Im kleinsten EU-Mitgliedstaat Malta leben ca. 520.000 digitalaffine und kauforientierte Konsumentinnen und Konsumenten, die Englisch sprechen und regelmäßig Waren und Leistungen über E-Commerce-Kanäle beziehen. Welche Merkmale den maltesischen E-Commerce kennzeichnen und was Unternehmen im Hinblick auf den digitalen Handel in Malta beachten müssen, zeigen wir hier.
Zahlen & Fakten
Mit einer Fläche von 316 km2 ist der Inselstaat Malta das kleinste unter den EU-Mitgliedsstaaten und mit seinen ca. 520.000 Einwohnerinnen und Einwohnern eines der bevölkerungsdichtesten Länder weltweit. Die parlamentarische Republik besteht aus den drei bewohnten Inseln Malta, Gozo und Comino sowie aus drei weiteren kleinen Inseln, die unbewohnt sind. Die Hauptstadt Valletta liegt auf der größten Insel und beheimatet mit seinen ca. 5.800 Einwohnerinnen und Einwohnern die meisten Menschen.
Der Inselstaat liegt im Mittelmeer, ungefähr 90 km südlich von der italienischen Insel Sizilien und 300 km nordöstlich der tunesischen und libyschen Nordküste. Malta befand sich lange Zeit unter britischer Herrschaft, bis es 1964 unabhängig wurde. 1974 wurde Malta zur heutigen parlamentarischen Republik, 2004 trat es der Europäischen Union bei. Vier Jahre später löste der Euro die Maltesische Lira ab.
Sprachen
Maltesisch ist die nationale Sprache Maltas und neben Englisch Amtssprache der Republik Malta und seit 2004 auch der EU. Maltesisch ist eine semitische Sprache, die hauptsächlich aus nordafrikanischen Dialekten entstand und sich mit italienischen und sizilianischen Einflüssen zu einer eigenen Sprache entwickelte.
Maltesisch ist heute die Muttersprache von rund 500.000 Sprecherinnen und Sprechern im Inselstaat, welche es im Alltag neben dem Englischen verwenden. Englisch ist für die meisten Einwohnerinnen und Einwohner Maltas vor allem die Sprache der schulischen und universitären Bildung. Die meisten Malteserinnen und Malteser können sich sowohl in der eigenen Muttersprache als auch auf Englisch verständigen und von der maltesischen Zweisprachigkeit profitiert der grenzüberschreitende Handel sehr.
Vor allem in der Regierung und vor Gericht wurde bis in die 1930er Jahre im Inselstaat traditionell Italienisch gesprochen, heute aber nicht mehr. Dennoch wird Italienisch noch von vielen Einwohnerinnen und Einwohnern Maltas verstanden, weshalb die Etiketten der nach Malta zu exportierenden Produkte teilweise auch in italienischer Sprache gedruckt werden können. Insbesondere trifft dies bei bestimmten Produkten zu, wie beispielsweise Chemikalien, Kosmetika, Lebens- und Reinigungsmittel sowie Bioziden. Etwa Pflanzenschutzlabels sind hingegen in beiden Amtssprachen – Maltesisch und Englisch – anzubringen (Quelle: wko.at, letzter Zugriff am 04.11.2021).
Trends & Einblicke
Der Unabhängigkeit vom britischen Mutterland Mitte der 1960er Jahre folgte in Malta eine graduelle Privatisierung und Diversifizierung der Wirtschaft, die heute insgesamt eine sehr dynamische ist. Vor allem die Exportaktivität maltesischer Unternehmen und der wachsende Privatkonsum tragen dazu bei, dass das maltesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) konstant um ca. 5,6 % pro Jahr wächst (Daten vor der Pandemie, Zeitraum 2016-2019). Im Jahr 2019 belief sich das BIP pro Kopf auf 22.720 Euro, dieses ging im Pandemiejahr 2020 zurück auf 20.380 Euro (Quelle: Eurostat, letzter Zugriff am 04.11.2021).
Den größten Anteil an der maltesischen Wirtschaft hat heute der Dienstleistungssektor mit 76,14 %, gefolgt von der Industrie und der Landwirtschaft mit 13,44 % und 0,65 %.
Die maltesischen Warenexporte beliefen sich im Jahr 2020 auf 2,68 Mrd. US-Dollar, die Warenimporte auf rund 5,21 Mrd. US-Dollar. Malta exportiert vor allem Industrieprodukte und raffiniertes Erdöl und importiert industrielle und nicht industrielle Maschinen sowie Fahrzeuge, Chemikalien und Mineralöl. Deutschland (7,3 %) zählt neben den anderen EU-Mitgliedländern Italien (23 %) und Frankreich (7,2 %) sowie dem Vereinigten Königreich (8,3 %) und den USA (2,4 %) zu den wichtigsten Handelspartnern Maltas.
