In diesem Artikel unserer Reihe „E-Commerce in…“ stellen wir mit Luxemburg das letzte noch fehlende Nachbarland Deutschlands vor. Zwar ist das Großherzogtum am Südhang der Ardennen im europäischen Vergleich ein Zwerg, Kenner wissen allerdings um die wirtschaftliche Kraft des Landes: Von allen Flächenstaaten der Welt hat Luxemburg das höchste Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Diese wirtschaftliche Stärke macht das Land auch für E-Commerce-Unternehmen attraktiver: So rechtfertigen die sehr gut ausgebaute Infrastruktur, eine hohe Kaufkraft und die weit entwickelte E-Commerce-Kultur eine genauere Analyse des Marktes in Luxemburg.

Zahlen & Fakten

Luxemburg hat nur knapp 640.000 Einwohner, und ist demnach der zweitkleinste Staat der Europäischen Union. Damit ist Luxemburgs Bevölkerung etwas größer als die Bremens, und verteilt sich auf 2.586 km2, eine Fläche, die ungefähr der des Saarlands entspricht. Das ergibt eine Dichte von 228 Einwohnern/km2, vergleichbar mit der Bevölkerungsdichte Deutschlands. Die größte Stadt ist die Hauptstadt, die ebenfalls Luxemburg heißt, und in deren Ballungszentrum knapp 20% der Bevölkerung wohnen, 142.000 Einwohner. Dagegen ist der Norden des Landes, das Ösling, bergiger und dünner besiedelt. Luxemburg ist eng mit seinen Nachbarstaaten Belgien, Frankreich und Deutschland verbunden, und bildet mit den angrenzenden Regionen die Großregion Saar-Lor-Lux. Außerdem ist Luxemburg einer der drei Staaten des Benelux.

Mit 98% Internet-Penetrationsrate gehört Luxemburg, was die Internet-Nutzung angeht, zur Weltspitze. Auch der Anteil der Luxemburger, der regelmäßig online einkauft, ist mit 83% überdurchschnittlich hoch. Deshalb ist das E-Commerce-Volumen mit knapp 1 Milliarde US-$ bei einer so kleinen Bevölkerung schon jetzt beachtlich. Trotzdem wird in den nächsten Jahren weiterhin noch mit einem moderaten Wachstum von ca. 5% gerechnet.

Jeder Käufer gibt dabei durchschnittlich 1754 Euro pro Jahr im E-Commerce aus. Besonders das Einkaufen über mobile Endgeräte liegt dabei im Trend. Zurzeit wird knapp ein Viertel der Käufe über ein Smartphone oder Tablet getätigt, dank eines zweistelligen Wachstums wird dieser Anteil sich in den nächsten Jahren noch weiter erhöhen. Das liegt auch daran, dass die Smartphone-Penetration in Luxemburg mit 93% sehr hoch liegt. Dabei wird bereits jetzt die Hälfte aller mobilen Käufe innerhalb einer App getätigt.

Luxemburg ist ein kleines Land, dass sehr enge Beziehungen zu seinen Nachbarländern pflegt und darüber hinaus kaum durch Sprachbarrieren getrennt ist. Insofern ist es wenig überraschend, dass die Luxemburger sehr offen dafür sind, online auf ausländischen Seiten einzukaufen: Satte 96% der Online-Käufer haben schon international geshoppt. Knapp 27% des jährlichen E-Commerce-Volumen überquert die Grenzen Luxemburgs. Der beliebteste ausländische Markt ist dabei der deutsche, noch vor französischen und belgischen E-Commerce-Seiten. Es kann angenommen werden, dass die luxemburgischen Kunden dabei neben günstigeren Angeboten insbesondere das vielfältigere Angebot der großen Nachbarn schätzen.

Das Wichtigste deutsche Seite für E-Commerce-Käufe ist dabei allerdings amazon.de, da Amazon keine luxemburgische Version anbietet. Wichtige E-Commerce-Händler sind außerdem der luxemburgische Ableger des Baumarktes Hornbach, hornbach.lu, das britische Bekleidungsunternehmen next.lu und der einheimische Elektronik-Fachmarkt hifi.lu.

