Mit einem Umsatz von 27 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 ist Australien – vor Indonesien und nach Kanada – der elftgrößte E-Commerce-Markt der Welt. Mit einem Anstieg von 22% trug der australische E-Commerce-Markt zur weltweiten Wachstumsrate von 26% im Jahr 2020 bei. Aktuell steigen die Umsätze im E-Commerce weiter an. Neue Märkte sind im Entstehen und bestehende Märkte entwickeln sich weiter, was auf eine Wachstumsfortsetzung des australischen E-Commerce hindeutet. Welche Merkmale, Stärken und Chancen den E-Commerce in Australien kennzeichnen, zeigen wir hier.

Zahlen & Fakten

Australien liegt zwischen dem Pazifischen und dem Indischen Ozean auf der südlichen Halbkugel und erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 7,6 Millionen km2 – in etwa so groß wie die Vereinigten Staaten von Amerika und 21 Mal so groß wie Deutschland. Damit ist Australien der kleinste Kontinent und der sechstgrößte Staat der Erde zugleich. Das australische Festland erstreckt sich von Westen nach Osten über fast 4.000 km und von der Cape York Peninsula im Nordosten bis zum Wilsons Promontory im Südosten über fast 3.200 km. Von Indonesien ist Australien im Nordwesten durch die Timor- und die Arafura-See, von Papua-Neuguinea im Nordosten durch das Korallenmeer und die Torres-Straße, von Neuseeland im Südosten durch die Tasmanische See und von der Antarktis im äußersten Süden durch den Indischen Ozean getrennt.

Australien beheimatet ungefähr 24,4 Millionen Menschen, die meisten von ihnen verteilen sich auf die Küstenregionen. Nur 20% der Australierinnen und Australier leben mehr als 50 km von der Küste entfernt, wodurch das Land sehr dünn besiedelt ist. Australiens Bevölkerung ist sehr stark urbanisiert: 4,6 Millionen Menschen leben in Sydney, zweitgrößte Stadt des Landes ist Melbourne mit rund 4,2 Millionen. In Australiens Hauptstadt Canberra leben 322.000 Menschen.

Einst Teil des britischen Kolonialreichs, zählt die föderale parlamentarische Monarchie auf der Südhalbkugel der Erde heute zu den wohlhabendsten Ländern der Welt. Australiens hohe Lebensqualität, seine politische und wirtschaftliche Stabilität zusammen mit seiner exponierten Lage am Rande der Welt sowie seinem milden Klima und wunderschöner Natur, machen den fünften Kontinent zu einem beliebten Ziel für Auswanderer und Reisende aus allen Ländern. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 1,4 Billionen US-Dollar im Jahr 2019 befindet sich Australien auf Platz 14 in der Liste der größten nominalen Wirtschaftsmächte der Welt.

Australien ist föderal organisiert und besteht aus den sechs Bundesstaaten Queensland, New South Wales, Victoria, Tasmania, South Australia und Western Australia, den drei Territorien Australian Capital Territory, Jervis Bay Territory und dem Northern Territory sowie sieben Außengebieten. Sowohl der Australische Bund insgesamt als auch jeder einzelne der Bundesstaaten besitzt eine Verfassung, ein Parlament und eine eigene Regierung. Zudem besitzen die Bundesstaaten die ausschließliche Gesetzgebungsbefugnis für Bildung, Gesundheit und Verkehrswesen sowie für Polizei und Justiz. Die Außengebiete unterstehen entweder dem Australischen Bund oder einem der Bundesstaaten bzw. einem Ministerium. Papua-Neuguinea, früher ein australisches Außengebiet, erlangte 1975 seine Unabhängigkeit.

Obwohl Englisch nicht die offizielle Sprache Australiens ist, ist es de facto die Landessprache und wird fast überall gesprochen. Neben der englischen Sprache koexistieren auf dem australischen Kontinent Hunderte von Aborigine-Sprachen. Viele einheimische Sprachen – und mit ihnen oft auch ihr kulturelles Erbe – sind allerdings ausgestorben. Die meisten der überlebenden Aborigine-Sprachen zählen heute nur noch sehr wenige Sprecherinnen und Sprecher. Die Sprache Mabuiag, die auf den westlichen Torres-Strait-Inseln gesprochen wird, und die Sprache der westlichen Wüste, auch Wat genannt, zählen um die 8.000 bzw. 4.000 Sprecherinnen und Sprecher. Vermutlich verfügen ungefähr 50.000 Aborigines nur noch über Grundkenntnisse der eigenen Muttersprache. Zu den Minderheitssprachen, die in Australien gesprochen werden, zählen auch die Muttersprachen der jeweiligen Einwanderergruppen, darunter Chinesisch, Italienisch und Griechisch.

Der Australische Dollar (AUD) unterteilt sich in 100 Cents. Die australische Währung wird auch in anderen Ländern außerhalb Australiens als Zahlungsmittel akzeptiert, darunter Kiribati, Nauru und Tuvalu. Aktuell entspricht ein australischer Dollar 0,635 Euro.

Im kontinentalen Australien gibt es eine westliche, eine zentrale und eine östliche Zeitzone. Je nach Ankunftsstaat müssen Reisende aus Deutschland die Uhr um 8, 9,5 oder 10 Stunden nach vorne stellen. Außerdem haben Australiens Außengebiete eigene Zeitzonen.

Trends & Einblicke

Mit einem Umsatz von 27 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 ist Australien – vor Indonesien und nach Kanadader elftgrößte E-Commerce-Markt der Welt. Aktuell steigen die Umsätze im E-Commerce weiter an und sollen Prognosen zufolge bis 2024 auf 32,3 Milliarden US-Dollar wachsen. Angetrieben durch die Pandemie und die schnell beschleunigte Digitalisierung ist der australische E-Commerce im Jahr 2020 mit einer Wachstumsrate von über 100% im zweiten und dritten Quartal rasch gewachsen. Somit sei Australiens E-Commerce-Wachstum laut Salesforce das höchste weltweit.

90% der Australierinnen und Australier haben Zugang zum Internet und die Zahl der Internetnutzerinnen und -nutzer soll bis 2025 auf über 21,5 Millionen weiter ansteigen. Australiens Internetpenetrationsrate ist in den letzten fünf Jahren ungefähr stabil geblieben. Das Internet und seine weitreichenden Anwendungen sind im Alltagleben der Australierinnen und Australier weitgehend integriert. Am liebsten nutzen sie das Internet, um E-Mails zu versenden, Informationen zu suchen, das digitale Unterhaltungsangebot zu genießen sowie um Waren und Dienstleistungen zu erwerben. Australien wird, wie viele Länder, von der lokalen Version von Google dominiert. Hier hat die Suchmaschine Google laut StatCounter mit 94% aller Suchanfragen ein Monopol erreicht. Microsofts Suchmaschine Bing erreicht einen geringen Marktanteil von knapp 4%. Nur wenig aber dennoch verwendet werden auch die Portale Yahoo, DuckDuckGo und Ecosia.

Australierinnen und Australier zahlen am liebsten elektronisch mit Internetbanking und Kreditkarte. Der Wechsel zu elektronischen Zahlungsformen spiegelt sowohl die Präferenzen der Konsumentinnen und Konsumenten als auch die zunehmende Akzeptanz elektronischer Zahlungsmittel wider. Die Einführung neuer, digitaler Zahlungsdienste hat das Angebot an elektronischen Zahlungsmöglichkeiten für australische Verbraucherinnen und Verbraucher und in Australien ansässige Unternehmen ebenfalls erweitert. Im Jahr 2020 wurden Einkäufe im Wert von rund 10,7 Milliarden US-Dollar mit Debit- und Kreditkarten abgeschlossen. Damit werden in Australien drei Viertel der gesamten bargeldlosen Zahlungen im Einzelhandel mit Debit- bzw. Kreditkarte vorgenommen.

Stärken & Chancen

Australien hat eine der höchsten durchschnittlichen mobilen Internetgeschwindigkeiten weltweit, wovon der lokale E-Commerce stark profitiert. Insbesondere bei B2C-Onlineeinkäufen macht der mobile E-Commerce mittlerweile einen bedeutenden Anteil des australischen E-Commerce-Marktes aus und wird wahrscheinlich in naher Zukunft die Desktop-Nutzung übertreffen. Diesen Trend sollen Unternehmen, die beabsichtigen, am australischen E-Commerce einzusteigen, auf jeden Fall berücksichtigen. Mobiloptimierte Websites, die den Kundinnen und Kunden ein personalisiertes, qualitatives Kauferlebnis bieten, sind hier kein „nice to have“ mehr, sondern das Kernstück einer gewinnbringenden E-Commerce-Strategie.

Sowohl das Nutzungsverhalten der Australierinnen und Australier im Internet sowie ihre Einkaufsentscheidungen und -gewohnheiten wurden von der Pandemie massiv beeinflusst. Reisen, Freizeit und Unterhaltung, Kleidung und Schuhe, Elektronik und Technologie, und Lebensmittel bleiben weiterhin die Produktkategorien, die in Australien am häufigsten digital verkaufen. Insbesondere das Unterhaltungsangebot (Streamingplattformen wie Netflix) erfreut sich aber seit Beginn der Pandemie einer noch größeren Beliebtheit.

eBay, Gumtree Australia und Amazon sind Australiens beliebteste E-Commerce-Websites. Andere beliebte Websites sind OzBargain, Bunnings Warehouse, JB Hi-Fi, Woolworths und Kmart Australia. Die Websites unterscheiden sich im Hinblick auf die Produkte, auf die sie sich fokussieren, weshalb Unternehmen, die in Australien digital verkaufen wollen, überprüfen sollten, welcher Marktplatz am besten zu ihren Produkten oder Leistungen passt.

Dedizierte Onlineshopping-Apps stellen für Unternehmen, die am australischen E-Commerce-Markt einsteigen möchten, eine große Chance dar, ihren Konkurrentinnen und Konkurrenten einen Schritt voraus zu sein. 68% des mobilen Onlineeinkäufe werden mittlerweile per App abgewickelt, was einem Umsatz von 5,6 Milliarden US-Dollar entspricht.

Somit kommen Unternehmen, die in Australien digital verkaufen möchten, an einer Lokalisierung der eigenen Website für den australischen Markt nicht vorbei. Wichtig ist hier, dass alle Inhalte in englischer Sprache zugänglich sind und die Preise in der lokalen Währung genannt werden. Eine gründlich geplante Marketings- und SEO-Strategie ist das A und O, um den eigenen Onlineshop in australischen Suchmaschinen zu indizieren und so kostenlosen organischen Traffic zu generieren und auf seine Website zu lenken.

Eine Herausforderung für den australischen E-Commerce ist die Größe des Landes, die die Logistik erschwert und die Lieferung verlangsamt. Diesen Trend teilt Australien mit Kanada. Die Bevölkerungsdichte in Australien beträgt nur 3,1 Menschen pro Quadratkilometer. Zum Vergleich: In den Niederlanden leben 488 Menschen pro Quadratkilometer.

Einfuhrzölle, Besteuerung & Importverfahren

Um in Australien gewerblich tätig sein zu dürfen, benötigen Unternehmen eine Australian Business Number (ABN). Ausländische Unternehmerinnen und Unternehmer müssen zunächst eine ABN beantragen. Dies kann dauern, da der Antrag in Papierform einzureichen ist und Originalkopien beglaubigt werden müssen.

Ausländische Unternehmen sind in Australien grundsätzlich umsatzsteuerpflichtig. Hier nennt sich die Umsatzsteuer Goods and Services Tax (GST). Weitere steuerliche Pflichten hängen vom Umsatzvolumen sowie davon ab, ob das ausländische Unternehmen Waren in Australien importiert und lagert. Beabsichtigt das Unternehmen, innerhalb eines Zeitraums von 12 Monaten Waren im Wert von über 75.000 AUD zu verkaufen, so ist es gesetzlich verpflichtet, sich umsatzsteuerpflichtig anzumelden und 10% GST auf seine Verkäufe abzuführen. Mit der Anmeldung wird dem Unternehmen eine Umsatzsteueridentifikationsnummer automatisch zugewiesen, die der zuvor beantragten ABN entspricht.

Es soll zudem beachtet werden, dass 10% GST bei der Wareneinfuhr vom Zoll eingezogen wird. Registrierte Unternehmen sind allerdings vorsteuerabzugsberechtigt und dürfen diese GST geltend machen und zurückfordern. Je nachdem, aus welchem Land die Waren importiert werden, könnte es ein Freihandelsabkommen geben, welches das Importverfahren vereinfacht.

Fazit

Australien bietet einen wachsenden, stark dynamischen E-Commerce-Markt, der sich durch eine junge, technikaffine und digital versierte Bevölkerung sowie eine breite Basis an Verbraucherinnen und Verbrauchern auszeichnet, die gerne digital einkaufen und elektronisch bezahlen. Unternehmen, die erfolgreich am australischen Markt einsteigen wollen, müssen ein personalisiertes Kauferlebnis anbieten können, das an den sprachlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Besonderheiten des Zielmarktes orientiert ist und die Kundinnen und Kunden und deren hohen Ansprüche in den Fokus stellt.



Quellen

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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