Der Tag der Organspende existiert in Deutschland seit 1983 und soll jährlich am ersten Samstag im Juni das Bewusstsein für die lebensrettende Praxis der Organspende schärfen. Die zentrale Veranstaltung wechselt dabei jedes Jahr das Bundesland. Dieses Jahr findet sie in Freiburg (Baden-Württemberg) am Platz der Alten Synagoge statt. Der Tag bietet eine Gelegenheit, sowohl die Spender als auch die Empfänger zu feiern und Menschen zu ermutigen, sich als Organspender zu registrieren. 2023 konnten durch die Organspende 1.488 Nieren, 766 Lebern, 303 Herzen, 266 Lungen, 52 Bauchspeicheldrüsen und 2 Därme transplantiert werden, die Schwerkranken ein normales Weiterleben ermöglichten oder sogar ein neues Leben geschenkt haben. In diesem Zusammenhang wollen wir einen Blick darauf werfen, wie andere Länder mit dem Thema Organspende umgehen, mit welchen Strategien sie ihre Bevölkerung für das lebensrettende Thema gewinnen und über die digitale Erreichbarkeit der Organisationen informieren.

Deutschland

Dieses Jahr feiert Deutschland das einundvierzigste Mal den Tag der Organspende, um über Organspende und -transplantation zu informieren. Deutschland zählt dabei im Vergleich zu anderen Ländern immer noch zum Schlusslicht und profitiert im Eurotransplant-Verbund von Spenden anderen Mitgliedsländern. Dies liegt mitunter an der eingeschränkten Möglichkeit, Organe ausschließlich nach Eintreten des Hirntods zur Transplantation freizugeben. Aufgrund rechtlicher und medizinischer Bedenken ist die Entnahme von Organen bei Eintreten des Herzstillstands im Gegensatz zu anderen Ländern nicht erlaubt. Entscheidet man sich für eine Organspende, so muss die Zustimmung hierzulande aktiv erfolgen. Neben dem traditionellen papierbasierten Organspendeausweis gibt es nun auch eine digitale Lösung. Seit März diesen Jahres bietet die zentrale Webseite “organspende-info.de”, die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung geführt wird, ein digitales Register an, in dem sich Interessierte online eintragen können. (https://www.organspende-info.de/organspende-register/). Ab Juli 2024, sollen auch Entnahme-Krankenhäuser Zugriff darauf bekommen und bis spätestens September 2024 soll das Register über Krankenkassen-Apps erreicht werden können. Im bisher letzten geplanten Schritt, der bis Januar nächsten Jahres abgeschlossen sein soll, wird auch Gewebeeinrichtungen eine Anbindung an das Register gewährt, um eine schnelle Verfügbarkeit der Organe zu garantieren, die im Falle einer Transplantation dringend erforderlich ist. Zwischen Entnahme und Transplantation dürfen nur wenige Stunden liegen. Aktuell ist die Webseite neben Deutsch auch in deutscher Gebärdensprache, sowie in Leichter Sprache erreichbar. Weitere Sprachen, um die Erreichbarkeit im Land selbst zu erhöhen und Ängste oder Vorurteile abzubauen, wären Englisch, Türkisch und Arabisch.

Frankreich

Unsere Nachbarn begehen den Nationalen Tag der Organspende am 22. Juni. Doch schon weit vor dem eigentlichen Tag finden Aufklärungen über Organspenden statt. Die “OLYMPIADE DU DON 2024” startete bereits am 6. April und hat ihr Finale am eigentlichen Tag der Organspende im Juni. Bei der Veranstaltung handelt es sich um regionale Sportparcours, bei der die Einwohner verschiedener Städte und Regionen für die Organspende sensibilisiert werden. Organisiert wird die Organspende in Frankreich per Opt-out-System, bei dem alle Bürger automatisch als Organspender registriert sind, sofern sie nicht über die Plattform Registre National des Refus widersprechen. Die offizielle Website für Organspende in Frankreich wird von der Agence de la biomédecine betrieben und wird aktuell nur auf Französisch angeboten. Auch in Frankreich würde es sich anbieten, den großen Anteil der arabischen Bevölkerung mit einzubeziehen. Grade bei einer Bevölkerungsgruppe, bei der oft kulturelle und religiöse Bedenken überwunden werden müssen, bedarf es viel Aufklärungsarbeit, um ein Verständnis für das Thema zu erlangen und eine Organspende möglich zu machen.  Mit Englisch werden zudem alle nicht-französischen Muttersprachler gut erreicht.

