Auch Südkorea ist aus der Sicht deutscher Unternehmen, die digital verkaufen, ein mögliches Expansionsziel. Warum es so ist, welche Merkmale den E-Commerce in Südkorea kennzeichnen und was Unternehmen im Hinblick auf den digitalen Handel beachten müssen, zeigen wir hier.

Zahlen & Fakten

Südkorea ist eine demokratische Republik im südlichen Teil der koreanischen Halbinsel in Ostasien. Mit mehr als 51 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern auf einer Fläche von knapp über 100.000 km² zählt Südkorea zu den bevölkerungsreichsten Staaten der Erde. Eine 248 km lange Grenze trennt das Land vom nördlich gelegenen Nordkorea, Südkoreas einzigem Nachbarn. Im Westen wird Südkorea vom Gelben Meer bzw. Westmeer, im Süden vom Ostchinesischen Meer und im Osten vom Ostmeer bzw. vom Japanischen Meer begrenzt.

Der Ballungsraum um die Hauptstadt Seoul im Norden des Landes, genannt „Sudogwon“ ist eine der größten Metropolregionen der Welt und beheimatet allein fast die Hälfte der Bevölkerung. Hier befindet sich das pulsierende Herz Südkoreas – sowohl was die Wirtschaft als auch was die Kultur des Landes betrifft. Als bedeutendster Wirtschaftsstandort zieht Seoul viele Menschen aus den umliegenden Provinzen an. Über zwei Mio. Einwohnerinnen und Einwohner beheimaten die weiteren Metropolen Busan (3,4 Mio.), Incheon (3 Mio.) und Daegu (2,4 Mio.). Ein ausgebautes, effizientes Nahverkehrsnetz sowie eine hervorragende Logistikinfrastruktur und der 2001 eröffnete internationale Flughafen Incheon sorgen für einen zuverlässigen Transport von Menschen und Waren.

Südkorea ist Mitglied in mehreren internationalen Wirtschaftsorganisationen, darunter der G20 und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD. Gemessen am HDI, dem Wohlstandsindikator der Vereinten Nationen, steht Südkorea mit einem Wert von 0,925 auf Rang 19 weltweit (vgl. Deutschland: 0,942; Österreich: 0,916). Das südkoreanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei 1,8 Bio. US-Dollar, kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf bei über 48.500 US-Dollar (vgl. deutsches BIP pro Kopf: 54.000 US-Dollar).

Der südkoreanische Won (₩, KRW), die Währung Südkoreas, unterteilt sich in 100 Chŏn. Aktuell (16.08.2023) beläuft sich der Wechselkurs auf 1460,2 Won pro Euro.

In Korea gilt die Korea-Standardzeit (KST/UTC+9). Da die Sommerzeit abgeschafft wurde, ist der Zeitunterschied je nach der deutschen Sommerzeit 8 bzw. 7 Stunden: Im Winter ist es in Seoul 8 Stunden später als in Berlin, im Sommer nur 7 Stunden.

Sprache und Lokalisierung

Die koreanische Sprache ist Südkoreas offizielle Amts- und Schriftsprache und wird auch im benachbarten Nordkorea sowie in Teilen Chinas gesprochen. Koreanisch zählt insgesamt rund 78 Mio. Sprecherinnen und Sprecher und gehört zu den meistgesprochenen Sprachen der Welt.

Aus sprachwissenschaftlicher Sicht handelt es sich bei der koreanischen Sprache um eine isolierte Sprache. Mit der chinesischen und der japanischen Sprache hat Koreanisch nur marginal zu tun – obwohl in Südkorea die chinesische Schrift Hanja noch bis zum Jahr 1945 neben der koreanischen Schrift Hangeul verwendet wurde. Im Vergleich zur chinesischen und japanischen Schrift ist das koreanische Alphabet sehr vereinfacht und besteht aus nur 24 Buchstaben – 10 Vokalen und 14 Konsonanten. Die chinesische Schrift wird heute nur noch sehr wenig verwendet.

Als Fremdsprache wird in Südkorea vor allem Englisch gelernt. An südkoreanischen Schulen werden traditionell neben Japanisch auch weitere europäische Sprachen unterrichtet, darunter auch Französisch und Deutsch. Die Englischkenntnisse der Südkoreanerinnen und Südkoreaner sind durchschnittlich gut bis sehr gut, wenn man Südkorea mit den anderen asiatischen Ländern vergleicht. Im Ranking von Education First werden die Englischkenntnisse der Menschen in Ländern mit nicht-englischer Amtssprache ausgewertet. Von den 112 Ländern im Ranking liegt Südkorea auf Platz 36. Für den E-Commerce heißt das, dass die Übersetzung in die Landessprache für den erfolgreichen Einstieg am lokalen Markt weiterhin wichtig ist, obwohl die Weltsprache Englisch einen wesentlichen Beitrag zur Überwindung der Sprachbarriere leistet. Am effektivsten wirkt auch hier, wie in den meisten nichteuropäischen Ländern, eine landesspezifische Übersetzung, die auch die Besonderheiten der Zielkultur sowie weitere Unterschiede berücksichtigt, wie beispielsweise die andere Währung.

Eckdaten über Wirtschaft, Import und Export

Die südkoreanische Wirtschaft stützt sich auf den Dienstleistungssektor (62 %) und das verarbeitende Gewerbe (35 %), die Agrarwirtschaft spielt eine deutlich geringere Rolle (1,84 %). Südkorea ist ein hochmodernes Industrieland und vor allem auf dem Markt der Elektronikgeräte, aber auch in der Automobil- und Technologiebranche weltweit führend – etwa die Konzerne Samsung, Hyundai und LG haben ihren Sitz in Seoul.

Im Jahr 2021 wurden Waren im Wert von über 644 Mrd. US-Dollar von Südkorea ins Ausland exportiert; im selben Jahr wurden Waren im Wert von rund 615 Mrd. nach Südkorea importiert. Dazu gehören vor allem elektrische und elektronische Geräte, Fahrzeuge, Kraftstoffe und Mineralöle sowie sonstige Industrieerzeugnisse, Fertigwaren und Rohstoffe wie Textilfasern und Metallerze.

Deutschland (2,6 %) gehört neben China (24,6 %), den USA (13,2 %) und Japan (6,2 %) zu den 10 wichtigsten Wirtschaftspartnern Südkoreas.

Trends im Hinblick auf die Internetnutzung

Die Internet-Penetrationsrate in Südkorea ist sehr hoch. Heute nutzen über 96 Prozent der Südkoreanerinnen und Südkoreaner das Internet, noch vor 10 Jahren lag der Wert bei 78 Prozent. Daten von Statista zufolge handelt es sich bei Südkorea um das Land mit der zweithöchsten Internet-Penetrationsrate in ganz Asien. Das heißt, mehr als 47 Mio. südkoreanische Konsumentinnen und Konsumenten sind über digitale Vertriebskanäle erreichbar – für Interessenten aus dem E-Commerce ein durchaus interessantes Zielpublikum.

Hinsichtlich der Internetnutzung lässt sich Daten von Statista zufolge kein Gendergap feststellen. Das Internet wird in Südkorea von Männern und Frauen in gleichem Ausmaß genutzt. Unter den wohlhabenderen Bürgerinnen und Bürgern, die mehr als 4 Mio. Won im Monat verdienen, steigt die Nutzung auf bis zu 98 Prozent.

Die aktivste – und somit für den E-Commerce interessanteste – Altersgruppe ist jene der jungen Erwachsenen zwischen 20 und 39 Jahren sowie der Erwachsenen zwischen 40 und 59 Jahren. Dabei handelt es sich um einen globalen Trend – doch in Südkorea ist die Verbreitung des Internets unter den jüngeren Bürgerinnen und Bürgern am Zenit: Daten von Statista berichten hier von einer Nutzungsrate von fast 100 Prozent. Auch unter den Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 19 Jahren und den älteren Menschen zwischen 60 und 69 Jahren dominiert das Internet das Alltagsleben mit Nutzungsraten, die nicht unter 94 Prozent fallen.

So gut wie alle Südkoreanerinnen und Südkoreaner zwischen 10 und 59 Jahren besitzen ein Smartphone. Für sie bieten mobile Geräte auch den bevorzugten Weg zum Internet. Dies ist für Unternehmen, die digital verkaufen, insofern wichtig, als die jeweiligen Inhalte für die Anzeige auf Mobilgeräten optimiert werden müssen. Was allerdings eine sinnvolle Investition ist, denn vor allem die jüngeren Konsumentinnen und Konsumenten zwischen 15 und 19 Jahren verbringen durchschnittlich über 3 Stunden am Tag im mobilen Internet.

Ebenfalls einer sehr hohen Nutzungsrate erfreuen sich in Südkorea soziale Netzwerke. Neben Facebook und YouTube ist hier auch die Messaging-App KakaoTalk vom südkoreanischen Unternehmen Kakao Corporation beliebt – 47 Mio. Südkoreanerinnen und Südkoreaner haben den heimischen Messenger auf dem eigenen Smartphone installiert. Aus einer Umfrage von Statista aus dem Jahr 2021 ergibt sich: Für 97,8 Prozent der befragten Südkoreanerinnen und Südkoreaner dient das Internet vor allem der schnellen, effizienten Kommunikation; 97,4 Prozent nutzen das Internet hauptsächlich, um Informationen und Daten (auch über Produkte und Dienstleistungen) zu beziehen; 96,8 Prozent für Freizeitaktivitäten.

