Das Thema künstliche Intelligenz ist allgegenwärtig und wird kontrovers diskutiert. Die Vorteile liegen auf der Hand, aber auch die Probleme sind nicht wegzudiskutieren. Wir schauen uns an, was Künstliche Intelligenz in den Bereichen Texterstellung und Übersetzung leisten kann – und was nicht.
Hinweis: Wir haben uns schon vor einiger Zeit mit dem Thema Machine Translation befasst, damals ging es um Googles “Pixel Buds” und Deepl. Der Beitrag ist nicht mehr ganz aktuell, trotzdem trifft das Meiste immer noch zu.
ChatGPT, Bard & Co.
Es ist noch nicht lange her, da trat der KI-gesteuerte Chatbot “ChatGPT” ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Seitdem sind einige vergleichbare Anwendungen hinzugekommen, zuletzt Bard von Google. Etwa gleichzeitig wurden mehrere Bildgeneratoren veröffentlicht, die mithilfe künstlicher Intelligenz beeindruckende Bilder erzeugen können. Die grundlegende Technik ist bei Chatbots und Bildgeneratoren die gleiche: Anhand einfacher Sprachbefehle wird umfassender und komplexer Content erzeugt, der (auf den ersten Blick) echt wirkt.
Um diese künstlichen Intelligenzen anzulernen, werden gigantische Datenmengen benötigt. Auf die Weise “verstehen” die Computer, was mit bestimmten Begriffen gemeint ist und können kreativ damit umgehen. So können sie Texte, Bilder, Programmcode, Musik oder Videos erstellen, deren Qualität mitunter nicht weniger als atemberaubend ist. Viele fragen sich deshalb, was das für die Zukunft bedeutet: Werden alle Fotografen, Autoren, Designer, Programmierer, Musiker, Journalisten, Übersetzer und Regisseure ihren Job verlieren?
Eine gute Frage. Wahrscheinlich nicht, aber möglicherweise wird sich in vielen Bereichen die Art ändern, wie kreativ gearbeitet wird. Vielleicht wird ein großer Teil der kreativen Arbeit in Zukunft maschinell erledigt und die menschliche Arbeit besteht darin, die KI zu steuern und zu überwachen?
Wie funktioniert KI?
Ein Punkt, der für das Verständnis der KIs wesentlich ist, kommt in der aktuellen Debatte leider zu kurz: Künstliche Intelligenzen erzeugen keine “Wahrheit”. Das können sie auch gar nicht. Sie wissen nicht, ob die Daten, mit denen sie trainiert wurden, korrekt sind. Sie können auch nicht prüfen, ob das, was sie selbst erzeugen, korrekt ist. Das Kriterium, nach dem sie arbeiten, ist ausschließlich: Halten Menschen die erzeugten Daten für glaubhaft.
Das ist auch der Grund für viel Kritik, die momentan rund um KI laut wird: Häufig liefern Chatbots falsche Informationen. Sie tun das (natürlich!) nicht aus böser Absicht, sondern weil sie darauf programmiert wurden, plausible Informationen zu liefern. Verfügen sie selbst nicht über die gewünschte Information, erfinden sie eben eine, die plausibel erscheint. Auf die Weise kann man sich von ChatGPT Buchrezensionen zu Büchern erzeugen lassen, die es gar nicht gibt. Oder Lebensdaten zu Menschen finden, deren Namen man sich gerade erst ausgedacht hat. Und selbst wenn die KI auf eine vorhandene Information zurückgreifen kann, ist nicht gesagt, dass die auch stimmt. Das ganze Internet ist voll von Falschinformationen und damit auch die Trainingsdaten.
KI ist also im Wesentlichen unzuverlässig. Nicht, weil die Entwicklung momentan noch am Anfang steht, sondern weil KIs prinzipiell so funktionieren. KIs sind immer nur so gut wie ihre Datenbasis und wie der Anspruch, der an sie gestellt wird (“Informationen liefern, die plausibel wirken.”). Natürlich kann man ihnen offensichtliche Fehler (ein beliebtes Beispiel bei Bildgeneratoren: zu viele Finger an Händen) abtrainieren, aber das ändert nichts am grundlegenden Problem.