Spanien

Spanien hält in Sachen Organspende und Transplantation weltweit die Führungsposition. Auf eine Million Einwohner kommen 49 Spender und Spenderinnen. Deutschland im Vergleich dazu erreicht, Stand 2023, gerade mal 11,4. Wie auch in Frankreich sind die Spanier und Spanierinnen automatisch Spender, sofern sie nicht aktiv dagegenstimmen. Generell kann man behaupten, dass durch das Opt-out-System eine generell höhere Bereitschaft der Organspende geschaffen wird. Einen weiteren Boost erfährt der Spitzenwert jedoch sicherlich auch dadurch, dass die Organe auch nach Eintreten des Herztods entnommen werden dürfen, übrigens gilt das auch für Frankreich und England. Obwohl es keinen spezifischen Tag der Organspende gibt, werden regelmäßig Kampagnen durchgeführt. Verschiedene Veranstaltungen und Kongresse werden auf der offiziellen Webseite für Organspende und Transplantation der Organización Nacional de Trasplantes, stets aktuell gehalten. Auch die Tatsache, dass neben der äußerst guten und übersichtlichen Präsentation der Webseite neben Spanisch auch Katalanisch, Galizisch, Baskisch und Englisch angeboten wird, könnte durchaus dazu beitragen, dass das wichtige Thema im eigenen Land sehr viel Aufmerksamkeit erlangt und Spanien mit seiner offenbar erfolgreichen Strategie The Spanish Model auch international von sich Reden lassen kann.

England

England widmet dem Thema Organspende nicht nur einen Tag, sondern eine ganze Woche, die sich jährlich im September wiederholt. (Organ Donation Week). In dieser Woche gibt es neben (Sport-) Veranstaltungen und Kongressen auch Aufklärungsstunden in Schulen. Zusätzlich macht England visuell auf diese Woche aufmerksam, indem bekannte Gebäude in Pink beleuchtet werden. Mit den Jahren wurde festgestellt, dass noch mehr Berührungspunkte mit der Organspende durch sich wiederholende Ereignisse geschaffen werden können. So wurde mithilfe der Regierung auch die Möglichkeit geschaffen, bei der Online-Beantragung seines Ausweises die aktive Zustimmung oder Ablehnung zur Organspende anzugeben. Ebenso ist das bei der Beantragung des Führerscheins möglich.

Nachdem Englands Nachbar Wales 2015 schon den allgemeinen Konsens gelebt hatte, dass initial eine Einwilligung zur Organspende besteht, sofern kein Widerspruch dafür eingelegt wird, zog England 2020 mit dem Opt-out-System, auch bekannt als Max and Keira’s Law nach. Mit der Schaffung eines digitalisierten Registers (“NHS Organ Donor Register”) wurde die Spenderzahl zusätzlich signifikant erhöht. Die Webseite NHS Organ Donation ist aktuell auf Englisch erreichbar. Hier ist ebenfalls zu bedenken, dass England ein multikulturelles Land ist. Da jedoch der größte Teil der ausländischen Bevölkerung aus Ländern des Commonwealth kommen, stellt die Sprache trotz kulturellen Unterschieden keine erhebliche Barriere dar.

Fazit

Der Tag der Organspende ist weltweit ein wichtiger Anlass, um das Bewusstsein für Organspende zu schärfen und die Anzahl der registrierten Spender zu erhöhen. Während Deutschland zwar schon lange auf das Thema aufmerksam macht, kann es international aktuell noch nicht Schritt halten. Dies soll nun durch den Einsatz eines digitalen Registers geändert werden, welches in der Vergangenheit in Frankreich, England und Spanien bereits die Bereitschaft zur Organspende rasant steigern konnte. Ob die deutsche Bevölkerung auch zu einem Opt-out-Systeme bewegt werden kann oder auch die Entnahme nach dem Herztod bewilligt wird, bleibt offen. Die Digitalisierung jedoch eröffnet eine große Chance zur Verbesserung der Organspenden-Systeme. Ein internationaler Ansatz könnte außerdem helfen, die Erreichbarkeit auch im eigenen Land und auch international zu steigern. Durch internationale Zusammenarbeit und den Austausch bewährter Verfahren können die globalen Bemühungen zur Förderung der Organspende weiter gestärkt werden.



Quellen: