Für den E-Commerce ist England ein äußerst attraktiver Markt. Das Land ist englischsprachig, die Bevölkerung onlineaffin und der E-Commerce bereits etabliert. Allerdings hat der Brexit den Handel mit englischen Kundinnen und Kunden etwas erschwert. Was England als mögliches Expansionsziel auszeichnet, wo sein Potenzial liegt und welche Besonderheiten Unternehmen beachten müssen, zeigen wir hier.
Zahlen und Fakten
Englands Größe im europäischen Vergleich
England ist das flächenmäßig größte und bevölkerungsreichste Land des Vereinigten Königreichs und liegt im Süden Großbritanniens. Auf der 130.395 km² großen Fläche, die etwa der Fläche Griechenlands entspricht, leben 57,1 Millionen Menschen. Die britische Hauptstadt London liegt im Südosten Englands, ist mit 8,8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt Englands und wohl eine der internationalsten: Mehr als jede dritte in London lebende und arbeitende Person hat ihre Wurzeln außerhalb des Vereinigten Königreichs.
England grenzt im Norden an Schottland und im Westen an Wales. Ansonsten ist das Land von Meer umgeben. Im Osten berührt es die Nordsee, im Nordwesten die Irische See und im Süden den Ärmelkanal, der Großbritannien von Frankreich und somit vom europäischen Festland trennt. Seit 1994 ermöglicht der 50 km lange Eurotunnel unter dem Kanal eine direkte Zugverbindung zwischen den beiden Ländern.
So ist England politisch organisiert
Im Gegensatz zu Schottland und Wales hat England kein eigenes Parlament. Offiziell ist der britische König Staatsoberhaupt des Vereinigten Königreichs und somit auch Englands, de facto liegt die politische Macht jedoch beim Premierminister und dem britischen Unterhaus. Bis zu seinem Austritt im Zuge des Brexits im Jahr 2020 war England als Teil des Vereinigten Königreichs Mitglied der EWG bzw. der Europäischen Union. Für EU-Bürgerinnen und -Bürger sind Besuchs- und Geschäftsreisen nach England weiterhin ohne Visum möglich, doch seit Oktober 2021 wird für die Einreise ein Reisepass benötigt – der Personalausweis reicht nicht mehr aus.
Wie wohlhabend ist England wirklich?
Gemessen am HDI, dem Wohlstandsindikator der Vereinten Nationen, liegt das Vereinigte Königreich hinsichtlich der menschlichen Entwicklung mit einem Wert von 0,946 hinter Singapur und Finnland und vor den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kanada weltweit auf Platz 13 (vgl. Deutschland: 0,959). Das britische Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt rund 3,4 Billionen US-Dollar. Kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf bei rund 60.700 US-Dollar (vgl. BIP pro Kopf in Deutschland: 69.500 US-Dollar).
Währung, Wechselkurs und Zeitzone
Die britische Währung wird im englischen Sprachraum auch als Pfund Sterling bzw. nur Sterling bezeichnet. Ein Pfund Sterling unterteilt sich in 100 Pence (Singular: Penny). Der aktuelle Wechselkurs (Stand: 06.08.2026) beträgt 1,15 Euro für ein Pfund Sterling. Zu beachten ist zudem, dass die Zeit in England eine Stunde vor der Zeit in Deutschland liegt: Wenn es in Berlin 12:00 Uhr ist, zeigt die Uhr in London 11:00 Uhr an.
Wirtschaft und Handelspartner
Die britische Wirtschaft stützt sich vor allem auf den Dienstleistungssektor und das verarbeitende Gewerbe. Laut Daten von Statista trägt der Dienstleistungssektor 72,8 Prozent zur gesamten Bruttowertschöpfung bei, das verarbeitende Gewerbe 16,7 Prozent. Im Jahr 2023 waren 81,2 Prozent der Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor beschäftigt.
