Die größten südkoreanischen Unternehmen sind familiengeführt und als Konglomerate breit aufgestellt. Bekannte Beispiele sind die Samsung Group oder die SK Group, deren Geschäftsfelder von IT und Halbleitern über Elektronik und Maschinenbau bis hin zu Finanzdienstleistungen, Chemie und Pharma reichen. Wir haben uns für Sie schlau gemacht und alles Wichtige über die südkoreanische Industrie zusammengetragen – Schlüsselunternehmen, aktuelle Wirtschaftslage und Entwicklungstendenzen.
Daten und Fakten zum Industrieland Südkorea: Anteil an der Wirtschaftsleistung, Schlüsselunternehmen, Außenhandel mit Deutschland
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Südkoreas beträgt rund 1,8 Mrd. US-Dollar, das BIP pro Kopf liegt kaufkraftbereinigt bei rund 60.000 US-Dollar (vgl. Deutschland: 69.500 US-Dollar; Österreich: 72.000 US-Dollar). Gemessen am BIP ist Südkorea nach Russland und vor Mexiko die nominal zwölftgrößte Volkswirtschaft der Welt.
Die Industrie hat in Südkorea einen Anteil von gut 31 Prozent am BIP und beschäftigt 24 Prozent der Erwerbstätigen. Rund 58 Prozent der Bruttowertschöpfung entfallen auf den Dienstleistungssektor.
Südkorea ist im Westen vor allem als Technologiestandort bekannt. Namhafte südkoreanische Hersteller sind auf Anhieb präsent: Elektrogeräte von Samsung und LG sowie Fahrzeuge von Hyundai oder KIA sind hierzulande sehr beliebt und in vielen Haushalten zu finden.
Samsung Electronics, Teil der Samsung Group, ist mit einem weltweiten Umsatz von über 230 Mrd. US-Dollar einer der größten Technologiekonzerne der Welt. Über Samsung Electronics hinaus ist die Samsung Group auch im Finanzsektor, in der Bauindustrie, im Schiffbau und in der Hotellerie tätig. Im Gegensatz dazu ist Hyundai Motor eher vertikal organisiert: Neben den beiden Automobilherstellern Hyundai und Kia gehören Automobilzulieferer, ein Stahlkonzern sowie der größte Schienenfahrzeughersteller des Landes, Hyundai Rotem, zum Konzern. Die LG Group konzentriert sich auf Haushaltsgeräte, Displays, Elektronik und Telekommunikation sowie Batterien. Zur LG Group gehört auch das größte Chemieunternehmen LG Chem.
Südkorea weist eine hohe Konzentration in der verarbeitenden Industrie auf. Insbesondere in der Halbleiter-, Display-, Erdöl-, Stahl-, Schiffbau-, Schienenfahrzeug- und Haushaltsgeräteindustrie wird fast die Hälfte der Gesamtproduktion von wenigen Unternehmen erbracht.
Rund 22,5 Prozent der südkoreanischen Exporte im Jahr 2023 entfielen auf elektrische Maschinen und Geräte mit einem Wert von rund 142 Mrd. US-Dollar. Weitere rund 12 Prozent der südkoreanischen Exporte entfielen auf Straßenfahrzeuge. Rund 8,3 Prozent der Exporte entfielen auf Erdölprodukte.
Im Jahr 2023 exportierte Südkorea Waren im Wert von rund 632 Mrd. US-Dollar, rund 51 Mrd. US-Dollar weniger als im Vorjahr. Im gleichen Jahr importierte Südkorea Waren im Wert von rund 642 Mrd. US-Dollar, rund 89 Mrd. US-Dollar weniger als im Vorjahr. Durch den Rückgang der Importe verringerte sich der negative Saldo der südkoreanischen Handelsbilanz. China und die USA sind nach wie vor die wichtigsten Export- und Importländer.
Auch Deutschland zählt zu den wichtigsten Handelspartnern Südkoreas. Im Jahr 2023 wurden Waren im Wert von rund 13,6 Mrd. Euro aus Südkorea nach Deutschland importiert; der Wert der deutschen Exporte nach Südkorea belief sich im gleichen Zeitraum auf rund 20,4 Mrd. Euro.
