Die japanische Wirtschaft ist im ersten Halbjahr 2024 moderat gewachsen und wird sich nach Expertenmeinung weiter positiv entwickeln. Trotz der verhaltenen Binnennachfrage sind die Aussichten für die Exportwirtschaft positiv, insbesondere für die Halbleiter- und Automobilindustrie. Die Zukunft bringt eine „Society 5.0“, in der KI und Virtual Reality zunehmend in den analogen Alltag integriert werden, die Stammzellforschung neue Therapiemöglichkeiten eröffnet und Wasserstoff als klimaneutraler Energieträger fossile Energieträger ablöst.

Daten und Fakten zum Industrieland Japan: Anteil an der Wirtschaftsleistung, Stärke, Schlüsselindustrien, Außenhandel mit Deutschland

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Japans beträgt 4.200 Mrd. US-Dollar, das BIP pro Kopf liegt kaufkraftbereinigt bei rund 51.400 US-Dollar (vgl. Deutschland: 64.000 US-Dollar; Österreich: 66.800 US-Dollar). Gemessen am BIP ist Japan nach Deutschland und vor Indien die nominal viertgrößte Volkswirtschaft der Welt.

Die verarbeitende Industrie hat in Japan einen Anteil von knapp 27 Prozent am BIP und beschäftigt 23,6 Prozent der Erwerbstätigen. Rund 71 Prozent der Bruttowertschöpfung entfallen auf den Dienstleistungssektor.

Japan ist eine hochindustrialisierte, freie Marktwirtschaft mit einigen Elementen einer gelenkten Wirtschaft. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Staat und Industrie sowie traditionelle japanische Tugenden wie Arbeitsdisziplin, das Streben nach kontinuierlicher Verbesserung (Kaizen) und die Beherrschung von Spitzentechnologien, z. B. im Bereich der Automatisierung, in Verbindung mit einer weitsichtigen Förderung von Bildung und Ausbildung durch die Regierung, haben die Produktivität der japanischen Industrie stark gefördert und Japan zur viertgrößten Wirtschaftsmacht der Welt gemacht.

Japans Schlüsselindustrien sind die Robotik-, Automobil- und Elektronikindustrie. Vor allem in der Region um die Metropolen Tokio und Osaka sind zahlreiche namhafte Hersteller dieser Branchen ansässig, die weltweit agieren. Einige Beispiele: Toyota, Honda, Nissan, Mitsubishi, Subaru, Mazda und Suzuki (Automobil), Hitachi, Sony, Panasonic, Fujitsu und Canon (Elektronik und Technologie). Auch die Pharmaindustrie ist mit Unternehmen wie Takeda Pharmaceutical, Astellas Pharma und Ōtsuka Seiyaku stark vertreten.

Japan will bis 2050 CO2-neutral werden und bis 2030 die Treibhausgase um 46 Prozent gegenüber 2013 reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, investiert das Land massiv in erneuerbare Energien. Vor allem Solar- und Windenergie werden gefördert. Auch Kernkraftwerke leisten weiterhin einen wichtigen Beitrag zum Energiemix des Landes, selbst nach der Katastrophe von Fukushima im Jahr 2011. Dennoch bleibt Japan stark von fossilen Energieträgern aus dem Ausland abhängig.

Fossile Energieträger machen einen großen Teil der Waren im Wert von 785 Mrd. US-Dollar aus, die Japan im Jahr 2023 aus dem Ausland importierte. Im gleichen Jahr exportierte Japan Waren im Wert von 717 Mrd. US-Dollar. Die Handelsbilanz ist also negativ.

Im Gegensatz dazu ist die Handelsbilanz mit Deutschland positiv. Im Jahr 2023 wurden Waren im Wert von rund 20,2 Mrd. Euro von Deutschland nach Japan exportiert, der Wert der deutschen Importe aus Japan betrug im gleichen Zeitraum rund 25,6 Mrd. Euro. Gemessen am Exportwert liegt Japan damit auf Platz 19 der wichtigsten Handelspartner Deutschlands.

Aktuelle Wirtschaftslage: Wirtschaft wächst trotz Produktionsausfällen, Investitionen in Software und Forschung auf Rekordniveau, Abschied von Nullzinspolitik

Die japanische Wirtschaft ist im ersten Halbjahr 2024 trotz Produktionsausfällen vor allem in der Automobilindustrie moderat gewachsen und wird sich nach Expertenmeinung weiter positiv entwickeln. Insbesondere in den Bereichen Software und Forschung werden Rekorde bei Investitionen und Unternehmensgewinnen verzeichnet. Auch der private Konsum zeigt sich trotz Teuerung robust.

Im März 2024 verabschiedete sich die japanische Zentralbank von ihrer langjährigen Nullzinspolitik. Die Nullzinspolitik war seit 2012 Teil der nach dem ehemaligen Premierminister Shinzo Abe benannten „Abenomics“, die darauf abzielte, die japanische Wirtschaft durch Deregulierung, Konjunkturprogramme und – daraus resultierend – ein hohes Defizit aus der seit zwei Jahrzehnten andauernden Stagnation zu befreien. In diesem Jahr wurde der Zinssatz erneut angehoben, zunächst auf 0,1 Prozent, dann auf 0,25 Prozent. Bis 2025 soll auch der staatliche Einfluss auf die Wirtschaft in Form von geldpolitischen Lockerungen und Staatsanleihenkäufen schrittweise reduziert werden.