Insgesamt importiert Großbritannien mehr, als es exportiert. So wurden im ersten Quartal 2025 Waren und Dienstleistungen im Wert von über 227 Millionen Pfund aus der ganzen Welt nach Großbritannien importiert, bei Exporten von rund 237 Millionen Pfund. Damit verzeichnet das Land einen negativen Handelsbilanzsaldo von rund 10 Millionen. Zu den wichtigsten Importgütern zählen Fahrzeuge (25 Mio. Pfund), Arzneimittel und Pharmazeutika (21,8 Mio. Pfund), Kleidung und Modeartikel (17 Mio. Pfund) sowie andere Konsumgüter (14 Mio. Pfund).
Deutschland gehört zu den wichtigsten Wirtschaftspartnern Englands. Elf Prozent der grenzüberschreitenden Handelstransaktionen finden mit Deutschland statt. Weitere wichtige Handelspartner und Bezugsmärkte sind China (13,2 %), die Vereinigten Staaten (8,7 %), die Niederlande (6 %), Norwegen (5,2 %), Belgien und Frankreich (jeweils 4,5 %) sowie Italien (3,8 %). Mit diesen Ländern finden rund 57 Prozent der Transaktionen statt. Die übrigen 43 Prozent entfallen auf Geschäfte mit der ganzen Welt.
Internetnutzung
Virtuell haben alle in England Lebenden Zugang zum Internet. Laut Statista betrug die Internetabdeckung im Vereinigten Königreich und damit auch in England 2024 97,8 Prozent.
Auch in England ist, dem globalen Trend folgend, die Altersgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei der Internetnutzung am aktivsten. Doch auch ein zunehmend älteres Publikum nutzt das Internet und mobile Geräte – auch kauforientiert. Eine Umfrage von Statista aus dem Jahr 2025 ergab darüber hinaus, dass sich die Internetnutzung je nach Alter der Befragten hinsichtlich des verwendeten Geräts zum Surfen unterscheidet. Bei allen Altersgruppen ist das Smartphone das bevorzugte Gerät, um ins Internet zu gehen und nach Produkten zu suchen. Am deutlichsten überwiegt die mobile Internetnutzung bei den 25- bis 44-Jährigen.
Für Interessenten aus dem E-Commerce ist es eine wichtige Information, dass die mobile Nutzung des Internets überwiegt, denn die Anzeige von Werbeinhalten auf den verschiedenen Kanälen erfordert eine eigene, plattformoptimierte Anpassung. Soziale Medien erfreuen sich auch in England großer Beliebtheit und eignen sich deshalb besonders gut für die Vermarktung von Produkten und Leistungen. Laut Daten von Statista nutzen über 61 Millionen Britinnen und Briten soziale Netzwerke. Bis 2027 soll das Publikum um weitere vier Millionen wachsen. Zu den beliebtesten sozialen Medien gehören in England, genauso wie in Deutschland und den meisten anderen west- und mitteleuropäischen Ländern, WhatsApp, Facebook und Instagram, gefolgt von X und TikTok.
Kaufverhalten
England bildet gemeinsam mit dem restlichen Vereinigten Königreich den viertgrößten E-Commerce-Markt weltweit. Experten schätzen, dass dieser bis 2029 auf 750 Milliarden US-Dollar wachsen wird. Im Jahr 2024 belief sich der Markt auf rund 280 Milliarden US-Dollar. Die Modebranche verzeichnet dabei die höchsten Umsätze. Den größten Anteil an diesem lukrativen Markt hält derzeit der Online-Riese Amazon, gefolgt von den Supermarktketten Tesco und Argos. Diese drei sind gemeinsam für rund ein Viertel des britischen Online-Umsatzes verantwortlich. England, der bevölkerungsreichste Teil des Vereinigten Königreichs, trägt maßgeblich dazu bei.
Laut Daten von Statista kauft inzwischen fast jeder Brite im Internet ein. Der EU-Durchschnitt liegt bei rund 50 Prozent. Für die meisten Befragten sei es im Internet einfacher, den gewünschten Artikel zu finden, weil die Produkte dort übersichtlicher präsentiert werden und die Rezensionen anderer Kundinnen und Kunden eine verlässliche Orientierungshilfe darstellen.
