Schweden gilt international als Vorreiter in der Gleichstellungspolitik, und diese fortschrittliche Haltung spiegelt sich auch in der Sprache wider. Im Gegensatz zu vielen anderen Sprachen, die stark zwischen männlichen und weiblichen Formen unterscheiden, ist es im Schwedischen außerdem wesentlich einfacher, geschlechtsneutrale Begriffe zu integrieren. Diese scheinbare Leichtigkeit wirft aber auch Fragen auf: Ist Schwedisch wirklich so neutral, wie es auf den ersten Blick scheint? Wie gut lassen sich geschlechtergerechte Formulierungen im Alltag und insbesondere in den Bereichen E-Commerce und Übersetzung umsetzen? Dieser Artikel untersucht, inwieweit das Schwedische eine geschlechtergerechte Sprache erleichtert und welche Herausforderungen dennoch bestehen. Wir werfen einen Blick auf sprachliche Strategien, die gesellschaftliche Debatte und die praktische Relevanz dieser Entwicklungen – insbesondere für Unternehmen, die international kommunizieren. Denn gerade im E-Commerce, wo kulturelle Sensibilität und präzise Übersetzungen entscheidend für den Erfolg sein können, spielen geschlechtergerechte Formulierungen eine immer wichtigere Rolle.
Gesellschaftliche Debatte
Die progressive Haltung Schwedens in Gleichstellungsfragen ist tief in der Gesellschaft verankert und zeigt sich nicht nur in politischen Maßnahmen, sondern spiegelt sich auch in der Sprache wider. Das Land belegt seit Jahren Spitzenplätze im Gender Equality Index und gilt international oft als Vorbild für feministische und queere Politik. So verwundert es nicht, dass es bereits seit den 1970er Jahren gezielte Bemühungen gibt, die Sprache inklusiver zu gestalten, was sowohl in staatlichen Institutionen als auch im Alltag sichtbar wird. Eine zentrale Rolle spielt dabei der schwedische Sprachrat Språkrådet, der sich aktiv für eine geschlechtergerechte Sprache einsetzt. Im Vergleich zu Ländern wie Spanien oder Frankreich, deren Sprachinstitute oft konservative Positionen vertreten und sich gegen sprachliche Neuerungen wie Genderneutralität wehren, geht Schweden einen fortschrittlicheren Weg. Der Schwedische Sprachrat und staatliche Organisationen wie das Nationella sekretariatet för genusforskning arbeiten intensiv daran, Sprache als Instrument zur Förderung der Gleichstellung zu nutzen. Ein wichtiger Moment war die Veröffentlichung des Handbuchs „Jämställt språk“ im Jahr 2016, das praktische Richtlinien für eine geschlechtergerechte Sprache bietet.
Ein Meilenstein hat auch die offizielle Aufnahme des geschlechtsneutralen Pronomens „hen“ in das schwedische Wörterbuch dargestellt, ein Wort, das zu einem Symbol für sprachlichen und gesellschaftlichen Wandel geworden ist. Die Einführung war jedoch nicht unumstritten und löste eine der hitzigsten Debatten rund ums Gendern in Schweden aus. Dies zeigt, dass sprachliche Veränderungen – selbst in einem als fortschrittlich geltenden Land wie Schweden – emotional diskutiert werden und tief verwurzelte Vorstellungen von Geschlecht und Identität herausfordern. Trotz des vergleichsweise flexiblen schwedischen Sprachsystems, das geschlechtsneutrale Formulierungen grundsätzlich erleichtert, bleibt die gesellschaftliche Akzeptanz dieser Entwicklungen eine Frage der kulturellen Dynamik.
Wie neutral ist das Schwedische?
Im Deutschen wird klar zwischen männlichen, weiblichen und neutralen Substantiven unterschieden, was das Gendern verkomplizieren kann. Im Schwedischen hingegen gibt es nur zwei grammatische Geschlechter: Utrum und Neutrum. Bis ins 14. Jahrhundert gab es im Altschwedischen noch getrennte männliche und weibliche Formen, die aber im Laufe der Zeit zum Utrum verschmolzen. So haben Substantive wie „man“ (Mann) und „kvinna“ (Frau) denselben Artikel „en“ und haben das gemeinsame grammatische Geschlecht Utrum, während für Begriffe wie „ett hus“ (ein Haus) oder „ett barn“ (ein Kind) das Neutrum verwendet wird.