Trotz der verhaltenen Binnennachfrage sind die Aussichten für die Exportwirtschaft positiv, insbesondere für die Halbleiter- und Automobilindustrie. Entscheidend für eine Verbesserung im weiteren Verlauf des Jahres 2024 wird sein, ob sich die Weltkonjunktur stabilisiert und die Inflation nachlässt. Aufgrund der geopolitischen Spannungen wird die Unsicherheit bis dahin hoch bleiben. Für das Jahr 2025 sind zudem Investitionen in erneuerbare Energien, in die Digitalisierung und in die Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft geplant.

Entwicklungen: „Society 5.0“, Stammzellenforschung, Wasserstoff

Ein strukturelles Problem und eine große demografische Herausforderung ist die Überalterung der japanischen Bevölkerung aufgrund der hohen Lebenserwartung und der niedrigen Geburtenrate. Durch eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit, durch Automatisierung und durch Innovationen vor allem im Gesundheitswesen soll dem entgegengewirkt werden.

Die Digitalisierung zieht sich durch alle Bereiche des Lebens und wird von der japanischen Regierung vor allem im Mittelstand gefördert. Die Zukunft bringt eine „Society 5.0“, in der KI und Virtual Reality zunehmend in den analogen Alltag integriert werden und Roboter menschliche Arbeit ersetzen, um dem Rückgang der Erwerbsbevölkerung entgegenzuwirken, und medizinischer Fortschritt neue Therapiemöglichkeiten für eine alternde und krankheitsanfälligere Gesellschaft eröffnet, etwa durch Stammzellenforschung.

Japan ist nach wie vor stark von fossilen Energieträgern aus dem Ausland abhängig. Die Kernenergie hat einen Anteil von mehr als 10 Prozent am Energiemix. Doch die ambitionierten Klimaziele können damit nicht erreicht werden. Auf Wasserstoff, der als klimaneutraler Primärenergieträger für Industrie und Verkehr im Vergleich zu fossilen Energieträgern stark subventioniert wird, setzt Japan große Hoffnungen. Zudem interessieren sich in Japan wie in Europa immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten für nachhaltige Produkte.

Internationalisierung

Japan ist ein so gut wie einsprachiges Land. Die Amtssprache Japanisch wird von rund 127 Millionen Menschen weltweit gesprochen und ist die Muttersprache fast aller Japanerinnen und Japaner. Anders als beispielsweise Englisch, Französisch oder Spanisch wird Japanisch fast ausschließlich von Muttersprachlern gesprochen. Japanisch ist also keine Weltsprache.

Obwohl Englisch an japanischen Schulen unterrichtet wird, verfügen die meisten Japanerinnen und Japaner nur über mäßige Englischkenntnisse. Mit Englisch allein kommen ausländische Interessenten daher nicht weit. Der English Proficiency Index von Education First bewertet weltweit 116 Länder, deren Amtssprache nicht Englisch ist, nach ihrer Kompetenz im Umgang mit der englischen Sprache. Japan liegt im weltweiten Vergleich hinter China auf Platz 92 und die Englischkenntnisse der japanischen Bevölkerung sind laut Education First gering.

Bei einer Expansion nach Japan ist daher eine professionelle Übersetzung notwendig, um die vielen kulturellen Unterschiede sicher zu bewältigen und eine verhandlungssichere Kommunikation mit japanischen Partnern und Kunden zu ermöglichen. Bei Texten wie z. B. Werbetexten, die sich direkt an das Zielpublikum, den Kunden, richten und nicht nur Information, sondern auch Kaufanreiz sein sollen, empfiehlt sich eine freie, kreative Übersetzung durch spezialisierte Fachübersetzer.

Wirtschaftspartnerschaftsabkommen mit der EU

Am 1. Februar 2019 ist das Wirtschaftspartnerschaftsabkommen zwischen der Europäischen Union und Japan in Kraft getreten. Durch das Wirtschaftspartnerschaftsabkommen entfallen für europäische Unternehmen in Japan, dem sechstwichtigsten Handelspartner der EU, Zölle in Höhe von rund einer Milliarde Euro pro Jahr. Auch regulatorische und bürokratische Handelshemmnisse werden abgebaut. Darüber hinaus schafft das Abkommen gleiche Wettbewerbsbedingungen für Unternehmen aus der EU und Japan bei der Vergabe öffentlicher Aufträge in Japan.

Fazit

Die japanische Wirtschaft ist im ersten Halbjahr 2024 moderat gewachsen und wird sich nach Expertenmeinung weiter positiv entwickeln. Die Aussichten für die Exportwirtschaft sind trotz der verhaltenen Binnennachfrage positiv. Entscheidend wird sein, ob es zu einer Stabilisierung der Weltkonjunktur und zu einem Rückgang der Inflation kommt. Für deutsche Unternehmen bieten sich vor allem in den Bereichen digitale Technologien und erneuerbare Energien gute Geschäftsmöglichkeiten, denn Japan will bis 2050 CO2-neutral werden und investiert in Solar-, Wind- und Wasserstoffkraftwerke. Insbesondere die Wasserstoffinfrastruktur wird derzeit massiv ausgebaut und Wasserstoff als klimaneutraler Primärenergieträger für Industrie und Verkehr stark subventioniert. Dies ist auch vor dem Hintergrund interessant, dass mit dem Wirtschaftspartnerschaftsabkommen zwischen der EU und Japan im Jahr 2019 gleiche Wettbewerbsbedingungen für Unternehmen aus der EU und Japan bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen in Japan geschaffen wurden.



Quellen

Weiterführende Links

 


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