Branchen
Auch die stetige Suche der Konsumentinnen und Konsumenten nach dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis wird im E-Commerce eher befriedigt als im stationären Einzelhandel. Das führt einerseits zum Aufstieg des E-Commerce, übt andererseits aber auch Druck auf traditionelle Geschäftsmodelle aus. Für Britinnen und Briten, die nach Produkten aus den Bereichen Gesundheit, Mode und Schönheit, Unterhaltungselektronik, Reisedienstleistungen sowie Haus und Garten suchen, ist das Internet inzwischen zum natürlichen Ort geworden.
Marktplätze
Bei der Suche nach Produkten spielen klassische Suchmaschinen für viele britische Konsumentinnen und Konsumenten nach wie vor eine wichtige Rolle: Im Jahr 2023 hatte Google Chrome einen Marktanteil von etwa 50 Prozent, gefolgt von Safari mit 32 Prozent und Microsoft Edge mit 8 Prozent. Vor allem bei den jüngeren Konsumentinnen und Konsumenten erfolgt die Produktsuche jedoch über weitere digitale Instrumente wie soziale Netzwerke und mobile Apps.
Zahlungsformen
Wie vielerorts hat auch in England das Bargeld als Zahlungsmittel im Zuge der Corona-Pandemie an Bedeutung verloren. Stattdessen wird kontaktloses Bezahlen immer beliebter. Überwiegend verwenden Kundinnen und Kunden dabei ihr Smartphone oder Zahlungskarten. Google Pay und Apple Pay gehören zu den beliebtesten kontaktlosen Zahlungsmethoden. Auch E-Wallets sind im britischen E-Commerce sehr beliebt. Ihre Nutzung nimmt sogar doppelt so schnell zu wie die Kartennutzung. Marktführer ist dabei PayPal.
Brexit und Folgen für den E-Commerce
Der E-Commerce zwischen der EU und Großbritannien ist durch den Brexit seit Januar 2021 deutlich komplizierter geworden: Das Handelsvolumen ging im ersten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorquartal um ein Fünftel zurück. Insgesamt hat der gestiegene Verwaltungsaufwand zu höheren Versandkosten und längeren Versandzeiten als vor dem Brexit geführt. Weitere Informationen dazu gibt es in unserem Blogbeitrag „Der Brexit und seine Folgen für den E-Commerce”. Einen ersten Blogbeitrag über Großbritannien und den damals noch bevorstehenden Brexit haben wir bereits 2016 veröffentlicht, den finden Sie hier.
Sprache
In England wird – selbstverständlich – Englisch gesprochen. Britisches Englisch unterscheidet sich in Wortschatz und Rechtschreibung teilweise vom amerikanischen Englisch, ist jedoch universell verständlich. Die Hochsprache „Received Pronunciation“ (auch „BBC-Englisch“) wird im Alltag von etwa zehn Prozent der Bevölkerung gesprochen, vor allem im Süden Englands. Innerhalb des Landes gibt es ansonsten eine Vielzahl lokaler Dialekte. Für die Schriftsprache und den E-Commerce sind diese jedoch irrelevant.
Wissenswertes zu Import- und Zollbestimmungen
Was früher als innergemeinschaftliche Lieferung zwischen einem EU-Land und England abgewickelt wurde, gilt nach dem endgültigen Austritt des Vereinigten Königreichs aus Binnenmarkt und Zollunion als Ausfuhr in ein Drittland. Für deutsche Exporteure ergeben sich daraus grundlegende Änderungen, auch wenn das zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU Ende 2020 erzielte Handels- und Kooperationsabkommen in vielen Fällen Nulltarife vorsieht.
Demnach werden Importe aus dem jeweils anderen Wirtschaftsraum nicht mit Zöllen oder Quoten belegt, sofern sie die festgelegten Ursprungsregeln erfüllen. Eine im Abkommen vorgegebene Ursprungserklärung dient als Nachweis hierfür. Die Ursprungserklärung muss in deutscher sowie in englischer Sprache verfasst werden und ist unverändert zu übernehmen. Waren, die weder britischen noch EU-Ursprungs sind, werden mit Einfuhrzöllen nach den jeweiligen Zolltarifen belastet.