Im Zeitraum 2019-2020 wuchs die Internetpenetrationsrate im Inselstaat um ca. 4 %. Rund 90 % der Malteserinnen und Malteser und 96 % der maltesischen Unternehmen haben Zugang zum Internet, im Rest der EU werden im Durchschnitt ähnliche Prozentwerte verzeichnet. Eine kauforientierte Nutzung des Internets war im Jahr 2016 bei 21 % der Malteserinnen und Malteser festzustellen. Unter den Konsumentinnen und Konsumenten, die mindestens einmal im Quartal das Internet benutzen, stieg dieser Trend auf 27 %.
Ein weiterer wichtiger Trend im Hinblick auf den E-Commerce: 35 % der maltesischen Konsumentinnen und Konsumenten surfen lieber vom Smartphone aus, daher sollten sich Händlerinnen und Händler, die das Land als mögliches Expansionsziel anvisieren, unbedingt darüber vergewissern, dass die eigene Homepage sowie das Onlineshop für die mobile Nutzung optimiert sind. Dies gilt ebenfalls für die sozialen Netzwerke: 2016 gaben 12 % der Befragten an, zweimal bis dreimal in der Woche soziale Netzwerke kauforientiert zu benutzen, etwa, um Produkte zu suchen oder zu bewerten. Insgesamt nutzen 69 % der Malteserinnen und Malteser soziale Netzwerke.
Bis Ende 2021 soll der maltesische E-Commerce einen Umsatz von rund 131 Mio. US-Dollar generieren. 18 % der maltesischen Unternehmen im Jahr 2018 verkauften Waren und Leistungen online an Kundinnen und Kunden (B2C) über E-Commerce-Kanäle, 19 % der Unternehmen verkauften an Kundinnen und Kunden mit Sitz in anderen EU-Ländern.
Im Jahr 2020 kauften 72 % der maltesischen Konsumentinnen und Konsumenten, die regelmäßig Waren und Leistungen online beziehen, von maltesischen Unternehmen, 63 % von Händlerinnen und Händlern aus anderen EU-Ländern und 41 % aus Drittländern.
Kleidung und Sportartikel sind die Produkte, die sowohl am maltesischen E-Commerce-Markt als auch grenzüberschreitend am besten abschneiden: 41 % der Malteserinnen und Malteser beziehen diese regelmäßig über E-Commerce-Kanäle, am liebsten von britischen, chinesischen und US-amerikanischen Händlerinnen und Händlern, die oft günstigere Preise als lokale Unternehmen anbieten. Weitere Produkte, die maltesische Konsumentinnen und Konsumenten gerne online kaufen, sind Tickets, Unterhaltung und Elektronik. Die maltesischen Marktplätze dealtoday.com.mt, klikk.com.mt und missguided.eu spezialisieren sich auf diese Produktkategorien und teilen sich den Markt mit den weltweit führenden Playern Alibaba, Aliexpress und Amazon.
Die meisten Onlinezahlungen werden am maltesischen E-Commerce-Markt mit dem digitalen Zahlungsdienst Paypal abgeschlossen. Kredit- und Debitkarten sind ebenfalls beliebte Zahlungsmethoden, die Zahlung per Nachnahme ist hingegen die seltenere Variante.
Zoll- und Importbestimmungen, Recht und Steuern
Der Warenverkehr innerhalb des EU-Binnenmarktes ist grundsätzlich frei. Einschränkungen im innergemeinschaftlichen Handel gibt es wenige und meistens in Sonderfällen, beispielsweise (aber nicht ausschließlich) für die Entsorgung von Chemikalien oder im Umgang mit Kulturgütern. Malta unterzeichnete 1970 das EU-Assoziierungsabkommen, demnach sind Waren, welche von EU-Ländern nach Malta importiert werden, zollbefreit, während für Waren aus Drittländern der EU-Außenzoll weiterhin gilt.
Aus steuerlicher Sicht sind bei Handelsgeschäften innerhalb der EU die Bestimmungen zur Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer sowie für verbrauchsteuerpflichtige Produkte, wie etwa Alkohol, Tabak und Mineralöl, die Verbrauchsteuerregelungen zu beachten (Quelle: wko.at, letzter Zugriff am 04.11.2021).
Aus der Sicht deutscher Exporteure auch zu beachten sind die Schwellenwerte bei innergemeinschaftlichen Warenlieferungen und Dienstleistungen, denn bei Überschreitung dieser sind ausländische Unternehmen zur USt.-Registrierung verpflichtet.
Fazit
Insgesamt ist Malta ein kleiner, aber interessanter Markt für Expansionen über E-Commerce-Kanäle. Die hohe Penetrationsrate von Internet, Smartphones und sozialen Medien sowie die Bereitschaft der Malteserinnen und Malteser, günstigere Waren und Produkte von ausländischen Unternehmen online zu erwerben, erleichtern deutschen Händlerinnen und Händlern den Einstig am lokalen Markt. Eine Expansion nach Malta begünstigen außerdem die gemeinsamen EU-Vorschriften und Währung. Zu beachten sind – wie auch in den anderen EU-Ländern – die nationalen Bestimmungen und die lokale Sprache. Da aber Englisch die zweite Amtssprache Maltas ist, fällt auch die Sprachbarriere ausgesprochen niedrig aus.
Quellen:
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Autor: Eurotext Redaktion
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