Die spanische Wirtschaft hat sich relativ schnell von der Pandemie erholt. Doch das Vorkrisenniveau konnte trotz eines raschen Wiederanlaufs im Jahr 2021 immer noch nicht erreicht werden. Deshalb plant die spanische Regierung staatliche Maßnahmen im Wert von mehreren Milliarden Euro, um das Land resilient durch die Krise kommen zu lassen und fit für eine digitale, grüne Zukunft zu machen. Dadurch könnten sich sowohl für deutsche Unternehmen, die bereits in Spanien vertreten sind, als auch für Neueinsteiger in vielen Branchen neue Chancen eröffnen. Mehr dazu lesen Sie in diesem Beitrag.

Daten und Fakten zum Industrieland Spanien: Anteil an der Wirtschaftsleistung, wichtigste Branchen und Handelspartner

Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von mehr als 1.300 Mrd. Euro im Jahr 2022 ist Spanien nach Deutschland (3.800 Mrd.), Frankreich (2.600 Mrd.) und Italien (1.900 Mrd.) und vor den Niederlanden (940 Mrd.) die viertgrößte Volkswirtschaft der EU. Die Industrie war im Jahr 2022 für 20,76 Prozent der spanischen Bruttowertschöpfung verantwortlich. In diesem Wirtschaftsbereich sind in Spanien 20,2 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt.

Von den spanischen börsennotierten Unternehmen und Großkonzernen sind international vor allem die Banken und Versicherungsgesellschaften bekannt. Etwa Banco Santander, BBVA, Banco Sabadell oder Bankinter sind nur einige spanische Kreditinstitute, die auch im Ausland tätig sind. Was das verarbeitende Gewerbe anbetrifft, da gibt es in Spanien im Vergleich zu Deutschland, Frankreich oder auch den Niederlanden weniger international agierende Großkonzerne. Doch immerhin: Laut dem spanischen Institut für Außenhandel ICEX sind in Deutschland ca. 200 spanische Unternehmen tätig. Das heißt: Deutschland ist aus spanischer Sicht das drittwichtigste Investitionsland nach den Vereinigten Staaten und Großbritannien.

Die wichtigsten Branchen sind die Bauindustrie, die Textil- und Modeindustrie, die Lebensmittelindustrie sowie die pharmazeutische Industrie. In Deutschland und international bekannt sind etwa: Das Textilunternehmen Inditex über dessen Tochterunternehmen Zara, Massimo Dutti, Zara Home, Bershka und Pull & Bear, der Lebensmittelhersteller Campofrio Food Group, der größte Fleischverarbeiter Europas mit einem Umsatz von rund 2 Mrd. Euro, das multinationale Healthcare- und Pharmaunternehmen Grifols und das Stahlunternehmen Acerinox, dem unter anderen der deutsche Hersteller VDM Metals Group gehört.

Deutschland ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner Spaniens, sowohl im Hinblick auf die Exporte (9,28 %) als auch auf die Importe (9,08 %). Weitere wichtige Handelspartner sind das benachbarte Portugal (Exporte: 7,96 %; Importe: 3,44 %), Italien (E: 7,81 %; I: 5,88 %), die Niederlande (E: 3,72 %; I: 4,11 %), Belgien (E: 5,93 %; I: 2,27 %) und Großbritannien (E: 5,21). Massiv importiert wird zudem aus China (I: 10,46 %) und Frankreich (I: 8,63 %).

Aktuelle Wirtschaftslage: Wirtschaft erholt sich langsam, Dienstleistungen treiben BIP an, Preise für Verbraucher und Industrie steigen stark

Das spanische BIP hat im Jahr 2021 ein Wachstum von 5,5 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet – und sich damit relativ zügig von der Pandemie erholt. Die spanische Wirtschaft konnte vor allem in der ersten Jahreshälfte wieder Anlauf nehmen, doch das Wachstum wurde im dritten und vierten Quartal des Jahres 2021 stark gebremst – Schuld waren auch in Spanien wie in den meisten anderen Ländern Europas die stark gestiegenen Energiepreise. Das Vorkrisenniveau konnte damit immer noch nicht erreicht werden.

Mit Blick auf die einzelnen Wirtschaftsbereiche: Das Wachstum des spanischen BIP wird vor allem vom Dienstleistungssektor angetrieben, der sich schneller als andere Bereiche erholt hat- Insbesondere Hotellerie und Tourismus, welche in Spanien eine sehr wesentliche Rolle für die heimische Wirtschaft spielen – vor allem im Sommer. Ein ähnlicher Trend konnte auch in anderen Ländern Europas festgestellt werden, die beliebte Urlaubsziele sind, etwa in Italien. Doch auch die Industrie konnte 2021-2022 wieder ein Umsatzplus verzeichnen: +11,8 Prozent im Bereich Maschinen und Transportmittel, +11,7 im Bereich der Konsumgüter.

