Griechenland gilt als die Wiege der frühen europäischen Hochkultur. Hier entstanden Demokratie und Philosophie, die ersten Wissenschaften und die klassische griechische Architektur und Literatur. Wie es um den E-Commerce in Griechenland bestellt ist, erfahren Sie hier.

Zahlen und Fakten, Wirtschaft, Export- und Importpartner

Griechenland liegt am östlichen Mittelmeer in Südeuropa und besteht geografisch aus dem griechischen Festland südlich des Balkans, der Halbinsel Peloponnes sowie zahlreichen Inseln, vor allem im Ägäischen und Ionischen Meer, aber auch im Libyschen Meer. Griechenland grenzt an Albanien, Nordmazedonien, Bulgarien und die Türkei und hat eine Fläche von rund 130.000 km². Rund 20 Prozent des griechischen Staatsgebiets sind auf 3.054 Inseln verteilt, von denen 87 bewohnt sind. Insgesamt leben in Griechenland 10,4 Mio. Menschen.

Die Hauptstadt Athen gilt als die Wiege der frühen europäischen Hochkultur. Hier entstanden Demokratie und Philosophie, die ersten Wissenschaften und die klassische griechische Architektur und Literatur. Auch heute noch ist Athen kulturelles, historisches und wirtschaftliches Zentrum – und mit einem Ballungsraum von fast 3 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern die bevölkerungsreichste und flächengrößte Stadt des Landes. Weitere wichtige Großstädte sind Thessaloniki, Patras, Heraklion und Piräus.

Gemessen am HDI, dem Wohlstandsindikator der Vereinten Nationen, liegt Griechenland mit einem Wert von 0,893 hinsichtlich der menschlichen Entwicklung weltweit auf Platz 33 (vgl. Deutschland: 0,942; Österreich: 0,916). Das griechische Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt rund 238 Mrd. US-Dollar, kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf bei rund 40.000 US-Dollar (vgl. BIP pro Kopf in Deutschland: 64.080 US-Dollar). Gemessen am BIP pro Kopf ist die griechische Wirtschaft etwa so stark wie die der Slowakei, Lettlands und Rumäniens.

Die griechische Wirtschaft stützt sich vor allem auf den Dienstleistungssektor und das verarbeitende Gewerbe. Laut Daten von Statista trägt der Dienstleistungssektor 67,6 Prozent zur gesamten Bruttowertschöpfung bei, das verarbeitende Gewerbe 15,7 Prozent. Im Jahr 2022 waren 73,3 Prozent der Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor beschäftigt.

Deutschland ist sowohl bei den Importen (10,1 %) als auch bei den Exporten (6,6 %) einer der wichtigsten Handelspartner Griechenlands. Weitere wichtige Importländer sind China (8,4 %), Italien (7,5 %), die Niederlande (5,9 %), Frankreich (4,3 %), Spanien (3,5 %) und Bulgarien (3,4 %). Das Nachbarland Bulgarien ist auch das wichtigste Exportland (6,8 %), gefolgt von Deutschland (6,6 %), Zypern (6,1 %), den USA (4,1 %), Spanien (4 %), Großbritannien (3,8 %), der Türkei (3,6 %) und Frankreich (3,5 %).

Internetnutzung, Kaufverhalten, Zahlungsarten, Branchen

Bis vor wenigen Jahren war das Internet in Griechenland noch nicht so weit verbreitet wie in anderen EU-Ländern. In den letzten zehn Jahren ist die Internetverbreitung in Griechenland jedoch kontinuierlich gestiegen und liegt heute bei rund 80 Prozent. Eine Umfrage von Statista aus dem Jahr 2018 zeigt, dass sich nur ein Drittel der Griechinnen und Griechen auf lokale Anbieter beschränkt, wenn sie das Internet für Einkäufe nutzen. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Zwei Drittel der Konsumentinnen und Konsumenten sind offen für ausländische Anbieter.

Dem weltweiten Trend folgend hat die Coronavirus-Pandemie auch den griechischen E-Commerce stark beflügelt. Der Umsatz verdoppelte sich im Pandemiejahr von 4 auf 8 Milliarden US-Dollar. Nach der Pandemie verlangsamte sich der E-Commerce-Boom in Griechenland. Bis 2028 wird jedoch mit einem weiteren, wenn auch verlangsamten Wachstum gerechnet.

Tatsächlich haben die Griechinnen und Griechen gute Gründe, weiterhin online zu shoppen. Vor allem die Kostenersparnis, die Einfachheit des Einkaufs und die Qualität der Produkte schätzen sie am E-Commerce. Noch beliebter wäre der E-Commerce, wenn eine kostenlose Lieferung angeboten würde, die Bequemlichkeit mit Kostenersparnis verbindet. Für 74 Prozent der Befragten wäre dies ein noch größerer Anreiz, im Internet einzukaufen. Dagegen ist für 55 Prozent der Preis der wichtigste und Rabatte die größte Motivation, online einzukaufen.

In Griechenland punkten die E-Commerce-Anbieter am meisten mit einer einfachen Kaufabwicklung und unkomplizierten Produktrückgaben sowie der Möglichkeit, ohne vorheriges Anlegen eines Kontos einkaufen zu können. Kundenbewertungen sind für jeden zweiten Befragten eine zuverlässige Quelle, um die Qualität eines Produktes vor dem Kauf zu beurteilen.

