Indonesien hat als Schwellenland noch viel Wachstumspotenzial – auch, was den E-Commerce anbetrifft. Für deutsche Unternehmen, die digital verkaufen und eine Expansion nach Ostasien planen, kann sich der Einstieg am indonesischen Markt vor allem längerfristig als eine kluge Investition erweisen. Was Indonesien als mögliches Expansionsziel kennzeichnet, wo sein Potenzial liegt und welche Besonderheiten Unternehmen beachten müssen, zeigen wir hier.

Zahlen und Fakten über das Land

Indonesien – der weltweit größte Inselstaat und viertbevölkerungsreichste Staat der Welt – liegt in Südostasien und besteht aus Tausenden von Inseln, die sich über eine Entfernung von mehr als 5.000 km vom westlichen Ende Sumatras bis zum östlichsten Punkt von Papua erstrecken. Das Land beheimatet rund 276 Mio. Menschen; über 17 Mio. leben in der Hauptstadt Jakarta, Indonesiens größter Stadt, die auf der Insel Java liegt. Die Insel Java beheimatet die meisten Menschen. Andere große Inseln sind Sumatra, Borneo und Sulawesi. Auf der Insel Borneo entsteht eine neue Hauptstadt namens Nusantara, die ab 2024 Jakarta ablösen soll.

Der indonesische Unabhängigkeitskrieg endete 1949 mit der Unabhängigkeit Indonesiens von den Niederlanden. Heute ist Indonesien ist eine präsidentielle republikanische Demokratie. Die Meinungs- und Pressefreiheit ist in der Verfassung von 1945 verankert, allerdings gab es und gibt es noch heute Bedenken hinsichtlich deren Einschränkung durch die Regierung, insbesondere in Bezug auf die Berichterstattung über politische und religiöse Themen. Für eine offene und kritische Berichterstattung sorgen in der indonesischen Medienlandschaft zahlreiche unabhängige Medien, zudem hat Indonesien eine aktive Zivilgesellschaft, die sich für die Freiheit der Medien und der Presse einsetzt.

Außenpolitisch vermeidet Indonesien eine Anbindung an Mächte außerhalb Südostasiens. Während des Kalten Kriegs war Indonesien ein wichtiges Mitglied der Blockfreien Bewegung. Heute ist Indonesien Mitglied des Verbands Südostasiatischer Nationen ASEAN und der Vereinten Nationen. Außerdem ist Indonesien Mitglied im Internationalen Währungsfonds und in der Welthandelsorganisation.

Gemessen am HDI, dem Wohlstandindikator der Vereinten Nationen, ist Indonesien mit einem Wert von 0,705 das 114. Land der Welt nach menschlicher Entwicklung (vgl. Deutschland: 0,942; Österreich: 0,916). Das indonesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei rund 1.200 Mrd. US-Dollar, kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf bei knapp über 13.000 US-Dollar (vgl. deutsches BIP pro Kopf: 45.700 US-Dollar).

Die Indonesische Rupiah (IDR), die Währung Indonesiens, unterteilt sich in 100 Sen. Aktuell (13.03.2023) beläuft sich der Wechselkurs auf 16.491 Indonesische Rupiah pro Euro. In Indonesien gelten 3 verschiedene Zeitzonen – zwischen dem Osten und dem Westen des Landes kommt es zu Unterschieden bis zu 2 Stunden. Eine Sommerzeit gibt es in Indonesien nicht, Reisende aus Deutschland müssen somit nur noch den Zeitunterschied beachten. Die Zeit in Indonesien ist 6 Stunden vor der Zeit in Deutschland – wenn in Berlin 12:00 Uhr ist, schlägt die Uhr in Jakarta 18:00 Uhr.

Sprache und Lokalisierung

Aus sprachlicher Sicht herrscht in Indonesien Vielfalt. Neben der Amtssprache Bahasa Indonesia, die auf der malaiischen Sprache basiert und von der Mehrheit der Bevölkerung gesprochen wird, werden von den verschiedenen ethnischen Gruppen des Landes über 700 regionale Sprachen und Dialekte gesprochen. Einige der wichtigsten regionalen Sprachen sind Javanisch, Sundanesisch, Maduresisch und Balinesisch. Andere Sprachen, die in Indonesien gesprochen werden, sind Minangkabau, Betawi, Batak, Buginesisch, Minahasa, Toraja und Papua.

