Viele Menschen in Rumänien haben den elektronischen Handel erst im Jahr 2020 für sich entdeckt. Für die meisten war es eine lebensverändernde Erfahrung – und nur wenige könnten sich heute vorstellen, ohne auszukommen. Mehr dazu hier.
Zahlen und Fakten, Wirtschaft, Export- und Importpartner, Währung
Das südosteuropäische Land Rumänien liegt am Schwarzen Meer und erstreckt sich in nordwestlicher Richtung über eine Fläche von knapp 240.000 km² bis zum Karpatenbecken an der Grenze zum Nachbarland Ungarn. Rumänien grenzt an vier weitere Staaten: im Norden an die Ukraine, im Nordosten an die Republik Moldau, im Süden an Bulgarien und im Südwesten an Serbien. Das Land, etwa so groß wie Großbritannien, hat rund 20 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner und ist bevölkerungsmäßig das sechstgrößte der EU.
Rund ein Drittel der rumänischen Bevölkerung lebt in der zentral gelegenen Region Siebenbürgen und der mit dem Nachbarland Bulgarien geteilten Region Dobrudscha am Schwarzen Meer. Die im Süden Rumäniens gelegene Hauptstadt Bukarest ist mit 1,8 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern die größte Stadt des Landes und nach dem deutschen Stadtstaat Hamburg und vor der polnischen Hauptstadt Warschau die siebtgrößte Stadt der EU. Im Großraum Bukarest leben insgesamt rund 2,2 Mio. Menschen. Weitere wichtige Großstädte sind Iași, Cluj-Napoca, Timișoara und Constanța.
Gemessen am HDI, dem Wohlstandsindikator der Vereinten Nationen, liegt Rumänien mit einem Wert von 0,827 hinsichtlich der menschlichen Entwicklung weltweit auf Platz 53 (vgl. Deutschland: 0,942; Österreich: 0,916). Das rumänische Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt rund 348 Mrd. US-Dollar, kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf bei rund 41.600 US-Dollar (vgl. BIP pro Kopf in Deutschland: 64.080 US-Dollar). Gemessen am BIP pro Kopf ist die rumänische Wirtschaft etwa so stark wie die der Tschechischen Republik und Finnlands.
Die rumänische Wirtschaft stützt sich vor allem auf den Dienstleistungssektor und das verarbeitende Gewerbe. Laut Daten von Statista trägt der Dienstleistungssektor 57,4 Prozent zur gesamten Bruttowertschöpfung bei, das verarbeitende Gewerbe 28,8 Prozent.
Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Rumäniens, sowohl im Hinblick auf die Importe (19,39 %) als auch auf die Exporte (20,84 %). Weitere wichtige Import- und Exportpartner sind Italien (Importe: 8,65 %; Exporte: 10,16 %), Frankreich (I: 4,27 %; E: 6,34 %), Ungarn (I: 6,47 %; E: 5,66 %), Polen (I: 6,25 %; E: 3,68 %), Bulgarien (I: 4,66 %; E: 4,15 %), die Türkei (I: 5,22 %; E: 3,29 %) und die Niederlande (I: 4,29 %; E: 3,38 %). Auch China ist ein wichtiges Importland (5,54 %).
Der Rumänische Leu (RON) ist in 100 Bani unterteilt. Der aktuelle Umrechnungskurs beträgt 4,27 Leu für einen Euro (Stand: 06.09.2024).
Internetnutzung, Kaufverhalten, Zahlungsarten, Marktplätze
Bis vor wenigen Jahren war das Internet in Rumänien noch nicht so weit verbreitet wie in anderen EU-Ländern. In den letzten Jahren ist die Internetverbreitung in Rumänien jedoch kontinuierlich um rund 9 Prozentpunkte pro Jahr gestiegen und liegt heute bei rund 90 Prozent. Bis 2029 sollen 98 Prozent der Rumäninnen und Rumänen Zugang zum Internet haben. Darüber hinaus ist mittlerweile die Mehrheit der Menschen in Rumänien im Besitz eines Smartphones. Mit der zunehmenden Verbreitung des Internets geht auch eine stärkere Einbindung der rumänischen Kundinnen und Kunden in den E-Commerce einher. Bis 2029 werden voraussichtlich 2,2 Mio. Rumäninnen und Rumänen E-Commerce nutzen, das sind 34 Prozent mehr als heute.
Vor allem die stark eingeschränkte Mobilität sowie die Umstellung auf Telearbeit und Fernunterricht im Pandemiejahr 2020 haben den rumänischen E-Commerce stark nach oben getrieben. Der größte Umsatz wird weiterhin im Modesegment erzielt, gefolgt von der Produktkategorie Elektronik & Medien. Im Jahr 2020 machten diese beiden Produktkategorien 40 % bzw. 26 % des gesamten rumänischen E-Commerce-Umsatzes aus.
Die 35- bis 44-Jährigen sind mit rund 25 Prozent der Online-Einkäufe die größte Zielgruppe im rumänischen E-Commerce-Markt. Ein paar Prozentpunkte dahinter liegen die 25- bis 34-Jährigen. Die Beteiligung von Männern und Frauen am E-Commerce ist gleich hoch.
Ein Viertel der 2020 befragten Rumäninnen und Rumänen gab an, lieber online als im Geschäft einzukaufen, weil die Produkte online billiger sind. Während 29 Prozent der Befragten angaben, regelmäßig online einzukaufen, gaben 23 Prozent der Befragten an, dass sie aufgrund der Pandemie gezwungen waren, online einzukaufen, dass sie aber inzwischen die Vorteile des elektronischen Handels entdeckt haben und weiterhin online einkaufen wollen.