In den ersten zwei Quartalen 2023 wurde die spanische Wirtschaft immer noch stark von den gestiegenen Preisen von Energie, Rohstoffen und Vorprodukten gebremst. Die Teuerung betrifft Privathaushalte und Industrie gleichermaßen. In der Produktion gab es im Zeitraum 2021-2023 einen Anstieg der Kosten in Höhe von 35,5 Prozent, geschuldet ist dieser den viel höheren Preisen für Gas (+142,2 %), Erdölraffination (+79,2 %), Strom (+75,6 %), Papier und Karton (+36,7 %) sowie für Grundprodukte aus Eisen, Stahl und Eisenlegierungen (+35,8 %).

Entwicklungen in der spanischen Produktion: Zuschüsse, Investitionen in grünen Wandel und digitale Transformation

Die spanische Regierung ist bestrebt, die negativen Auswirkungen für Privathaushalte und Industrie durch die starke Inflation mit einer Vielzahl staatlicher Eingriffe einzudämmen. So wurde Ende März 2022 der sogenannte „Nationale Reaktionsplan zur Abfederung der wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine“ vom Ministerrat verabschiedet, mit dem Maßnahmen in Höhe von Milliarden Euro zugunsten von Privathaushalten und Unternehmen beschlossen wurden. Konkret wurden unter anderem die Treibstoffpreise um 20 Cent gesenkt, die Mietpreisanpassung gedeckelt und Hilfspakete für energieintensive Industrien und den Transportsektor in Höhe von 620 bzw. 450 Mio. Euro sowie weitere Anreize für den Umstieg auf erneuerbare Energien beschlossen. Ende 2023 wurde ein neues Paket zur Bekämpfung der Inflation beschlossen, mit dem weitere 450 Mio. Euro für stark vom angestiegenen Gaspreis betroffene Gewerbesektoren in die Hand genommen wurden.

Der EU-finanzierte Plan de Recuperación, Transformación y Resiliencia, mit dem das Land nachhaltig aus der Krise durch die Covid19-Pandemie kommen soll, ruht auf vier Pfeilern: grüner Wandel, digitale Transformation, soziale und territoriale Kohäsion. Der Wiederaufbauplan, der Spanien zukunftsfit machen soll, umfasst insgesamt mehr als 200 Maßnahmen. Vorgesehen ist eine weitgehende Modernisierung und Digitalisierung von kleinen und mittleren Unternehmen, Industrie und Tourismus. Des Weiteren soll das nationale Gesundheitssystem gestärkt und das Fiskalsystem modernisiert werden.

Internationalisierung

Die spanische Industrie ist stark vom Außenhandel abhängig. An der Übersetzung etwa von technischer Dokumentation, zulassungsrelevanten Unterlagen und Marketingtexten kommen spanische Maschinenhersteller somit nicht vorbei. Denn: Gemäß Maschinenrichtlinie müssen „alle schriftlichen oder verbalen Informationen und Warnhinweise [an der Maschine] in der bzw. den Amtssprachen der Gemeinschaft abgefasst sein, die gemäß dem Vertrag von dem Mitgliedstaat, in dem die Maschinen in den Verkehr gebracht und/oder in Betrieb genommen wird, bestimmt werden kann bzw. können“. Darüber hinaus sollen gemäß Maschinenrichtlinie die „für die Bedienung einer Maschine erforderlichen Informationen eindeutig und leicht verständlich sein“. Es sei zudem darauf zu achten, „dass das Bedienungspersonal nicht mit Informationen überlastet wird“.

Die Maschinenrichtlinie stellt somit klare Anforderungen an die technische Dokumentation – und folglich an deren fremdsprachliche Übersetzung. Wichtig ist, dass die Übersetzung von Handbüchern, Gebrauchsanweisungen, Konformitätsbescheinigungen usw. fachlich korrekt und leicht verständlich ist. Da es sich hierbei um eine besonders sensible Aufgabe handelt, von der die Sicherheit der Maschinenbedienenden abhängt, ist es geraten, dass sich Unternehmen an spezialisierte Fachübersetzer:innen wenden, die selbst die komplexesten Fachtexte sicher in die Zielsprache übertragen können.

Doch die Übersetzung betrifft nicht nur das Bedienungspersonal von Maschinen und Geräten. Neben Handbüchern, Dokumentation, Zertifizierungen usw. müssen im Hinblick auf eine erfolgreiche Internationalisierung auch Werbetexte adaptiert werden, die das Zielpublikum, das heißt die Kundschaft, direkt ansprechen. Die Übersetzung soll in diesem Fall nicht nur informieren, sondern auch bewegen – und zum Kauf animieren. Dieses Ziel lässt sich am besten durch eine freie, kreative Übersetzung erreichen, die auch etwaige kulturelle Unterschiede und Besonderheiten berücksichtigt. Denn: Auch wenn die spanische Sprache in vielen Ländern gesprochen und verstanden wird, gibt es große Unterschiede zwischen einzelnen Varietäten des Spanischen – meistens im Wortschatz, aber manchmal auch in der Grammatik. Mehr dazu lesen Sie in unserem Beitrag.

