Obwohl das Internet in Mexiko noch nicht flächendeckend verfügbar ist wie in Europa, hat sich der E-Commerce-Markt bereits etabliert – mit einer der höchsten jährlichen Wachstumsraten weltweit. Mexikanerinnen und Mexikaner suchen im Internet nach Produkten, die im eigenen Land nicht erhältlich oder teurer sind. Da europäische Produkte als qualitativ hochwertig gelten, bieten sich deutschen Unternehmen gute Geschäftschancen. Was den E-Commerce in Mexiko generell auszeichnet, zeigen wir hier.

Zahlen und Fakten, Wirtschaft, Export- und Importpartner, Währung, Uhrzeit

Mexiko ist mit rund 129 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern der zweitgrößte Staat Lateinamerikas, das bevölkerungsreichste spanischsprachige Land und mit 1.972.550 km² fast sechsmal so groß wie Deutschland. Mexiko ist ein föderaler Staat mit 31 Bundesstaaten und der Hauptstadt Mexiko-Stadt. Im Norden grenzt Mexiko an die Vereinigten Staaten von Amerika. 3.326 km der insgesamt 4.538 km langen Staatsgrenze entfallen auf die gemeinsame Grenze mit den USA im Norden des Staates.

Mexiko-Stadt, Guadalajara, Monterrey, Ecatepec de Morelos, Puebla, Nezahualcóyotl, Juárez, Tijuana, León und Zapopan sind die größten Städte Mexikos. Sie liegen größtenteils im Landesinneren, während die Küstengebiete eher dünn besiedelt sind. Mexiko weist zudem ein Bevölkerungsgefälle zwischen Zentrum und Peripherie auf, wobei Mexiko-Stadt die mit Abstand bevölkerungsreichste Stadt ist. Allein im Großraum der Hauptstadt leben 18 Prozent der Gesamtbevölkerung Mexikos. Gleichzeitig ist Mexiko-Stadt das wirtschaftliche Zentrum, in dem rund ein Drittel des Dienstleistungs- und Handelssektors und zwei Drittel der Vermögenswerte konzentriert sind.

Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund 1.460 Mrd. US-Dollar ist Mexiko nach Südkorea und vor Spanien nominal die vierzehntgrößte Volkswirtschaft der Welt. Kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf mit rund 20.700 US-Dollar auf dem Niveau anderer Schwellenländer wie Brasilien, China oder der Türkei (vgl. Deutschland: 64.100 US-Dollar; Österreich: 66.900 US-Dollar). Mexiko weist ein Nord-Süd-Gefälle auf. Die nördlichen, an die USA angrenzenden Bundesstaaten wie Nuevo León oder Sonora sind reicher und stärker industrialisiert als die südlichen Bundesstaaten wie Chiapas, Guerrero oder Oaxaca, die zu den ärmsten Regionen Mexikos zählen. Gemessen am HDI, dem Wohlstandsindikator der Vereinten Nationen, liegt Mexiko mit einem Wert von 0,781 hinsichtlich der menschlichen Entwicklung weltweit auf Rang 77 (vgl. Deutschland: 0,942; Österreich: 0,916).

Der größte Teil (58,7 %) des mexikanischen BIP wird im Dienstleistungssektor erwirtschaftet, aber auch die traditionell starke verarbeitende Industrie ist nach wie vor von großer Bedeutung (32,1 %). Der Nachbar USA ist mit Abstand wichtigster Handelspartner (Exporte: 79,63%; Importe: 42,76%). Weitere wichtige Importländer sind China (19,08 %), Japan (3,45 %), Südkorea (3,26 %), Taiwan (2,39 %), Brasilien (2,24 %) und Kanada (2,19 %). Auch Deutschland ist ein wichtiges Importland (3,55%).

Aus dem Ausland importiert Mexiko vor allem elektrische Maschinen, Apparate und Geräte. Diese Güter machten im Jahr 2023 mit einem Importwert von rund 82 Mrd. US-Dollar etwa 14 Prozent der mexikanischen Importe aus. Zweitwichtigstes Importgut sind Straßenfahrzeuge mit einem Anteil von rund 9,8 Prozent an den mexikanischen Importen.

