Im kleinsten EU-Mitgliedstaat Malta leben rund 520.000 digitalaffine, kauforientierte, englischsprachige Konsumentinnen und Konsumenten, die regelmäßig Waren über E-Commerce-Kanäle einkaufen. Grund genug, sich genauer umzusehen. Alles Wissenswerte zum maltesischen E-Commerce gibt es hier zu lesen.

Zahlen und Fakten, Wirtschaft, Export- und Importpartner

Der Inselstaat Malta liegt im Mittelmeer, 90 km südlich von Sizilien und 300 km nordöstlich von Tunesien und Libyen. Das Staatsgebiet der parlamentarischen Republik besteht aus den drei bewohnten Inseln Malta, Gozo und Comino sowie drei kleineren unbewohnten Inseln. Die Hauptstadt Valletta ist mit rund 5.800 Einwohnerinnen und Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt des kleinen Inselstaates. Auf Malta, dem kleinsten EU-Mitgliedstaat, leben rund 520.000 Menschen.

Gemessen am HDI, dem Wohlstandindikator der Vereinten Nationen, ist Malta mit einem Wert von 0,918 das 23. Land der Welt nach menschlicher Entwicklung (vgl. Deutschland: 0,942; Österreich: 0,916). Das maltesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei rund 18 Mrd. US-Dollar, kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf bei rund 59.400 US-Dollar (vgl. deutsches BIP pro Kopf: 64.080 US-Dollar). Gemessen am BIP pro Kopf ist die maltesische Wirtschaft in etwa so stark wie die Finnlands (58.400 US-Dollar) und Belgiens (63.200 US-Dollar).

Die maltesische Wirtschaft stützt sich vor allem auf den Dienstleistungssektor. Laut Daten von Statista (2022) trägt der Dienstleistungssektor zu 78,8 Prozent zur gesamten Bruttowertschöpfung bei – das verarbeitende Gewerbe zu 12,3 Prozent.

Deutschland ist mit einem Exportanteil von rund 16,8 Prozent der wichtigste Exportpartner. Zweitwichtigster Exportpartner ist Japan mit einem Exportanteil von rund 7,7 Prozent. Weitere wichtige Export- und Importpartner sind Frankreich (Exporte: 7,56 %; Importe: 6,57 %), Spanien (E: 2,06 %; I: 5,65 %), Großbritannien (E: 5,27 %; I: 4,08 %), die USA (E: 4,4 %) und Kanada (I: 9,42 %). Das nahe Italien ist Maltas wichtigster Importpartner und Bezugsmarkt mit einem Importanteil von 22,3 Prozent.

Internetnutzung, Kaufverhalten, Branchen und Zahlungsarten

Das Internet ist aus dem Alltag der maltesischen Konsumentinnen und Konsumenten nicht mehr wegzudenken – auch nicht beim Kauf von Waren und Dienstleistungen. Laut Daten von Statista (2022) nutzen rund 89,5 Prozent der Malteserinnen und Malteser täglich das Internet (+5,2 % gegenüber 2021). Rund 30 Prozent der maltesischen Unternehmen verkaufen Waren und Dienstleistungen im E-Commerce (+3 % gegenüber 2021).

Ein weiterer wichtiger Trend im E-Commerce: 35 Prozent der Malteserinnen und Malteser surfen am liebsten mit dem Smartphone, weshalb Händler, die das Land als mögliches Expansionsziel ins Auge fassen, unbedingt darauf achten sollten, dass Homepage und Online-Shop für die mobile Nutzung optimiert sind. Das gilt auch für soziale Netzwerke: 2016 gaben 12 Prozent der Befragten an, soziale Netzwerke zwei- bis dreimal pro Woche für den Einkauf zu nutzen, etwa für die Suche nach Produkten oder für Produktbewertungen. Insgesamt nutzen rund 70 Prozent der Malteserinnen und Malteser soziale Netzwerke.

Kleidung und Sportartikel sind sowohl auf dem maltesischen als auch auf dem grenzüberschreitenden E-Commerce-Markt die beliebtesten Produkte. Diese kaufen Malteserinnen und Malteser regelmäßig über E-Commerce-Kanäle ein, vor allem bei britischen, chinesischen und US-amerikanischen Händlern, die häufig günstigere Preise als lokale Unternehmen anbieten. Tickets sowie Unterhaltungs- und Elektronikartikel sind weitere beliebte Produkte.

Laut Daten von Statista (2020) kaufen 72 Prozent der maltesischen Online-Shopperinnen und -Shopper bei maltesischen Unternehmen, 63 Prozent bei Anbietern aus anderen EU-Ländern und 41 Prozent aus Drittländern. Mit den globalen Marktführern Alibaba, Aliexpress und Amazon teilen sich die maltesischen Marktplätze dealtoday.com.mt, klikk.com.mt und missguided.eu den Markt.

Die meisten Online-Zahlungen auf dem maltesischen E-Commerce-Markt werden über Paypal abgewickelt. Kredit- und Debitkarten sind ebenfalls beliebte Zahlungsmittel. Am seltensten wird per Nachnahme bezahlt.

Sprache

Maltesisch ist die Nationalsprache Maltas und neben Englisch die Amtssprache der Republik Malta.

Maltesisch ist eine semitische Sprache, die hauptsächlich aus nordafrikanischen Dialekten entstand und mit italienischen und sizilianischen Einflüssen eine eigenständige Sprache wurde. Maltesisch ist heute die Muttersprache von rund 500.000 Bewohnerinnen und Bewohnern des Inselstaates und wird neben Englisch im Alltag verwendet. Englisch ist für die meisten Malteserinnen und Malteser vor allem die Sprache der schulischen und universitären Ausbildung. Die meisten Malteserinnen und Malteser können sich sowohl in ihrer Muttersprache als auch auf Englisch verständigen und der grenzüberschreitende Handel wird durch die Zweisprachigkeit Maltas stark begünstigt.

Italienisch wird aufgrund der Nähe zu Italien und der gemeinsamen Wurzeln der maltesischen und italienischen Sprache von vielen Malteserinnen und Maltesern verstanden, so dass Produktetiketten für den Export nach Malta teilweise in italienischer Sprache gedruckt werden können. Dies gilt insbesondere für bestimmte Produkte wie Chemikalien, Kosmetika, Lebensmittel, Reinigungsmittel und Biozide. Andere Produkte wie Pflanzenschutzmittel müssen hingegen in beiden Amtssprachen – Maltesisch und Englisch – etikettiert werden.

Wissenswertes zu Importbestimmungen, Zollrecht, Umsatzschwelle

Als EU-Land birgt Malta sowohl im Hinblick auf die Importbestimmungen als auch zollrechtlich keine Fallstricke. Seit 2004 ist Malta Mitglied der Europäischen Union und ist damit auch in den europäischen Binnenmarkt integriert. Bei der Ausfuhr von Waren aus Deutschland bzw. den EU-Ländern nach Malta fallen daher keine Zollgebühren mehr an und es muss auch keine Zollanmeldung mehr erstellt werden.

Importbestimmungen müssen EU-Unternehmen nur dann beachten, wenn sie Waren aus Drittländern nach Malta und damit in die EU einführen. Da in den Mitgliedsstaaten der EU ein gemeinsamer Zolltarif gilt, unterliegen die Waren unabhängig vom Ursprungsland grundsätzlich den gleichen Bestimmungen. Weitere Informationen zum Zollrecht finden Sie auf der Website der maltesischen Zollbehörde.

Für den E-Commerce ist – wie für alle EU-Länder – seit 2021 die Umsatzschwelle für die Entrichtung der Umsatzsteuer bei grenzüberschreitenden Verkäufen an Privatkundinnen und -kunden innerhalb der EU zu beachten. Die Umsatzschwelle liegt bei 10.000 Euro.

Fazit

Insgesamt ist Malta ein kleiner, aber interessanter Markt für eine Expansion im E-Commerce. Die hohe Verbreitung von Internet, Smartphones und Social Media sowie die Bereitschaft der Malteserinnen und Malteser, Waren aus dem Ausland online günstiger zu kaufen, erleichtern deutschen Anbietern den Markteintritt. Auch gemeinsame EU-Regelungen und die gemeinsame Währung erleichtern die Expansion nach Malta. Zu beachten sind – wie in allen EU-Ländern – die nationalen Vorschriften und die lokale Sprache. Da Englisch zweite Amtssprache ist, ist die Sprachbarriere jedoch sehr gering.



Quellen

Weiterführende Links

Maltesische Zollbehörde (in englischer Sprache)

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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