Aktuelle Wirtschaftslage: Exportrückgänge bei Halbleitern und Kraftfahrzeugen, Staatsausgaben, fiskalpolitische Maßnahmen
Die südkoreanische Wirtschaft entwickelt sich verhalten. Gründe für die moderate Wirtschaftsleistung von 1,3 Prozent im Jahr 2023 sind die weltweit gestiegenen Energiepreise infolge der Lieferengpässe nach dem russischen Überfall auf die Ukraine sowie der Handelskonflikt zwischen den USA und China. Die Hauptexportgüter Südkoreas – Halbleiter und Kraftfahrzeuge – waren von der konjunkturellen Abschwächung besonders betroffen. Beide Branchen mussten starke Exportrückgänge hinnehmen. Die Binnennachfrage ist ebenfalls stark eingebrochen. Auf absehbare Zeit ist daher nicht mit einer wirklichen Erholung der Wirtschaft zu rechnen.
Die südkoreanische Regierung greift zunehmend in die Wirtschaft ein. Mit steigenden Staatsausgaben wird versucht, die Industrie zu modernisieren, die Investitionsbereitschaft der Unternehmen zu erhöhen und die Infrastruktur des Landes auszubauen. Die meisten öffentlichen Gelder fließen in das Gesundheitswesen, die Forschung in der Produktionstechnik und in neue Technologien. Ein weiterer Ausgabenposten ist die Dämpfung der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten.
Entwicklungen: Halbleiter-Cluster in Pangyo, Elektroautos, Wasserwirtschaft, EU Digital Trade Agreement
Samsung Electronics und SK planen am Technologiestandort Pangyo den Bau eines Mega-Clusters mit einer Fläche von 21 Mio. Quadratmetern und einer Produktionskapazität von 7,7 Mio. Wafern pro Monat. Der Cluster soll bis 2047 fertiggestellt sein, die Investitionen in das Projekt belaufen sich auf 472 Mrd. US-Dollar. Auch die Zukunft der Halbleiterindustrie dürfte in absehbarer Zeit vom Aufstieg der KI geprägt sein. Die beiden südkoreanischen Halbleitergiganten konzentrieren sich daher zunehmend auf die Entwicklung sogenannter Nicht-Speicher-Halbleiter.
Im Fahrzeugbereich setzt die Regierung auf wasserstoffbetriebene Elektroautos. Hier verfügt Südkorea bereits über weltweit führende Technologien. Bei Brennstoffzellen sollen Anlagen mit heimischer Technologie ausländische Technologien ersetzen. In der Wasserwirtschaft will die Regierung bis 2040 eine Wertschöpfung von 37,6 Mrd. US-Dollar erreichen und 420.000 Arbeitsplätze schaffen.
Südkorea und die EU verhandeln derzeit über ein bilaterales Handelsabkommen, das den Online-Handel regulieren, die Cybersicherheit verbessern und den Datentransfer erleichtern soll. Ziel ist es, die Beziehungen zwischen Südkorea und der EU als Handelspartner auf digitaler Ebene zu stärken. Davon sollen vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) profitieren, die die Hauptnutznießer der Förderung der digitalen Wirtschaft sind.
Internationalisierung
Koreanisch ist die Amtssprache Südkoreas und wird auch im benachbarten Nordkorea sowie in Teilen Chinas, Japans und Russlands gesprochen. Etwa 78 Mio. Menschen sprechen Koreanisch als Muttersprache.
Bei einer Expansion nach Südkorea ist eine professionelle Übersetzung notwendig, um kulturelle Unterschiede sicher zu meistern und auch nicht-sprachliche Aspekte zu berücksichtigen, die für eine verhandlungssichere Kommunikation mit südkoreanischen Partnern und Kunden ebenfalls wichtig sind, wie z. B. die andere Währung und Maßeinheiten. Bei Texten wie Werbetexten, die sich direkt an das Zielpublikum, den Kunden, richten und nicht nur Information, sondern auch Kaufanreiz sein sollen, empfiehlt sich eine freie, kreative Übersetzung durch spezialisierte Fachübersetzer. Ob eine KI-Übersetzung eine realistische Alternative sein kann, hängt vom Einzelfall ab: Textsorte, Textmenge, Qualitätsniveau, Zielgruppe etc.