Obwohl das grammatische Geschlecht im Schwedischen eine geringere Rolle spielt, bleibt die Unterscheidung nach dem biologischen Geschlecht relevant. So wird bei den Personalpronomen immer noch zwischen männlichen („han“ für „er“) und weiblichen („hon“ für „sie“) Bezügen unterschieden. Zum Beispiel: „En kund skriver. Han klagar.“ (Ein Kunde schreibt. Er beschwert sich), aber „En kund skriver. Hon klagar.“ (Eine Kundin schreibt. Sie beschwert sich). Auch wenn es keinen grammatikalischen Unterschied zwischen dem männlichen Kunden und der weiblichen Kundin gibt, wie es im Deutschen der Fall ist, wird das biologische Geschlecht durch das Personalpronomen deutlich. In der Vergangenheit wurde häufig das männliche Pronomen „han“ generisch verwendet, wenn das biologische Geschlecht der Person nicht relevant oder nicht bekannt war. Um dies zu vermeiden, empfahl der Schwedische Sprachrat bereits in den 1970er Jahren die Doppelnennung „han eller hon“ (er oder sie), z. B. „En kund skriver. Han eller hon klagar“. Diese Lösung wurde als umständlich und in feministischen und queeren Kreisen als unzureichend empfunden, da keine wirkliche Geschlechtsneutralität erreicht wurde.
Das geschlechtsneutrale Pronomen „hen“
Bereits in den 1970er Jahren wurde in der Sprachwissenschaft der Neologismus „hen“ vorgeschlagen, um eine kompaktere und einfachere Alternative zu „han/hon“ zu etablieren. Es handelt sich um eine Mischung aus den beiden Pronomen „han“ und „hon“ und ist gleichzeitig dem geschlechtsneutralen Pronomen „hän“ aus dem Nachbarland Finnland entlehnt. Dieser Trend wurde vor allem zu Beginn des 21. Jahrhunderts in queeren und feministischen Kreisen begrüßt, da dieses Pronomen alle Geschlechtsidentitäten widerspiegeln kann, außerhalb dieser Gruppen jedoch von vielen als übertriebene politische Korrektheit angesehen. Mit der Zeit wuchs jedoch die Akzeptanz, und ein wichtiger Wendepunkt war die Veröffentlichung eines Kinderbuchs im Jahr 2012, in dem der Autor Jesper Lundqvist konsequent „hen“ statt „han“ und „hon“ verwendete. Dies löste in Schweden eine heftige Debatte aus, die dazu führte, dass progressive Medien das Pronomen vermehrt aufgriffen, während konservative Medien beim bewährten „han/hon“ blieben. Seitdem hat „hen“ an Bedeutung gewonnen und wurde 2015 offiziell als geschlechtsneutrales Pronomen in das schwedische Wörterbuch aufgenommen, das entweder generisch geschlechtsneutral oder als neutrales Pronomen für nicht-binäre Personen verwendet werden kann. Heute wird es vom Sprachrat empfohlen, wenn das Geschlecht einer Person unbekannt oder irrelevant ist. Um das obige Beispiel geschlechtsneutral zu formulieren, könnte man also sagen: „En kund skriver. Hen klagar“, wobei es sich um eine grammatikalisch korrekte, inklusivere und für alle verständliche Alternative handelt.
Eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigt, dass die die Verwendung des geschlechtsneutralen Pronomens „hen“ tatsächlich direkten Einfluss auf die Wahrnehmung von Geschlechterrollen und der Gleichstellung von Frauen sowie LGBTQ+-Personen hat. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass gendergerechte Sprache nicht nur die Repräsentation verbessert, sondern auch dazu beitragen kann, Vorurteile abzubauen und Geschlechternormen zu hinterfragen. Die Studie legt nahe, dass der Gebrauch von „hen“ dabei hilft, festgefahrene Geschlechterrollen aufzubrechen und eine inklusivere Wahrnehmung zu fördern – ein kleiner sprachlicher Schritt, der große gesellschaftliche Auswirkungen haben kann.