Was bedeutet das für die Arbeit mit KI?
Um das Problem zu verdeutlichen, haben wir selbst eine KI genutzt, um einen Text zum Thema KI-Übersetzung zu erzeugen. Verwendet wurde ChatGPT, überarbeitet wurde der Text durch Bard. Es wurde einige redaktionelle Arbeit investiert, um ein optimales Ergebnis zu bekommen. Hier der Text:
Die Zukunft der KI-Übersetzungen: Revolution der Sprachdienste
In der heutigen globalisierten Welt spielen KI-Übersetzungen eine immer wichtigere Rolle. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz ermöglichen sie eine effiziente und präzise Übertragung von Sprachen und verändern damit die Art und Weise, wie wir kommunizieren.
KI-Übersetzungssysteme basieren auf umfangreichen Datensätzen aus Text und Code, mit denen sie trainiert werden. Durch die Verwendung fortschrittlicher Algorithmen sind sie in der Lage, die Bedeutung eines Textes in einer Sprache zu verstehen und ihn dann in eine andere Sprache zu übersetzen. Dabei lernen sie die Zusammenhänge zwischen Wörtern und Phrasen zu erkennen und für präzise Übersetzungen zu nutzen.
Vorteile von KI-Übersetzungen
Genauigkeit: KI-Übersetzungen sind oft präziser als menschliche Übersetzungen, da sie mit umfangreichen Datensätzen trainiert werden können.
Geschwindigkeit: KI-Übersetzungen sind schnell und können große Mengen an Text in kürzester Zeit verarbeiten.
Kosteneffizienz: Im Vergleich zu menschlichen Übersetzern sind KI-Übersetzungen kostengünstiger und ermöglichen es Unternehmen, Übersetzungsdienstleistungen in großem Umfang zu nutzen.
Nachteile von KI-Übersetzungen
Ungenauigkeiten: KI-Übersetzungen können in einigen Fällen ungenaue Ergebnisse liefern, insbesondere bei feinen sprachlichen Nuancen oder kulturellen Unterschieden.
Voreingenommenheit: KI-Übersetzungen können voreingenommen sein, da sie auf von Menschen erstellten Trainingsdaten basieren.
Die Zukunft der KI-Übersetzungen
Fortlaufende Verbesserung: Mit ständiger Weiterentwicklung werden KI-Übersetzungen immer genauer und besser darin, feine sprachliche Nuancen zu erfassen.
Globale Kommunikation: KI-Übersetzungen werden eine wichtige Rolle in der globalen Wirtschaft spielen, indem sie Unternehmen ermöglichen, nahtlos mit Kunden und Partnern weltweit zu kommunizieren.
Sprachbarrieren überwinden: KI-Übersetzungen werden dazu beitragen, Sprachbarrieren zu überwinden und Menschen unterschiedlicher Sprachkenntnisse miteinander zu verbinden.
Insgesamt sind KI-Übersetzungen eine vielversprechende Technologie, die die Art und Weise, wie wir kommunizieren, revolutionieren wird. Sie bieten enorme Vorteile in Bezug auf Genauigkeit, Geschwindigkeit und Kosten. Es ist jedoch wichtig, ihre Grenzen zu erkennen und menschliche Übersetzer einzusetzen, insbesondere bei komplexen oder kulturell bedeutungsvollen Texten. Nur durch die Kombination von menschlicher Expertise und KI-Technologie können wir eine optimale Qualität in der Übersetzung erreichen und die besten Ergebnisse erzielen.
Das Ergebnis ist einerseits faszinierend: Der Text ist frei von Rechtschreib- oder Grammatikfehlern, er lässt sich flüssig lesen, ist sauber strukturiert und wirkt relativ natürlich. Es finden sich im Internet einige deutlich schlechtere Texte, auch von menschlichen Autoren. Andererseits wirkt er aber auch sehr flach, sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Er bietet wenig harte Fakten und verpackt letztlich nur ein paar Allgemeinplätze in gängige Floskeln. Der Erkenntniswert ist ausgesprochen gering.