Bahasa Indonesia zählt auch über die Grenzen Indonesiens hinaus viele Sprecherinnen und Sprecher, die die indonesische Sprache oft als Zweit- oder Handelssprache verwenden. In Singapur ist Bahasa Indonesia eine der vier Amtssprachen und wird auch in der Medienbranche und im Handel verwendet. Auch in einigen Teilen Südthailands, wo viele Menschen Malaiisch sprechen, wird Bahasa Indonesia oft als Handelssprache verwendet. Darüber haben wir schon in unserem Beitrag über den E-Commerce in Thailand berichtet.

In Indonesien werden neben Bahasa Indonesia auch einige Fremdsprachen gesprochen. In der Kolonialzeit und bis 1945 wurde in Indonesien auch Niederländisch gesprochen, doch heute ist Englisch die am weitesten verbreitete Fremdsprache, gefolgt von Mandarin aufgrund der wachsenden wirtschaftlichen Beziehungen mit China.

Englisch ist an vielen indonesischen Schulen und Universitäten Unterrichtsgegenstand, zudem ist es auch die bevorzugte Sprache für den grenzüberschreitenden Handel und den Tourismus. Für den E-Commerce ist dies ein großer Vorteil, denn in Asien wird Englisch selbst in modernsten Industrieländern wie beispielsweise Japan oder Taiwan vom Großteil der Bevölkerung nur beschränkt bzw. kaum gesprochen. Dennoch ist für den E-Commerce die Übersetzung in die Landessprache für den erfolgreichen Einstieg am lokalen Markt weiterhin wichtig. Am effektivsten wirkt auch hier, wie in den meisten nichteuropäischen Ländern, eine landesspezifische Übersetzung (Lokalisierung), die auch die Besonderheiten der Zielkultur sowie weitere Unterschiede berücksichtigt, wie beispielsweise die andere Währung.

Eckdaten über Wirtschaft, Import und Export

Indonesien gehört zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften in Südostasien und hat in den letzten Jahren ein beeindruckendes Wirtschaftswachstum verzeichnet. Das indonesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei rund 1.200 Mrd. US-Dollar, noch vor 10 Jahren lag es bei knapp über 900 Mrd.

Bis zum Jahr 2025 wird ein weiteres Wachstum bis auf 1.600 Mrd. erwartet, dennoch befindet sich Indonesien – welches als Schwellenland niedrigen Einkommens eingestuft wird – noch in einem Übergang von einer Entwicklungs- zu einer Industrienation. Daten von Statista zufolge für das Jahr 2019 waren 28 Prozent der Erwerbsbevölkerung in der Landwirtschaft, 22 Prozent im verarbeitenden Gewerbe und 50 Prozent im Dienstleistungssektor beschäftigt.

Insgesamt exportiert Indonesien mehr, als es importiert. Aus Indonesien in die ganze Welt werden vor allem Rohstoffe und Landwirtschaftsprodukte exportiert, insbesondere Erdöl und Erdgas, Kohle, Palmöl, Kaffee, Tee, Kakao, Gummi, Zinn und Kupfer. Andere wichtige Exportprodukte sind Textilien und Bekleidung sowie Elektronikprodukte. Aus dem Ausland importiert Indonesien hauptsächlich Maschinen, chemische Produkte, Elektronik, Transportausrüstungen, Eisen und Stahl, sowie Kunststoffe und Textilien. Konsumgüter wie Autos und Kosmetika sind ebenfalls beliebte Importgüter.

China, Japan, die USA, Singapur, Indien und Südkorea sind Indonesiens wichtigste Handelspartner und Bezugsmärkte. Die meisten dieser Länder sind auch wichtige Investoren in Indonesien. Mit ihnen finden rund 60 Prozent der grenzüberschreitenden Handelstransaktionen statt. Zur restlichen 40 Prozent handelt Indonesien mit der ganzen Welt, zu einem kleinen Anteil auch mit Deutschland.

Trends im Hinblick auf die Internetnutzung

In Indonesien gibt es Daten von Statista zufolge 224 Mio. Internetnutzerinnen und -nutzer, das entspricht rund 80 Prozent der Bevölkerung – für den E-Commerce ein durchaus interessantes Zielpublikum, auch wenn das Internet in Indonesien noch nicht so flächendeckend präsent ist wie in anderen ostasiatischen Ländern, in denen der E-Commerce weit verbreitet ist, wie in China, Japan oder Südkorea.

Vor allem in den letzten Jahren hat die Internetnutzung in Indonesien erheblich zugenommen, da immer mehr Menschen Computer und Smartphones besitzen und das Internet für verschiedene Zwecke nutzen, wie zum Beispiel für den Zugang zu sozialen Medien, Online-Bildung und – natürlich – dem E-Commerce.