In der Hauptstadt Bukarest und in den größeren Städten Cluj und Timisoara wird am meisten über das Internet eingekauft. Bezahlt wird im rumänischen E-Commerce hauptsächlich mit aufladbaren Geldkarten sowie mit Kredit- und Debitkarten. E-Wallets erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und werden von den Rumäninnen und Rumänen, die eine höhere Affinität zur digitalen Welt haben, immer häufiger als Zahlungsmittel neben der Kreditkarte eingesetzt.
Der größte Player auf dem rumänischen E-Commerce-Markt ist emag.ro. Der digitale Marktplatz erzielte im Jahr 2020 einen Umsatz von 653 Mio. US-Dollar. Die Online-Shops fashiondays.ro und altex.ro folgen mit einem Umsatz von 103 Mio. USD bzw. 94 Mio. Zusammen machen die drei Marktplätze 35 Prozent des E-Commerce-Umsatzes in Rumänien aus. Eine der am schnellsten wachsenden E-Commerce-Plattformen auf dem rumänischen Markt ist sanito.ro mit einem Wachstum von 111 Prozent im Jahr 2020 und einem Umsatz von rund 2,2 Mio. US-Dollar.
Fan Courier wird von rund 27 Prozent der rumänischen Online-Shops angeboten und ist damit der am häufigsten angebotene Versanddienstleister in Rumänien. Urgent Cargus und GLS sind mit einem Marktanteil von 22 Prozent bzw. 18 Prozent ebenfalls beliebte Versanddienstleister.
Sprache
Rumänisch ist die Amtssprache des Landes und wird von etwa 90 Prozent der rumänischen Bevölkerung in verschiedenen regionalen Varianten gesprochen. Die rumänische Standardsprache wird über die Grenzen Rumäniens hinaus auch in der benachbarten Republik Moldau gesprochen.
Ungarisch wird in Rumänien von über einer Million Menschen gesprochen und ist damit die zweitgrößte Sprachgruppe des Landes. Vor allem in den grenznahen Gebieten Rumäniens werden aber auch die Sprachen der Nachbarländer gesprochen, insbesondere die slawischen Sprachen Ukrainisch und Serbisch.
Englisch und Französisch, die traditionell an rumänischen Schulen und Hochschulen unterrichtet werden, gewährleisten eine reibungslose Kommunikation bei grenzüberschreitenden Geschäftsbeziehungen. Im Schuljahr 2018-2019 lernten rund 547.000 rumänische Schülerinnen und Schüler Englisch und 72.000 Französisch. Weniger populär war Deutsch als Fremdsprache mit landesweit etwas mehr als 6.000 Lernenden.
Wissenswertes zu Import- und Zollbestimmungen, Umsatzschwelle, Ursprungsbezeichnung
Rumänien ist als EU-Land zollrechtlich unproblematisch. Der Warenverkehr zwischen Deutschland oder einem anderen EU-Land und Rumänien ist im Rahmen des freien Warenverkehrs zwischen den Mitgliedsstaaten zollfrei und es werden keine Zollkontrollen an der Übergangsgrenze durchgeführt. Importe aus Drittländern nach Rumänien werden nach dem Gemeinsamen Zolltarif der EU verzollt.
Wichtig für den E-Commerce: Seit 2021 gilt für Fernverkäufe an Nichtsteuerpflichtige im EU-Ausland eine EU-weit einheitliche Umsatzschwelle von 10.000 Euro. Wird diese Schwelle überschritten, muss die Besteuerung mit dem Mehrwertsteuersatz erfolgen, der im Wohnsitzland des Käufers gilt.
Der Name des Herstellers oder Importeurs, eine Beschreibung der Ware und eine Prüfnummer, das Ursprungsland (nicht obligatorisch), die Zusammensetzung der Ware und andere wesentliche Eigenschaften wie Bedienungsanleitung und Gebrauchsgefahren müssen auf allen Waren in rumänischer Sprache angegeben werden. Darüber hinaus müssen in Drittländern hergestellte Produkte, die in der EU vermarktet werden sollen, unabhängig vom Herstellungsort mit der CE-Kennzeichnung versehen sein, um in der EU verkauft werden zu können.
Fazit
Für expansionswillige deutsche Unternehmen ist Rumänien ein interessantes Expansionsziel: ein dynamischer, schnell wachsender E-Commerce-Markt, unkomplizierter innergemeinschaftlicher Warenverkehr, gute Geschäftsbeziehungen zu Deutschland und anderen EU-Mitgliedsstaaten sowie gemeinsame EU-Regelungen. Auch logistisch gibt es nichts zu meckern: Rumänien liegt an der Drehscheibe des europäischen Güterverkehrs, das Straßennetz ist gut ausgebaut und modern, die rumänische Hauptstadt verfügt zudem über den größten internationalen Flughafen des Landes, der Rumänien mit der ganzen Welt verbindet. Auch der Hafen Constanƫa am Schwarzen Meer ist ein wichtiges Logistikzentrum. Abseits der großen Städte wird es schwieriger: Die wichtigsten Verkehrswege sind nach wie vor auf die Metropole Bukarest ausgerichtet, der Ausbau der Autobahnen hinkt noch weit hinterher. Dennoch ist das Gesamtbild sehr positiv.
Quellen
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- Wirtschaftskammer Österreich (2024): Rumänien: Export und Import. Online auf wko.at vom 26.06.2024 unter: https://www.wko.at/aussenwirtschaft/rumaenien-export-import [letzter Zugriff am 06.09.2024]
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Autor: Eurotext Redaktion
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