Atemberaubende Berglandschaft, klare Seen und malerische Dörfer prägen das Bild der Schweiz. Die Lebensqualität der Bevölkerung ist hoch, die Wirtschaft gilt als innovativ. Und nicht zuletzt wegen der hohen Gesundheitsausgaben zählt der Schweizer Markt zu den bedeutendsten der Welt. Aber es gibt auch Hindernisse. Mehr zum Thema verraten wir Ihnen in unserem aktuellen Blog.

Bevölkerung

Die Schweizerische Eidgenossenschaft ist ein föderaler Staat mit 26 teilsouveränen Kantonen. Im Norden grenzt die Schweiz an Deutschland, im Osten an Österreich und Liechtenstein, im Süden an Italien und im Westen an Frankreich, und mit knapp 9 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern gehört sie zu den dichter besiedelten Staaten Europas.

Die Lebenserwartung liegt aktuell bei 84,4 Jahren. Damit werden die Menschen gute 2,5 Jahre älter als in Deutschland, wo der Durchschnitt 82,0 Jahren beträgt. Im Jahr 2022 waren etwa 19 % der Bevölkerung älter als 65 Jahre, was ungefähr dem OECD-Durchschnitt von 18,0 % entspricht. Zu den häufigsten Gesundheitsproblemen zählen nichtübertragbare Krankheiten, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebserkrankungen, die unter anderem durch Faktoren wie Ernährung, Bewegungsmangel und Alter beeinflusst werden. Psychische Probleme beeinträchtigen etwa 18 % der Bevölkerung (Stand: 2022).

Generell zeichnet sich die Schweizer Gesellschaft durch ein hohes Bewusstsein für gesunden Lebensstil aus, was sich auch in niedrigen Raten von Rauchen und Alkoholmissbrauch widerspiegelt. Auch im internationalen Vergleich fühlen sich die Schweizerinnen und Schweizer recht wohl: In der Gruppe ab 15 Jahren bezeichneten 85 % ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut und 83 % fühlten sich glücklich.

Gesundheitsmarkt

Das Schweizer Gesundheitssystem ist föderalistisch organisiert, die Finanzierung erfolgt sowohl privat als auch aus öffentlicher Hand. Wer in der Schweiz arbeitet oder wohnt, ist versicherungspflichtig und muss eine Basis-Krankenversicherung abschließen. Im Rahmen dieser sogenannten obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) gibt es neben dem gesetzlichen Standardmodell auch alternative Versicherungsmodelle, mit denen sich durch eine höhere Franchise (Beteiligung an Medikamenten oder Arzt- und Krankenhausbesuchen) die zu zahlenden Beiträge reduzieren lassen. Bis zu einer Obergrenze müssen sich Versicherte mit 10 % bis 20 % an den Heilkosten beteiligen (Selbstbehalt). Um Zugang zu Leistungen zu erhalten, die von der Grundversicherung nicht abgedeckt werden, haben 80 % der Schweizerinnen und Schweizer eine Zusatzversicherung abgeschlossen.

Verantwortlich für das Gesundheitssystem sind der Bund, die Kantone und die Gemeinden. Der Bund, vertreten durch das Bundesamt für Gesundheit (BAG), setzt die gesetzlichen Rahmenbedingungen und überwacht die Krankenversicherungen. Die Kantone sind für die Krankenhausplanung und -finanzierung, für die Ausbildung von medizinischem Personal und für die Aufsicht über das Gesundheitswesen in ihrer Region zuständig. Das System ist sehr gut ausgebaut und bietet eine relativ hohe Versorgungsqualität, verursacht jedoch auch hohen Kosten. So gibt die Schweiz pro Jahr etwa 11,7 % ihres BIP für Gesundheit aus und belegt damit im OECD-Vergleich den zweiten Platz – hinter dem Spitzenreiter USA (mit 16,6 %) und knapp vor Deutschland (mit 12,7 % auf dem dritten Platz).

Neben großen Chemie- und Pharmafirmen beheimatet die Schweiz ein dichtes Netz von Unternehmen aus der Medizintechnik sowie der Bio- und Nanotechnologie. Branchenkennern zufolge sind hier etwa 1.400 Medizintechnik-Unternehmen ansässig – die höchste Konzentration von MedTech-Unternehmen in Europa. Etwa 10 % des erwirtschafteten Umsatzes werden in Forschung und Entwicklung investiert. Das zahlt sich aus: Kaum ein Land meldet in diesem Bereich mehr Patente an. Nur Deutschland kann noch höhere Zahlen vorweisen.

Trends

Das Schweizer Gesundheitssystem ist stark auf die stationäre Akutversorgung ausgelegt. Branchenexperten gehen jedoch davon aus, dass die schnell alternde Bevölkerung und die steigende Anzahl chronisch Erkrankter eine grundlegende Restrukturierung anstoßen wird. Es laufen bereits wichtige Modernisierungsprojekten, um veraltete Infrastruktur und Ausrüstung auf den neuesten Stand zu bringen (z. B. in Krankenhäusern). Insbesondere deutsche Hightech-Anbieter können hier punkten: Hohe Nachfrage besteht beispielsweise nach Geräten zur diagnostischen Bildgebung sowie zahnmedizinischen Produkte aus der Bundesrepublik. 2022 importierte die Schweiz Medizinprodukte im Wert von etwa 4,7 Mrd. US-Dollar.

Die Betreuungsdichte (Anzahl von Ärztinnen und Ärzten sowie von Krankenhausbetten) ist in der Schweiz insgesamt hoch, jedoch regional sehr unterschiedlich verteilt: So gibt es beispielsweise 9-mal mehr Grundversorger in Basel als im ländlichen Kanton Appenzell Innerrhoden. Dadurch entsteht eine große Varianz in der Versorgungsqualität. Teilweise kommt es zu unnötigen Überbehandlungen, während in manchen Regionen lange Anfahrtswege notwendig sind, was speziell für ältere, immobile Menschen zu Unterversorgung führt. Gerade in diesem Zusammenhang kann es einen großen Mehrwert bieten, die digital gestützte und telemedizinische Versorgung auszubauen und die Ambulantisierung zu stärken.

Deutliche Defizite bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen wurden nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie offenbart. Seit 2022 nutzt die Schweiz nun auch ein elektronisches Patientendossier (EPD). Aber E-Health-Angebote wie Digital Therapeutics, kurz DtX, Remote-Diagnostik und Monitoring-Lösungen stecken weitestgehend noch in den Kinderschuhen. Angesichts der demografischen Herausforderungen wird die Nutzung von künstlicher Intelligenz und Big Data im Gesundheitsmarkt zunehmend Bedeutung gewinnen, um personalisierte Arzneimittel und Therapien zu entwickeln. Das bietet klare Chancen für Anbieter von digitalen Gesundheitslösungen und Health-Apps. Sie finden hier einen noch nicht besetzten Markt vor, der hohe Margen verspricht.

Potenzial zeigt sich auch bei den Versicherungszahlen. Viele Schweizerinnen und Schweizer wählen Tarife mit hohem Eigenanteil, was ein starkes Interesse signalisiert, selbst Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Gesundheitsfördernde Nahrungsergänzungsmittel, Fitness-Produkte und Wellness-Angebote stehen hoch im Kurs. Auch die private Kliniklandschaft kann einen lukrativen Absatzmarkt darstellen: Sie macht etwa ein Fünftel des gesamten Gesundheitsmarktes aus und bietet den Vorteil, dass hier keine Kaufbeschränkungen bestehen. So sind etwa 60 % aller MRT-Geräte im privaten Sektor zu finden.

Gesetzliche Rahmenbedingungen und Regularien

Die Zulassung von Medikamenten (wie Antibiotika, Statine oder auch Blutdrucksenker) ist in der Schweiz in mehrere Schritte unterteilt. Zunächst reicht der Hersteller einen Antrag bei Swissmedic, der Schweizerischen Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Heilmittel, ein. Dieser Antrag muss umfassende Daten zur Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität des Medikaments enthalten. Swissmedic prüft die eingereichten Daten gründlich, führt unabhängige Bewertungen durch und kann zusätzliche Studien anfordern. Bei Arzneimitteln gegen besonders schwere Krankheiten oder ohne wirksame Alternativen auf dem Markt kann auch ein Schnellverfahren („Fast Track“) beantragt werden.

Nach erfolgreicher Prüfung wird das Medikament genehmigt und erhält eine Marktzulassung. Diese Zulassung wird regelmäßig überprüft, um sicherzustellen, dass das Medikament weiterhin den hohen Sicherheits- und Qualitätsstandards entspricht. Die Zulassung allein bedeutet jedoch nicht automatisch, dass das Medikament von der Grundversicherung übernommen wird. Diese Entscheidung wird vom BAG nach Beurteilung der Wirksamkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit getroffen.

Für die Regulierung und Aufsicht von Medizinprodukten (wie Wundauflagen, OP-Instrumenten oder Gesundheits-Apps) ist die Behörde Swissmedic zuständig. Die schweizerische Medizinprodukteverordnung (MepV), die stark an die Medizinprodukteverordnung der EU (Medical Device Regulation, MDR) angelehnt ist, legt die entsprechenden Vorgaben für Unternehmen fest. Im Gegensatz zu Arzneimitteln durchlaufen Medizinprodukte keine behördliche Zulassung. Sie werden jedoch in Risikoklassen eingeteilt und müssen ein Konformitätsverfahren absolvieren, das der CE-Konformitätsbewertung sehr ähnelt. Außerdem müssen sich Hersteller, Bevollmächtigte und Importeure mit Sitz in der Schweiz bei der Swissmedic einmalig registrieren.

