Frankreichs Industrie befindet sich auf dem Weg in eine veränderte Welt, in der Digitalisierung und Klimaneutralität zentrale Themen sind. Trotz kurzfristig getrübter Aussichten bieten sich für deutsche Unternehmen in Frankreich interessante Perspektiven. Mehr dazu hier.
Daten und Fakten zum Industrieland Frankreich
Anteil an der Wirtschaftsleistung
Frankreich ist ein starkes Industrieland und nach Deutschland das zweitwichtigste in Europa. Im Jahr 2024 betrug das französische Bruttoinlandsprodukt (BIP) rund 3,2 Billionen Euro, kaufkraftbereinigt lag das BIP pro Kopf bei 64.200 Euro (zum Vergleich: Deutschland 71.800 Euro, Österreich 73.000 Euro). Den mit Abstand größten Anteil an der Bruttowertschöpfung hat der Dienstleistungssektor mit 70,4 Prozent; das verarbeitende Gewerbe folgt mit 17,5 Prozent. In der französischen Industrie sind 19,56 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt.
Französische Industriebranchen im Fokus
Für die französische Industrielandschaft sind die Automobilindustrie, die Luftfahrtindustrie, die chemische Industrie, die Pharmazeutik und die Telekommunikationsbranche von großer Bedeutung. Auch die Lebensmittelproduktion spielt eine wichtige Rolle: Frankreich gehört zu den weltweit größten Exporteuren von Getreide und Wein. Insgesamt trägt die Landwirtschaft jedoch nur zu einem geringen Anteil zum BIP bei. Zu den weltweit führenden Unternehmen zählen unter anderem die Automobilhersteller Peugeot, Renault und Citroën, die Flugzeughersteller Airbus, Thales und Dassault, der Chemiekonzern Arkema, der Pharmakonzern Sanofi-Aventis, der Industriekonzern Saint-Gobain sowie das Telekommunikationsunternehmen Orange.
Automobilindustrie
Die deutsche Industrie transformiert derzeit rasant in Richtung dekarbonisierter Mobilität – und die französische Industrie zieht nach. Die französischen Autobauer Stellantis und Renault konzentrieren sich auf kostengünstige Elektroautos, mit denen sie der chinesischen Konkurrenz Paroli bieten können. Verbrennerfahrzeuge verlieren dabei zunehmend an Marktanteilen. Insbesondere Dieselfahrzeuge verkaufen sich immer schlechter. Hybridfahrzeuge gewinnen hingegen neue Kundschaft hinzu.
Rund 54 Prozent aller in Frankreich verkauften Kraftfahrzeuge stammen aus den Werken der französischen Konzerne Stellantis und Renault. Unter den Neuzulassungen sind Kleinwagen wie der Peugeot 208 oder der Renault Clio am beliebtesten. Gute Verkaufszahlen verzeichnen auch Fahrzeuge von Toyota. Unter den deutschen Autobauern ist Volkswagen am erfolgreichsten.
Chemische Industrie
Auch für das Jahr 2025 ist für die französische Gesamtchemie keine Erholung in Sicht. So hat ExxonMobil beispielsweise 2024 seine Steamcracker-Anlage in Port-Jérôme-sur-Seine stillgelegt und sich vom französischen Markt zurückgezogen. Auch LAT Nitrogen hat Anfang 2025 seine Ammoniakproduktion in Grandpuits eingestellt. In den kommenden drei Jahren dürften nach Einschätzung von Expertinnen und Experten weitere 47 Chemieunternehmen schließen.
Die chemische Industrie ist für rund ein Viertel der Klimagase in der französischen Industrie verantwortlich. Hohe Finanzierungskosten und eine schwache Branchenkonjunktur lassen viele Unternehmen bei Neuinvestitionen zögern. Gleichzeitig eröffnen sich durch das Mercosur-Abkommen und die Dekarbonisierung aber auch neue Geschäftsfelder. Die größten Unternehmen nutzen diese, um sich in Richtung einer klimafreundlichen Produktion auszurichten.
So kündigte beispielsweise der französische Chemiekonzern Arkema im Juli 2022 an, bis 2030 rund 400 Millionen Euro in Klimatechnologie zu investieren. Auch der belgische Chemiekonzern Solvay will seine Natriumcarbonatproduktion in Dombasle-sur-Meurthe in Partnerschaft mit dem französischen Unternehmen Veolia auf Ersatzbrennstoffe umstellen.
Lebensmittelindustrie
Frankreich ist nach Deutschland der zweitwichtigste Lebensmittelhersteller Europas. Bei Weinen und Spirituosen ist das Land nach Italien und Mexiko Exportweltmeister.
Der Milchproduktekonzern Lactalis ist Frankreichs wichtigster Lebensmittelproduzent und mit Marken wie Galbani oder Président äußerst erfolgreich – sogar erfolgreicher als der heimische Konkurrent Danone. Im Land sind aber auch internationale Konzerne wie Nestlé, Coca-Cola oder Mondelez mit eigenen Produktionsstätten vertreten.
