Das Fürstentum Monaco ist vor allem unter den Reichen im internationalen Jetset als steuergünstiger Wohnsitz begehrt – doch auch aus der Sicht deutscher Unternehmen, die digital verkaufen, hat Monaco einiges zu bieten. Wodurch sich Monaco als mögliches Expansionsziel auszeichnet und welche die Besonderheiten des Kleinstaats an der Côte d’Azur sind, zeigen wir hier.

Zahlen und Fakten über das Land

Das Fürstentum Monaco liegt in den französischen Seealpen und an der Côte d’Azur, unweit von Frankreichs berühmter Mittelmeerstadt Nizza und der Grenze zur norditalienischen Region Ligurien. Der Stadtstaat erstreckt sich über rund 2.000 km² und beheimatet 39.000 Menschen. Damit ist Monaco der zweitkleinste Staat der Welt nach der Vatikanstadt und das Land mit der höchsten Bevölkerungsdichte (18.830 Einwohner pro km²; vgl.: Singapur mit 7.800 Einwohner/km², Bahrain mit 2.200 Einwohner/km²).

Bemerkenswert hoch ist auch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Fürstentums, das bei über 6 Mrd. Euro liegt. Das BIP pro Einwohner liegt bei über 158.000 Euro – dreimal so viel wie das deutsche BIP pro Einwohner. Man kann allerdings das monegassische BIP mit dem anderer Länder nicht wirklich vergleichen, da Monaco als Steueroase sehr viele Unternehmen und wohlhabende Privatpersonen anlockt, die ihren Wohnsitz in den Fürstentum verlegen, um der höheren Besteuerung im eigenen Land zu entgehen: Von den über 39.000 Einwohnerinnen und Einwohner, die im Kleinstaat an der französischen Mittelmeerküste beheimatet sind, besitzen 77 % nicht die monegassische Staatsbürgerschaft – so hoch ist der Anteil der sogenannten Steuerflüchtlingen im Land.

Da Monaco ein Stadtstaat ist, liegt die Urbanisierungsrate bei 100 %. Nach der Verfassung von 1911 gliederte sich das Fürstentum in 3 Gemeinden – Monaco-Ville, der Altstadt mit dem Fürstenpalast, Monte-Carlo im Nordosten und La Condamine mit dem Hafengebiet Port Hercule. Im Jahr 2013 wurde der Stadtstaat territorial durch die Schaffung von 9 Stadtbezirken neu organisiert. Dennoch kann im Fürstentum nach wie vor keine konkrete Grenzlinie zwischen Stadt und Staat gezogen werden, da diese sich in allen Hinsichten überschneiden.

Die konstitutionelle Monarchie als Staatsform ist in der Verfassung von 1911 verankert. Staatsoberhaupt ist der regierende Fürst; die Legislative teilt sich dieser seit der Verfassungsreform von 1962 mit dem Parlament (Nationalrat) aus 24 Mitgliederinnen und Mitgliedern, das auf 5 Jahre gewählt wird. Für die Exekutive ist ein Kabinett aus 4 Mitgliederinnen und Mitgliedern verantwortlich.

Obwohl Monaco selbst kein Mitglied der Europäischen Union ist, hat das Fürstentum seit dem Jahr 2000 eine Vertretung bei der EU; zudem pflegt das Fürstentum insbesondere über das benachbarte Frankreich solide Beziehungen zur EU und den anderen Mitgliedländern. Seit 2004 ist der Kleinstaat auch im Europarat vertreten; darüber hinaus beteiligt sich Monaco am Europäischen Wirtschaftsraum und verwendet den Euro. Das Schengener Abkommen hat Monaco ebenfalls unterschrieben, wodurch die freie Zirkulation von Menschen und Waren ermöglicht wurde.

Sprache und Lokalisierung

Die Amtssprache im Fürstentum ist Französisch. Unter den Einheimischen ist der lokale Dialekt verbreitet, der sich aus dem Italienischen der benachbarten Region Ligurien und dem Französischen herleitete. Historisch wurde auch hier, wie an anderen südfranzösischen Orten, Okzitanisch gesprochen – heute aber nicht mehr.

Als Wirtschaftssprachen dominieren das Französische, das Italienische und das Englische – letzteres dadurch, dass im Fürstentum ein internationales Zielpublikum von Interessentinnen und Interessenten aus aller Welt vorhanden ist. Deutsche Händlerinnen und Händler, die das monegassische Publikum ansprechen wollen, machen deshalb nichts falsch, wenn sie fremdsprachliche Texte in diese drei Sprachen übersetzen – gerne kann etwa bei Marketingtexten auch der lokale Dialekt berücksichtig werden, ist aber kein Muss.

