Der US-amerikanische E-Commerce-Markt ist groß und für Interessenten aus Deutschland ein durchaus interessantes Expansionsziel. Welche Merkmale den E-Commerce in den Vereinigten Staaten im Allgemeinen kennzeichnen und was hier Unternehmen im Hinblick auf den digitalen Handel beachten müssen, zeigen wir hier.

Zahlen und Fakten über das Land

Die Vereinigten Staaten von Amerika, abgekürzt USA, sind der drittgrößte Staat der Erde nach Russland und Kanada mit einer Fläche von ca. 9,8 Mio. km². Die föderale Republik besteht aus 50 Bundesstaaten; die 48 sog. Contiguous United States sowie der District of Columbia mit der Hauptstadt Washington und der Bundesstaat Alaska liegen auf dem nordamerikanischen Kontinent, der Bundesstaat Hawaii und die US-amerikanischen Inselterritorien liegen im Pazifik bzw. der Karibik. Die Gesamtheit der 49 Bundesstaaten auf dem nordamerikanischen Kontinent grenzt im Norden an Kanada, im Süden an Mexiko.

In den Vereinigten Staaten leben über 331 Mio. Menschen, fast so viele wie in der gesamten Europäischen Union. Nur noch China und Indien beheimaten mehr Menschen. In den weltweit berühmten US-amerikanischen Metropolen an der Ost- und Westküste des Landes, die von ihrer urbanen Architektur und den charakteristischen Wolkenkratzern geprägt sind, leben Millionen von Menschen. Die wohl bekannteste US-amerikanische Stadt ist New York City, die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates an der Ostküste. Weitere bedeutende Großstädte sind Los Angeles und San Francisco im Westen, Chicago und Boston im Nordosten und Dallas, Houston und Miami im Süden. Die Liste ließe sich lange fortsetzen.

Der Lebensstandard in den Vereinigten Staaten ist hoch. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von über 20 Billionen US-Dollar sind die Vereinigten Staaten die größte Wirtschaftsmacht der Welt. Das Land beheimatet weniger als 5 % der Weltbevölkerung, jedoch produzieren die Vereinigten Staaten etwa ein Fünftel der weltweiten Wirtschaftsleistung. Im Hinblick auf die Größe der Unternehmen, die hier ihren Sitz haben, herrscht Vielseitigkeit: Am US-amerikanischen Markt beteiligen sich sowohl weltweite Player als auch kleine und mittelgroße Konzerne.

Die Vereinigten Staaten sind nicht nur als postindustrielle Wirtschaftsmacht, sondern auch als militärische Supermacht bekannt. Letztere Rolle besitzt das Land vor allem seit dem Ende des Kalten Krieges durch die Auflösung der Sowjetunion zu Beginn der 1990er Jahre. Die Vereinigten Staaten pflegen solide Wirtschaftsbeziehungen zu den westlichen Ländern Europas, darunter auch zu Deutschland. Ungefähr 5 % von Deutschlands Importe kommen aus den Vereinigten Staaten.

Der US-Dollar (USD) ist die amtliche Währung der Vereinigten Staaten und gilt auch in vielen anderen Ländern der Welt als amtliches Zahlungsmittel. 1 US-Dollar unterteilt sich in 10 Dime und 100 Cent. Aktuell (06.06.2022) beläuft sich der Wechselkurs des US-Dollars auf 1,07 US-Dollar pro Euro.

Neben der anderen Währung sollten Reisende aus Deutschland auch den Zeitunterschied berücksichtigen, der aufgrund der Größe des Landes von 6 Stunden (Ostküste) bis zu 9 Stunden (Westküste) betragen kann. Wenn in New York City 9:00 Uhr ist, ist es ist Berlin also 15:00 Uhr.

Sprache und Lokalisierung

Die Vereinigten Staaten sind de facto ein vorwiegend englischsprachiges Land. Die Weltsprache Englisch ist hier am stärksten vertreten und wird von ca. 240 Mio. Menschen als Muttersprache gesprochen. Wie manche anderen Sprachen, die in mehreren Ländern gesprochen werden, wie etwa Spanisch, Italienisch und Französisch (oder eben auch Deutsch), ist Englisch eine plurizentrische Sprache. Das heißt, dass es vom Englischen mehrere Varianten gibt, die sich im Hinblick auf Wortschatz, Aussprache und teilweise auch Grammatik leicht voneinander unterscheiden, die dennoch nebeneinander existieren und alle als „offizielle“ Varianten der gleichen Sprache gelten. Dank florierender Film- und Musikproduktion wird die US-amerikanische Variante des Englischen in nahezu allen Ländern der Welt verstanden und wird an vielen internationalen Schulen mit englischer Unterrichtssprache unterrichtet.

Die Vereinigten Staaten galten (und gelten heute noch) als Migrationsland. Diesem Umstand liegt die Heterogenität der US-amerikanischen Bevölkerung zugrunde – auch, was die Sprachgruppen anbetrifft. In den Vereinigten Staaten werden nämlich neben Englisch viele andere Sprachen gesprochen. Die meisten Sprecherinnen und Sprecher zählt Spanisch. Die spanische Sprache wird vor allem in den südlichen Bundesstaaten von über 40 Mio. Menschen gesprochen. Chinesisch (3,4 Mio.), Tagalog (1,7 Mio.), Vietnamesisch (1,5 Mio.) und Arabisch (1,2 Mio.) folgen. Die englische Sprache vermittelt zwischen all diesen verschiedenen Kulturen und sorgt für den Zusammenhalt des sog. Melting Pot.

Für den E-Commerce ist dies klarerweise von Vorteil. US-amerikanische Konsumentinnen und Konsumenten sind aus der Sicht deutscher Unternehmen mit Englisch leicht zu erreichen. Für den erfolgreichen Einstieg am US-amerikanischen Markt ist eine landesspezifische Übersetzung nicht nur im Hinblick auf eine gezielte Kommunikation etwa bei Marketingtexten zu empfehlen, sondern auch aufgrund der anderen Währung und Maßeinheiten, die notwendigerweise einer Umrechnung bedürfen.

Eckdaten über Wirtschaft, Import und Export

Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von über 20 Billionen US-Dollar sind die Vereinigten Staaten die größte Wirtschaftsmacht der Welt. Das BIP pro Kopf ist ebenfalls hoch: US-amerikanische Bürgerinnen und Bürger sollen im Durchschnitt 70.000 US-Dollar im Jahr verdienen.

Die US-amerikanische Wirtschaft stützt sich auf den Dienstleistungssektor, den Handel und das verarbeitende Gewerbe. Vor allem das Finanz- und das Versicherungswesen (22 %) tragen zu einem wesentlichen Anteil an das nationale BIP bei. Der Dienstleistungssektor im engeren Sinn sowie die öffentliche Hand tragen jeweils zu 12 % zum BIP bei, das verarbeitende Gewerbe zu 10 %.

Im Hinblick auf die Exporte sind die Vereinigten Staaten Deutschlands wichtigster Wirtschaftspartner: 9 % der deutschen Exporte werden in die Vereinigten Staaten geliefert. Dazu gehören vor allem Kraftwagen und Kraftwagenteile, Maschinen und pharmazeutische Erzeugnisse.

Bis zu 5 % der nach Deutschland importierten Waren kommen aus den Vereinigten Staaten – dies entspricht einem Wert von über 72 Mrd. Euro. Aus den Vereinigten Staaten in die Europäische Union werden vor allem medizinische und optische Geräte, Rohöl, Fahrzeuge, Flugzeuge, chemische Erzeugnisse und Maschinen importiert.

Trends im Hinblick auf die Internetnutzung

Neben den soliden Beziehungen zu Deutschland und der einfach übersteigbaren Sprachbarriere spricht für eine erfolgreiche Expansion in die Vereinigten Staaten auch die sehr hohe Internetpenetrationsrate. Daten von Statista zufolge haben 307 Mio. US-amerikanischen Bürgerinnen und Bürger Zugang zum Internet. Im Ranking von Freedom House (2021) zum Grad der Internetfreiheit belegen die Vereinigten Staaten mit 75 Indexpunkten den 11. Platz, nach Japan und Italien und vor Australien und Südafrika. Die durchschnittliche Internetgeschwindigkeit in den Vereinigten Staaten liegt bei 151,46 Mbits/s.

Über 276 Mio. US-amerikanische Nutzerinnen und Nutzer benutzen vorzugsweise von einem mobilen Gerät aus das Internet. Dabei handelt es sich für 89 % der Befragten um ein Smartphone, für 41 % um ein Tablet. Die Suchmaschine Google mit dem eigenen Browser Google Chrome erfreut sich den meisten Nutzerinnen und Nutzern und hat in den Vereinigten Staaten einen Marktanteil von ca. 60 %. Die Mitbewerber Safari (18 %), Microsoft Edge (12 %) und Firefox (6 %) folgen.

Soziale Netzwerke erfreuen sich in den Vereinigten Staaten ebenfalls zahlreichen Nutzerinnen und Nutzern. Daten von Statista zufolge benutzten im Jahr 2021 ca. 80 % der US-amerikanischen Internetnutzerinnen und -nutzer soziale Netzwerke – dies entspricht in etwa 226 Mio. Menschen. Das populärste soziale Netzwerk ist Facebook mit rund 179,5 Mio. Nutzerinnen und Nutzern.

Trends im Hinblick auf das Kaufverhalten

Daten von Statista zufolge beläuft sich der Online-Anteil am Einzelhandelsumsatz in den Vereinigten Staaten auf rund 15,3 % – Tendenz steigend. Aktuell ist der US-amerikanische E-Commerce-Markt über 907 Mrd. US-Dollar wert. Bis zum Jahr 2025 soll die Anzahl von 273 digitalen Konsumentinnen und Konsumenten erreicht werden.

Digital verkauft werden in den Vereinigten Staaten vor allem Elektroartikel sowie Kleidung, Lebensmittel, Möbel und Medien. Auch Produkte für die Körperpflege und den Haushalt finden oft über E-Commerce-Kanäle den Weg zum Konsumenten. Die große Mehrheit der Transaktionen wird innerhalb der Vereinigten Staaten abgeschlossen. Der grenzüberschreitende Handel zum Endkonsumenten über das Internet trägt zu einem minimalen Anteil am US-amerikanischen E-Commerce bei.

Hinsichtlich der Beteiligung der Konsumentinnen und Konsumenten gibt es in den Vereinigten Staaten keine geschlechts- bzw. altersbezogenen Unterschiede unter den Zielgruppen. Daten von Statista zufolge beteiligen sich hier Männer und Frauen aller Altersgruppen gleichermaßen am digitalen Handel. Etwas aktiver ist die Altersgruppe der jungen Erwachsenen zwischen 25 und 34 Jahren, gefolgt von den 35- bis 44-Jährigen und den 45- bis 54-Jährigen. Dies dürfte die am meisten digitalaffine und für Unternehmen, die ihre Produkte über E-Commerce-Kanäle anbieten, wohl interessanteste Zielgruppe.

Auch, wenn die meisten Transkationen immer noch am Desktop abgeschlossen werden, kaufen immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten Produkte über mobile Geräte, vor allem über das Smartphone. Für den erfolgreichen Einstieg am US-amerikanischen Markt ist somit – neben der sprachlichen Lokalisierung – eine Optimierung des eigenen Onlineshops für mobile Geräte nicht mehr wegzudenken.

Die Kredit- bzw. Debitkarte ist auch in den Vereinigten Staaten das beliebteste Zahlungsmittel bei digitalen Einkäufen. Das kontaktlose Zahlen per Smartphone, beispielsweise über die sogenannten E-Wallets, erfreut sich ebenfalls einer langsam aber kontinuierlich zunehmenden Anzahl an Nutzerinnen und Nutzern. Weniger beliebt sind hingegen das Zahlen per Lastschriftmandat und per Banküberweisung.

Was die beliebtesten Marktplätze für den E-Commerce anbetrifft, wird der US-amerikanische Markt von den heimischen Playern Amazon, eBay, Wallmart, Etsy und Target dominiert.

Wissenswertes zu den Import- und Zollbestimmungen

Für einige Produktkategorien, darunter landwirtschaftliche Produkte, Lebensmittel, Medikamente und medizintechnische Produkte sowie chemische Erzeugnisse und Fahrzeuge, gelten in den Vereinigten Staaten besondere Importbestimmungen. Zudem kann es für den Import gewisser Produkte Quotenregelungen geben. Die US-amerikanische Zollbehörde unterscheidet hier zwischen absolute quotas und tariff-rate quotas. Bei Ersteren dürfen nach dem Erreichen einer festgelegten Menge bzw. eines bestimmten Zeitraums keine weiteren Produkte mehr eingeführt werden, bei Zweiteren darf vorerst nur eine festgelegte Menge an Produkten zu einem reduzierten Zollsatz, anschließend unlimitierte weitere Mengen zum Standardzollsatz eingeführt werden. Basis für die Berechnung kann der Warenwert einschließlich Überseeverpackung, das Gewicht bzw. die Stückzahl der Waren oder eine Zusammensetzung beider Kriterien sein. (Quelle: wko.at)

Fazit

Die Vereinigten Staaten sind groß. Genauso groß ist hier das Potenzial des E-Commerce. Das Land besteht aus 50 Bundesstaaten und erstreckt sich über fast 10 Mio. km². Man darf somit nicht davon ausgehen, dass überall in den Vereinigten Staaten die gleichen, idealen Konditionen für einen erfolgreichen Einstieg am lokalen Markt gegeben sind wie in den großen Metropolen an der Ost- und Westküste – im Großen und Ganzen aber ist das Land aus der Sicht deutscher Unternehmen ein naheliegendes Expansionsziel. Deutschland zählt bereits zu den vielen Partnern der Vereinigten Staaten und zwischen den USA und der Europäischen Union bestehen solide Wirtschaftsbeziehungen. In den Vereinigten Staaten boomt der digitale Handel, begünstigt durch das schnelle Internet und die Penetration der großen Player. Die Sprachbarriere ist für europäische Mitbewerber leicht übersteigbar. Etwas mühsamer ist das Importverfahren, vor allem aufgrund der großen Entfernung, die Deutschland vom nordamerikanischen Kontinent trennt, sowie den anderen Regelungen und Vorschriften, die von den europäischen abweichen und den Import gewisser Produktkategorien einschränken. Insgesamt aber überwiegen die Pros.



Quellen

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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