Auch Lebensmittelhersteller in Frankreich reagieren auf einen sich wandelnden Markt. Im Fokus stehen dabei der Ausbau der Digitalisierung und Automatisierung sowie die effiziente Nutzung von Energie und Wasser.
Bis 2030 will die Branche ihren Treibhausgasausstoß um 40 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent reduzieren. Der Ende 2023 mit der Regierung ausgehandelte, jedoch nicht verpflichtende Routenplan zur Dekarbonisierung soll durch staatliche Gelder unterstützt werden.
Außenhandel und Handelspartner
Der Außenhandel spielt für die französische Wirtschaft eine wichtige Rolle. Einerseits ist Frankreich der fünftgrößte Exporteur von Waren und Dienstleistungen weltweit, andererseits ist das Land, das über wenige eigene Ressourcen verfügt, von Importen abhängig – insbesondere von Rohstoffen und Mineralöl. Unter dem Strich importiert Frankreich deutlich mehr Waren, als es exportiert, was zu einem Exportdefizit führt. Ein Grund hierfür ist, dass die 40 größten französischen Konzerne, die an der Pariser Börse gehandelt werden (die sogenannten CAC 40), einen großen Teil ihrer Produktion im Ausland durchführen.
Sowohl bei den Importen als auch bei den Exporten ist Deutschland Frankreichs wichtigster Handelspartner. Weitere wichtige Handelspartner sind China, Italien, Belgien, Spanien, die USA, das Vereinigte Königreich, die Niederlande und die Schweiz.
Aktuelle Wirtschaftslage
Frankreich befindet sich auf dem Weg in eine neue Weltordnung. Die französische Regierung möchte die nationale sowie die europäische Souveränität in den Bereichen Sicherheit und digitale Daseinsvorsorge stärken. Doch die Aussichten für das Jahr 2025 sind getrübt. Wachstumsbremsen sind die schwache globale Nachfrage und die Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Zudem zwingen die US-amerikanische Zollpolitik und die Sparzwänge im eigenen Land die französischen Unternehmen in die Defensive.
Deutsche Perspektive
Frankreich ist für Deutschland der viertwichtigste Handelspartner und der zweitwichtigste Exportmarkt weltweit. Nach Frankreich exportiert Deutschland vor allem Maschinen und Anlagen sowie chemische Erzeugnisse. Das deutsche Infrastrukturpaket und die Bereitschaft der neuen Bundesregierung, sich für eine verstärkte europäische Kooperation, unter anderem in den Bereichen Rüstung und europäische Souveränität, einzusetzen, stießen in Frankreich auf große Zustimmung. Doch auch künftig könnten unterschiedliche Ansichten in Bezug auf die Handelspolitik und das Budget für Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich sorgen.
Internationalisierung
Die französische Industrie ist stark vom Außenhandel abhängig. Französische Automobil- und Maschinenhersteller kommen somit nicht umhin, technische Dokumentation, zulassungsrelevante Unterlagen und Marketingtexte zu übersetzen – auch deshalb, weil es Pflicht ist. Denn gemäß Maschinenrichtlinie müssen „alle schriftlichen oder verbalen Informationen und Warnhinweise an der Maschine in der bzw. den Amtssprachen der Gemeinschaft abgefasst sein, die gemäß dem Vertrag von dem Mitgliedstaat, in dem die Maschinen in den Verkehr gebracht und/oder in Betrieb genommen werden, bestimmt werden können“. Darüber hinaus müssen die „für die Bedienung einer Maschine erforderlichen Informationen“ gemäß Maschinenrichtlinie „eindeutig und leicht verständlich“ sein. Es ist zudem darauf zu achten, „dass das Bedienungspersonal nicht mit Informationen überlastet wird“.
Die Maschinenrichtlinie stellt somit klare Anforderungen an die technische Dokumentation – und folglich auch an deren fremdsprachliche Übersetzung. Wichtig ist, dass die Übersetzung von Handbüchern, Gebrauchsanweisungen, Konformitätserklärungen usw. fachlich korrekt und leicht verständlich ist. Da es sich hierbei um eine besonders sensible Aufgabe handelt, von der die Sicherheit der Maschinenbedienenden abhängt, sollten Unternehmen spezialisierte Fachübersetzerinnen und Fachübersetzer beauftragen, die selbst die komplexesten Fachtexte sicher in die Zielsprache übertragen können.
