölkerung alle Voraussetzungen für einen erfolgreichen E-Commerce gegeben. Auch wenn es beim Eintritt in den deutschen Markt einiges zu beachten gibt: Am Ende zahlt sich der Aufwand aus. Denn wer den deutschen Kunden überzeugen kann, bindet ihn langfristig. Strategisch gesehen ist Deutschland mit seiner Lage im Herzen Europas und einer der stärksten Volkswirtschaften der Welt ein hervorragender Standort für E-Commerce. Ein deutschsprachiger Webshop eröffnet zudem Zugang zu weiteren deutschsprachigen Märkten wie Österreich und der Schweiz.



Quellen

Weiterführende Links

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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