Der Tag der Organspende existiert in Deutschland seit 1983 und soll jährlich am ersten Samstag im Juni das Bewusstsein für die lebensrettende Praxis der Organspende schärfen. Die zentrale Veranstaltung wechselt dabei jedes Jahr das Bundesland. Dieses Jahr findet sie in Regensburg (Bayern) statt. Der Tag bietet eine Gelegenheit, sowohl die Spender als auch die Empfänger zu feiern und Menschen zu ermutigen, sich als Organspender zu registrieren. 2024 konnten durch die Organspende 1.391 Nieren, 785Lebern, 315 Herzen, 290 Lungen, 71 Bauchspeicheldrüsen und 2 Därme transplantiert werden, die Schwerkranken ein normales Weiterleben ermöglichten oder sogar ein neues Leben geschenkt haben. In diesem Zusammenhang wollen wir einen Blick darauf werfen, wie andere Länder mit dem Thema Organspende umgehen, mit welchen Strategien sie ihre Bevölkerung für das lebensrettende Thema gewinnen und über die digitale Erreichbarkeit der Organisationen informieren.

Organspende in Deutschland

Dieses Jahr feiert Deutschland das zweiundvierzigste Mal den Tag der Organspende, um über Organspende und -transplantation zu informieren. Deutschland zählt dabei im Vergleich zu anderen Ländern immer noch zum Schlusslicht und profitiert im Eurotransplant-Verbund von Spenden anderen Mitgliedsländern. Dies liegt mitunter an der eingeschränkten Möglichkeit, Organe ausschließlich nach Eintreten des Hirntods zur Transplantation freizugeben. Aufgrund rechtlicher und medizinischer Bedenken ist die Entnahme von Organen bei Eintreten des Herzstillstands im Gegensatz zu anderen Ländern nicht erlaubt. Entscheidet man sich für eine Organspende, so muss die Zustimmung hierzulande aktiv erfolgen.

Seit März 2024 steht in Deutschland ein digitales Organspende-Register zur Verfügung, das auf der offiziellen Website (organspende-info.de) abrufbar ist. Dort können Bürgerinnen und Bürger ihre Entscheidung zur Organ- und Gewebespende online eintragen. Bis Juli 2024 wurden alle Entnahmekrankenhäuser an das Register angebunden, im September folgte die Integration in die Apps der Krankenkassen. Seit Januar 2025 sind auch Gewebeeinrichtungen an das System angeschlossen – ein wichtiger Schritt für eine schnellere und rechtssichere Abfrage im Ernstfall. Zwischen Entnahme und Transplantation dürfen nur wenige Stunden liegen. Aktuell ist die Webseite neben Deutsch auch in deutscher Gebärdensprache, sowie in Leichter Sprache erreichbar. Weitere Sprachen, um die Erreichbarkeit im Land selbst zu erhöhen und Ängste oder Vorurteile abzubauen, wären Englisch, Türkisch und Arabisch.

Organspende in Frankreich

Unsere Nachbarn begehen den Nationalen Tag der Organspende am 22. Juni. Organisiert wird die Organspende in Frankreich per Opt-out-System, bei dem alle Bürger automatisch als Organspender registriert sind, sofern sie nicht über die Plattform Registre National des Refus widersprechen. Die offizielle Website für Organspende in Frankreich wird von der Agence de la biomédecine betrieben und wird aktuell nur auf Französisch angeboten. Auch in Frankreich würde es sich anbieten, den großen Anteil der arabischen Bevölkerung mit einzubeziehen. Grade bei einer Bevölkerungsgruppe, bei der oft kulturelle und religiöse Bedenken überwunden werden müssen, bedarf es viel Aufklärungsarbeit, um ein Verständnis für das Thema zu erlangen und eine Organspende möglich zu machen.  Mit Englisch werden zudem alle nicht-französischen Muttersprachler gut erreicht.