Doch die Übersetzung betrifft nicht nur das Bedienpersonal von Maschinen und Geräten. Neben Handbüchern, Dokumentationen, Zertifizierungen usw. müssen im Hinblick auf eine erfolgreiche Internationalisierung auch Werbetexte adaptiert werden, die sich direkt an Kunden richten und nicht nur Information, sondern auch Kaufanreiz sein sollen. Bei solchen Texten empfiehlt sich eine freie, kreative Übersetzung, um kulturelle Unterschiede zu meistern und nicht-sprachliche Aspekte zu berücksichtigen. Für eine verhandlungssichere Kommunikation mit Partnern und Kunden sind diese ebenfalls wichtig, so etwa die andere Währung und Maßeinheiten. Ob eine KI-Übersetzung eine realistische Alternative sein kann, hängt vom Einzelfall ab: Textsorte, Textmenge, Qualitätsniveau, Zielgruppe etc.
Import- und Zollbestimmungen
Für den bilateralen Warenverkehr zwischen den Ländern der Europäischen Union und Frankreich gibt es im Rahmen des Zoll- und Außenhandelsregimes der EU keine Importbestimmungen und keine Zollschranken, da die EU einen einheitlichen Wirtschaftsraum bildet. Sonderregelungen gibt es jedoch beispielsweise für den innergemeinschaftlichen Handel mit Waren, die in Frankreich der Verbrauchsteuer unterliegen, oder für die innergemeinschaftliche Verbringung von Abfällen. Importbestimmungen müssen EU-Unternehmen somit nur dann beachten, wenn sie Waren aus Drittländern nach Frankreich und damit in die EU einführen. Da in den Mitgliedstaaten der EU ein gemeinsamer Zolltarif gilt, unterliegen die Waren grundsätzlich den gleichen Vorschriften, unabhängig vom Ursprungsland.
Die Kennzeichnung von Verpackungen für den französischen Markt unterliegt dem Gesetz über die Verwendung der französischen Sprache („Loi Toubon”). Dies gilt nicht nur für die eigentliche Produktverpackung, sondern auch für die Außenverpackung sowie für die dem Produkt beiliegenden Gebrauchsanweisungen. Darüber hinaus dürfen auf der Verpackung keine Angaben gemacht werden, die mit dem Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb unvereinbar sind. Das heißt, es dürfen keine unrichtigen oder irreführenden Angaben über das Herstellungsland, die Herstellungsweise, die Zusammensetzung, die Wirkung, den Preis usw. gemacht werden.
Für den innergemeinschaftlichen Warenverkehr gibt es keine handelsrechtlichen Restriktionen. Über Verbote und Restriktionen im Warenverkehr mit Drittländern informiert die Website der französischen Generaldirektion für Zölle und Steuern.
Fazit
Frankreichs Industrie befindet sich im Wandel. Aufgrund der globalen Konjunktur und landesinterner Sparzwänge bleiben die Aussichten für die Wirtschaftsleistung im Jahr 2025 sowie für die traditionell starken Industriebranchen getrübt. Gleichzeitig sehen die größten Unternehmen die neuen Geschäftsfelder, die sich aus Dekarbonisierung und grünem Wandel ergeben, als Chance. Der Ausbau der Digitalisierung und Automatisierung sowie die effiziente Nutzung von Energie und Wasser rücken dabei für französische Hersteller stark in den Fokus. Aus der Sicht deutscher Handelspartner ergeben sich daraus interessante Perspektiven, denn Deutschland ist Frankreichs viertwichtigster Handelspartner und zweitwichtigster Exportmarkt weltweit. Auch das deutsche Infrastrukturpaket und die Bereitschaft der neuen Bundesregierung zu mehr Zusammenarbeit bei Rüstung und europäischer Souveränität haben in Frankreich große Resonanz gefunden. Ob jedoch unterschiedliche Ansichten in puncto Handelspolitik und Budget zu Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich führen werden, bleibt abzuwarten.
Quellen
- Germany Trade & Invest: Frankreichs Chemiebranche rutscht weiter in die Krise [zuletzt aufgerufen am 19.11.2025]
- Germany Trade & Invest: Nahrungsmittelindustrie im Umbruch [zuletzt aufgerufen am 19.11.2025]
- Germany Trade & Invest: Unternehmen fahren Investitionen runter [zuletzt aufgerufen am 19.11.2025]
- Germany Trade & Invest: Wirtschaft in Frankreich [zuletzt aufgerufen am 19.11.2025]
- Statista: Anteile der Wirtschaftssektoren am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Frankreich bis 2024 [zuletzt aufgerufen am 19.11.2025]
- Statista: Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Frankreich bis 2030 [zuletzt aufgerufen am 19.11.2025]
- Statista: Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in Frankreich bis 2030 [zuletzt aufgerufen am 19.11.2025]
- Wirtschaftskammer Österreich: Frankreich: Export und Import [zuletzt aufgerufen am 19.11.2025]
- Wirtschaftskammer Österreich: Wirtschaftsbericht Frankreich [zuletzt aufgerufen am 19.11.2025]
- Wirtschaftskammer Österreich: Wirtschaftsprofil Frankreich [zuletzt aufgerufen am 19.11.2025]
Weiterführende Links
- Generaldirektion für Zölle und Steuern (in englischer Sprache)
Autor: Eurotext Redaktion
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