Der chinesische Gesundheitsmarkt lockt mit seiner Größe und Wachstumsrate, gilt jedoch auch als komplex und schwer durchdringbar. Welche Strategien entscheidend sind und wie gerade spezialisierte Unternehmen im Markt Fuß fassen können, erfahren Sie in unserem aktuellen Blog.

Bevölkerung

Mit einer Bevölkerung von über 1,4 Mrd. Menschen ist China nach Indien das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt und, gemessen an seiner Gesamtfläche, das drittgrößte Land auf dem Globus. Die Lebenserwartung steigt seit Jahren kontinuierlich an und liegt mittlerweile bei 77,6 Jahren (Deutschland: 82 Jahre). Auch die Kindersterblichkeit geht stetig zurück und betrug im Jahr 2022 etwa 6,6 pro 1.000 Lebendgeburten. Derzeit sind nur knapp 15,4 % der Bevölkerung über 65 Jahre alt. In Deutschland liegt dieser Anteil bei rund 22,3 %. Prognosen für das Jahr 2050 gehen jedoch davon aus, dass trotz der mittlerweile auf drei Kinder gelockerten Familienplanungspolitik über 30 % der chinesischen Bevölkerung über 65 Jahre alt sein werden.

Der zunehmende Wohlstand im Reich der Mitte bringt auch typische lebensstilbedingte Erkrankungen mit sich: Obschon nur 8,3 % der Bevölkerung als stark übergewichtig gelten, nimmt die Zahl der Zivilisationserkrankungen wie Adipositas, Bluthochdruck und Diabetes jedoch konstant zu. 2020 rauchten außerdem 20 % der Bevölkerung. Zu den Haupttodesursachen zählen Schlaganfälle, ischämische Herzerkrankungen, chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen sowie verschiedene Krebsarten, allen voran Tumoren in Luftröhre, Bronchien, Lunge und Magen.

Große Fortschritte wurden im Bereich der mentalen Gesundheit verzeichnet: Während psychiatrische Störungen in der Vergangenheit noch als Tabuthema galten, geht die chinesische Gesellschaft, insbesondere in den großen Metropolregionen, zunehmend offener damit um. Schätzungen der WHO zufolge leiden 54 Mio. Menschen in China an Depressionen und etwa 41 Mio. an Angststörungen. Eine aktuelle landesweite epidemiologische Studie hat ergeben, dass die Lebenszeitprävalenz psychischer Störungen im Erwachsenenalter in China bei 16,6 % liegt. Der Staat bemüht sich in diesem Bereich zunehmend, die Forschung und Entwicklung sowie die klinische Versorgung zu verbessern.

Gesundheitsmarkt

Das chinesische Gesundheitssystem ist ein Hybridmodell aus staatlicher Steuerung und marktwirtschaftlichen Elementen. Es basiert auf mehreren staatlichen Krankenversicherungsprogrammen für verschiedene Bevölkerungsgruppen, die insgesamt 95 % der Bevölkerung abdecken. Diese Programme garantieren die Grundversorgung. Da einige Leistungen von der Basisversicherung nicht abgedeckt werden oder mit hohen Zuzahlungen verbunden sind, werden immer häufiger private Zusatzversicherungen abgeschlossen.

Die zentrale Behörde für Gesundheit in China ist die Nationale Gesundheitskommission (National Health Commission, NHC). Sie formuliert die nationale Gesundheitspolitik, steuert relevante Reformen und überwacht das öffentliche Gesundheitswesen und die medizinische Versorgung. Die Leistungserbringer bestehen vorwiegend aus staatlichen Krankenhäusern, die etwa 90 % der medizinischen Versorgung sicherstellen. Private Kliniken spielen eine wachsende Rolle, in der Regel jedoch in urbanen Gebieten. 2022 betrug die Anzahl an Ärztinnen und Ärzten 3,15 pro 1.000 Einwohner (Deutschland: 4,55). Die Anzahl an Krankenhausbetten lag bei 6,9 pro 1.000 Einwohner (Deutschland 16,8).

Einen festen Platz in der chinesischen Gesundheitsversorgung hat auch die traditionelle chinesische Medizin (TCM), die unter anderem Akupunktur, Kräutermedizin und Massagen umfasst. Sie wird in vielen Gesundheitseinrichtungen parallel zur westlichen Medizin angeboten und staatlich gefördert. Für deren Weiterentwicklung und Regulierung ist eine eigens dafür eingerichtete Behörde zuständig, die State Administration of Traditional Chinese Medicine (SATCM).

Insgesamt gibt China vergleichsweise für die Gesundheit im Land aus. Im Jahr 2022 beliefen sich die Ausgaben auf etwa 7,1 % des BIP (Deutschland: 12,8 %). Für die nächsten Jahre gehen Analysten jedoch von weiteren Steigerungen aus: 2035 sollen die Ausgaben in China auf 9,1 % des BIP klettern.

