Für ausländische Investoren ist Vietnam vor allem im Rahmen von „China+1“-Diversifizierungsstrategien ein mögliches Expansionsziel. Doch im Land dürften sich in nächster Zeit weitere interessante Geschäftschancen in Branchen mit hoher Wertschöpfung ergeben. Aktuelle Informationen über die Industrie in Vietnam finden Sie hier.
Daten und Fakten zum Industrieland Vietnam
Anteil an der Wirtschaftsleistung
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Vietnams beträgt rund 460 Mrd. US-Dollar, das BIP pro Kopf liegt kaufkraftbereinigt bei knapp 15.000 US-Dollar (vgl. Deutschland: 69.500 US-Dollar; Österreich: 72.000 US-Dollar). Gemessen am BIP ist die Volkswirtschaft Vietnams zahlenmäßig mit der von Norwegen und Dänemark vergleichbar. Die Industrie hat einen Anteil von 37,6 Prozent am BIP und beschäftigt 31,2 Prozent der Erwerbstätigen. 42,4 Prozent der Bruttowertschöpfung entfallen auf den Dienstleistungssektor.
Fokusbereiche und Stärken
Als Produktionsstandort gewinnt Vietnam bei ausländischen Unternehmen vor allem im Rahmen von „China+1“-Diversifizierungsstrategien an Bedeutung. Das Land punktet mit geringen Löhnen, guten Investitionsbedingungen und zahlreichen Freihandelsabkommen. Profiteure sind vor allem japanische, südkoreanische und taiwanische Konzerne, die mit eigenen Fabriken in Vietnam vertreten sind. Seit etwa zwei Jahren folgen ihnen zunehmend auch chinesische Investoren, mit dem Ziel, mögliche Sanktionen im Handelsstreit mit den USA zu umgehen und dort ansässige Industriekunden zu bedienen.
Inzwischen zählt Vietnam zu den weltweit wichtigsten Produktionsstandorten für Elektronik, Kleidung, Schuhe und Möbel. Rund 90 Prozent der Wirtschaftsleistung entfallen auf den Export. Die Wirtschaft wird weiterhin von vor Ort produzierenden, ausländischen Exportgrößen dominiert. Dadurch ist das Land anfällig für globale Wirtschafts- und Handelskrisen. Aufgrund seines hohen Handelsüberschusses mit den USA könnte Vietnam zudem Ziel von Strafzöllen werden.
In Vietnam gibt es drei große Wirtschaftszentren. Der Süden um Ho-Chi-Minh-Stadt gilt als der wichtigste Wirtschaftsstandort. Hier sind die Lohnkosten jedoch im Landesvergleich höher, es mangelt an Platz und die Anbindung an die Häfen ist schwierig. Dennoch ist der Standort bei deutschen Unternehmen weiterhin beliebt. Der Norden um Hanoi und Haiphong hat in den vergangenen Jahren vor allem für die Elektronik- und Kfz-Industrie an Attraktivität gewonnen. Der Tiefseehafen in Haiphong und die guten Straßenverbindungen nach China ermöglichen eine Anbindung an die globalen Märkte.
Deutsche Unternehmen waren bei der Expansion nach Vietnam bisher eher zurückhaltend. Doch hier zeichnet sich ein Wandel ab, denn Vietnam gewinnt als Absatz- und Beschaffungsmarkt für deutsche Unternehmen zunehmend an Attraktivität. In den vergangenen zehn Jahren hat die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Vietnam stark zugenommen. Im Jahr 2023 beliefen sich die deutschen Exporte nach Vietnam auf 3,5 Milliarden Euro, die Importe aus Vietnam lagen bei 13,6 Milliarden Euro. Durch das im Jahr 2020 geschlossene Abkommen mit der EU haben beispielsweise deutsche Konsumgüteranbieter einen besseren Marktzugang.
Handelspartner
Vietnam importiert vor allem elektronische Geräte, Chemieprodukte, Lebensmittel, Maschinen und Textilien. Exportiert werden vor allem Elektroartikel, Kleidung, Schuhe und Agrarprodukte. China, Südkorea und Japan sind die wichtigsten Importländer. Zu den wichtigsten Zielländern vietnamesischer Exporte zählen die USA, China, Japan und Südkorea.
Für Vietnam ist Deutschland der wichtigste Handelspartner in der EU. Deutschland exportiert vor allem Maschinen, Chemikalien und Fahrzeuge nach Vietnam. Importiert werden vor allem Elektronikprodukte, Textilien und landwirtschaftliche Erzeugnisse.
Deutsche Unternehmen sind in Vietnam vor allem im Maschinenbau, in der Automobilindustrie sowie in der Chemie- und Elektroindustrie aktiv. Für sie ist Vietnam sowohl als Produktionsstandort als auch als Absatzmarkt strategisch wichtig. Günstige Produktionskosten und die Lage des Landes in Südostasien bieten deutschen KMU zahlreiche Chancen für eine Expansion oder Diversifizierung ihrer Lieferketten in dieser Region.
Aktuelle Wirtschaftslage
Im Jahr 2024 hat die vietnamesische Wirtschaft ein Wachstum von 7,1 Prozent verzeichnet. Dabei ist die Industrieproduktion um 10,2 Prozent gestiegen. Einen großen Beitrag zu dieser positiven Entwicklung haben ausländische Direktinvestitionen sowie der expandierende Dienstleistungssektor geleistet, unter anderem im Handel und in der Logistik. Für den Bau- und Infrastruktursektor bleiben die Entwicklungsaussichten aufgrund restriktiverer Kreditvergabe und Risikoaversion der Banken jedoch unsicher.