Die Währung in Mexiko ist der Mexikanische Peso (MXN). Im Alltag ist der US-Dollar als stabilere Währung weit verbreitet, im Online-Handel erfolgt die Bezahlung jedoch in der Regel in mexikanischen Pesos. 1 Mexikanischer Peso ist in 100 Centavos unterteilt. Der aktuelle Umrechnungskurs beträgt 21,59 Mexikanische Peso für einen Euro (Stand: 05.08.2024).

Neben der unterschiedlichen Währung müssen Reisende aus Deutschland auch die Zeitverschiebung beachten: Die Zeit in Mexiko ist derzeit acht Stunden hinter der Zeit in Deutschland. Wenn es in Mexiko-Stadt 10.00 Uhr ist, ist es in Berlin 18.00 Uhr.

Internetnutzung, Kaufverhalten, Branchen, Zahlungsarten

Der Anteil der Internetnutzer an der mexikanischen Bevölkerung liegt bei knapp 72 Prozent. Damit liegt Mexiko als Schwellenland noch deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. Dennoch hat sich der E-Commerce-Markt bereits etabliert: Fast drei Viertel der Internetnutzer haben in den letzten drei Monaten online eingekauft. Und die Tendenz ist stark steigend: Mit einer der höchsten jährlichen Wachstumsraten weltweit – in den letzten zehn Jahren stets über 20 Prozent – wird das Handelsvolumen im E-Commerce bis 2024 voraussichtlich auf rund 35 Mrd. US-Dollar ansteigen und Mexiko damit zum zweitgrößten E-Commerce-Markt Lateinamerikas machen.

Interessant ist, dass die meisten Einkäufe im Ausland getätigt werden. Der häufigste Grund dafür ist – neben den besseren Preisen – die Suche nach Produkten, die im eigenen Land nicht erhältlich sind. Hier können deutsche Unternehmen sicherlich auch von ihrem sehr guten Ruf in Lateinamerika profitieren: Im Vergleich zum gewohnten Standard können europäische Produkte häufig mit einer überdurchschnittlichen Qualität punkten. Entsprechende Erwartungen müssen aber auch erfüllt werden. Interessant ist auch, dass 34 Prozent des E-Commerce über mobile Endgeräte abgewickelt werden. Der durchschnittliche mexikanische Kunde ist zwischen 35 und 44 Jahre alt und gehört der Mittelschicht an. Es kaufen aber auch immer mehr Menschen mit niedrigem Einkommen online ein.

Die Dynamik des Marktes zeigt sich auch darin, dass fast die Hälfte aller E-Commerce-Unternehmen auf dem mexikanischen Markt in den letzten drei Jahren gegründet wurden. Allerdings dominieren bereits einige Giganten den Markt, allen voran die argentinische Verkaufsplattform Mercado Libre, die mit eBay zusammenarbeitet. Hier können sich Unternehmen und Privatpersonen registrieren und ihre Produkte gegen eine Gebühr anbieten. Die wichtigsten Konkurrenten in Mexiko sind Amazon und die Plattform Linio, die zur chilenischen Falabella-Gruppe gehört.

Die wichtigste Branche im mexikanischen E-Commerce ist die Haushalts- und Unterhaltungselektronik. Es folgen Mode und Haushalt, aber auch Lebensmittel, Hobby und Drogerie sind im Online-Handel vertreten.

Die gängigsten Zahlungsmittel im mexikanischen E-Commerce sind Kredit- und Debitkarten. Auch Bezahldienste wie Paypal sind weit verbreitet: Mercado Libre bietet mit MercadoPago sogar einen eigenen Bezahldienst an. Häufig wird auch die Zahlung per Banküberweisung angeboten.

Für viele mexikanische Kundinnen und Kunden ist die Bezahlung in Cuotas (Raten) eine Selbstverständlichkeit. Das gilt auch für Kleinstbeträge: Schon bei Beträgen ab 100 Pesos werden häufig 12 Monatsraten angeboten, bei höheren Beträgen auch mehr. Diese Raten sind oft zinsfrei, auch bei höheren Beträgen.

