Die Industrie in den Vereinigten Arabischen Emiraten profitiert von der geografischen Lage des Landes, das sich als Drehscheibe für den weltweiten Handel gut positioniert. Neben bestehenden Freihandelsabkommen mit strategisch wichtigen Handelspartnern wie Israel und der Türkei sowie mit wachstumsstarken Wirtschaftsnationen wie Indien und Indonesien streben die Vereinigten Arabischen Emirate nun auch bilaterale Verhandlungen mit der EU an. Das soll neue Möglichkeiten für Investitionen in strategischen Zukunftsbereichen eröffnen. Mehr dazu hier.

Daten und Fakten zum Industrieland VAE

Anteil an der Wirtschaftsleistung

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Vereinigten Arabischen Emirate beträgt 514 Mrd. US-Dollar, das BIP pro Kopf liegt kaufkraftbereinigt bei rund 74.700 US-Dollar (vgl. Deutschland: 69.500 US-Dollar; Österreich: 72.000 US-Dollar). Gemessen am BIP sind die Vereinigten Arabischen Emirate nach Österreich und Thailand und vor Israel und Singapur die nominal 29. größte Volkswirtschaft der Welt. Die Industrie hat in den Vereinigten Arabischen Emiraten einen Anteil von rund 51,4 Prozent am BIP und beschäftigt 29,6 Prozent der Erwerbstätigen. Rund 47,7 Prozent der Bruttowertschöpfung entfallen auf den Dienstleistungssektor.

Schlüsselindustrien

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind vor allem für ihre reichen Öl- und Erdgasvorkommen bekannt. Die Erdöl- und Erdgasindustrie sowie die entsprechenden Exporte sind für die Wirtschaft der VAE nach wie vor von großer Bedeutung – insbesondere in den Emiraten, in deren Gebieten sich die meisten Vorkommen befinden. Im Jahr 2023 entfielen rund 43,3 Prozent der Exporte der VAE auf Erdöl und Erdölerzeugnisse, was einem Wert von etwa 247 Mrd. US-Dollar entspricht.

Das Land möchte seine Wirtschaft diversifizieren und investiert in gigantische Bauprojekte wie den Burj Khalifa, das höchste Gebäude der Welt, den Flughafen Dubai World Central, die Dubai Mall und drei künstliche Palmeninseln in Dubai. Die schmalen Wedel dieser Palmeninseln wurden mit Villen und Ferienhäusern, Luxusresorts und Hotels bebaut.

Der gesamte Immobiliensektor hat in den VAE einen Boom erlebt. Vor allem Dubai und Abu Dhabi sind beliebte Touristenziele und bedeutende Handelszentren mit wichtigen Hubs für den Warenverkehr. Durch Investitionen in erneuerbare Energien wollen die VAE ihre Abhängigkeit von Erdöl und Erdgas weiter verringern und ihre wirtschaftliche Stabilität langfristig sichern.

Export

Im Hinblick auf die Diversifizierung der Wirtschaft spielt der Außenhandel eine sehr wichtige Rolle. Die VAE zählen zu den wichtigsten Exporteuren von Erdöl und Erdgas. Den größten Teil ihrer Exporteinnahmen erzielen sie mit Rohöl und Petrochemikalien, aber auch Edelsteine, Schmuck und chemische Produkte sind wichtige Exportgüter. Mit einem Anteil von etwa 9,4 Prozent an den Gesamtexporten war Gold zu nichtmonetären Zwecken das zweitwichtigste Exportgut der Emirate im Jahr 2023. Der Exportwert belief sich auf rund 9,4 Mrd. US-Dollar.

Import

Zu den importierten Waren zählen unter anderem Konsumgüter, Maschinen, Technologie, Lebensmittel, Fahrzeuge und elektronische Produkte. Im Jahr 2023 entfielen etwa 16,7 Prozent der Importe der VAE auf die nicht näher spezifizierte Warengruppe „besondere Warenverkehrsvorgänge“. Der Importwert belief sich dabei auf rund 78,7 Mrd. US-Dollar.

Die VAE profitieren geografisch von ihrer Nähe zu wichtigen Märkten und unterhalten enge Handelsbeziehungen zu zahlreichen Ländern. Die wichtigsten Importländer sind China (16,5 %), Indien (6,5 %), die USA (5,7 %) und weitere Länder des Nahen Ostens. Auch Deutschland (2,4 %), die Schweiz (2,4 %) und Italien (2,1 %) sind wichtige Importländer der Emirate.

Aktuelle Wirtschaftslage: Investitionshub zwischen Asien und Europa, strategische Zukunftsbereiche

Die VAE gelten bei Investoren weltweit als neutraler Hub zwischen China, Russland und dem Iran einerseits sowie den USA und Europa andererseits. Somit sind sie ein sicherer Hafen für Anlageinvestitionen. Im Jahr 2023 wurden ausländische Direktinvestitionen in Höhe von 30,7 Mrd. US-Dollar in die VAE getätigt – 8 Mrd. US-Dollar mehr als im Jahr 2022.

Die Emirate können sich auch als Drehscheibe für den weltweiten Handel gut positionieren. Neben den bestehenden Freihandelsabkommen mit strategisch wichtigen Handelspartnern wie Israel und der Türkei sowie mit schnell wachsenden Wirtschaftsnationen wie Indien und Indonesien streben die VAE nun auch bilaterale Verhandlungen mit der EU an. Das soll neue Möglichkeiten für Investitionen in strategischen Zukunftsbereichen wie Agrartechnik, Lebensmittelsicherheit und erneuerbare Energien eröffnen.