Organspende in Spanien

Spanien hält in Sachen Organspende und Transplantation weltweit die Führungsposition. Auf eine Million Einwohner kommen aktuell 52,6 Spender und Spenderinnen. Deutschland im Vergleich dazu erreicht, Stand 2024, gerade mal 11,6. Wie auch in Frankreich sind die Spanier und Spanierinnen automatisch Spender, sofern sie nicht aktiv dagegenstimmen. Generell kann man behaupten, dass durch das Opt-out-System eine generell höhere Bereitschaft der Organspende geschaffen wird. Einen weiteren Boost erfährt der Spitzenwert jedoch sicherlich auch dadurch, dass die Organe auch nach Eintreten des Herztods entnommen werden dürfen, übrigens gilt das auch für Frankreich und England. Obwohl es keinen spezifischen Tag der Organspende gibt, werden regelmäßig Kampagnen durchgeführt. Verschiedene Veranstaltungen und Kongresse werden auf der offiziellen Webseite für Organspende und Transplantation der Organización Nacional de Trasplantes, stets aktuell gehalten. Auch die Tatsache, dass neben der äußerst guten und übersichtlichen Präsentation der Webseite neben Spanisch auch Katalanisch, Galizisch, Baskisch und Englisch angeboten wird, könnte durchaus dazu beitragen, dass das wichtige Thema im eigenen Land sehr viel Aufmerksamkeit erlangt und Spanien mit seiner offenbar erfolgreichen Strategie The Spanish Model auch international von sich Reden lassen kann.

Organspende in England

England widmet dem Thema Organspende nicht nur einen Tag, sondern eine ganze Woche, die sich jährlich im September wiederholt. (Organ Donation Week). In dieser Woche gibt es neben (Sport-) Veranstaltungen und Kongressen auch Aufklärungsstunden in Schulen. Zusätzlich macht England visuell auf diese Woche aufmerksam, indem bekannte Gebäude in Pink beleuchtet werden. Mit den Jahren wurde festgestellt, dass noch mehr Berührungspunkte mit der Organspende durch sich wiederholende Ereignisse geschaffen werden können. So wurde mithilfe der Regierung auch die Möglichkeit geschaffen, bei der Online-Beantragung seines Ausweises die aktive Zustimmung oder Ablehnung zur Organspende anzugeben. Ebenso ist das bei der Beantragung des Führerscheins möglich.

Nachdem Englands Nachbar Wales 2015 schon den allgemeinen Konsens gelebt hatte, dass initial eine Einwilligung zur Organspende besteht, sofern kein Widerspruch dafür eingelegt wird, zog England 2020 mit dem Opt-out-System, auch bekannt als Max and Keira’s Law nach. Mit der Schaffung eines digitalisierten Registers („NHS Organ Donor Register“) wurde die Spenderzahl zusätzlich signifikant erhöht. Die Webseite NHS Organ Donation ist aktuell auf Englisch erreichbar. Hier ist ebenfalls zu bedenken, dass England ein multikulturelles Land ist. Da jedoch der größte Teil der ausländischen Bevölkerung aus Ländern des Commonwealth kommen, stellt die Sprache trotz kulturellen Unterschieden keine erhebliche Barriere dar.

Fazit

Am 7. Juni rückt Deutschland erneut das Thema Organspende in den Mittelpunkt. Der bundesweite Tag der Organspende will informieren, zum Nachdenken anregen und zur persönlichen Entscheidung motivieren. Seit März 2024 können Bürgerinnen und Bürger ihre Haltung zur Organspende in einem zentralen Online-Register dokumentieren. Der digitale Zugang soll Entscheidungen erleichtern und im Ernstfall schneller verfügbar machen. Trotzdem blieb die erhoffte Wirkung bislang aus. Die Zahl der registrierten Spenderinnen und Spender liegt deutlich hinter den Erwartungen.

Andere europäische Länder haben frühzeitig digitale Systeme eingeführt und parallel gesetzliche Maßnahmen umgesetzt. Frankreich, Spanien und England setzen unter anderem auf die Widerspruchslösung, bei der Menschen aktiv widersprechen müssen, wenn sie keine Organspende wünschen. Diese Regelung zeigt Wirkung: Die Spenderzahlen sind deutlich höher. In Deutschland bleibt die Zustimmungslösung bestehen – ob sich das ändert, ist offen. Der Bundestag berät derzeit über einen neuen Vorstoß zur Einführung der Widerspruchslösung. Auch die Zulassung der Organspende nach Herztod (DCD) steht zur Diskussion. Diese Praxis ist in vielen Ländern etabliert, in Deutschland jedoch rechtlich bislang nicht erlaubt. Neben rechtlichen und organisatorischen Fragen spielt auch Verständlichkeit eine zentrale Rolle. Wer aufklären will, muss Informationen zugänglich machen – sprachlich, kulturell und medizinisch. Gerade in einem vielsprachigen Land wie Deutschland hängt der Erfolg gesundheitspolitischer Maßnahmen auch davon ab, ob Menschen Inhalte verstehen, einordnen und auf ihre Situation anwenden können.

Der Tag der Organspende erinnert daran, dass gute Entscheidungen fundierte Informationen brauchen – und klare Kommunikation die Grundlage dafür bildet.



Quellen: