Österreich ist aufgrund seiner günstigen Lage im Herzen Mitteleuropas, im Dreiländereck der Sprachen und Kulturen, ein bedeutender Wirtschaftsstandort – und aus Sicht deutscher Unternehmen ein wichtiger Zielmarkt, denn rund 30 Prozent der österreichischen Warenimporte stammen aus Deutschland. Was den österreichischen E-Commerce auszeichnet und was Unternehmen beim digitalen Handel in Österreich beachten sollten, zeigen wir hier.
Zahlen und Fakten, Wirtschaft, wichtige Ziel- und Bezugsmärkte
Der südliche Nachbar Deutschlands ist mit einer Fläche von rund 83.800 km² nicht unbedingt das größte EU-Land, aber aufgrund seiner Nähe zu weiteren Absatzmärkten, seiner leistungsfähigen logistischen Infrastruktur, seiner guten Beziehungen zu den Nachbarländern Italien, Slowenien und Kroatien und nicht zuletzt wegen der gemeinsamen Sprache ein wichtiger Wirtschaftsstandort und ein naheliegendes Expansionsziel.
Das österreichische Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei rund 471 Mrd. US-Dollar, kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf bei rund 66.900 US-Dollar (vgl. deutsches BIP pro Kopf: 64.080 US-Dollar). Gemessen am BIP ist die österreichische Wirtschaft in etwa so stark wie die Dänemarks (BIP: 401 Mrd. US-Dollar) und Irlands (533 Mrd.).
Die österreichische Wirtschaft stützt sich vor allem auf die Industrie und den Dienstleistungssektor. Laut Daten von Statista (2022) entfallen 29,2 Prozent (+ 11,3 % gegenüber dem Vorjahr) der gesamten Bruttowertschöpfung in Österreich auf das verarbeitende Gewerbe und 69,4 Prozent auf den Dienstleistungssektor.
Deutschland ist mit Abstand der wichtigste Handelspartner Österreichs, sowohl im Hinblick auf die Exporte (58 Mrd. Euro im Jahr 2022 bzw. 29,9 % aller Exporte, + 16,1 % gegenüber dem Vorjahr) als auch auf die Importe (68,9 Mrd. Euro bzw. 32,2 % aller Importe, + 16,5 % gegenüber dem Vorjahr). Italien ist Österreichs zweitwichtigster Handelspartner (Exporte: 13,2 Mrd. Euro; Importe: 13,1 Mrd.), gefolgt von den USA (E: 12,9 Mrd.), der Schweiz und den nahen EU-Ländern Slowenien, Kroatien und Tschechien. China ist der wichtigste Bezugsmarkt. Aus China wurden im Jahr 2022 Waren im Wert von rund 17,2 Mrd. Euro nach Österreich importiert.
Internetnutzung, Kaufverhalten, Branchen und Zahlungsarten
Das Internet ist aus dem Alltag der Österreicherinnen und Österreicher nicht mehr wegzudenken. Laut Daten von Statista wird das Internet heute von rund 91 Prozent der österreichischen Bevölkerung ab 14 Jahren genutzt. Durchschnittlich sind die Österreicherinnen und Österreicher 5 Stunden und 22 Minuten am Tag online.
Soziale Netzwerke haben in Österreich eine Reichweite von gut 7 Mio. Nutzerinnen und Nutzern und sind – dem globalen Trend folgend – vor allem bei jungen Menschen stärker verbreitet. Bei den 15- bis 22-Jährigen sind WhatsApp, YouTube und Instagram die beliebtesten Medien. Snapchat und TikTok liegen in Österreich mit einem Nutzeranteil von 70 Prozent gemeinsam an vierter Stelle. Die 41- bis 60-jährigen Österreicherinnen und Österreicher nutzen vor allem WhatsApp, Facebook und YouTube.
Im Jahr 2022 nutzten rund 62 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher im Alter von 16 bis 74 Jahren das Internet, um Waren und Dienstleistungen zu erwerben. Diese einkaufsorientierte Nutzung des Internets ist vor allem in den Altersgruppen der 16- bis 34-Jährigen zu beobachten. Aber auch der ältere Teil der Bevölkerung hat sich in den letzten Jahren zunehmend dem Online-Shopping zugewandt. Dabei kaufen Männer etwas häufiger im Internet ein als Frauen. Waren es früher vor allem Bücher, Musik oder Unterhaltungselektronik, die über das Internet gekauft wurden, so ist es heute die Mode, die die meisten Online-Kundinnen und -Kunden begeistert.
Beim Online-Shopping wird in Österreich am häufigsten mit Karte bezahlt. Laut Daten von Statista werden insgesamt 39 Prozent der Transaktionen mit Kreditkarte oder Bankomatkarte bezahlt. Per Banküberweisung werden 23 Prozent der Zahlungen abgewickelt. Mit der zunehmenden Verbreitung von Smartphones steigt auch der Anteil der Personen, die mobil im Internet einkaufen. Der Anteil der Smartphone-Shopperinnen und -Shopper unter den 30- bis 39-Jährigen in Österreich ist von rund 33 Prozent im Jahr 2017 auf rund 71 Prozent im Jahr 2022 gestiegen.