Entwicklungen: Bauwirtschaft trotz Weltkonjunktur dynamisch, Energieeffizienz, KI, Digitalisierung

Trotz globaler Unsicherheiten zeigt sich die Bauwirtschaft der VAE weiterhin dynamisch. Im Jahr 2024 trug sie mit rund 20,7 Mrd. US-Dollar etwa 8,7 Prozent zum BIP bei. Die meisten Bauaufträge betreffen den Hochbau und Vorhaben im Zusammenhang mit der Öl- und Gasinfrastruktur. Zukünftige Bauprojekte sollen vor allem auf eine zukunftsorientierte und nachhaltige Stadtentwicklung abzielen.

Mit wirtschaftlicher Expansion, Bevölkerungswachstum und heißem Klima steigt auch der Energieverbrauch der Emirate. Das Land versucht, seine Energieeffizienz zu verbessern. Doch da die Diversifizierung der Wirtschaft und der Industrie sowie die Erschließung von Gasressourcen selbst die Nachfrage nach gasbetriebenem Strom steigern, ist nur von einer leichten Veränderung auszugehen. Schätzungen zufolge wird der Anteil der Kernenergie und der erneuerbaren Energien, die nicht auf Wasserkraft basieren, bis 2033 auf neun Prozent bzw. 29 Prozent der Stromerzeugungskapazität steigen.

Mit der Einrichtung eines Ministeriums für Künstliche Intelligenz, Digitale Wirtschaft und Remote-Work-Anwendungen zählen die Emirate zu den Vorreitern im Bereich der KI im Nahen Osten. Laut aktuellen Schätzungen liegt das Volumen des KI-Marktes in den VAE bei rund 1 Mrd. US-Dollar.  Für die kommenden drei Jahre erwarten Expertinnen und Experten ein Wachstum auf mehr als 1,6 Mrd. US-Dollar. Die Steigerung der Produktivität durch KI soll vor allem dem Dienstleistungssektor und dem Gesundheitswesen sowie dem Finanzwesen zugutekommen, die für die Wirtschaft der Emirate wichtig sind.

Internationalisierung

Arabisch ist die Amtssprache der Vereinigten Arabischen Emirate, Englisch ist jedoch ebenfalls weit verbreitet. Bei einer Expansion in die Emirate ist eine professionelle Übersetzung notwendig, um kulturelle Unterschiede sicher zu meistern und auch nicht-sprachliche Aspekte zu berücksichtigen, die für eine verhandlungssichere Kommunikation mit Partnern und Kunden ebenfalls wichtig sind, wie z. B. die andere Währung und Maßeinheiten. Bei Texten wie Werbetexten, die sich direkt an das Zielpublikum, den Kunden, richten und nicht nur Information, sondern auch Kaufanreiz sein sollen, empfiehlt sich eine freie, kreative Übersetzung durch spezialisierte Fachübersetzer. Ob eine KI-Übersetzung eine realistische Alternative sein kann, hängt vom Einzelfall ab: Textsorte, Textmenge, Qualitätsniveau, Zielgruppe etc.

Gesetzliche Rahmenbedingungen: Freihandelsabkommen, Zollbestimmungen

Die Vereinigten Arabischen Emirate gehören gemeinsam mit Saudi-Arabien, Bahrain, Kuwait, Katar und Oman zum Gulf Cooperation Council (GCC). Diese Staaten haben sich zum Gulf Common Market zusammengeschlossen, einer Zollunion mit einem gemeinsamen Außenzoll und zollfreiem Warenhandel innerhalb des GCC. Der GCC wiederum hat Freihandelsabkommen mit den EFTA-Staaten (Schweiz, Liechtenstein, Island und Norwegen) sowie mit Singapur abgeschlossen.

Zwischen der EU und dem GCC besteht seit 1988 ein Kooperationsabkommen. Ein Freihandelsabkommen wurde jedoch bisher nicht abgeschlossen. Derzeit führen die EU und der GCC einen offiziellen Dialog über Handels- und Investitionsfragen.

Die Bestimmung des Einfuhrzolls erfolgt auf Grundlage des Zolltarifs des Gulf Cooperation Council (GCC). Auf der Internetseite der Federal Customs Authority (FCA) der VAE kann der aktuelle Zolltarif abgerufen werden.

Fazit

Die Wirtschaft der VAE ist im Jahr 2024 um vier Prozent gewachsen. Stabilität bei den Einnahmen aus dem Ölgeschäft und eine konsequente Diversifizierungsstrategie waren dabei die entscheidenden Faktoren. Die Inflation blieb dabei mit 2,3 % im internationalen Vergleich niedrig. Auch die Bauwirtschaft zeigt sich trotz globaler Unsicherheiten dynamisch. Megaprojekte wie der neue Flughafen in Dubai und die Hochgeschwindigkeitsbahnverbindung zwischen Abu Dhabi und Dubai dürften auch zukünftig für einen gesicherten Bedarf sorgen. In den Emiraten stehen auch erneuerbare Energieträger und nachhaltige Stadtplanung im Fokus. In beiden Bereichen könnten sich für deutsche Unternehmen interessante Perspektiven ergeben. Dass die EU und der GCC an einem Freihandelsabkommen arbeiten, ist positiv.

 



 

Quellen

Weiterführende Links

 


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