Lokalisierung

Luxemburg hat, aufgrund seiner zentralen Lage in Europa und seiner wechselhaften Geschichte, eine sehr komplexe Sprachenlandschaft. Traditionell sind Französisch und Deutsch als Amtssprachen anerkannt und sehr weit verbreitet. Seit einigen Jahrzehnten ist außerdem das einheimische Luxemburgisch, das dem mitteldeutschen Sprachraum angehört, als Hoch- und Amtssprache anerkannt. Dementsprechend sind die meisten Luxemburger mehrsprachig. Obwohl das Luxemburgische seit seiner staatlichen Anerkennung nach und nach an Prestige gewinnt, ist die überwiegende Geschäftssprache trotzdem weiterhin Französisch. Das gilt auch für die E-Commerce-Landschaft: Die meisten in Luxemburg tätigen Unternehmen bieten ihre Seite auf Französisch an, viele geben den Kunden außerdem die Möglichkeit, auf Deutsch oder Englisch umzuschalten. Eine Übersetzung ins Luxemburgische ist daher nicht zwingend notwendig.

Interessant ist außerdem, dass in Luxemburg aufgrund der hohen Immigration viele weitere Sprachen gesprochen werden: 47,2% der luxemburgischen Bevölkerung stammt aus dem Ausland, und viele Einwanderer pflegen ihre sprachliche Tradition. Das gilt zum Beispiel für die portugiesische Gemeinde in Luxemburg, die mit 14,9% der Bevölkerung die größte Gruppe darstellt, noch vor Franzosen und Italienern, und auf knapp 95.000 Menschen kommt. Das schlägt sich in der Existenz eines portugiesisch-sprachigen Radiosenders und zweier portugiesisch-sprachiger Zeitungen nieder.

Luxemburg ist Gründungsmitglied der Europäischen Union. Es ist Teil des europäischen Binnenmarktes, weshalb es keinerlei Zollbeschränkungen gibt. Die Währung des Landes ist der Euro (EUR).

Zahlungsmethoden und Versand

Das beliebteste Zahlungsmittel für E-Commerce-Käufe in Luxemburg ist die Online-Überweisung: Fast die Hälfte aller Käufe wird so abgewickelt, insbesondere mithilfe des luxemburgischen Online-Tools DigiCash. An zweiter Stelle kommt die Bezahlung per Debit- oder Kreditkarte, mit knapp einem Viertel aller Online-Käufe. Diese Zahlungsmethode wird in den nächsten Jahren allerdings weiter an Boden gewinnen, und 2023 wohl 3 von 10 Einkäufen möglich machen. Dieses Wachstum wird auch von der hohen Kartendichte in Luxemburg gestützt: Durchschnittlich besitzt jeder Luxemburger 1,4 Debitkarten und sogar 3,7 Kreditkarten. Die Zahlung per Digital Wallet hinkt dagegen in Luxemburg noch hinterher, Prognosen zufolge soll sie bis 2023 für 12% der E-Commerce-Transaktionen aufkommen.

Trotz seiner Lage im Mittelgebirge verfügt Luxemburg über eine ausgezeichnete Infrastruktur. Neben mehreren Autobahnen besitzt das Land ein sehr gutes Schienennetz, das seit 2020 für den Personenverkehr außerdem vollkommen kostenlos ist. Das soll insbesondere die Staus vorbeugen, die pendelnde Autofahrer häufig verursachen. Darüber hinaus hat Luxemburg eine gute Anbindung an Deutschland, das Land ist über die A8 über Saarbrücken und die A64 über Trier zu erreichen. Außerdem besteht eine Regionalbahnverbindung nach Koblenz und Trier, sowie eine Busverbindung nach Saarbrücken.

Das wichtigste Transportunternehmen ist Post Luxembourg, das zur öffentlichen Hand gehört.  Auch wenn das Unternehmen vor einigen Jahren seine staatlich garantierte Monopolstellung aufgeben musste, ist es immer noch der größte Post-Dienstleister in Luxemburg.

Branchen

Die beliebtesten Branchen unter den luxemburgischen E-Commerce-Kunden sind „Reise“, „Haushalt“, „Mode“ und „Elektronik“.

Fazit

Beim ersten Blick hat man leicht das Gefühl, Luxemburg aufgrund seiner bescheidenen Größe ignorieren zu können. Die hohe Bereitschaft der Bevölkerung, dem E-Commerce, und insbesondere dem ausländischen E-Commerce ihr Vertrauen zu schenken, und die guten Verbindungen nach Luxemburg lassen aber doch aufmerken. Letztendlich ist der luxemburgische E-Commerce-Markt nicht unerheblich, und der Aufwand, der auf expandierende deutsche Unternehmen im E-Commerce zukommt, ist überschaubar.



Quellen:

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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