Island liegt aus kontinentaleuropäischer Sicht zwar ziemlich abgelegen, kann aber aufgrund seiner Lage zwischen Europa und Amerika für international tätige Anbieter doch als interessantes Expansionsland gelten. Dabei sind die Voraussetzungen für den isländischen E-Commerce nahezu ideal. Wissenswertes zu Internetnutzung, Kaufverhalten, wichtigsten Branchen sowie beliebten Zahlungsarten und Importbestimmungen in Island gibt es hier zu lesen.

Zahlen und Fakten

Der Inselstaat Island liegt im Nordatlantik, nordwestlich von Europa und etwa 250 km südöstlich von Grönland, knapp südlich des nördlichen Polarkreises. Östlich von Island befindet sich Norwegen, südöstlich die Färöer, Großbritannien und Irland.

Island hat eine Landfläche von rund 100.300 km², in etwa dreimal so groß wie Belgien, und beheimatet knapp 397.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Damit ist Island der flächenmäßig zweitgrößte Inselstaat und das am dünnsten besiedelten Staat Europas. Die meisten Menschen leben auf der Hauptinsel. Mehr als 60 Prozent der Isländerinnen und Isländer beheimatet die Hauptstadt Reykjavik, die nördlichste Hauptstadt der Welt.

Gemessen am HDI, dem Wohlstandindikator der Vereinten Nationen, ist Island mit einem Wert von 0,959 nach der Schweiz (0,962) und Norwegen (0,961) das 3. Land der Welt nach menschlicher Entwicklung (vgl. Deutschland: 0,942; Österreich: 0,916). Das isländische Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei rund 22 Mrd. US-Dollar, kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf bei 71.225 US-Dollar (vgl. deutsches BIP pro Kopf: 45.700 US-Dollar).

Island ist Mitglied der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA und des Europäischen Wirtschaftsraums.

Die Isländische Krone ist die Währung Islands. Die isländische Währung unterteilt sich in 100 Aurar. Aktuell (08.01.2023) entspricht 1 Euro 150,70 Isländische Krone.

Internetnutzung, Kaufverhalten, Branchen und Zahlungsarten

Die isländische Bevölkerung ist sehr digitalaffin. Die Penetrationsrate des Internets liegt im Inselstaat bei nahezu 100 Prozent. Am aktivsten, was die Internetnutzung betrifft, sind auch in Island – dem globalen Trend folgend – die jüngeren Nutzerinnen und Nutzer zwischen 16 und 74 Jahren.

Bis 2014 stellte noch für 96 Prozent der Isländerinnen und Isländer der Computer der beliebteste Weg zum Internet dar. Noch heute sind recht viele Menschen in Island über den eigenen Computer oder Laptop im Internet unterwegs. Bevorzugt mobil unterwegs sind vor allem die jüngeren Nutzerinnen und Nutzer. Dieser Trend scheint sich global zu etablieren. Für den E-Commerce ist dies wichtig, denn die jüngeren Konsumentinnen und Konsumenten nutzen das Internet eher konsumorientiert und verbringen viel mehr Zeit online als die älteren Generationen und sind somit eine interessante Zielgruppe, insbesondere für Anbieter von Mobile-First-Websites.

Daten von Statista zufolge sind in Island vor allem die jungen Erwachsenen zwischen 25 und 34 Jahren (85,1 %) und zwischen 35 und 44 Jahren (80,5 %) eher dazu geneigt, im Internet einzukaufen. Über E-Commerce-Kanäle wird in Island vor allem aus Großbritannien (34 %), den USA (22 %) und China (21 %) gekauft.

Im Internet kaufen die Isländerinnen und Isländer vor allem Eintrittskarten für Events (74,5 %), Reisen sowie damit verbundene Leistungen inklusive Übernachtung und Verpflegung am Urlaubsort (62,9 bzw. 54,5 %), Kleidung inklusive Sportkleidung (53,4 %), Musik und Filme (45,1 %), Bücher und E-Books (33,8 %) sowie E-Learning (21 %), Software (35,2 %), Haushaltsgeräte (30,2 %) und Elektronik (15,9 %).