Obwohl „hen“ zunehmend an Akzeptanz gewinnt, gibt es auch kritische Stimmen – insbesondere unter älteren Menschen, in ländlicheren Gebieten oder bei konservativ eingestellten Personen. Vielen erscheint das Pronomen ungewohnt oder überflüssig, während manche es sogar als Teil einer politischen Agenda sehen. Ein weiteres praktisches Hindernis ergibt sich bei der Anwendung im gesprochenen Schwedisch und der Frage danach wie viele Menschen es tatsächlich im Alltag verwenden. Dies wirft auch die Frage auf, wie sich „hen“ in Übersetzungen in Sprachen integrieren lässt, die kein entsprechendes geschlechtsneutrales Personalpronomen haben. Im Deutschen müsste beispielsweise auf „er/sie“ zurückgegriffen oder andere neutralisierende Formulierungen verwendet werden, was oft zu Änderungen in der Syntax führt und den Satz möglicherweise weniger präzise oder stilistisch weniger elegant erscheinen lässt.
Trotz dieser Herausforderungen hat sich „hen“ als fester Bestandteil der schwedischen Sprache etabliert. Eine Analyse von Zeitungsartikeln zeigt, dass die Verwendung des neutralen Pronomens seit 2011 stetig zunimmt. Während anfangs noch die Kombination „han/hon“ (er/sie) dominierte, hat sich „hen“ inzwischen als vollwertige Alternative durchgesetzt – zumindest in schriftlichen Texten.
Geschlechtsneutralität durch Umformulierungen
Neben der Verwendung von „hen“ gibt es im Schwedischen zahlreiche andere sprachliche Strategien, um Texte geschlechtsneutral zu formulieren. Eine besonders einfache und effektive Methode ist die direkte Anrede mit „du“. Dadurch wird das Geschlecht des Lesers oder Zuhörers vollständig aus dem Satz entfernt, was besonders im E-Commerce als direkte Kundenansprache attraktiv ist. Ein Beispiel wäre: „Om du upptäcker ett problem med produkten ska du kontakta kundtjänst inom 24 timmar“.
Eine andere Strategie besteht darin, den Text in die Pluralform zu setzen, wie in „Om kunder vill klaga på sin produkt, bör de först vända sig till kundtjänsten“. Alternativ kann das Substantiv mehrfach verwendet werden, wie in “Om en kund vill klaga på sin produkt, måste kunden först vända sig till kundtjänsten“. Auch auf diese Weise wird das Geschlecht umgangen, ohne dass die Aussage an Präzision verliert. Darüber hinaus bietet die Substantivierung, bei der Handlungen oder unpersönliche Begriffe im Mittelpunkt stehen, eine Möglichkeit, das Geschlecht zu neutralisieren: „En kund bör rapportera defekta produkter till kundtjänst“. Ähnlich funktioniert die Passivkonstruktion, die das Subjekt in den Hintergrund rückt, wie in „Om en produkt ska klagas på av en kund, bör kundtjänsten först kontaktas“. Relativsätze sind eine weitere Möglichkeit, geschlechtsneutral zu formulieren: „En kund som vill klaga på en produkt bör först vända sig till kundtjänsten“.
Außerdem kann das Indefinitpronomen „man“ verwendet werden, wie in „Om man som kund vill klaga på en produkt, bör man först vända sig till kundtjänsten“. Auch das geschlechtsneutrale Pronomen „en“ ist eine gebräuchliche Alternative: „Som kund bör en kontakta kundtjänsten om en vill klaga på en produkt“. Schließlich wird das Pluralpronomen „de“ häufig als geschlechtsneutrale Singularform verwendet: „En kund bör anmäla produkter som de har defekter på till kundtjänsten“. All diese Strategien zeigen, dass es im Schwedischen viele Möglichkeiten gibt, Texte geschlechtsneutral zu gestalten, ohne dass die Lesbarkeit oder Verständlichkeit leidet und ohne dass das neutrale Pronomen „hen“ oder die Doppelform „hon/han“ verwendet werden muss, wenn dies nicht gewünscht ist.
Hindernisse für eine vollständige Geschlechtsneutralität
Ein weiterer Aspekt, der einer vollständigen Geschlechtsneutralität im Schwedischen bisher im Wege steht, sind die Adjektivendungen. Im alten Sprachsystem, das zwischen Maskulinum und Femininum unterschied, dienten diese Endungen zur Markierung des Geschlechts. So endeten Adjektive im Maskulinum traditionell auf -e, wie in „den glade pojken“ (der fröhliche Junge), während die weibliche und neutrale Form auf -a endete, wie in „den glada flickan“ (das fröhliche Mädchen) oder „det glada barnet“ (das fröhliche Kind). Im modernen Schwedisch hat sich die einheitliche Endung -a mehr und mehr durchgesetzt, aber in formellen und offiziellen Texten, z. B. in Zeitungen, wird die männliche Endung -e weiterhin verwendet. Die Beibehaltung der maskulinen Endung, z.B. in „den anställde“ (der Angestellte), erwecke den Eindruck, es handele sich überwiegend um Männer, so die Gegenkritik. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt der Schwedische Sprachrat, die Endung -a als Standard zu verwenden, z.B. in „den anställda“ (die Angestellte). Dadurch wird die Sprache nicht nur vereinheitlicht, sondern auch inklusiver, da Männer, Frauen und nicht-binäre Personen gleichermaßen gemeint sind.