Gleiche Sprache bis auf einige Unterschiede
Deutschen Unternehmen, die nach Österreich expandieren möchten, bleibt die Übersetzung wichtiger Dokumente wie etwa Begleitpapiere und Bedienungsanleitungen erspart. So verbindet die gemeinsame Sprache Deutschland und Österreich und fördert die Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
Manchmal aber trennt die gemeinsame Sprache, anstatt zu verbinden. Vor allem im Wortschatz unterscheidet sich das österreichische Deutsch oft vom Bundesdeutschen. So heißt der erste Monat des Jahres in der österreichischen Standardsprache Jänner statt Januar und im Supermarkt an der Kassa wird man gefragt, ob man ein Sackerl statt einer Tüte möchte. Aufgrund dieser Unterschiede kann es im Alltag zu kleinen Missverständnissen kommen, über die man mit seinem Gegenüber schmunzeln kann. Mehr dazu lesen Sie hier.
Fakt ist jedenfalls auch, dass die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher mit Deutsch als Muttersprache (88,6 %) lieber den eigenen Dialekt als die Standardsprache verwendet. Dieser Unterschied zu Deutschland ist vor allem bei Texten, die zum Kauf anregen sollen, zu berücksichtigen: So wirkt Werbung in Österreich wesentlich besser, wenn sie auf die Leserinnen und Leser zugeschnitten ist, an die sie sich richtet.
Nicht zu vergessen ist auch, dass 11,4 Prozent der in Österreich lebenden Bürgerinnen und Bürger eine andere Muttersprache als Deutsch sprechen. So gibt es in Österreich Sprachminderheiten wie die slowenische im südlichsten Bundesland Kärnten und in der angrenzenden Steiermark sowie die kroatische und ungarische im Burgenland an der Grenze zu Ungarn, die bei einer gezielten Werbekommunikation ebenfalls berücksichtigt werden sollten: Der ORF, Österreichs öffentlich-rechtliches Fernsehen, bietet sogar Sendungen in den slawischen Sprachen Slowenisch und Kroatisch an.
Wissenswertes zu Importbestimmungen, Zollrecht, Verpackungsvorschriften
Österreich ist ein EU-Land und bietet sowohl hinsichtlich der Importbestimmungen als auch zollrechtlich keine Fallstricke. Österreich ist Teil des EU-Binnenmarktes. Wenn Waren aus Deutschland oder der EU nach Österreich exportiert werden, fallen daher keine Zölle mehr an und es muss auch keine Zollanmeldung mehr erstellt werden.
Importbestimmungen müssen EU-Unternehmen daher nur dann beachten, wenn sie Waren aus Drittländern nach Österreich und damit in die EU einführen. Da in den Mitgliedsstaaten der EU ein gemeinsamer Zolltarif gilt, unterliegen die Waren unabhängig vom Ursprungsland grundsätzlich den gleichen Bestimmungen. Weitere Informationen zum Zollrecht sowie zur Verpackungsverordnung 2014 finden Sie auf der Website der Wirtschaftskammer Österreich.
Für den E-Commerce ist – wie für alle EU-Länder – seit 2021 die Umsatzschwelle für die Entrichtung der Umsatzsteuer bei grenzüberschreitenden Verkäufen an Privatkundinnen und -kunden innerhalb der EU zu beachten. Die Umsatzschwelle liegt bei 10.000 Euro.
Fazit
Aus Sicht des deutschen Handels ist Österreich sicherlich eine naheliegende Option für eine Expansion ins Ausland. Die gemeinsame Sprache, die räumliche Nähe, die gemeinsame Währung und die Tatsache, dass Österreich Mitglied der EU ist und damit der freie Waren- und Personenverkehr zwischen beiden Ländern möglich ist, sind wesentliche Gründe für einen Markteintritt in Österreich. Die österreichische Bevölkerung ist vernetzt, digitalaffin und bereit, das Internet mit hoher Kompetenz zu nutzen, um sich über Produkte zu informieren, diese zu vergleichen und zu kaufen. Schließlich bietet sich das Land auch als interessanter Wirtschaftsstandort für deutsche Unternehmen an: Österreichs Lage im Dreieck zwischen Deutschland, Italien und Osteuropa bzw. dem Balkan bietet Unternehmen die Chance, über eine effiziente Logistikinfrastruktur schnell neue Märkte zu erschließen.
Quellen
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- Rabe, L. (2024): Internetnutzung in Österreich. Online auf de.statista.com vom 26.01.2024 unter: https://de.statista.com/themen/2876/internetnutzung-in-oesterreich/#topicOverview [letzter Zugriff am 06.03.2024]
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- Rudnicka, J. (2024): Importe nach Österreich aus den zehn wichtigsten Herkunftsländern im Jahr 2022. Online auf de.statista.com vom 02.01.2024 unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/217602/umfrage/wichtigste-importlaender-fuer-oesterreich/ [letzter Zugriff am 06.03.2024]
- Statista Research Department (2014): Verbreitung der Sprachen in Österreich im Jahr 2001. Auf de.statista.com vom 13.03.2014. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/217775/umfrage/sprachen-in-oesterreich/ [letzter Zugriff am 06.03.2024]
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Autor: Eurotext Redaktion
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