Die südafrikanische Bevölkerung ist zunehmend digitalisiert und in den großen Metropolen des Landes gehört E-Commerce längst zum Alltag. Der durchschnittliche Online-Shopper ist zwischen 25 und 34 Jahre alt, nutzt das Internet ortsunabhängig per Smartphone, stützt seine Kaufentscheidung auf Kundenbewertungen in sozialen Medien und informiert sich vor dem Kauf auf ausländischen Websites über Produkte, die in Südafrika nicht erhältlich sind. Mehr über den E-Commerce in Südafrika erfahren Sie hier.

Zahlen und Fakten, Wirtschaft, Handelspartner

Südafrika ist der am weitesten entwickelte Wirtschaftsraum des afrikanischen Kontinents und ein kulturell vielfältiger Staat, in dem Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft leben. In den drei bevölkerungsreichsten Metropolen Johannesburg, Kapstadt und Durban leben jeweils rund vier der insgesamt 62 Mio. Einwohner Südafrikas.

Südafrika gehört als einziges afrikanisches Land zur G20 und den BRICS. Die Republik Südafrika hat drei Hauptstädte: Pretoria als Sitz der Regierung, Kapstadt als Sitz des Parlaments und Bloemfontein als Sitz des Obersten Berufungsgerichts.

Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 381 Mrd. US-Dollar ist Südafrika nach Nigeria das zweitreichste Land Afrikas und nominal nach Hongkong und vor dem Iran die vierzig größte Volkswirtschaft der Welt. Kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf mit rund 15.400 US-Dollar weit unter dem Niveau von Schwellenländern wie Mexiko, China oder der Türkei (vgl. BIP pro Kopf in Deutschland: 69.500 US-Dollar). Gemessen am HDI, dem Wohlstandsindikator der Vereinten Nationen, liegt Südafrika mit einem Wert von 0,717 hinsichtlich der menschlichen Entwicklung weltweit auf Rang 110 (vgl. Deutschland: 0,95).

Die südafrikanische Wirtschaft stützt sich vor allem auf den Dienstleistungssektor und das verarbeitende Gewerbe. Laut Daten von Statista trägt der Dienstleistungssektor rund 63 Prozent zur gesamten Bruttowertschöpfung bei, das verarbeitende Gewerbe rund 24,6 Prozent. Im Jahr 2023 waren 63,5 Prozent der Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor beschäftigt.

Deutschland (Importe: 8,11 %; Exporte: 6,77 %) ist nach China (I: 20,46 %; E: 11,29 %) und den USA (I: 8,59 %; E: 7,52 %) der drittwichtigste Handelspartner Südafrikas. Indien (I: 6,97 %; E: 4,56 %), die Vereinigten Arabischen Emirate (I: 3,73 %) und Japan (I: 2,53 %; E: 5,2 %) sind ebenfalls wichtige Import- und Exportländer.

Währung, Uhrzeit

Die südafrikanische Währung ist der Rand (ZAR). 1 Rand entspricht 100 Cents. Der aktuelle Umrechnungskurs beträgt 20,67 Rand für 1 Euro (Stand: 06.05.2025).

Anders als in Deutschland wird in Südafrika die Uhr in den Sommermonaten nicht um eine Stunde vorgestellt. Da es in Südafrika keine Sommerzeit gibt, herrscht während der mitteleuropäischen Sommerzeit Zeitgleichheit. Reisende aus Europa kommen also ohne Jetlag in Südafrika an.

Internetnutzung, Social-Media-Werbung, Marktplätze, Zahlungsarten

Die südafrikanische Bevölkerung ist zunehmend digitalisiert. Mehr als die Hälfte der Südafrikanerinnen und Südafrikaner haben Zugang zum Internet, mehr als zwei Drittel sind täglich online. Dabei spielen Mobilgeräte in Südafrika die größte Rolle: Fast alle aktiven Internetnutzerinnen und -nutzer sind täglich über ihr Smartphone online und greifen auf Web und Social Media zu. Social-Media-Werbung soll zwischen 2025 und 2030 kontinuierlich um insgesamt 13 Mio. Nutzerinnen und Nutzer wachsen.

Für südafrikanische Online-Shopper ist es nicht ungewöhnlich, über die Landesgrenzen hinaus einzukaufen. Einer Studie von Ipsos zufolge kaufen schätzungsweise 1,4 Mio. Südafrikanerinnen und Südafrikaner auf ausländischen Websites ein. Gratisversand, Verwendung der eigenen Währung, sichere Zahlungsmethoden und eine größere Auswahl an Produkten, die in Südafrika nicht erhältlich sind, sind die Hauptgründe, warum Südafrikanerinnen und Südafrikaner auf ausländischen Websites einkaufen, insbesondere auf Websites aus China, den USA und Großbritannien.

In Südafrika liegt die Mehrheit der Online-Shopper im Alter zwischen 25 und 34 Jahren. Bis 2029 sollen 45,3 Mio. Südafrikaner online einkaufen. Zu den wichtigsten Marktplätzen im südafrikanischen E-Commerce zählen Zando, Südafrikas größter Online-Modehändler, Takealot und Bid or Buy.