Neben den Adjektivendungen ist das Indefinitpronomen „man“ ein zentraler Punkt in der Diskussion um geschlechtergerechte Sprache im Schwedischen. Ähnlich wie im Deutschen wird „man“ für allgemeine Aussagen verwendet, z.B. in „Man måste ta ansvar“ (Man muss Verantwortung übernehmen). Gegenstimmen betonen jedoch, dass „man“ ursprünglich vom männlichen Substantiv „Mann“ abgeleitet wurde und daher nicht als neutral angesehen werden kann. Daher wird vorgeschlagen, „man“ durch das neutrale Pronomen „en“ zu ersetzen, das eine ähnliche Funktion wie das englische „one“ erfüllt. So könnte der gleiche Satz geschlechtergerechter formuliert werden: „En måste ta ansvar“. Diese Änderung würde das maskuline Erbe des Wortes umgehen und eine geschlechtsneutrale Alternative bieten. Die Sprachwissenschaft argumentiert jedoch, dass sich die grammatikalische Funktion von „man“ im Laufe der Zeit so weit von seiner ursprünglich maskulinen Bedeutung entfernt hat, dass es von den meisten Menschen als generischer Ausdruck ohne direkten Bezug zum Geschlecht wahrgenommen wird. Trotz dieser Ansicht gibt es eine wachsende gesellschaftliche Tendenz, alternative geschlechtsneutrale Formen zu bevorzugen, insbesondere in Kontexten, in denen Inklusivität und sprachliche Sensibilität eine Rolle spielen.
Geschlechtsneutrale Personen- und Berufsbezeichnungen
Ein weiteres zentrales Anliegen im Bemühen um eine geschlechtergerechte Sprache sind geschlechtsneutrale Berufsbezeichnungen. Durch das einheitliche Genus-System sind geschlechtsneutrale Bezeichnungen im Vergleich zum deutschen Gendersternchen oder dem französischen Point Médian, die sowohl die männliche als auch die weibliche Form umfassen, einfacher umzusetzen. Berufsbezeichnungen wie „läkare“ (Arzt) oder „lärare“ (Lehrer), die früher männlich waren, werden heute für alle Geschlechter verwendet, da sie grammatisch dem Utrum zugeordnet sind. Die früher für viele Berufe existierenden weiblichen Formen sind fast vollständig verschwunden, da sie als veraltet gelten, und für viele Berufsbezeichnungen gibt es überhaupt keine explizit weibliche Form.
Dieses Zusammenfallen von männlichen und weiblichen Formen in einem einzigen Genus bedeutet jedoch nicht automatisch, dass die Sprache stereotypenfrei wird. Studien zeigen, dass viele Menschen bei neutralen Berufsbezeichnungen wie „läkare“ immer noch in erster Linie an Männer denken. So wird in Texten oft von „kvinnliga läkare“ (weibliche Ärzte) gesprochen, um Frauen explizit zu erwähnen, während Männer selten als „manliga läkare“ (männliche Ärzte) bezeichnet werden. Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff „sjuksköterska“ (Krankenschwester), der trotz seines weiblichen Ursprungs auch für männliche Krankenpleger verwendet wird. In der Praxis wird jedoch häufig betont, dass es sich um „manliga sjuksköterskor“ handelt, was letztlich zeigt, dass traditionelle Geschlechterrollen und Berufsbilder in vielen Köpfen noch fest verankert sind.
Ein weiteres Beispiel für geschlechtsspezifische Bezeichnungen sind Wörter wie „brandman“ (Feuerwehrmann), wo das Suffix „-man“ dem deutschen „-mann“ entspricht. Da die Berufswahl heute nicht mehr vom biologischen Geschlecht abhängig ist, werden solche Bezeichnungen zunehmend neutralisiert. Im Schwedischen geschieht dies häufig durch die Ersetzung von „-man“ (-mann) oder „-kvinna“ (-frau) durch „-person“ (-person), wie es auch im Niederländischen üblich ist. So wird aus „talesman“ (Sprecher) „talesperson“, und aus „yrkesman“ (Fachmann) wird „yrkesperson“. In anderen Fällen wird das Suffix durch „-ledamot“ (Mitglied) ersetzt, wie bei „riksdagsledamot“ (Parlamentsmitglied), oder durch „-personal“ (Personal), wie bei „bankpersonal“ (Bankpersonal) statt „bankman“ (Bankangestellter).
