Was ist eine “richtige”, also eine “korrekte” Übersetzung? Und wann muss man eine Übersetzung als “falsch” bezeichnen? Üblicherweise sagt man, dass eine korrekte Übersetzung den Sinn des Ausgangstextes erfassen und verständlich in die Zielsprache übertragen soll. Das klingt einfach, kann aber ganz schon schwierig sein. Zumal neben den eindeutigen und nachprüfbaren Kriterien immer auch der persönliche Geschmack eine Rolle spielt.

Sachlich korrekt

Natürlich muss eine Übersetzung sachlich bzw. fachlich korrekt sein. Das heißt, der beschriebene Sachverhalt muss richtig widergegeben werden. Wenn im Ausgangstext von fünf Personen die Rede ist, dürfen daraus in der Übersetzung nicht sechs Personen werden. Hier spielt auch der Kontext eine wichtige Rolle: Einzelne Worte oder Sätze lassen dem Übersetzer einen gewissen Spielraum, weil sie häufig nicht eindeutig sind. Erst aus dem Gesamtkontext wird deutlich, was genau gemeint ist.

Formal korrekt

Zur formalen Korrektheit gehört natürlich in erster Linie, dass der Zieltext keine Rechtschreib- oder Grammatikfehler enthält. Auch die korrekte Schreibweise von Eigennamen zählt dazu, was bei der Verwendung unterschiedlicher Alphabete oder Schriftzeichen mitunter nicht ganz einfach ist. Bei Briefen oder anderen Dokumenten, deren Form bestimmten Vorgaben unterliegt, muss darauf geachtet werden, dass die Formatierung den Regeln des Ziellandes angepasst wird. Das kann zum Beispiel die Schreibung von Datumsangaben oder Adressen betreffen. Das ist aber noch nicht alles. Zur formalen Korrektheit gehört auch, dass alphabetisch sortierte Listen nach der Übersetzung wieder neu sortiert werden, dass Seitenzahlen überprüft und Inhaltsverzeichnisse ggf. korrigiert werden.

Maße, Einheiten und Titel

Datumsangaben wurden gerade schon genannt, aber es gibt noch viele anderen Daten, die bei der Übersetzung berücksichtigt werden müssen. Teilweise genügt es dabei nicht, nur die Schreibweise zu ändern. Manche Daten müssen für den Zielmarkt umgerechnet werden. Das betrifft zum Beispiel Längen-, Gewichts- und Raummaße, die vom metrischen System ins angloamerikanische übertragen werden. Oder Uhrzeiten, die mal im 12- und mal im 24-Stunden-System angegeben werden. Unter Umständen muss sogar die Zeitzone berücksichtigt werden. Andere Beispiele für unterschiedliche Einheitensysteme sind Leistungsangaben bei Motoren (DIN- vs. SAE-PS) oder Konfektionsgrößen. Hier ist es wichtig zu wissen, welche Einheiten im  Zielland verwendet werden.

Im weitesten Sinn fallen auch Währungen und Steuern unter diesen Punkt. Je nachdem, was für ein Text übersetzt werden soll, müssen evtl. Währungen umgerechnet und andere Steuersätze berücksichtigt werden. Im Bereich des E-Commerce können auch Zollabgaben und Versandkosten dazukommen. In Shops kann vieles davon automatisiert vom Shopsystem umgerechnet werden, bei Printprodukten muss diese Aufgabe der Übersetzer übernehmen.

Und auch akademische Titel und Berufsbezeichnungen benötigen mitunter eine Anpassung. Denn auch wenn viele Bezeichnungen heute englisch und damit auf den ersten Blick international verständlich sind (Bachelor, Master, CEO), gibt es von Land zu Land doch Unterschiede in der Bedeutung.

