Während die südlichst gelegene Stadt Ushuaia (Argentinien) versucht, den Tag mit sieben Stunden zu managen, startet auf der Nordhalbkugel (in der Regel um den 21. Juni) der Tag der Sommersonnenwende. Auch bekannt als Mittsommer oder Litha, markiert er den längsten Tag des Jahres und wird in verschiedenen Kulturen und Ländern ausgiebig gefeiert. In der Zeit der Mitternachtssonne, die von Mai bis Mitte Juli andauert, geht die Sonne in Tromsø für etwa zwei Monate überhaupt nicht unter, was bedeutet, dass es 24 Stunden am Tag hell bleibt. Voraussetzung dafür ist natürlich ein klarer Himmel. Nachdem es folglich in den Wintermonaten auch 24 Stunden dunkel bleibt, ist die Sommersonnenwende in den nördlich gelegenen Ländern der Welt ein eindrucksvolles Ereignis. In Deutschland ist die Sommersonnenwende dieses Jahr am 20. Juni und nicht unbedingt von außerordentlich großer Bedeutung, deshalb richten wir unseren Blick auf die Sonnenseite des Globus und schauen uns an, wie das Fest in Schweden, Finnland und Russland gefeiert wird.

Schweden

In Schweden ist Mittsommer nach Weihnachten das zweitwichtigste Fest des Jahres. Endlich scheint die Sonne wieder länger oder geht erst gar nicht unter. Das wird ordentlich gefeiert. Die Feierlichkeiten starten mit der Mittsommerafton, die oft auf den Freitag vor oder nach dem 21. Juni gelegt wird. Dieses Jahr muss nicht viel gerechnet werden, da der besagte Freitag 2024 mit Punktlandung auf den 21. Juni fällt. Der darauffolgende Tag ist leider kein gesetzlicher Feiertag, dennoch nehmen sich die Schweden die Freiheit, die meisten Geschäfte am 22. Juni zu schließen. Jeder will schließlich die helle Zeit draußen nutzen und nicht an der Kasse oder vor dem Computer sitzen. Zu den öffentlichen Veranstaltungen darf die majstång nicht fehlen. Diese wird am Tag vor Mittsommer mit Blumen und Blättern geschmückt, damit am tatsächlichen Festtag traditionelle Tänze wie zum Beispiel der “Små grodorna” (die kleinen Frösche) um ihn herum stattfinden können. Ein Maibaum im Juni?! Das ist für uns Deutsche tatsächlich verwirrend. Allerdings bezieht sich “maj” im schwedischen Wort “majstång” nicht auf den Monat Mai, sondern leitet sich vom Verb “maja” ab, was soviel wie “mit Blumen schmücken” bedeutet. Und nicht nur die majstång wird feierlich mit Blumen geschmückt, auch jede Frisur wird mit einem schönen selbst geflochtenen Blumenkranz aufgehübscht. Typische Gerichte für einen schwedischen Mittsommertag sind eingelegter Hering, Frühkartoffeln, mit Dill und frische Erdbeeren mit Sahne. Das Fest ist eine Zeit für Familien und Freunde, um zusammenzukommen und die lange Sommersonne zu genießen. Auch etliche Hochzeiten finden zur Sommersonnenwende statt. Und wer seinen Ehemann noch nicht kennengelernt hat, der ist dazu aufgerufen, 7 Blumen zu pflücken: nämlich Margeriten, Klee, Vergissmeinnicht, Veilchen, Glockenblumen, Wollgras und Timotheus-Gras. Diese werden in der Nacht unter das Kopfkissen gelegt, um im Traum seinem zukünftigen Ehemann zu begegnen. Ob während der Feierlichkeiten der traditionelle Aquavit zusätzliche Wirkung verleiht, seinen Zukünftigen zu treffen? –  Gut möglich.

Finnland

Zur Sommersonnenwende wird in Finnland Juhannus gefeiert und markiert gleichzeitig den Geburtstag von Johannes dem Täufer. Die Wichtigkeit des Tages wird auch dadurch deutlich, dass es der einzige Tag im Jahr ist, an dem die finnische Flagge die ganze Nacht gehisst bleiben darf. Gefeiert wird am Samstag des vorletzten Juni-Wochenendes, d.h. es fällt immer auf einen Tag zwischen dem 20. und dem 26. Juni. Auch wenn der Freitag vor Juhannus kein offizieller Feiertag ist, sind die Straßen wie leergefegt und die meisten Arbeitgeber geben ihren Mitarbeitern frei. Allerspätestens ab Freitag 12 Uhr ist es Zeit für Entspannung und Naturverbundenheit. Die Entscheidung scheint auch dadurch logisch, da das Mittsommerfest oft die Sommerferien einleitet und somit viele finnische Familien das Fest in ihren Sommerhäusern auf dem Land verbringen. Hier werden die Eingänge mit Birkenzweigen geschmückt und das traditionelle Lagerfeuer (Kokko) entfacht. Grillen, Angeln und Baden im nächstgelegenen See sind ebenso fest verankert, wie die typischen finnischen Saunagänge. Üblich für Juhannus ist auch ein ausgelassener Genuss von Alkohol und jede Menge Krach, beides soll dafür sorgen, dass böse Geister vertrieben werden und die Ernte im nächsten Jahr ertragreich wird. Tatsächlich könnte man jedoch auch annehmen, dass die bösen Geister durch einen unvernünftigen Umgang mit Alkohol erst geweckt werden. Auch wenn die Zahlen in den letzten Jahren leicht zurückgegangen sind, gibt es zu Juhannus oft Badeunfälle, Verkehrsunfälle und andere Einsätze, die auf einen hohen Konsum von Alkohol zurückzuführen sind.

Russland

In Russland wird die Sommersonnenwende innerhalb der magischen Weißen Nächte gefeiert. Die Weißen Nächte kennzeichnen den Zeitraum zwischen Ende Mai bis Mitte Juli. In dieser Zeit finden vor allem im pittoresken St. Petersburg viele kulturelle Veranstaltungen, Festivals und Feiern statt. Anders als in Schweden und Finnland, wo die Sommersonnenwende eher ein Familienfest ist, sind die Weißen Nächte gleichermaßen für Touristen, Familien sowie Freunde ausgerichtet und stehen im Zeichen des Feierns und der Kultur.  Der längste Tag der Weißen Nächte hat durchschnittlich 19 Stunden und die Sonne geht erst kurz vor Mitternacht unter, was die Stadt in eine zauberhafte Farbe taucht. Das Festival Stars of the White Nights, das von dem Mariinsky Theater veranstaltet wird, zählt dabei zu den bekanntesten Events, doch ein absoluter Höhepunkt ist das Scharlachrote Segel auf der Newa. Dieses Event wurde ursprünglich 1968 als Abschlussveranstaltung für russische Schulabgänger eingeführt und von Alexander Grins gleichnamigem Kinderbuch inspiriert. 1979 wurde es in der damaligen Sowjetunion wohl aus finanziellen und politischen Gründen vorerst eingestellt. Erfreulicherweise durfte das Schiff 2005 allerdings wieder Segel setzten und hat sich nach dem Zerfall der Sowjetunion zu einer Tradition entwickelt, die von der gesamten Bevölkerung gefeiert wird. Zum Glück aller, denn das majestätische Schiff, mit purpurrot leuchtenden Segeln, in der Kulisse der späten Dämmerung ist nicht nur ein atemberaubender Anblick, sondern symbolisiert auch Hoffnung, wahr gewordene Träume sowie einen Neuanfang. Ergänzend setzt ein spektakuläres Feuerwerk im Glanz der beleuchteten Brücken dem Ganzen die Krone auf!

Fazit

In weitere Ländern nördlich des Polarkreises wie beispielsweise Norwegen, Island aber auch Kanada und Alaska ist die Sommersonnenwende ein sehr wichtiges Ereignis. Die langen mystischen und märchenhaften Nächte, in denen die Dämmerung nur sehr spät oder auch gar nicht einsetzt, laden zu Feiern mit der Familie und Freunden ein. Der Tag der Sommersonnenwende ist ein universelles Fest, das die Menschen seit Jahrtausenden fasziniert und inspiriert. Es ist eine Zeit, die Natur zu ehren und die längsten Tage des Jahres in vollen Zügen zu genießen. Da wir uns in Deutschland zwar über die längeren Tage freuen, die Sommersonnenwende jedoch nicht den Stellenwert einnimmt, wie in den nördlich gelegenen Ländern, haben wir durchaus Zeit, neue Projekte und Wünsche mit Ihnen zu besprechen.



Quellen

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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Bitte beachten Sie: Auch wenn wir in unseren Beiträgen gelegentlich Rechtsthemen ansprechen, stellen diese keine Rechtsberatung dar und können eine solche auch nicht ersetzen. Wenn Sie konkrete Fragen haben, lassen Sie sich bitte von einem Anwalt beraten.