Trends

Die Regierung arbeitet an umfassenden Reformen, um Zugang und Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern. Schwerpunkte liegen auf der Stärkung der Primärversorgung, einer besseren Finanzierung, der Förderung von Präventionsmaßnahmen und der Digitalisierung. Ziel ist es, die Versorgungsgerechtigkeit zu fördern und die Gesundheitsunterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen zu verringern.

Gerade in den Bereichen Medizintechnik, Arzneimittel und digitale Gesundheitslösungen bietet der chinesische Gesundheitsmarkt enorme Wachstumschancen. Die alternde Bevölkerung und die Zunahme chronischer Krankheiten kurbeln die Nachfrage nach innovativen Produkten und Dienstleistungen an. Deutsche Unternehmen profitieren von einem starken Vertrauen in ihre Produkte, insbesondere bei Arzneimitteln, wo die Bundesrepublik führender Importpartner ist. Schätzungen zufolge soll der chinesische Markt für Arzneimittel bis 2025 auf 368 Mrd. US-Dollar anwachsen, der Medizintechnikmarkt auf 210 Mrd.

So plant die Regierung, bis 2025 über 20 % der kommunalen Gesundheitszentren zu regionalen Krankenhäusern auszubauen, was die Nachfrage nach medizinischen Geräten für Diagnostik und Therapie antreibt. Gefragt sind innovative Nischenprodukte beispielsweise aus der Dentalmedizin sowie hochwertige Medizintechnik wie MRT-Geräte und Chirurgieroboter. Letztere werden allerdings zunehmend von nationalen Herstellern bereitgestellt und die Buy-Local-Strategie der Regierung erhöht die Herausforderungen für ausländische Unternehmen. Um im nationalen Wettbewerb bestehen zu können, sind starke Partnerschaften mit Vertretungen vor Ort und adaptierte Produktstrategien daher unerlässlich.

Ein rasantes Wachstum lässt sich auch bei den digitalen Gesundheitslösungen beobachten, speziell bei KI-Anwendungen. Die Vernetzung der Krankenhäuser erzeugt große Mengen an Datensätzen, die für Big-Data-gestützte Innovationen genutzt werden können. Telemedizinische Einrichtungen erreichen mittlerweile fast alle Regionen und die Erstberatung und Rezeptierung erfolgen auch nach der Pandemie zunehmend online. In diesem Zusammenhang profitiert auch der Markt für mentale Gesundheit erheblich: Mobile Apps und Online-Therapieplattformen bieten insbesondere in ländlichen Gebieten eine niedrigschwellige und diskrete Alternative. Ein weiter Pluspunkt für Anbieter im IT-Bereich: Die Anforderungen an die klinische Bewertung von medizinischer Software wurden kürzlich gelockert, was durch die vereinfachte Zulassung neue Chancen für den Marktzugang eröffnet.

Gesetzliche Rahmenbedingungen und Regularien

In China wird die Zulassung von Medikamenten, z. B. Insulinpräparate, Antidepressiva oder Schmerzmittel, von der National Medical Products Administration (NMPA) geregelt, die auf Basis internationaler Standards wie der guten klinischen Praxis (Good Clinical Practice, GCP) und guten Herstellungspraxis (Good Manufacturing Practice, GMP) arbeitet. Hierzu muss der Hersteller präklinische Daten aus Labor- und/oder Tierversuchen einreichen. Nach einer Genehmigung durch die NMPA folgen dann klinische Studien in drei Phasen, um Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität des Prüfpräparats nachzuweisen.

Nach Abschluss der Studien wird ein Zulassungsantrag eingereicht, der alle relevanten Daten und Produktionsinformationen umfasst. Die NMPA bewertet diese Daten und führt vor Ort Inspektionen durch. Für wichtige innovative Medikamente stehen beschleunigte Verfahren wie das „Priority Review and Approval“-System zur Verfügung. Nach erfolgreicher Prüfung erfolgt die Marktzulassung, oft begleitet durch Preisverhandlungen und eine mögliche Aufnahme in die nationale Arzneimittelliste.

Die Zulassung von Medizinprodukten, z. B. Gesundheits-Apps, medizinische Masken oder Zahnimplantate, wird in China ebenfalls von der NMPA überwacht. Die Produkte werden dabei je nach Risiko in drei Klassen eingeteilt: Klasse I (geringes Risiko) erfordert eine einfache Registrierung, während Klasse II und III (mittleres bis hohes Risiko) umfangreichere Prüfungen und klinische Daten verlangen. Hersteller müssen Sicherheits-, Wirksamkeits- und Qualitätsnachweise erbringen, wobei für Klasse-III-Produkte zusätzliche klinische Studien benötigt werden. Nach Einreichung der Dokumente prüft die NMPA dann die technischen Daten und Produktionsstandards. Zur Gewährleistung der Qualität und Sicherheit orientiert sich das Zulassungsverfahren an internationalen Richtlinien wie der ISO 13485.

Internationaler Gesundheitsmarkt

Deutsche Pharmaunternehmen, die ein Medikament in China vermarkten möchten, müssen über eine Zulassung der NMPA verfügen. Die Einhaltung internationaler Standards wie der GCP und GMP ist dafür unerlässlich. Außerdem benötigt das Unternehmen eine lokale Niederlassung oder einen registrierten Importeur. Neben dem Zulassungsprozess sind auch Übersetzungen der Dokumentation ins Chinesische sowie die Anpassung an regulatorische und kulturelle Besonderheiten des chinesischen Marktes notwendig. Ein strategischer Partner vor Ort kann den Marktzugang deutlich erleichtern.

Gleiches gilt auch bei Medizinprodukten. Hier muss der Hersteller Nachweise zur Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität gemäß internationalen Normen erbringen. Zudem sind umfangreiche technische Dokumentationen und oft eine Vor-Ort-Inspektion der Produktionsstätten erforderlich. Insbesondere im Bereich des Qualitätsmanagements wurden die Anforderungen an QM-Systeme und die Dokumentation in der jüngsten Vergangenheit deutlich erhöht.

Internationalisierung

Auf dem stark regulierten Gesundheitsmarkt stellen Übersetzungen und Lokalisierungen einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar. Die Übersetzung von technischer Dokumentation sowie von Zulassungsunterlagen und Marketingmaterialien erfordert präzise Fachterminologie und umfassende Kenntnis der behördlichen Anforderungen. Erfahrene Sprachdienstleister mit Expertise in Medizin und Technik können diesen hohen Qualitätsanforderungen gerecht werden und Unternehmen bei ihrer Marktstrategie unterstützen.

Gerade im Gesundheitswesen sind Übersetzungen auch entscheidend für die Ausbildung und Weiterbildung von dringend benötigtem Fachpersonal, um beispielsweise Schulungsmaterialien, klinische Leitlinien und Sicherheitsvorschriften korrekt und verständlich zu vermitteln. Die präzise sprachliche Übertragung fördert die richtige Anwendung von medizinischen Geräten und verbessert die Kommunikation, was die Qualität der Patientenversorgung insgesamt steigert.

Darüber hinaus fördern professionelle Lokalisierungen den interkulturellen Austausch von Wissen. Die Inhalte müssen oft nicht nur sprachlich korrekt, sondern auch kulturell angepasst sein, um chinesische Gepflogenheiten, Erwartungen und Kommunikationsstile zu berücksichtigen. So können unnötige Missverständnisse vermieden und das Vertrauen von Kunden, Partnern und Behörden gestärkt werden.

Als multiethnisches Land ist China von verschiedenen Sprachen geprägt. Generelle Amtssprache ist das auf einem Dialekt des Mandarin basierende Hochchinesisch, das weltweit von etwa 1,1 Mrd. Menschen gesprochen wird. Je nach Region sind in China weitere Amtssprachen offiziell anerkannt. Dazu zählen Kantonesisch und Portugiesisch in der Sonderverwaltungszone Macau sowie Kantonesisch und Englisch in Hongkong.

Hinzu kommen weitere Regionalsprachen, wie das Shanghaiische (Wu), Hakka (in mehreren südlichen Provinzen), Min (in Fujian und Taiwan) sowie Gan und Xiang (in Jiangxi und Hunan). Diese regionalen Sprachen sind häufig in der Alltagskommunikation, Medien und Kultur der jeweiligen Regionen präsent, während das Hochchinesische als Lingua franca und in offiziellen Kontexten verwendet wird. Wichtige Minderheitensprachen sind Tibetisch, Uigurisch, Mongolisch und Koreanisch.

Eine Besonderheit gibt es bei der chinesischen Schrift zu beachten: Diese ist nicht einheitlich. So werden in der Volksrepublik China und in Singapur offiziell die vereinfachten Schriftzeichen verwendet, während in Taiwan, Hongkong und Macau noch die sogenannten „traditionellen Zeichen“ benutzt werden.

Fazit

Angetrieben durch die wachsende Mittelschicht und die zunehmende Nachfrage nach hochwertiger Versorgung, bietet der chinesische Gesundheitsmarkt enorme Chancen. Hürden wie komplexe regulatorische Anforderungen, hohe Markteintrittsbarrieren und kulturelle Unterschiede erfordern jedoch strategische Anpassungen und lokale Partnerschaften, um einen langfristigen Erfolg zu sichern. Da sich die regulatorischen Rahmenbedingungen in China schnell ändern und auch nicht immer eindeutig sind, sollte die China-Strategie regelmäßig überprüft und abgestimmt werden.

Professionelle Lokalisierungen und Übersetzungen spielen für den Markterfolg in China eine entscheidende Rolle. Durch branchenspezifische Fachsprache und die Berücksichtigung kultureller Besonderheiten stärken Unternehmen ihre Marktposition, minimieren das Risiko von Haftungs- und Imageschäden und gewährleisten eine rechtssichere sowie effektive Kommunikation.



Quellen

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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