Sprache

Mexiko ist das bevölkerungsreichste spanischsprachige Land der Welt. Wer also Kunden in Mexiko gewinnen will, muss eine spanische Version des Webshops anbieten. Ähnlich wie beim Englischen ist zu beachten, dass es einige Unterschiede zwischen dem spanischen und dem lateinamerikanischen Spanisch gibt: Mexikaner verstehen zwar das spanische Spanisch, aber ihre eigene Sprachvariante ist für sie – wie für alle Lateinamerikaner – deutlich attraktiver. Die Wahl des richtigen Spanisch für den jeweiligen Markt empfiehlt sich daher bei der Übersetzung.

Doch mit der Übersetzung allein ist es nicht getan. Vor allem die Größen der Kleidungsstücke müssen angepasst und kulturelle Unterschiede berücksichtigt werden. Interessant ist zum Beispiel, dass es neben Weihnachten noch andere besondere Daten im Kalender gibt, an denen der Online-Umsatz besonders hoch ist. El Buen Fin, das mexikanische Pendant zum US-amerikanischen Black Friday, und Hot Sale, ein reiner Online-Schlussverkauf im Frühsommer, sind besonders konsumfreudige Anlässe.

Weitere mexikanische Feiertage (z. B. Día de los Muertos oder Cinco de Mayo) werden mehr oder weniger ausgiebig gefeiert. Diese spielen jedoch im E-Commerce keine besondere Rolle.

Wissenswertes zu Zollbestimmungen, Handelsabkommen, IMMEX-Programm

Der mexikanische Zolltarif basiert auf dem Harmonisierten System (HS). Der normale Mehrwertsteuersatz beträgt 16 % und ist bei der Einfuhr zu entrichten. Dies gilt auch für den E-Commerce ab einem Warenwert von 50 US-Dollar bis 1.000 US-Dollar. Pakete bis zu einem Warenwert von 50 US-Dollar sind zollfrei.

Mit der Europäischen Union hat Mexiko 1997 das sogenannte „Global Agreement“ über wirtschaftliche Partnerschaft, politische Koordinierung und Zusammenarbeit unterzeichnet. Demnach besteht seit dem 1. Juli 2000 eine Freihandelszone für den Warenverkehr und seit dem 1. März 2011 eine Freihandelszone für den Dienstleistungsverkehr. Voraussetzung für die Zollpräferenz ist der Ursprungsnachweis und der direkte Warentransport von der EU nach Mexiko.

Um die mexikanische Exportwirtschaft zu stärken, hat die Regierung 2006 das IMMEX-Programm ins Leben gerufen. Im Rahmen des IMMEX-Programms können beispielsweise Maschinen, Ausrüstungen und Werkzeuge, die für den Produktionsprozess, den Umweltschutz, die Forschung oder Ausbildung, die industrielle Sicherheit etc. benötigt werden, zoll- und steuerfrei eingeführt werden.

Fazit

Obwohl das Internet in Mexiko noch nicht flächendeckend verfügbar ist wie in Europa, hat sich der E-Commerce-Markt bereits etabliert – mit einer der höchsten jährlichen Wachstumsraten weltweit. Die Mexikanerinnen und Mexikaner, überwiegend besserverdienende 35- bis 44-Jährige aus dem wohlhabenderen Norden des Landes, suchen im Internet nach Produkten, die im eigenen Land nicht erhältlich oder teurer sind. Deutsche Unternehmen können sicherlich auch von ihrem sehr guten Ruf profitieren, denn europäische Produkte punkten häufig mit überdurchschnittlicher Qualität. Eine Herausforderung für Unternehmen, die nach Mexiko expandieren, kann der Versand sein. Zwar steht das Land im lateinamerikanischen Vergleich gut da, doch sind abgelegene Regionen von der Hauptstadt Mexiko-Stadt aus teilweise nur sehr schwer zu erreichen. Da der Großteil der Bevölkerung jedoch im Hochland nahe der Hauptstadt lebt, befinden sich auch die Logistikzentren der E-Commerce-Unternehmen meist dort. Zudem sind mexikanische Konsumentinnen und Konsumenten daran gewöhnt, dass die Lieferzeiten generell regional unterschiedlich sind und nehmen für begehrte Qualitätsprodukte aus dem Ausland auch mehrwöchige Lieferzeiten in Kauf.



Quellen

Weiterführende Links

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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