Internationaler Gesundheitsmarkt

Deutsche Unternehmen, die Medizinprodukte in der Schweiz verkaufen möchten, müssen bestimmte Vorgaben erfüllen. Produkte mit einer CE-Kennzeichnung dürfen auch in der Schweiz auf den Markt gebracht werden. Diese wurde von der Schweiz einseitig anerkannt. Leider sind die Verhandlungen zwischen EU und Schweiz über die gegenseitige Anerkennung der Konformitätsbewertungen (Mutual Recognition Agreement, MRA) vorerst gescheitert, was die Hürden bei der Einfuhr dennoch erhöht. Die Folge: Für Importe aus der EU wird u. a. ein dort ansässiger Importeur oder Schweizer Bevollmächtigter benötigt. Dieser Vertreter fungiert als Kontaktstelle für Behörden und muss das Produkt bei Swissmedic registrieren. Auch entsprechende Meldungen, z. B. zu schwerwiegenden Vorkommnissen oder Sicherheitsmaßnahmen im Feld, müssen (zusätzlich) an die Swissmedic erfolgen.

Umgekehrt haben Schweizer Firmen, die ihre Produkte in der EU-vertreiben möchten, nun höhere Auflagen, da die Schweiz als Drittland eingestuft wird. Sie müssen die EU-Regularien für Medizinprodukte erfüllen und einen EU-Bevollmächtigten ernennen und ein CE-Konformitätsverfahren durchlaufen. Trotz der großen Ähnlichkeiten zwischen beiden Verfahren führt dies aktuell zu erhöhtem Verwaltungsaufwand und Verzögerungen.

Internationalisierung

Nicht nur beim Markteintritt, auch bei den langfristigen Handelsbeziehungen spielt die Internationalisierung eine zentrale Rolle. Obwohl sich beispielsweise Deutsch und Schweizerdeutsch ähneln, gibt es doch teilweise deutliche Unterschiede in der Kultur und den regionalen Gepflogenheiten. Das gilt gerade für die Schweiz als Willensnation: Sie basiert nicht auf einer gemeinsamen Sprache, ethnischen Herkunft oder Religion, sondern auf interkulturellen Werten. Neben der direkten Demokratie wird großer Wert auf lokale und regionale Autonomie, politische Kompromissbereitschaft und Neutralität gelegt. Hier kann die nuancierte Lokalisierung und Übersetzung in der Kommunikation entscheidende Dienste leisten.

Da es auch die Schweiz unter einem Mangel an Fachkräften im Gesundheitswesen leidet, können Übersetzungen von Schulungs- und Weiterbildungsmaterialien dabei helfen, diese Personallücke zu schließen und die Versorgungsqualität insgesamt zu verbessern. Erfahrene Fachübersetzerinnen und Fachübersetzer kennen die relevante Spezialterminologie und passen ihre Übersetzung treffsicher an die jeweilige Textsorte, den Kommunikationskanal und das Zielpublikum an. Auch die aktuell gestiegenen regulatorischen Hürden lassen sich mit den richtigen Sprachexperten leichter überwinden.

Sprachlich relevant sind in der Schweiz die drei offiziellen Amtssprachen: Deutsch (in der Deutschschweiz), Französisch (in der Romandie) und Italienisch (in der italienischen Schweiz). In Teilen des Kantons Graubünden wird außerdem Rätoromanisch (auch „Bündnerromanisch“) gesprochen, wo es auch als Landessprache anerkannt ist. Das klare Bekenntnis zur Neutralität zeigt sich auch im Landeskennzeichnen: Um keine Sprache zu bevorzugen, lautet es „CH“ (für „Confoederatio Helvetica“).

Neben dem Jenischen, der Sprache der Fahrenden in der Schweiz, sprechen zuwanderungsbedingt mittlerweile 9 % der Bevölkerung eine andere Sprache als die Landessprachen. Am weitesten verbreitet ist das Serbisch-Bosnisch-Kroatische mit 1,5 %.

Fazit

Der Schweizer Gesundheitsmarkt bietet attraktive Chancen, insbesondere für Anbieter von digitalen Gesundheitslösungen und Health-Apps. Dank einem gut ausgebauten Gesundheitssystem und einer kaufkräftigen, technikaffinen Bevölkerung, die über ein hohes Maß an Eigenverantwortung für die eigene Gesundheit verfügt, eröffnet sich hier enormes Potenzial. Zu den wichtigsten langfristigen Treibern für das Marktwachstum zählt die zunehmende Häufigkeit von chronischen Krankheiten sowie die schnell alternde Bevölkerung.

Hindernisse ergeben sich durch regulatorische Hemmnisse, das komplexe, dezentralisierte System der Gesundheitsorganisation und die stark ausgeprägten kantonalen Unterschiede. Unternehmen sind hier gut beraten, mit erfahrenen Branchenexperten und kompetenten Sprachdienstleistern zusammenzuarbeiten.

Um in diesem sensiblen Markt erfolgreich zu sein, sind professionelle Fachübersetzungen unverzichtbar. Durch präzise Fachterminologie und die Berücksichtigung kultureller Eigenheiten können Unternehmen nicht nur ihren hohen Qualitätsstandard unterstreichen und als Wettbewerbsvorteil nutzen. Sie stärken damit ihre Position, vermeiden Haftungs- und Imageschäden und fördern eine rechtlich sichere sowie effektive Kommunikation.



Quellen


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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