Terminologien

Bei der Übersetzung von Handbüchern und Anleitungen spielt Fachterminologie eine wichtige Rolle. Werkzeuge, technische Bauteile und Fachbegriffe lassen sich meist unterschiedlich übersetzen. Damit es beim Endanwender nicht zu Missverständnissen kommt, ist es enorm wichtig, Begriffe einheitlich zu verwenden und nicht zwischen unterschiedlichen Übersetzungsmöglichkeiten zu wechseln. Dazu muss im Vorfeld zusammen mit dem Kunden konsolidiert werden, welche Begriffe verwendet werden sollen. Gleiches gilt bei E-Commerce-Übersetzungen für Keywords und deren SEO.

Das gilt übrigens auch für den Bereich Marketing, nur dass es da nicht um Fachbegriffe sondern um Marken- und Produktnamen geht. Deshalb sollte vor Projektbeginn ebenso festgelegt werden, wie Produktnamen und -attribute (z.B. Sonder-Editionen oder Farben) übersetzt werden sollen. Sonst weiß der Übersetzer nicht, wie er damit umgehen soll. Übersetzen? Nicht übersetzen? Teilweise übersetzen? Die Folge wäre ein ausgesprochen unprofessionelles Durcheinander verschiedenster Begriffe.

Bei der korrekten Verwendung von Begriffen sowohl in der Übersetzung wie auch im normalen, “einsprachigen” Arbeitsalltag kann ein Terminologietool eine große Hilfe sein. Eurotext bietet mit dem TermViewer genau so ein Tool an: Der TermViewer greift auf die unternehmenseigene Term-Datenbank zu, zeigt passende Begriffe und macht Vorschläge, wenn man sich mal unsicher ist. So findet man immer die richtigen Worte.

Stil

Für viele Kunden sicherlich das wichtigste Kriterium: der Sprachstil. Soll sachlich und neutral formuliert werden? Oder eher werblich und kreativ? Gehobener Stil, normaler Stil, Umgangsprache, Jugendsprache oder sogar Dialekt? Wie sieht es mit der Kundenansprache aus? Soll der Kunde mit einem höflichen “Sie” oder besser mit einem informellen “Du” angesprochen werden? Soll sich der Übersetzer strikt am Ausgangstext orientieren oder darf er den Text bei Bedarf komplett umformulieren?

Da das letztlich Fragen der Zielgruppe und des persönlichen Geschmacks sind, ist es wichtig, die Wünsche und Ziele vorher möglichst genau zu definieren. Außerdem ist es möglich, unterschiedliche Stilproben anzufertigen, und den Kunden entscheiden zu lassen, welcher Stil ihm am meisten zusagt.

Regionale und soziale Gegebenheiten

Um eine wirklich richtig gute Übersetzung anzufertigen, genügt es nicht, die Zielsprache perfekt zu beherrschen. Man muss auch die Gegebenheiten im Zielland kennen: Gebräuche, soziale Strukturen, kulturelle Besonderheiten. Das beinhaltet zum Beispiel korrekte Anredeformen, Höflichkeitsfloskeln und Redewendungen. Fettnäpfchen oder soziale Tabus müssen geschickt umgangen und Wortspiele so übertragen werden, dass sie nichts von ihrem Witz verlieren – eine mitunter sehr schwierige Aufgabe. Teilweise kann es auch erforderlich sein, Texte komplett umzuarbeiten oder auf andere Zielgruppen anzupassen, zum Beispiel wenn im Zielmarkt andere Geschlechterbilder oder Arbeitsteilungen üblich sind. Auch religiöse Traditionen oder regionale Feiertage erfordern Fingerspitzengefühl.

Fazit

Wie man sieht, ist eine korrekte Übersetzung eine Wissenschaft für sich. Manches ist einfach zu beurteilen, anderes sehr komplex. Ob eine Übersetzung richtig oder falsch ist, lässt sich häufig nicht einfach mit einem Blicks ins Wörterbuch klären. Und ob eine richtige Übersetzung am Ende gefällt, ist immer auch eine Frage des eigenen Geschmacks.




autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

Wir erklären, wie Internationalisierung funktioniert, geben Tipps zu Übersetzungsprojekten und erläutern Technologien und Prozesse. Außerdem berichten wir über aktuelle E-Commerce-Entwicklungen und befassen uns mit Themen rund um Sprache.

 

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