Weihnachten, Natal, ist in Portugal und Brasilien mehr als ein Fest – es ist eine Zeit, in der Familie, Gemeinschaft und Tradition in den Mittelpunkt rücken. Während Portugal seine Weihnachtsfeierlichkeiten mit stiller Besinnlichkeit und spirituellen Ritualen begeht, bringt Brasilien tropische Farben und Lebensfreude in das Fest. Beide Länder, durch eine gemeinsame Sprache und Geschichte verbunden, feiern Weihnachten auf ihre eigene Art, die von der kulturellen Vielfalt und dem jeweiligen Lebensgefühl geprägt ist.

In Portugal beginnt die Weihnachtsvorfreude mit dem Aufstellen der Presépios, detailreich gestalteter Krippen, die in den meisten Haushalten und an öffentlichen Orten zu finden sind. Diese Krippen erzählen nicht nur die Geschichte der Geburt Christi, sondern zeigen oft auch Szenen aus dem Alltag des ländlichen Portugals. Besonders bekannt sind die lebendigen Krippen in Óbidos, bei denen Dorfbewohner die biblische Geschichte nachspielen und so die festliche Atmosphäre intensivieren. In Brasilien, wo die Weihnachtszeit von sommerlicher Hitze geprägt ist, übernehmen bunte Lichtinstallationen und riesige Weihnachtsbäume, In Brasilien sind es nicht nur die Familienfeste, die Weihnachten so besonders machen, sondern auch die beeindruckenden öffentlichen Dekorationen. Einer der bekanntesten Weihnachtsbäume des Landes, der Árvore de Natal da Lagoa in Rio de Janeiro, ist ein schwimmendes Meisterwerk. Jedes Jahr erstrahlt er auf der Lagune Rodrigo de Freitas in leuchtenden Farben und zieht Besucher aus aller Welt an. Mit einer Höhe von bis zu 70 Metern und einer aufwendigen Lichtinszenierung symbolisiert er die festliche Kreativität Brasiliens. Der Baum ist nicht nur ein Highlight der Adventszeit, sondern auch ein Treffpunkt für Familien, die sich dort versammeln, um die Magie von Natal zu erleben.

Der Heiligabend, der 24. Dezember, ist in beiden Ländern der Höhepunkt der Weihnachtszeit. In Portugal versammelt sich die Familie zur Consoada, einem Abendessen, das für die Portugiesen weit mehr ist als eine Mahlzeit – es ist ein Moment der Verbundenheit und Besinnung. Der Tisch ist gedeckt mit Bacalhau com Todos, einem Gericht aus Kabeljau, Kartoffeln und Gemüse, das durch seine schlichte Zubereitung die spirituelle Bedeutung des Festes widerspiegelt. Zum Nachtisch werden Rabanadas, eine Art Arme Ritter, und der Bolo Rei, der Königskuchen mit kandierten Früchten und einer versteckten Bohne, gereicht. Diese kleine Bohne bringt dem Finder die Aufgabe, den nächsten Kuchen zu kaufen – ein Brauch, der Humor und Gemeinschaftsgefühl vereint.

In Brasilien, wo der Heiligabend als Ceia de Natal bekannt ist, zeigt sich das Fest in seiner tropischen Pracht. Der Tisch ist reich gedeckt mit gebratenem Truthahn (Peru de Natal), Reisgerichten, tropischen Früchten und Desserts, die oft von portugiesischen Rezepten inspiriert sind. Während in Portugal die Consoada still und besinnlich genossen wird, wird in Brasilien die Ceia von Gesprächen, Musik und Lachen begleitet. Der Abend zieht sich bis weit nach Mitternacht und endet für viele mit der Misa do Gallo, der Mitternachtsmesse, die die Geburt Christi feiert. In Portugal wird diese Messe mit stiller Andacht begangen, während sie in Brasilien oft von Chören und Musik begleitet wird, die die Freude des Festes unterstreichen.

Die Bescherung ist in beiden Ländern ein zentraler Bestandteil von Weihnachten, doch die Art und der Zeitpunkt der Geschenkübergabe variieren. In Portugal werden die Geschenke entweder nach dem Abendessen am Heiligabend oder am Morgen des 25. Dezembers überreicht. Früher brachte das Menino Jesus (Christkind) die Geschenke, doch heute ist es meist Pai Natal, der Weihnachtsmann, der die Kinder glücklich macht. In Brasilien erfolgt die Bescherung größtenteils nach Mitternacht, wenn die Familie die Ceia de Natal beendet hat. Ein beliebter Brauch ist das Amigo Secreto, das brasilianische Wichteln. Schon Wochen vor Weihnachten werden Namen gezogen, und die Geschenke werden anonym übergeben, oft begleitet von humorvollen Hinweisen oder Rätseln, die für viele Lacher sorgen.

Am 25. Dezember, dem Dia de Natal, zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen Portugal und Brasilien. In Portugal ist der Weihnachtstag ruhig und besinnlich. Nach einem weiteren Festmahl, bei dem Fleischgerichte wie Lamm oder Schwein im Mittelpunkt stehen, genießen die Familien die Stille und die gemeinsame Zeit. Die Kinder spielen mit ihren Geschenken, während die Erwachsenen die Wärme des Weihnachtsfests auskosten. In Brasilien hingegen ist der Weihnachtstag lebhafter. Die sommerlichen Temperaturen laden zu Grillfesten, Strandbesuchen oder Poolpartys ein. Diese tropische Leichtigkeit verleiht dem Fest eine unverwechselbare brasilianische Note und hebt sich deutlich von der stilleren Atmosphäre in Portugal ab.

Weihnachten zeigt in Portugal und Brasilien die Vielfalt, mit der dieses Fest gefeiert wird, ohne seine zentrale Botschaft zu verlieren. In Portugal zelebriert man Weihnachten mit einer leisen, spirituellen Wärme, während Brasilien die festliche Zeit mit tropischer Lebensfreude füllt. Doch in beiden Ländern ist Weihnachten ein Fest der Liebe, der Familie und der Freude.

 

Die Eurotext AG wünscht fröhliche Weihnachten. Oder wie man in Portugal und auch Brasilien sagt:

🎄 Feliz Natal! 🎄

 



 


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