Die Mehrheit der Südafrikanerinnen und Südafrikaner ist bereit, digitale Technologien stärker in ihr Leben zu integrieren und steht neuen digitalen Erfahrungen offen gegenüber. Online-Banking-Anwendungen erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Im E-Commerce ist die Kreditkarte mit rund 40 Prozent nach wie vor das beliebteste Zahlungsmittel, gefolgt vom E-Wallet. Deutlich seltener wird per Banküberweisung bezahlt.

Sprache

Das wichtigste Merkmal Südafrikas ist seine Vielfalt. 11 Sprachen (Afrikaans, Englisch, Ndebele, Pedi, Sotho, Swati, Tsonga, Tswana, Venda, Xhosa und Zulu) haben nach der Verfassung von 1996 offiziellen Status und werden in den verschiedenen Regionen gesprochen. In einigen ländlichen Gebieten sprechen die meisten Menschen weder Afrikaans noch Englisch. Wer diese beiden Sprachen beherrscht, ist jedoch klar im Vorteil, denn Afrikaans und Englisch ermöglichen die Kommunikation in den meisten Teilen des Landes. Englisch scheint in offiziellen, bildungsbezogenen und formellen Bereichen gegenüber Afrikaans als traditioneller Regierungssprache immer mehr die Oberhand zu gewinnen. Aufgrund der sprachlichen und kulturellen Vielfalt des Landes ist eine kultursensible Übersetzung, die die Besonderheiten der jeweiligen Zielgruppe berücksichtigt – Stichwort Lokalisierung –, für den E-Commerce wichtig.

Wissenswertes über Importverfahren, Zollbestimmungen und gesetzliche Regelungen

Südafrika hat ein komplexes Importverfahren. Die südafrikanische Steuerbehörde (South African Revenue Service, SARS) verfügt über ca. 90.000 Produktcodes, die für alle Importe strikt anzuwenden sind. Ausländischen Exporteuren wird dringend empfohlen, sich einen lokalen Zollagenten zu suchen, der mit der südafrikanischen Gesetzgebung vertraut ist.

Die südafrikanische Steuerbehörde verlangt, dass sich Importeure registrieren lassen und einen SARS-Importeur-Code erhalten. SARS verwendet ein einheitliches Verwaltungsdokument (SAD), um die Zollabfertigung für Importeure, Exporteure und grenzüberschreitende Händler zu erleichtern. Das SAD ist ein Mehrzweck-Warenanmeldeformular, das Importe, Exporte, grenzüberschreitende und Transitbewegungen abdeckt.

Nach der Registrierung als Importeur beim South African Revenue Service kann eine Importgenehmigung bei der International Trade Administration Commission (ITAC) beantragt werden, die sicherstellt, dass die importierten Waren den Sicherheits-, Qualitäts-, Umwelt- und Gesundheitsanforderungen des Landes entsprechen. Darüber hinaus müssen die Bestimmungen internationaler Abkommen eingehalten werden.

Das wichtigste Gesetz zur Regelung des E-Commerce in Südafrika ist der „Electronic Communications and Transactions Act 2002“ (ECTA). Der ECTA regelt sämtliche Aspekte digitaler Kommunikation, inklusive Verbraucherschutz und Cyberkriminalität. Neben dem ECTA fallen Online-Händler zudem unter den „Protection of Personal Information Act“ (POPIA).

Fazit

Alles in allem ist der südafrikanische E-Commerce eine Chance für lokale und ausländische Unternehmen. Die lokale Bevölkerung in den Städten ist zunehmend internet- und technikaffin und kauft häufig und gerne online ein – am liebsten per Smartphone. In den ärmeren Regionen hingegen haben noch viel zu wenige Menschen Zugang zum Internet. Dort fehlt es auch an einer Infrastruktur, die E-Commerce ermöglicht. Die große sprachliche, ethnische und wirtschaftliche Vielfalt, die die südafrikanische Gesellschaft prägt, ist aus Sicht europäischer Exporteure ebenso zu berücksichtigen wie die komplexe Importabwicklung. Unternehmen mit Weitblick, die das ungenutzte Potenzial des südafrikanischen E-Commerce erkennen und ihre Produkte über komfortable, sichere und attraktive Plattformen anbieten, die die Zielgruppe in ihrer Sprache ansprechen und ihr Vertrauen gewinnen, können in Südafrika expandieren.



Quellen

Weiterführende Links

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

Wir erklären, wie Internationalisierung funktioniert, geben Tipps zu Übersetzungsprojekten und erläutern Technologien und Prozesse. Außerdem berichten wir über aktuelle E-Commerce-Entwicklungen und befassen uns mit Themen rund um Sprache.

 

Bitte beachten Sie: Auch wenn wir in unseren Beiträgen gelegentlich Rechtsthemen ansprechen, stellen diese keine Rechtsberatung dar und können eine solche auch nicht ersetzen. Wenn Sie konkrete Fragen haben, lassen Sie sich bitte von einem Anwalt beraten.