Nach dem Brexit sind beim E-Commerce insbesondere der Lieferort, der Lagerort der Ware, der Warenwert sowie der Verkaufskanal zu beachten. Letzterer kann entweder die eigene Website oder ein Online-Marktplatz sein. Vor allem ist zu berücksichtigen, ob der Kunde eine Privatperson oder ein Unternehmen ist. Lieferungen an Privatpersonen im Wert von unter 135 Pfund unterliegen nun der britischen Umsatzsteuer und der Verkäufer muss im britischen Steuersystem angemeldet sein.
Fazit
England zählt zu den attraktivsten Ländern für den E-Commerce. Die Bevölkerung ist englischsprachig, digitalaffin und kauft gerne online ein. Allerdings hat der Brexit den Handel mit englischen Kundinnen und Kunden etwas erschwert, da früher als innergemeinschaftliche Lieferung abgewickelte Geschäfte mit dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus Binnenmarkt und Zollunion als Ausfuhr in ein Drittland behandelt werden. Die Folgen sind zusätzliche bürokratische Hürden, ein höherer organisatorischer Aufwand und längere Versandzeiten. Dies allein reicht noch nicht aus, um England von der Liste der potenziellen Expansionsziele zu streichen. Doch nun müssen EU-Händler genau prüfen, ob der zu erwartende Umsatz diese Nachteile ausgleichen kann, bevor sie den Einstieg in den britischen Markt wagen. Eine Beratung durch einen Steuerberater ist hierbei unerlässlich. Großen Unternehmen können Umstrukturierungen, wie etwa ein zentrales Lager innerhalb des Vereinigten Königreichs, dabei helfen, die Versandzeit innerhalb Englands zu reduzieren und die Kosten eines Rückversandes für die Endkundinnen und Endkunden zu senken.
Quellen
- Mordor Intelligence: Analyse der Größe und des Anteils des britischen E-Commerce-Marktes – Wachstumstrends und Prognosen (2024–2029) [letzter Zugriff am 06.08.2025]
- Statista: Anteile der Wirtschaftssektoren am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Großbritannien 2024 [letzter Zugriff am 06.08.2025]
- Statista: Average daily internet usage in the United Kingdom (UK) 2025, by age and device [letzter Zugriff am 11.08.2025]
- Statista: Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Großbritannien bis 2030 [letzter Zugriff am 06.08.2025]
- Statista: Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in Großbritannien bis 2030 [letzter Zugriff am 06.08.2025]
- Statista: E-commerce in the United Kingdom (UK) – statistics & facts [letzter Zugriff am 10.04.2023]
- Statista: Erwerbstätige nach Wirtschaftssektoren in Großbritannien bis 2023 [letzter Zugriff am 06.08.2025]
- Statista: Internet penetration in the United Kingdom (UK) 2002-2024 [letzter Zugriff am 11.08.2025]
- Statista: Leading social networks in the United Kingdom (UK) 2024, by reach [letzter Zugriff am 06.08.2025]
- Statista: Online shopping behavior in the United Kingdom (UK) [letzter Zugriff am 11.08.2025]
- Statista: Value of trade in the UK 2000-2025 [letzter Zugriff am 06.08.2025]
- Statista: Web browser market share in the United Kingdom (UK) in 2023 [letzter Zugriff am 10.04.2023]
- Statista: Wichtigste Exportländer für Großbritannien 2024 [letzter Zugriff am 06.08.2025]
- Statista: Wichtigste Importländer für Großbritannien 2024 [letzter Zugriff am 06.08.2025]
- Wirtschaftskammer Österreich: Vereinigtes Königreich: Export und Import [letzter Zugriff am 10.04.2023]
Weiterführende Links
Autor: Eurotext Redaktion
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