Was bedeutet das konkret für die Arbeit mit KIs? Kann sich der Autor dieses Beitrags zurücklehnen und Blogbeiträge ab sofort von ChatGPT & Co. schreiben lassen? (Mit dem unguten Gefühl, dass ihn diese Entwicklung im Prinzip überflüssig macht?) Eher nicht. Er kann aber ChatGPT zur Recherche nutzen, einen ersten Entwurf erstellen lassen und dann auf dieser Grundlage einen Blogbeitrag verfassen. Oder einfach – wie bisher – selbst recherchieren und schreiben.
Ähnlich sieht es in anderen Bereichen aus. Bildgeneratoren überzeugen durch ihre vielfältigen und wirklich kreativen Nutzungsmöglichkeiten. Aber ohne weitere Bearbeitung lassen sich die Ergebnisse selten nutzen. Als einfache Illustrationen z.B. für Blogbeiträge sind sie brauchbar (siehe oben), aber bei spezielleren Anforderungen ist viel Feinarbeit nötig.
Übersetzen mit KI?
Um auf das Thema Übersetzung zurückzukommen: Auch hier gilt: Bei sehr einfachen und kurzen Texten kann die KI erstaunliche Ergebnisse liefern. Aber je anspruchsvoller ein Text und je komplexer der Kontext, desto schlechter das Ergebnis. Dazu kommt, dass so wichtige Qualitätsmerkmale wie einheitliche Terminologie mit KI-Übersetzungen nicht umsetzbar sind.
Noch ein grundlegendes Problem ist, dass KIs zum Lernen möglichst große Textmengen benötigen. In weit verbreiteten Sprachen steht dafür genug Datenmaterial zur Verfügung, weshalb sie bei Übersetzungen ins Englische, Deutsche oder Spanische ganz gute Ergebnisse erzielt werden. Bei exotischeren Sprachen tun sie sich aber noch deutlich schwerer.
In der Praxis heißt das: Eine Chatnachricht oder eine Mail verständlich zu übersetzen ist kein Problem. Anspruchsvollere Texte, bei denen der Kontext wichtig ist, funktionieren aber noch nicht. Auch Übersetzungen größerer Textmengen, bei denen eine einheitliche Sprache mit korrekten Fachbegriffen wichtig sind, oder in Sprachen mit vergleichsweise wenigen Sprechern, kann KI aktuell nicht in brauchbarer Qualität erstellen. Hier braucht es weiterhin erfahrene menschliche Übersetzer. Und sei es nur, um die KI-generierte Übersetzung zu prüfen und zu korrigieren.
Fazit
KI bietet Möglichkeiten, von denen die Menschheit schon lange träumt. Trotzdem sollten wir bei aller berechtigten Euphorie nicht zu unkritisch sein. KI ist in manchen Bereichen sicherlich ein Segen, in anderen kann sie immerhin ein nützliches Werkzeug sein. In den Bereichen Contenterstellung und Übersetzung ist sie im Moment vor allem letzteres: Sie erzeugt Rohdaten, die dann von Menschen bewertet und optimiert werden können. Ob sich dieser Aufwand finanziell lohnt, oder ob man besser auf den Einsatz von KI verzichtet, kommt auf den Einzelfall an. Die Blogbeiträge hier auf Eurotext.de werden jedenfalls weiterhin ohne KI erstellt. 😉
Autor: Eurotext Redaktion
Wir erklären, wie Internationalisierung funktioniert, geben Tipps zu Übersetzungsprojekten und erläutern Technologien und Prozesse. Außerdem berichten wir über aktuelle E-Commerce-Entwicklungen und befassen uns mit Themen rund um Sprache.
Bitte beachten Sie: Auch wenn wir in unseren Beiträgen gelegentlich Rechtsthemen ansprechen, stellen diese keine Rechtsberatung dar und können eine solche auch nicht ersetzen. Wenn Sie konkrete Fragen haben, lassen Sie sich bitte von einem Anwalt beraten.