Gesetzliche Rahmenbedingungen: Import- und Zollbestimmungen, Verpackungsvorschriften, Ursprungsbezeichnung

Für den bilateralen Warenverkehr zwischen den Ländern der Europäischen Union und Spanien gibt es im Rahmen des Zoll- und Außenhandelsregime der EU keine Importbestimmungen und keine Zollschranken (einheitlicher Wirtschaftsraum der EU). Importbestimmungen müssen EU-Unternehmen somit nur dann beachten, wenn sie Waren aus Drittländern nach Spanien und damit in die EU einführen. Da in den Mitgliedstaaten der EU ein gemeinsamer Zolltarif gilt, unterliegen die Waren grundsätzlich den gleichen Vorschriften, unabhängig vom Ursprungsland. Die Zölle für die Einfuhr von Waren aus Ländern außerhalb der EU richten sich nach dem Integrierten Zolltarif der Europäischen Gemeinschaften TARIC. Weiterführende zollrechtliche Informationen finden Sie auf der Website der EU-Kommission.

Zu beachten ist aber: Die Kanarischen Inseln und die spanischen Exklaven Ceuta und Melilla sind steuerlich und zollrechtlich Sondergebiete innerhalb der Europäischen Union.

Die Kanarischen Inseln sind zwar Teil der Europäischen Zollunion, gehören aber nicht zum Steuergebiet der EU. Innergemeinschaftliche Lieferungen im Rahmen des EU-Binnenmarktes sind somit nicht möglich. Bei der Einfuhr von Gemeinschaftswaren sind diese durch den Käufer zu verzollen und zu versteuern. Auf den Kanarischen Inseln gibt es ein eigenes Umsatzsteuersystem (IGIC, Impuesto General Indirecto Canario). Der Steuersatz liegt zwischen 3 und 13,5 Prozent, für Tabakwaren gibt es einen Sondersteuersatz. Grundnahrungsmittel sind von der Steuer befreit. Bei der Einfuhr von Produkten, die mit lokal hergestellten Produkten konkurrieren, wird ggf. eine spezielle Inselsteuer erhoben.

Die spanischen Exklaven Ceuta und Melilla gehören nicht zum Zoll- und Steuergebiet der EU. Somit sind sämtliche Ausfuhren nach Ceuta und Melilla wie Ausfuhren in ein Drittland zu behandeln. Diese Gebiete gelten als Zollfreigebiete, bei der Einfuhr wird jedoch eine lokale Steuer (IPSI, Impuesto sobre la Producción y la Importación) erhoben. Der Steuersatz liegt zwischen 0,5 und 10 Prozent.

Ab 1. Januar 2023 gilt in Spanien eine Sondersteuer auf Einwegverpackungen aus Kunststoff. Besteuert wird durch die neue Plastiksteuer die Herstellung, die Einfuhr oder der innergemeinschaftliche Erwerb von Einwegverpackungen aus Kunststoff.

Hinsichtlich geschützter Ursprungsbezeichnungen und geschützter geografischer Angaben gilt das EU-Recht. Es besteht keine Pflicht zur Angabe des Herstellungslandes der Ware. Die Ursprungsbezeichnung soll jedoch laut spanischem Verbraucherschutzgesetz keine falschen Rückschlüsse auf den Ursprung und die Herkunft des Produktes zulassen. Name und Anschrift des Herstellers sind jedenfalls anzugeben.

Fazit

Die spanische Wirtschaft hat sich von der Covid-Zeit in relativ kurzer Zeit erholt – allerdings wird das Wachstum durch die aktuelle Weltkonjunktur, sprich Krieg in der Ukraine und Energiekrise, stark gebremst. Das Vorkrisenniveau konnte trotz eines raschen wirtschaftlichen Wiederanlaufs von +5,5 Prozent im Jahr 2021 immer noch nicht erreicht werden. Auch: Einige Wirtschaftsbereiche haben sich schneller erholt als andere. Das BIP wird noch sehr vom Dienstleistungssektor angetrieben, die Industrie und der Privatkonsum sind am meisten von der Teuerung betroffen. Die spanische Regierung will deshalb in die Defensive gehen und greift mit staatlichen Maßnahmen in Milliardenhöhe ein. Mit dem EU-finanzierten Plan de Recuperación, Transformación y Resiliencia sollen der grüne Wandel und die digitale Transformation Spaniens vorangetrieben sowie die soziale und territoriale Kohäsion im Land gefördert werden. Geplant sind dabei insgesamt mehr als 200 Maßnahmen, deren Ziel eine weitgehende Modernisierung und Digitalisierung von kleinen und mittleren Unternehmen, Industrie und Tourismus ist. Dadurch könnten sich sowohl für deutsche Unternehmen, die bereits in Spanien vertreten sind, als auch für Neueinsteiger in vielen Branchen neue Chancen eröffnen – etwa bei der Lieferung von Maschinen, Anlagen und Zwischenprodukten an die Industrie, im IT-Bereich oder bei designaffinen und innovativen Konsumartikeln.



Quellen

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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Bitte beachten Sie: Auch wenn wir in unseren Beiträgen gelegentlich Rechtsthemen ansprechen, stellen diese keine Rechtsberatung dar und können eine solche auch nicht ersetzen. Wenn Sie konkrete Fragen haben, lassen Sie sich bitte von einem Anwalt beraten.