Ob online oder offline: französische Kundinnen und Kunden sind preissensibel und reagieren gut auf Sonderangebote und Rabatte. Doch nicht für alle ist der Preis das entscheidende Kriterium. Für immer mehr von ihnen sind Personalisierung und die Übereinstimmung mit den eigenen Ansichten wichtiger. Mehr über den E-Commerce in Frankreich erfahren Sie hier.

Zahlen und Fakten

Mit einer Fläche von rund 633.000 km² ist Frankreich eines der flächenmäßig größten Länder der EU. Aufgrund seiner Nähe zu wichtigen Wirtschaftspartnern – vor allem zu Deutschland – sowie seiner Beziehungen zu weltweiten Bezugs- und Zielmärkten ist Frankreich ein naheliegendes Expansionsziel und ein wichtiger Wirtschaftsstandort, der sich über viele Überseegebiete auf mehreren Kontinenten erstreckt.

Die Hauptstadt Paris ist die größte Metropolregion des Landes und beheimatet 12,5 der rund 68,3 Millionen Einwohner Frankreichs. Weitere wichtige Metropolregionen sind Lyon im Südosten mit 2,3 Millionen, Marseille-Aix-en-Provence an der Mittelmeerküste mit 1,7 Millionen, Toulouse im Süden mit 1,3 Millionen und Bordeaux im Südwesten mit 1,2 Millionen Einwohnern.

In den Überseegebieten leben ca. 2,6 Millionen Menschen. In Französisch-Polynesien, Neukaledonien und Wallis und Futuna im südlichen Pazifik wird mit dem CFP-Franc eine eigene Währung verwendet. Der aktuelle Umrechnungskurs beträgt 119,26 CFP-Franc für 1 Euro (Stand: 07.07.2025).

Gemessen am HDI, dem Wohlstandsindikator der Vereinten Nationen, liegt Frankreich hinsichtlich der menschlichen Entwicklung mit einem Wert von 0,92 hinter Malta und Luxemburg und vor Israel und Spanien weltweit auf Platz 26 (vgl. Deutschland: 0,95). Das französische Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt rund 3,1 Billionen US-Dollar. Kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf bei rund 63 800 US-Dollar (vgl. BIP pro Kopf in Deutschland: 69.500 US-Dollar).

Wirtschaft und Handelspartner

Die französische Wirtschaft stützt sich vor allem auf den Dienstleistungssektor und das verarbeitende Gewerbe. Laut Daten von Statista trägt der Dienstleistungssektor 69,2 Prozent zur gesamten Bruttowertschöpfung bei, das verarbeitende Gewerbe 18,6 Prozent. Im Jahr 2023 waren 78,2 Prozent der Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor beschäftigt.

Frankreichs wichtigstes Import- und Exportland ist Deutschland mit einem Anteil von 15,5 bzw. 13,5 Prozent am Import- bzw. Exportvolumen. Weitere wichtige Handelspartner sind Belgien (Importe: 11,4 %; Exporte: 8,2 %), die Niederlande (I: 8,9 %; E: 3,8 %), Spanien (I: 8,1 %; E: 7,6 %), Italien (I: 8 %; E: 9 %), China (I: 5,8 %; E: 4,2 %), die USA (I: 5,6 %; E: 7,1 %), Großbritannien (I: 3,3 %; E: 6 %), die Schweiz (I: 2,4 %; E: 3,4 %) und Polen (I: 2,4 %; E: 2,4 %).

Internetnutzung und Kaufverhalten

Im Jahr 2024 nutzten rund 88 Prozent der Französinnen und Franzosen mindestens einmal täglich das Internet. Sie sind digitalaffin, nutzen das Internet gezielt, um sich über Produkte und Dienstleistungen zu informieren, diese zu vergleichen und über etablierte E-Commerce-Kanäle zu erwerben. Dabei setzen sie vor allem außerhalb der eigenen Wohnung oder des Arbeitsorts auf die unkomplizierte und ortsunabhängige Suchfunktion des Internets – vor allem natürlich über mobile Geräte wie Smartphones und Tablets.

Deshalb soll der mobile E-Commerce zu einem wichtigen Einkaufskanal werden. Da immer mehr Verbraucher digital unterwegs sind, sind Investitionen in diesen Bereich entscheidend, um auf dem französischen Markt erfolgreich einzusteigen. Dieses Potenzial haben französische Unternehmen bereits für sich entdeckt. Mit effizienten und benutzerfreundlichen Apps gewinnen sie die Gunst der Kundschaft. So hat Carrefour beispielsweise gemeinsam mit Google eine App entwickelt, mit der Kunden per Spracherkennung Click-and-Collect-Lebensmitteleinkäufe tätigen können. Dieser Trend hin zu „Mobile First” soll die flächendeckende Implementierung von 5G sowie den Datenverkehr von B2C-Websites unterstützen.

Sowohl online als auch in stationären Geschäften sind französische Kundinnen und Kunden preissensibel, weshalb Sonderangebote und Rabatte bei ihnen gut ankommen. Ob Luxusmarke oder erschwingliche Budgetmarke – für viele Französinnen und Franzosen ist der günstigere Preis ein wichtiger Grund, im E-Commerce einzukaufen.