Wirtschaft, Trends im Hinblick auf den E-Commerce, Zollbestimmungen

Die Wirtschaft des Fürstentums stützt sich nahezu vollständig auf den Dienstleistungssektor. Monaco ist ein beliebter Zielort sowohl für Besucherinnen und Besucher aus den benachbarten Ländern als auch für den internationalen Jetset, vor allem bei den großen Events, die hier stattfinden.

Im monegassischen tertiären Sektor steht neben dem Tourismus die Finanzwirtschaft im Vordergrund, mit zahlreichen Banken und Kreditinstituten, die ein Vermögen in Höhe von Milliarden Euro verwalten. Die größten Umsätze im sekundären Sektor macht die Bauwirtschaft. Im stark urbanisierten Kleinstaat sind baufähige Flächen ein knappes Gut, was die Immobilienpreise in die Höhe treibt. Dabei ist die Architektur auf Platzoptimierung ausgerichtet, weshalb Monaco auch als „Manhattan am Mittelmeer“ bekannt ist.

Vom Platzmangel abgesehen, punktet das Fürstentum mit einer exzellenten Logistik. Der Flughafen Nizza liegt unweit von Monaco entfernt und der Kleinstaat wird von einem Hafen bedient. Schnelle Transportwege ermöglichen den Austausch von Waren und Personen in bzw. aus den Nachbarländern Frankreich und Italien. Diese sind auch die wichtigsten Handelspartner im Hinblick auf den Import von Waren, gefolgt von der Schweiz, Deutschland, Großbritannien, Belgien und China. Der grenzüberschreitende Handel spielt für das Fürstentum eine wichtige Rolle, denn der Großteil von dem, was in Monaco konsumiert wird, wird importiert.

Es liegen keine genauen Angaben bezüglich der Nutzung des Internets im Kleinstaat vor, doch aus der Tatsache, dass sehr viele international tätige Unternehmen u. a. aus der Finanzwirtschaft hier ihren Sitz haben, lässt sich schließen, dass die Daten zur Verbreitung von Internet und digitalen Kommunikations- sowie Zahlungsmöglichkeiten vergleichbar mit jenen der Nachbarländer und der anderen EU-Länder sind. Da nur ein geringer Anteil der konsumierten Waren vor Ort produziert wird, ist das Spektrum der über das Internet verkaufbare Produkte sehr groß – und ebenfalls sehr groß ist das Budget der potenziellen Kundinnen und Kunden: ein Drittel der Bevölkerung sind Millionäre.

Das Fürstentum Monaco ist selbst kein Mitglied der Europäischen Union, hat jedoch 1963 ein Zollabkommen mit Frankreich unterschrieben und gehört seitdem zum Zollgebiet der Europäischen Union, weshalb für Monaco die gleichen Zollbestimmungen der Republik Frankreich gelten. Für deutsche Händlerinnen und Händler ist dies gewiss von Vorteil, da die gemeinsamen Vorschriften den Export von Waren nach Monaco wesentlich erleichtern.

Fazit

Das Fürstentum Monaco ist aus der Sicht deutscher Händlerinnen und Händler, die ins Ausland über digitale Verkaufskanäle expandieren möchten, ein durchaus interessantes Ziel. Der Kleinstaat lebt von Tourismus und Dienstleistungen und nahezu alle Waren und Produkte, die in Monaco konsumiert werden, sind Importgüter; deshalb ist das Spektrum der Produkte, die für das Zielpublikum von Interesse sind, sehr groß und umfasst so gut wie alle Produktkategorien inklusive Luxusgüter. Was auch eine Expansion nach Monaco begünstigt, ist die Tatsache, dass der Kleinstaat zum Zollgebiet der EU gehört, weshalb die gleichen Vorschriften und Regelungen, die für Frankreich zu beachten sind, auch hier gelten. Vor allem sinnvoll ist der Einstieg am monegassischen Markt dann, wenn Frankreich bereits zu den belieferten Märkten gehört – Marketingmaterialien und Produktbeschreibungen sind dann wahrscheinlich in französischer Sprache schon verfügbar und müssen nicht extra übersetzt werden. Für die Gründung einer Tochterfirma ist hingegen ein komplexeres Prozedere erforderlich – hierfür ist unter anderem die Genehmigung durch die Regierung notwendig. Auch aufgrund der sehr hohen Immobilienpreise muss eine Gründung genau überlegt werden. Hiervon abgesehen spricht nichts gegen eine digitale Expansion nach Monaco.



Quellen

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

Wir erklären, wie Internationalisierung funktioniert, geben Tipps zu Übersetzungsprojekten und erläutern Technologien und Prozesse. Außerdem berichten wir über aktuelle E-Commerce-Entwicklungen und befassen uns mit Themen rund um Sprache.

 

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