Beliebt sind bei isländischen Konsumentinnen und Konsumenten vor allem solche Produkte, für die nicht unbedingt ein physischer Versand nötig ist. Island ist geographisch ungünstig gelegen und auch infrastrukturell vielerorts nicht besonders gut ausgebaut, was den Versand aus dem Ausland erschwert und zu längeren Lieferzeiten führt. Für ein Paket von Deutschland nach Island geht der Paketdienstleister DHL beispielsweise von einer durchschnittlichen Laufzeit zwischen zwei und drei Wochen aus.

Wenn sie zur Kasse gebeten werden, greifen die Isländerinnen und Isländer bei Onlinetransaktionen im E-Commerce bevorzugt zur Kreditkarte. Laut einer Umfrage von Statista aus dem Jahr 2018 ist die Kreditkarte für 92 Prozent der isländischen Konsumentinnen und Konsumenten die bevorzugte Zahlungsart. Andere Zahlungsmöglichkeiten, wie etwa die Zahlung per Banküberweisung oder mittels Guthabenkarte, werden im isländischen E-Commerce nur selten benutzt.

Sprache

Die Amtssprache Islands ist Isländisch. Die isländische Sprache wird von etwa 300.000 Menschen als Muttersprache gesprochen und teilt sich gemeinsame Wurzeln mit den anderen skandinavischen Sprachen.

Die isländische Sprache hat sich im Lauf der Jahrhunderte kaum verändert. Etwa die alten Sagen der Wikinger können die modernen Isländerinnen und Isländer bis heute prinzipiell im Original lesen. Auch in einigen besonderen Buchstaben, die nur im Isländischen bis in die Gegenwart überdauert haben, zeigt sich das besondere Erbe der isländischen Sprache. Und nicht nur das: Vor etwa zweihundert Jahren haben sich die Isländerinnen und Isländer dazu entschlossen, möglichst keine Fremd- oder Lehnwörter in ihre Sprache aufzunehmen. Ganz egal, ob „Computer“ oder auch nur „Telefon“: Für fast alles gibt es ein originär isländisches Wort. Für Ausländerinnen und Ausländer in Island ist dies jedoch kein Grund zur Verzweiflung: Englisch als Fremdsprache ist Pflichtfach an den isländischen Schulen und fast alle Menschen in Island beherrschen die Weltsprache gut.

Wissenswertes zu den Importbestimmungen

Island ist Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums, somit lehnen sich die Importbestimmungen weitgehend an die EWR-Bestimmungen an. Bei einigen Nahrungsmitteln und Konsumgütern sind jedoch besondere Qualitätsvorschriften zu beachten. So besteht beispielsweise für frisches Obst und Gemüse, für frische Milch und Rohmilchprodukte, für frische Eier sowie für rohen Fisch und rohes Fleisch und deren Erzeugnisse absolutes Importverbot.

Fazit

Island liegt aus kontinentaleuropäischer Sicht zwar ziemlich abgelegen, kann aber aufgrund seiner Lage zwischen Europa und Amerika für international tätige Anbieter doch als interessantes Expansionsland gelten. Dabei sind die Voraussetzungen für den isländischen E-Commerce nahezu ideal: Das Internet ist im privaten sowie im beruflichen Alltag nahezu aller Isländerinnen und Isländer präsent und auch die lokalen Unternehmen sind längst online. Zwar ist der isländische Markt durch die geringe Einwohnerzahl naturgemäß klein und Versand und Lieferung auf die Insel nicht immer einfach, doch es gibt Faktoren, die diese Nachteile gegebenenfalls aufwiegen dürften: Erstens die Tatsache, dass viele Waren auf einer bevölkerungsarmen Insel eben nicht immer einfach und günstig im Laden zu finden sind und somit aus dem Ausland importiert werden müssen, zweitens die hohe Affinität der isländischen Bevölkerung mit dem Internet, und drittens die Mitgliedschaft Islands im Europäischen Wirtschaftsraum.



Quellen

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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