Was die Internetnutzung anbetrifft, ist auch in Indonesien – dem globalen Trend folgend – die Altersgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen am aktivsten. Es gibt jedoch auch ein zunehmend älteres Publikum, welches das Internet und mobile Geräte nutzt, auch kauforientiert. In Zukunft wird die Anzahl der Internetnutzerinnen und -nutzer in Indonesien weiterhin wachsen, begünstigt durch die Verbreitung von Smartphones und mobilen Geräten und die damit verbundene immer größere Affinität der älteren Bevölkerung mit den digitalen Technologien.

Die mobile Internetnutzung in Indonesien überwiegt im Vergleich zur Desktopnutzung. Das Smartphone bietet für die große Mehrheit der indonesischen Konsumentinnen und Konsumenten den bevorzugten Weg zum Internet – und damit auch zum gewünschten Produkt. Für Interessenten aus dem E-Commerce ist dies eine wichtige Information, da die Anzeige von Werbeinhalten auf den verschiedenen Kanälen eine eigene, plattformoptimierte Anpassung erfordert.

Auch in Indonesien sind soziale Medien sehr beliebt und erfreuen sich sehr vielen Nutzerinnen und Nutzern. YouTube, Facebook, Instagram und Twitter sind dabei führend, verbreitet sind jedoch auch lokale Social-Media-Plattformen wie Path, Line und Kaskus, die in Indonesien sehr beliebt sind.

Männer sind im Allgemeinen stärker an der Nutzung von Social Media beteiligt als Frauen. Auch bei der Nutzung von mobilen Geräten gibt es einen Unterschied zwischen den Geschlechtern, da Männer in Indonesien eher mobile Geräte nutzen als Frauen. Ein möglicher Grund für den Gendergap in Indonesien könnte kulturell bedingt sein, da Frauen in einigen Teilen des Landes möglicherweise weniger Freiheit haben als Männer und daher weniger Zeit haben, um das Internet und Social Media zu nutzen.

Trends im Hinblick auf das Kaufverhalten

Einer Auswertung von Statista zufolge belief sich der Umsatz des indonesischen E-Commerce im Jahr 2020 auf rund 44 Mrd. US-Dollar – im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies ein Plus von 65 Prozent, was zeigt, dass der E-Commerce in Indonesien weiterhin schnell wächst und sich als wichtiger Wirtschaftszweig etabliert. Bis zum Jahr 2027 wird ein Wachstum bis auf 78 Mrd. erwartet, die größten Umsätze schreiben soll dabei weiterhin Indonesiens wichtigster Handelspartner China.

Der E-Commerce in Indonesien wird hauptsächlich von lokalen Unternehmen dominiert, wobei der Online-Handel mit Kleidung, Elektronik und Reisen zu den beliebtesten Kategorien gehört. Darüber hinaus nutzen viele indonesische Konsumentinnen und Konsumenten E-Commerce-Plattformen wie Tokopedia, Shopee und Lazada, um zu dem gewünschten Produkt zu gelangen.

Etwa 56 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer in Indonesien kaufen online ein. Das entspricht etwa 98 Mio. Menschen. Es gibt auch einen Trend hin zu einer verstärkten Nutzung von mobilen Geräten für den Einkauf im Internet, was die Bedeutung des mobilen E-Commerce in Indonesien weiter unterstreicht.

Was das Alter von Konsumentinnen und Konsumenten anbetrifft, sind in Indonesien – wie auch weltweit – vor allem die Jüngeren am aktivsten. Laut einer Studie von Statista aus dem Jahr 2021 haben 78 Prozent der indonesischen Internetnutzerinnen und -nutzer im Alter zwischen 16 und 24 Jahren mindestens einmal in den vergangenen 12 Monaten Waren oder Dienstleistungen über das Internet bezogen. Daraus lässt sich folgern, dass Online-Shopping bei jungen Menschen in Indonesien sehr beliebt ist.

Weiter ergibt sich aus der Studie, dass Männer in Indonesien eine höhere Online-Kaufkraft als Frauen haben. Von der befragten Konsumenten gaben 81,5 Prozent an, in den vergangenen 12 Monaten mindestens einmal Waren oder Dienstleistungen über das Internet bezogen zu haben. Dasselbe konnten nur 74,7 Prozent der befragten Konsumentinnen behaupten. Mögliche Gründe für diesen Gendergap könnten unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten zu Online-Zahlungsmethoden und Online-Handelsplattformen sowie traditionelle Geschlechterrollen sein, die Frauen möglicherweise davon abhalten, online einzukaufen. Um diesen Gendergap zu reduzieren, haben einige E-Commerce-Unternehmen in Indonesien Maßnahmen ergriffen, um Frauen zu fördern und ihnen den Zugang zu Online-Handelsplattformen zu erleichtern.