Trends im Hinblick auf das Kaufverhalten

Der Umsatz des südkoreanischen E-Commerce beläuft sich auf über 85,5 Mrd. US-Dollar. Damit steht der südkoreanische Markt nach Volumen auf Rang 6 weltweit, trotz eines schwachen Wachstums von 0,4% im Jahr 2023. Für die nächsten Jahre wird ein etwas robusteres Wachstum von 2,9% pro Jahr erwartet. Die wichtigsten Branchen sind dabei Lebensmittel, Mode und Elektronik, die jeweils für knapp ein Viertel der Umsätze sorgen.

Daten von Statista zufolge kaufen über 73% der Südkoreanerinnen und Südkoreaner regelmäßig im Internet ein. Dabei liegt der Wert weit über dem globalen Durchschnitt, welcher bei rund 58 Prozent liegt. Wie bei der Internetnutzung lässt sich auch im Hinblick auf den digitalen Handel kein Gendergap feststellen. Im Durchschnitt gaben südkoreanische E-Commerce-Kundinnen und Kunden im Jahr 2022 dabei rund 192.760 Won, also knapp 100 US-Dollar im Monat für Online-Einkäufe aus; 36 Prozent gaben an, über 200.000 Won im Monat für Onlineeinkäufe auszugeben. Auf die Frage, warum sie lieber online als im Geschäft einkaufen, antworteten 44,5 Prozent der Befragten, dass sie über das Internet günstigere Produkte bei gleichbleibender Qualität erwerben können.

Was die beliebtesten Zahlungsmittel betrifft, wird in Südkorea der globale Trend bestätigt: Die Kreditkarte wird beim Online-Einkauf von knapp 72 Prozent der befragten Konsumentinnen und Konsumenten anderen Zahlungsmöglichkeiten vorgezogen. Zu den letzteren gehören die kontaktlose Bezahlung per E-Wallet mit knapp 17 Prozent und die klassische Banküberweisung mit nur 5 Prozent.

Unter den in Südkorea agierenden Marktplätzen schneidet coupang.com mit einem Umsatz von 18,2 Mrd. US-Dollar im Jahr 2022 besonders gut ab. Es folgen die Konkurrenten e-himart.co.kr, ssg.com, hmall.com und gmarket.co.kr, deren Umsatz jeweils zwischen 1,0 und 1,4 Mrd. US-Dollar liegt. Auch in Südkorea ist Google Chrome mit einem Marktanteil von über 69 Prozent der beliebteste Browser.

Wissenswertes zu den Import- und Zollbestimmungen

Zwischen der Europäischen Union und Südkorea besteht seit 2011 ein Freihandelsabkommen, durch das der Zoll bei rund 80 Prozent der Waren EU- bzw. südkoreanischen Ursprungs gänzlich abgeschafft wurde. Gleichzeitig wurden die Formalitäten bei der erforderlichen Ursprungserklärung wesentlich vereinfacht.

Südkorea folgt der „HS“-Nomenklatur, Wertzölle werden auf CIF-Preise erhoben. Die durchschnittliche Zollbelastung beträgt ca. 3 Prozent für Rohstoffe, 8 Prozent für Halbfertigwaren und Fertigwaren, 11 bis 13 Prozent für Kleidung. In Einzelfällen, insbesondere bei Lebensmitteln, Getränken und landwirtschaftlichen Erzeugnissen sowie Luxusgütern, kann die Zollbelastung mit bis zu 30 Prozent jedoch wesentlich höher liegen.

Was die Verpackung und Markierung betrifft, müssen auch für Südkorea die üblichen Regeln wie für die EU beachtet werden. Ein wichtiger Unterschied, den es hier zu berücksichtigen gilt: Die südkoreanischen Konsumentenschutzbestimmungen lassen die Ursprungsbezeichnung „Europäische Union“ nicht zu, was die Angabe des konkreten Herstellungslandes (z. B. „Made in Germany“) nötig macht. Auch zu beachten: Bei bestimmten Warengruppen muss die Ursprungsbezeichnung direkt am Produkt angebracht werden – und zwar so, dass sie nicht leicht entfernt werden kann. (Quelle: Wirtschaftskammer Österreich)

Fazit

Aus der Sicht deutscher Unternehmen, die digital verkaufen, ist Südkorea ein durchaus interessantes Expansionsziel. Der digitale Handel ist in Seoul gelebte Realität. Hier sind alle Bedingungen erfüllt, die für den erfolgreichen E-Commerce notwendig sind – von der effizienten Logistik über die flächendeckende Präsenz des schnellen, mobilen Internets bis zum Vorhandensein eines großen, digitalaffinen, einkaufsorientierten Zielpublikums, das Wert auf das Preis-Leistungs-Verhältnis setzt. Was die Wirtschaft und den digitalen Handel betrifft, unterscheidet sich Südkorea in keinerlei Hinsicht von den westlichen Ländern. Mit der EU besteht sogar ein Freihandelsabkommen, das die Beziehung Südkoreas zu Europa konkret fördert. Zu übersteigen bleibt wohl nur noch die Sprachbarriere – aber dies ist für Interessenten aus dem E-Commerce nichts Neues.



Quellen

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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