Gesetzliche Rahmenbedingungen: Import- und Zollbestimmungen, Handelsabkommen
Für Pflanzen, lebende Tiere, landwirtschaftliche Erzeugnisse, giftige Chemikalien und pharmazeutische Produkte sind bei der Einfuhr nach Südkorea gesonderte, herkunftslandspezifische Bestimmungen, Anforderungen und Einfuhrbeschränkungen zu beachten. Die Zollabfertigung in Korea erfolgt nach der HS-Nomenklatur. Bemessungsgrundlage für die Zölle sind demnach die CIF-Preise. Die durchschnittlichen Zollsätze betragen ca. 3 Prozent für Rohstoffe, 8 Prozent für Halb- und Fertigwaren und 11 bis 13 Prozent für Bekleidung. Teuer wird es vor allem für Luxusprodukte: Mit bis zu 30 Prozent liegt die Zollbelastung hier oft deutlich höher.
Mit dem Handelsabkommen zwischen der EU und Südkorea, das 2011 in Kraft trat, konnten die Zölle für 98,7 Prozent aller gehandelten Produkte abgebaut werden, darunter auch Fischerei- und Agrarprodukte. Auch viele nicht-tarifäre Handelshemmnisse, etwa in den Bereichen Automobil, Pharma, Elektronik und Chemie, konnten beseitigt werden. Eine weitgehende Öffnung der Dienstleistungsmärkte für Unternehmen und Investoren wurde ebenfalls erreicht.
Fazit
Die Weltkonjunktur macht sich auch in Südkorea bemerkbar. Die Hauptexportgüter Südkoreas – Halbleiter und Kraftfahrzeuge – leiden besonders unter dem konjunkturellen Abschwung. Die südkoreanische Regierung greift daher verstärkt fiskalpolitisch in die Wirtschaft ein, um die Industrie zu modernisieren, Investitionsanreize zu schaffen und die Infrastruktur auszubauen. Deutsche und europäische Unternehmen haben in Südkorea vor allem in Nischen- und Zukunftsbranchen wie erneuerbare Energien, Umwelttechnologien, Smart Factory und innovative Mobilitätslösungen gute Chancen. Deutsche Qualitätsprodukte, zum Beispiel in der Labor- und Messtechnik, sind in Südkorea nach wie vor gefragt.
Quellen
- Germany Trade & Invest: Großkonzerne dominieren Südkoreas Wirtschaft [zuletzt aufgerufen am 24.01.2025]
- KBS: Südkorea will Nichtspeicher-Halbleiter, Biobranche und Zukunftsautos aktiv fördern [zuletzt aufgerufen am 24.01.2025]
- Statista: Anteile der Wirtschaftssektoren am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Südkorea bis 2023 [zuletzt aufgerufen am 24.01.2025]
- Statista: Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in Südkorea bis 2029 [zuletzt aufgerufen am 24.01.2025]
- Statista: Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in Südkorea bis 2029 [zuletzt aufgerufen am 24.01.2025]
- Statista: Deutsche Exporte nach Südkorea bis 2023 [zuletzt aufgerufen am 24.01.2025]
- Statista: Deutsche Importe aus Südkorea bis 2023 [zuletzt aufgerufen am 24.01.2025]
- Statista: Die größten Volkswirtschaften weltweit nach Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023 [zuletzt aufgerufen am 24.01.2025]
- Statista: Erwerbstätige nach Wirtschaftssektoren in Südkorea 2023 [zuletzt aufgerufen am 24.01.2025]
- Statista: Export von Gütern aus Südkorea bis 2023 [zuletzt aufgerufen am 24.01.2025]
- Statista: Import von Gütern nach Südkorea bis 2023 [zuletzt aufgerufen am 24.01.2025]
- Statista: Wichtigste Exportgüter für Südkorea 2023 [zuletzt aufgerufen am 24.01.2025]
- Statista: Wichtigste Exportländer für Südkorea 2023 [zuletzt aufgerufen am 24.01.2025]
- Statista: Wichtigste Importländer für Südkorea 2023 [zuletzt aufgerufen am 24.01.2025]
- Wirtschaftskammer Österreich: Südkorea: Export und Import [zuletzt aufgerufen am 24.01.2025]
- Wirtschaftskammer Österreich: Wirtschaftsbericht Südkorea [zuletzt aufgerufen am 24.01.2025]
Weiterführende Links
- Korea Customs Service (in englischer Sprache)
- EU-South Korea Free Trade Agreement and Digital Trade Agreement (in englischer Sprache)
Autor: Eurotext Redaktion
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