Bei der Suche nach dem gewünschten Produkt spielen für viele indonesische Konsumentinnen und Konsumenten die klassischen Suchmaschinen nach wie vor eine wichtige Rolle, doch immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten setzen neben Google, Firefox und Co. auch weitere Instrumente ein, wie soziale Netzwerke und mobile Apps, um das gewünschte Produkt ausfindig zu machen. Google Chrome ist mit einem Marktanteil von etwa 70 Prozent auch in Indonesien der am häufigsten verwendete Browser, gefolgt von Mozilla Firefox mit etwa 13 Prozent und Safari mit etwa 6 Prozent.

Anders als in den meisten anderen Ländern, wo im E-Commerce die Zahlung per Kredit- bzw. Debitkarte überwiegt, wird in Indonesien noch sehr viel per Überweisung gezahlt. Der Zahlung per Kredit- bzw. Debitkarte werden im indonesischen E-Commerce nicht selten andere Zahlungsmöglichkeiten bevorzugt, wie etwa Cash-on-Delivery und das kontaktlose Zahlen per E-Wallet.

Wissenswertes zu den Import- und Zollbestimmungen

Für den Import vieler Waren sind Importlizenzen oder Produktregistrierungen nötig, die von indonesischen staatlichen Stellen ausgestellt bzw. bei diesen durch den indonesischen Importeur beantragt werden müssen. Die Importlizenz, sofern benötigt, ist meist bereits vor Einfuhr der Ware beizubringen.

Indonesien gehört der ASEAN-Freihandelszone (AFTA) an, welche mit dem Ziel ins Leben gerufen wurde, die Zollschranken der Mitgliedsländer abzusenken. Seit dem Inkrafttreten der ASEAN Economic Community (AEC) im Jahr 2015 können innerhalb der ASEAN-Staaten beinahe alle Produkte zollfrei gehandelt werden.

Indonesien ist Mitglied der WTO und wendet das Harmonisierte System des Zolltarifs an. Zölle werden aufgrund des CIF-Wertes ermittelt. Zudem ist Indonesien seit 2015 Mitglied der Haftungskette zum Carnet ATA und akzeptiert seither Carnets auf Basis der Istanbul-Konvention. Eine Verwendung des Carnet ATA für die temporäre Wareneinfuhr ist somit möglich. Das Carnet ist in englischer Sprache auszufüllen, bei anderen Sprachen als Englisch kann die indonesische Zollverwaltung eine Übersetzung verlangen.

Bei der Einfuhr wird neben dem Zollsatz eine Einfuhr- bzw. Mehrwertsteuer in Höhe von 10 % eingehoben. Bei einigen Produkten gilt des Weiteren eine Import-Einkommensteuer in Höhe von 2,5 %, wenn der Importeur eine sogenannte Importeurindentifikationsnummer besitzt, bzw. in Höhe von 7,5 %, wenn keine Importeurindentifikationsnummer vorliegt.

Im Jahr 2020 beschloss die indonesische Regierung die Senkung des Schwellenwerts für die Einfuhrsteuer auf grenzüberschreitende E-Commerce-Einkäufe von 75 US-Dollar auf 3 US-Dollar. Mit dieser Maßnahme soll die Wettbewerbsfähigkeit indonesischer Unternehmen gefördert werden. (Quelle: Wirtschaftskammer Österreich)

Fazit

Als Schwellenland hat Indonesien noch viel Wachstumspotenzial. Unternehmen, die eine Expansion nach Indonesien planen, sollten wissen, dass sie hier über das Internet aktuell nur ein begrenztes Zielpublikum erreichen können – das der wohlhabenderen, jüngeren und digitalaffineren Bürgerinnen und Bürger, die hauptsächlich in urbanen Gebieten und der Hauptstadt Jakarta leben. Doch selbst, wenn zurzeit nur ein Teil der Gesamtbevölkerung Indonesiens über E-Commerce-Kanäle erreichbar ist, ist die Anzahl der potenziellen Konsumentinnen und Konsumenten groß, und auch der Online-Handel wächst mit zunehmender Digitalisierung und dem höheren Wohlstand Indonesiens schnell. Eine Expansion nach Indonesien kann für Interessenten aus Europa vor allem als längerfristige Investition fruchten.



Quellen


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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