Doch nicht bei allen ist der Preis entscheidend. Personalisierung und die Entsprechung der eigenen Ansichten sind für immer mehr Kundinnen und Kunden wichtige Kriterien. Sie stellen höhere Erwartungen an Produkte und wünschen sich eine exakte Lösung für ihre Bedürfnisse. Die Erfassung von Kundendaten wie Kaufgewohnheiten, Absichtsanalyse, Einkaufsappetit, Kaufhäufigkeit und vieles mehr, um mithilfe von KI ein personalisiertes Kundenerlebnis zu entwickeln – Stichwort Data-Centric-AI – ist ein wichtiger Erfolgsfaktor.

Branchen, Marktplätze, Zahlungsformen

Mode ist ein untrennbarer Bestandteil der französischen Kultur – und die umsatzstärkste Branche im französischen E-Commerce. Die Französinnen und Franzosen legen Wert auf Nachhaltigkeit. Folglich setzen immer mehr Unternehmen der Modebranche auf nachhaltige und umweltfreundliche Produktion. Eine aktuelle Trendentwicklung ist die Verlagerung der Produktionsstätten zurück nach Frankreich.

In Frankreich werden Fernseher, Smartphones und sonstige Unterhaltungselektronik ebenfalls online gekauft. Per App kaufen Französinnen und Franzosen außerdem Bücher sowie Tickets für Reisen und öffentliche Verkehrsmittel.

Den französischen E-Commerce-Markt teilen sich der globale Player Amazon und die Marktplätze Fnac und Cdiscount. In der Modebranche sind Vinted, Zalando, Asos, VeePee, Shein, Zara, H&M, Sézane und La Redoute die Marktführer.

Beim Online-Shopping zahlen französische Konsumentinnen und Konsumenten am liebsten per Kredit- bzw. Debitkarte. Seltener wird per E-Banking oder Banküberweisung gezahlt. Auch digitale E-Wallets, die das bequeme Zahlen per Smartphone ermöglichen, sind beliebt. Beim Onlinekauf von Lebensmitteln werden sie sogar noch häufiger genutzt als die Kreditkarte.

Sprache

Mit 321 Millionen Sprecherinnen und Sprechern in über 50 Ländern ist Französisch die fünftmeistgesprochene Sprache der Welt. Die meisten der 96,5 Millionen Muttersprachler leben in Frankreich, wo Französisch Amtssprache ist und einen sehr hohen Stellenwert genießt.

Im E-Commerce ist es wichtig, die französische Kundschaft in ihrer Muttersprache anzusprechen – nicht nur, weil damit ein persönlicherer Kontakt zum Zielpublikum entsteht, sondern auch, weil es der französische Gesetzgeber so vorschreibt. Verpackungsvorschriften von Waren, die für den französischen Markt bestimmt sind, müssen in französischer Sprache verfasst sein. Dasselbe gilt auch für die Umverpackung und die dem Produkt beiliegenden Bedienungsanleitungen.

Der Aufwand, die Sprachbarriere zu überwinden, lohnt sich, denn Französisch öffnet die Türen zu weiteren französischsprachigen Ländern in direkter Nähe wie Belgien, Luxemburg und der Schweiz, aber auch zu Märkten in der Ferne wie Quebec in Kanada und Afrika, wo viele Länder frankophon sind.

Wissenswertes zu Import- und Zollbestimmungen, Umsatzschwelle

Als EU-Land ist Frankreich zollrechtlich unproblematisch. Der Warenverkehr zwischen Deutschland oder einem anderen EU-Land und Frankreich ist im Rahmen des freien Warenverkehrs zwischen den Mitgliedstaaten zollfrei, Zollkontrollen an der Grenze finden nicht statt.

Aufwändiger sind die Zollbestimmungen bei Exporten in die französischen Überseegebiete, die nicht zum Steuergebiet der EU gehören. Ende 2025 soll das Proof of Union Status-System vollständig eingeführt werden. Bis dahin ist ein T2L/T2LF-Versandpapier erforderlich, um den Nachweis des Unionscharakters der Waren zu erbringen. Im Handel mit Drittländern gilt das Zoll- und Außenhandelsregime der EU. Die französischen Überseegebiete Französisch-Guyana, Réunion, Guadeloupe, Martinique und Saint-Martin, die keine Gebiete in äußerster Randlage sind, gelten zoll- und fiskalrechtlich als Drittländer.

Wichtig für den E-Commerce: Seit 2021 gilt für Fernverkäufe an Nichtsteuerpflichtige im EU-Ausland eine EU-weit einheitliche Umsatzschwelle von 10.000 Euro. Wird diese Schwelle überschritten, muss die Besteuerung mit dem Mehrwertsteuersatz erfolgen, der im Wohnsitzland des Käufers gilt.

Fazit

Aus Sicht deutscher Händler ist Frankreich ein naheliegendes Expansionsziel. Der französische E-Commerce-Markt wächst schnell und eröffnet Online-Händlern in diversen Branchen interessante Perspektiven. Zudem ist Frankreich gemessen an der Anzahl der Internetnutzer, der Online-Shopper und der Durchschnittsausgaben ein wichtiger Verbraucher- und E-Commerce-Markt in Europa. Um erfolgreich zu sein, müssen ausländische Unternehmen jedoch einiges beachten – und damit ist nicht nur die Sprache gemeint. Die französischen Kundinnen und Kunden stellen hohe Ansprüche an die Ware und der Preis ist nicht für alle das alleinige Kriterium. Erfolg im französischen E-Commerce setzt voraus, dass Händler ihre Kundinnen und Kunden sehr gut kennen – und ihnen genau das bieten, was sie suchen. Die Grundlage dafür ist ein benutzer- und mobilfreundlicher E-Shop, in dem sich die Kundinnen und Kunden schnell zurechtfinden.



Quellen

Weiterführende Links


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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