Diese Strategien zur Neutralisierung von Berufsbezeichnungen zielen darauf ab, diese möglichst neutral und damit inklusiver zu gestalten. Doch in einigen Fällen gibt es bislang noch keine etablierten geschlechtsneutralen Alternativen, und in manchen Bereichen werden neue Bezeichnungen erst allmählich eingeführt. Es bleibt abzuwarten, welche Begriffe sich langfristig durchsetzen und wie stark sie das schwedische Bemühen um eine gendergerechte Sprache prägen werden.
Fazit: Eine wirklich inklusive Sprache
Die Analyse der geschlechtergerechten Sprache in Schweden zeigt, dass das Land trotz fortschrittlicher Ansätze und der strukturellen Neutralität des Schwedischen vor einigen Herausforderungen steht. Die gesellschaftliche Debatte um geschlechtsneutrale Formulierungen, insbesondere um die Einführung des Pronomens „hen“, offenbart, wie tief verwurzelte Geschlechterrollen und -identitäten auch in einem ansonsten fortschrittlichen Umfeld fortbestehen.
Obwohl die verschiedenen sprachlichen Strategien – von neutralen Pronomen über Beidnennungen bis hin zu geschlechtsneutralen Umformulierungen – immer mehr Möglichkeiten bieten, eine inklusivere Kommunikation zu fördern, bleibt die praktische Umsetzung oft hinter den Erwartungen zurück. Die Akzeptanz und Verwendung solcher Formulierungen variiert stark zwischen den Generationen und sozialen Gruppen. Der Weg zu einer umfassenden Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache ist also nach wie vor mit Widerständen und emotionalen Diskussionen verbunden.
Gerade im Bereich der Übersetzung ist es ratsam, auf Fachleute zurückzugreifen, die nicht nur über sprachliches Know-how, sondern auch über ein tiefes Verständnis für kulturelle Befindlichkeiten verfügen. So kann besser eingeschätzt werden, welche sprachlichen Alternativen am besten geeignet sind, um eine möglichst geschlechtergerechte Kommunikation zu gewährleisten. Gerade im E-Commerce ist es sinnvoll, bereits bei der Texterstellung auf geschlechtergerechte Formulierungen zu achten. Eine vorausschauende und inklusive Schreibweise erleichtert nicht nur spätere Übersetzungen, sondern spart auch zusätzliche Kosten, die durch nachträgliche Anpassungen entstehen können.
Auch das Denken über die rein grammatikalische Neutralität hinaus ist in der Diskussion um geschlechtergerechte Sprache zentral. Eine wirklich inklusive Sprache erfordert die Anerkennung und den Respekt vor der Vielfalt menschlicher Identitäten und Erfahrungen. Gleichzeitig ist es wichtig, sprachlich verankerte Stereotype und Diskriminierungen wie Sexismus, Ableismus, Heteronormativität und Altersdiskriminierung abzubauen. Denn gerade im E-Commerce kann ein respektvoller und inklusiver Umgang mit der Kundschaft den entscheidenden Unterschied für den Erfolg eines Unternehmens ausmachen.
Quellen
- Använd inkluderande språk | Institutet för språk och folkminnen
- Das schwedische „Hen“ ist nicht mehr wegzudenken: Die Erfindung des geschlechtsneutralen Pronomens und sein Erfolg
- Gender neutral language in Swedish – Nonbinary Wiki
- Gendergerechte Sprache: Geschlechtsneutrales Personalpronomen “hen” wirkt sich auf Einstellungen aus. · Dlf Nova
- Gendern international / Gendern in anderen Ländern | Die Sprachprofis
- Gendern international: Wie machen das andere Sprachen?
- hen | SAOL | svenska.se
- Nordström, Jackie: „Gendering im Schwedischen“, in: Der Sprachdienst 1-2/20 (2020), S. 68-72.
- Sweden | 2023 | Gender Equality Index | European Institute for Gender Equality
Autor: Eurotext Redaktion
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