Trotz der Vorteile des E-Commerce sind die Griechen jedoch auch zurückhaltend, wenn es darum geht, online einzukaufen. Die größte Sorge bereitet ihnen der Datenschutz im Internet. Etwa die Hälfte der Befragten ist besorgt über die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Daten verwenden, und drei Viertel sind der Meinung, dass sie keine Kontrolle darüber haben, was mit ihren Daten geschieht. Das erklärt auch, warum 24 Prozent der Einkäufe im Internet immer noch bar bezahlt wird – meist per Nachnahme. Digitale Zahlungsmöglichkeiten wie E-Wallets und PayPal begegnen viele Griechen noch mit Skepsis.

Mittlerweile betreiben rund 20 Prozent der griechischen Unternehmen E-Commerce. Darunter sind vor allem Modegeschäfte. Nach Angaben von Statista haben im Jahr 2023 rund 35 Prozent der Griechinnen und Griechen Kleidung über das Internet gekauft. Dass die Griechen Mode lieben, zeigt ein Blick auf die fünf größten Online-Shops. Drei davon – Shein, Zara und H&M – sind Fast Fashion-Händler. Auch elektronische Geräte, Medikamente, Lebensmittel und Reisen werden immer häufiger online gekauft.

Magento, Shopify und Prestashop sind die beliebtesten Online-Shops in Griechenland. Auch auf Amazon, eBay und Etsy verkaufen Online-Händler sehr häufig.

Sprache

Neugriechisch, die Amtssprache Griechenlands und Zyperns, ist eine der 24 Amtssprachen der Europäischen Union und wird weltweit von rund 13 Mio. Menschen als Muttersprache gesprochen. Englisch und Französisch, die traditionell an griechischen Schulen und Universitäten gelehrt werden, gewährleisten eine reibungslose Kommunikation in grenzüberschreitenden Geschäftsbeziehungen.

Der English Proficiency Index von Education First bewertet die Englischkenntnisse der Griechinnen und Griechen als sehr gut. Das Ranking von Education First bewertet insgesamt 111 Länder weltweit, deren Amtssprache nicht Englisch ist, nach ihrer Kompetenz im Umgang mit der englischen Sprache: Griechenland liegt im Ranking von Education First auf Platz 12, Deutschland auf Platz 10.

Wissenswertes zu Import- und Zollbestimmungen, Umsatzschwelle, Verpackungsvorschriften

Griechenland ist als EU-Land zollrechtlich unproblematisch. Der Warenverkehr zwischen Deutschland oder einem anderen EU-Land und Griechenland ist im Rahmen des freien Warenverkehrs zwischen den Mitgliedsstaaten zollfrei und es werden keine Zollkontrollen an der Übergangsgrenze durchgeführt. Importe aus Drittländern nach Griechenland werden nach dem Gemeinsamen Zolltarif der EU verzollt.

Wichtig für den E-Commerce: Seit 2021 gilt für Fernverkäufe an Nichtsteuerpflichtige im EU-Ausland eine EU-weit einheitliche Umsatzschwelle von 10.000 Euro. Wird diese Schwelle überschritten, muss die Besteuerung mit dem Mehrwertsteuersatz erfolgen, der im Wohnsitzland des Käufers gilt.

Auf Verpackungen u. a. für Industrieprodukte, Elektro-, Klima-, Video- und Audiogeräte, Kosmetika, Pharmazeutika, Lebens- und Genussmittel müssen mindestens der Name und die Anschrift eines in der EU ansässigen Herstellers bzw. Importeurs oder Vertreters, die Art und die Nettomenge der Ware sowie bei Arzneimitteln und Lebensmitteln das Mindesthaltbarkeitsdatum auch in griechischer Sprache angegeben sein. Gebrauchs- und Bedienungsanleitungen müssen in griechischer Sprache mitgeliefert werden, gleichgültig, ob das Produkt aus der EU oder einem Drittland stammt.

Fazit

Für expansionswillige deutsche Unternehmen ist Griechenland ein interessantes Expansionsziel, obwohl es noch kein reifer E-Commerce-Markt ist. Viele Griechinnen und Griechen haben den E-Commerce während der Pandemie für sich entdeckt, für die meisten war es eine positive Überraschung. Sie schätzen am E-Commerce vor allem die Kostenersparnis, die Einfachheit des Einkaufs und die Qualität der Produkte – und haben damit gute Gründe, weiterhin online einzukaufen. Bis 2028 ist daher mit weiterem Wachstum zu rechnen, wenn auch verlangsamt im Vergleich zum Boom während und unmittelbar nach der Pandemie.  Gute Chancen haben in Griechenland vor allem Anbieter, die das Vertrauen der einheimischen Kunden gewinnen. Das ist in vielen Fällen leichter gesagt als getan. Die größte Sorge der Griechen ist der Datenschutz im Internet. Produktbewertungen und auch digitalen Bezahldiensten stehen viele skeptisch gegenüber. Für die Hälfte der Befragten ist dagegen der Preis das wichtigste Kriterium und Rabatte die größte Motivation, online einzukaufen. Anbieter, die hier punkten, können ihre Marktpräsenz in Griechenland erfolgreich ausbauen.



Quellen

Weiterführende Links

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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