Die Wirtschaftsstruktur Vietnams ist sehr unterschiedlich. Die treibende Kraft sind nach wie vor ostasiatische High-Tech- und Industrie-Großkonzerne, die hauptsächlich für den Export produzieren. Trotz der global schwachen Konjunktur ist Samsung mit einem Anteil von 16 Prozent der Exporte im Jahr 2023 immer noch der größte Exporteur. Bei der Digitalisierung können einige größere vietnamesische Konzerne wie die Vingroup oder das IT-Unternehmen FPT international mithalten.
Entwicklungen: Wertschöpfung, Energiepolitik
Im Rahmen des Freihandelsabkommens zwischen der EU und Vietnam (EVFTA) können die meisten Produkte aus der EU zollfrei nach Vietnam eingeführt werden. Zudem ist ein schrittweiser Abbau der Handelshemmnisse für Pharmazeutika, Lebensmittel, Kraftfahrzeuge und Dienstleistungen vorgesehen. Die vietnamesische Regierung möchte vor allem Investoren aus Branchen mit hoher Wertschöpfung nach Vietnam locken. Gleichzeitig sollen Zulieferketten besser etabliert werden, um Vietnams Abhängigkeit von chinesischen Rohstoffen und Vorprodukten zu reduzieren.
Vietnam will bis 2050 vom Energieträger Kohle abkehren und zunehmend auf erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie setzen. Als Übergangslösung soll laut dem Power Development Plan VIII die Nutzung von LNG dienen. In die Energie sollen bis 2030 rund 135 Milliarden US-Dollar investiert werden, davon drei Viertel in Energiegewinnung und ein Viertel in Netzausbau. Damit eröffnen sich im Land auch Geschäftschancen für ausländische Investoren.
Internationalisierung
Die Amtssprache in Vietnam ist Vietnamesisch. Etwa 84 Millionen Menschen sprechen diese Sprache als Muttersprache, davon rund 80 Millionen in Vietnam und schätzungsweise bis zu vier Millionen Menschen vietnamesischer Herkunft im Ausland.
Bei einer Expansion nach Vietnam ist eine professionelle Übersetzung notwendig, um kulturelle Unterschiede sicher zu meistern und auch nicht-sprachliche Aspekte zu berücksichtigen, die für eine verhandlungssichere Kommunikation mit Partnern und Kunden ebenfalls wichtig sind, wie z. B. die andere Währung und Maßeinheiten. Bei Texten wie Werbetexten, die sich direkt an das Zielpublikum, den Kunden, richten und nicht nur Information, sondern auch Kaufanreiz sein sollen, empfiehlt sich eine freie, kreative Übersetzung durch spezialisierte Fachübersetzer. Ob eine KI-Übersetzung eine realistische Alternative sein kann, hängt vom Einzelfall ab: Textsorte, Textmenge, Qualitätsniveau, Zielgruppe etc.
Import- und Zollbestimmungen
Für Vietnam sind Importzölle und Importkontrollen zu beachten. Zudem ist eine Lizenzierung von Importeuren und Exporteuren notwendig. Bis zur Angleichung der vietnamesischen Standards an internationale und regionale Normen wie EN-Normen ist außerdem die Einhaltung lokaler Standards erforderlich.
Beim Import von Waren nach Vietnam werden grundsätzlich Importzölle und Mehrwertsteuer erhoben. Der zollpflichtige Wert ergibt sich in der Regel aus dem Transaktionswert, es gibt jedoch zahlreiche Ausnahmefälle aufgrund der vielen Freihandelsabkommen, die Vietnam neben der EU auch mit China, Hongkong, Japan, Südkorea, Indien, Australien und Neuseeland abgeschlossen hat. Genauere Auskünfte erteilt das Ministry of Industry and Trade (MOIT).
Fazit
Als Wirtschafts- und Produktionsstandort dürfte Vietnam in nächster Zeit weiter an Bedeutung gewinnen – auch für deutsche Unternehmen. Bislang sind vor allem ostasiatische Großkonzerne im Land vertreten, die für den weltweiten Export produzieren. Doch immer mehr Unternehmen betrachten eine Expansion nach Vietnam als Möglichkeit zur Diversifizierung, um weniger von China abhängig zu sein. Für deutsche Unternehmen aus den Bereichen Hi-Tech und Energie dürften sich in Vietnam gute Geschäftschancen eröffnen. Die Regierung will neue Investoren ins Land holen und plant eine langfristige Energiewende von der Kohle- zur Wind- und Solarenergie. Von Vorteil ist auch die Zollfreiheit für EU-Waren im Rahmen des EVFTA.
Quellen
- Außenwirtschaftsportal: Vietnam [zuletzt aufgerufen am 17.09.2025]
- Germany Trade & Invest: Vietnam zieht verstärkt ausländische Investitionen an [zuletzt aufgerufen am 17.09.2025]
- Statista: Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in Vietnam bis 2030 [zuletzt aufgerufen am 17.09.2025]
- Statista: Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Vietnam bis 2030 [zuletzt aufgerufen am 17.09.2025]
- Statista: Erwerbstätige nach Wirtschaftssektoren in Vietnam bis 2023 [zuletzt aufgerufen am 17.09.2025]
- Wirtschaftskammer Österreich: Länderprofil Vietnam [zuletzt aufgerufen am 17.09.2025]
- Wirtschaftskammer Österreich: Vietnam: Export und Import [zuletzt aufgerufen am 17.09.2025]
- Wirtschaftskammer Österreich: Wirtschaftsbericht Vietnam [zuletzt aufgerufen am 17.09.2025]
Weiterführende Links
Autor: Eurotext Redaktion
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