Vor allem größere Online-Händler stehen bei der Internationalisierung häufig vor der Frage: Wer soll den Shop übersetzen? Lässt man die Übersetzung komplett von einem externen Dienstleister übernehmen? Oder möchte man lieber eine interne Abteilung aufbauen, die sowohl die Übersetzung als auch den fremdsprachigen Support übernimmt? Für beide Varianten gibt es gute Argumente.

Interne Übersetzer

Eigene Übersetzer können schneller und einfacher mit anderen Angestellten kommunizieren und auf die Weise einen besseren Bezug zum angebotenen Sortiment und der anvisierten Zielgruppe entwickeln. Das verspricht hochwertige und zielgruppenorientierte Übersetzungen. Außerdem können interne Mitarbeiter auch für andere Zwecke als die reine Übersetzung eingesetzt werden: das selbständige Verfassen von Texten (Content-Marketing), die Freigabe von fremdsprachigen Werbematerialien, die Beantwortung von Support-Anfragen, evtl. sogar im Einkauf oder bei der Kommunikation mit Lieferanten und Partnern. All das kann nicht nur Kosten senken, sondern auch der besseren Kommunikation zwischen den verschiedenen Geschäftsbereichen dienen.

Externe Dienstleister

Ein großer Vorteil von externen Übersetzungs-Dienstleistern ist ihre größere Flexibilität. Das betrifft einmal die Arbeitsgeschwindigkeit. Da sie mit einer großen Anzahl von Übersetzern zusammenarbeiten, können sie die beteiligten Länderteams flexibel skalieren. Wenn zum Beispiel für den Start eines neuen Shops eine große Textmenge in kurzer Zeit übersetzt werden muss, können sehr viele Fachübersetzer eingesetzt werden. Wenn es zu einem späteren Zeitpunkt nur noch um Änderungen und Updates geht, genügen wenige Mitarbeiter. Diese Flexibilität ist bei internen Abteilungen nicht möglich.

Gleiches gilt für besondere Fachbereiche und andere Spezialisierungen, die für die Qualität der Übersetzungen entscheidend sind. Denn bei der Übersetzung eines Online-Shops oder einer Website sind viele Kompetenzen gefragt: Übersetzungen in verschiedene Fachgebiete, Softwarelokalisierung, Terminologie-Management, SEO, Lektorat, fachliche Überprüfung z.B. von juristisch relevanten Texten (Impressum, Datenschutzerklärung, Widerrufsbelehrung), Engineering etc.

Egal wie erfahren und sprachlich brillant ein Übersetzer ist, er kann nie all diese Bereiche abdecken. Gefragt ist also ein Team von Experten, das die verschiedenen Aufgaben unter sich aufteilt. Interne Übersetzerteams stoßen dabei allein aufgrund der Teamgröße an ihre Grenzen. Am Ende müssen einzelne Aufgaben trotzdem nach außen delegiert werden. Externe Dienstleister tun sich in dieser Hinsicht oft leichter, da sie auf mehr Ressourcen zurückgreifen und passende Länderteams zusammenstellen können. Und sollte einmal ein Problem auftauchen, kann ein Experte schnell und unkompliziert hinzugezogen werden.

Ein ganz entscheidender Vorteil sind auch die Kosten. Ein internes Team ist ein permanenter Kostenfaktor, unabhängig von der aktuellen Auslastung. Externe Dienstleister werden hingegen meist für einzelne Projekte beauftragt. Der Preis lässt sich schon im Vorfeld gut kalkulieren, nach Abschluss des Projekts fallen üblicherweise keine Kosten mehr an.

Das Beste aus beiden Welten?

Abhängig vom Übersetzungsprojekt kann aber auch eine Kombination aus beiden Lösungen einen guten Kompromiss darstellen. Hier zwei Beispiele:

Ein externer Dienstleister kann mit dem Projektmanagement beauftragt werden und die nötigen technischen Voraussetzungen schaffen. Dazu kann das Erstellen einer Terminologie-Datenbank gehören, das Anlegen von Übersetzungsspeichern (Translation Memorys), das Etablieren von Übersetzungsworkflows, Korrekturschleifen und Freigabeprozessen. Außerdem das Festlegen von Kommunikationswegen, transparenten Hierarchien und eindeutigen Aufgabengebieten für die beteiligten Mitarbeiter. Sobald die Vorbereitungen abgeschlossen sind, werden die internen Übersetzer in diese Übersetzungsumgebung eingebunden und beginnen mit der Arbeit. Wenn im Rahmen einer Initialübersetzung große Textmengen in kurzer Zeit übersetzt werden müssen, könnte der externe Dienstleister zusätzlich zum vorhandenen Übersetzerteam eigene Übersetzer beisteuern, um die Abwicklung damit zu beschleunigen. Zu einem späteren Zeitpunkt kann sich der Dienstleister dann Schritt für Schritt aus dem Projektmanagement zurückziehen. Das interne Team übernimmt die Kontrolle über alle Prozesse und zieht den Dienstleister nur bei Bedarf hinzu. Diese Variante empfiehlt sich vor allem dann, wenn noch kein Konzept vorhanden ist und der Auftraggeber das interne Team erst aufbauen möchte.

Der umgekehrte Fall ist dann sinnvoll, wenn beim Händler bereits ein erfahrenes Team vorhanden ist, das anstehenden Projekten aber personell nicht gewachsen ist: In dem Fall konzentriert sich das interne Team auf die Koordination und kümmert sich um die Technik, während die reine Übersetzungsarbeit von einem externen Dienstleister übernommen wird. Der ist dabei direkt an die vorhandene Übersetzungsumgebung angebunden und kann somit problemlos auf die technischen Ressourcen und Prozesse zugreifen. Auch Spezialaufgaben wie SEO-Optimierung oder Lektorat können so extern erledigt werden, während das eigene Team permanent den Überblick und die Kontrolle hat.

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

Wir erklären, wie Internationalisierung funktioniert, geben Tipps zu Übersetzungsprojekten und erläutern Technologien und Prozesse. Außerdem berichten wir über aktuelle E-Commerce-Entwicklungen und befassen uns mit Themen rund um Sprache.

 

Bitte beachten Sie: Auch wenn wir in unseren Beiträgen gelegentlich Rechtsthemen ansprechen, stellen diese keine Rechtsberatung dar und können eine solche auch nicht ersetzen. Wenn Sie konkrete Fragen haben, lassen Sie sich bitte von einem Anwalt beraten.