Der kanadische Gesundheitsmarkt steht heute in unserem Mittelpunkt. In einem Land wie Kanada, das von kultureller Vielfalt geprägt ist, kann die Kommunikation im Gesundheitswesen eine Herausforderung darstellen. Hier kommen professionelle Fachübersetzungen ins Spiel: Sie sorgen dafür, dass Patientinnen und Patienten unabhängig von ihrer Herkunft wichtige Informationen verstehen und Missverständnisse vermieden werden. Doch der Mehrwert von Übersetzern reicht weit darüber hinaus. Mehr dazu erfahren Sie in unserem aktuellen Blog.
Bevölkerung
Mit einer Lebenserwartung von 83,3 Jahren zählt Kanada konstant zu den Top 10 weltweit und liegt damit vor Deutschland (82,2 Jahre). Dabei verbringen die Menschen in Kanada ihr längeres Leben auch noch oft bei guter Gesundheit: Mehr als die Hälfte der über 12-Jährigen stuft die allgemeine und psychische Gesundheit als sehr gut oder ausgezeichnet ein. Diese hohe Lebenserwartung, gepaart mit sinkenden Geburtenraten, hat dazu geführt, dass die Bevölkerung insgesamt immer älter wird. So sind heute etwa 21 % der Menschen in Kanada 65 Jahre oder älter – eine ähnliche Situation wie in Deutschland, wo der Anteil 22 % beträgt.
Gerade hier nehmen chronische Krankheiten stetig zu. 2021 litten 45 % der Kanadierinnen und Kanadier an mindestens einer schweren chronischen Erkrankung, und jeder Zwölfte hatte drei oder mehr. Diabetes und Herzerkrankungen sind auf dem Vormarsch, insbesondere in der indigenen und ländlichen Bevölkerung, für die der Zugang zur Gesundheitsversorgung erschwert ist. Zu den häufigsten Todesursachen in Kanada gehören ischämische Herzerkrankungen, Demenz und Krebs, darunter vorwiegend Lungenkrebs. Hauptrisikofaktoren umfassen Bluthochdruck (etwa 25 %), Tabakkonsum (13 %) und Adipositas bei Erwachsenen (26 %). Darüber hinaus sind über 6,7 Mio. Menschen in Kanada von psychischen Erkrankungen betroffen.
Gesundheitsmarkt
Kanada verfügt über ein universelles Gesundheitssystem, das durch Steuern finanziert wird. Das bedeutet, dass alle Menschen in gewissem Umfang kostenlos Zugang zu medizinisch notwendigen stationären oder ambulanten Versorgungsleistungen erhalten. Das System besteht aus zehn einzelnen Gesundheitssystemen auf Ebene der Provinzen und Territorien. Jede Provinz bzw. jedes Territorium hat eine eigene staatliche Krankenversicherung, die die Mehrzahl der Gesundheitsleistungen sowie die Rettungs- und Notfalldienste abdeckt. Nicht übernommen werden dagegen meist verschreibungspflichtige Medikamente und einige zahnärztliche Leistungen.
Um diese Lücke zu schließen, nehmen viele Menschen in Kanada die staatlichen Arzneimittelprogramme der Provinzen und Territorien in Anspruch, die speziell für bestimmte Bevölkerungsgruppen eingerichtet wurden, u. a. für Senioren, Kinder und Sozialhilfeempfänger. Oder sie nutzen private Versicherungen, vorwiegend über den Arbeitgeber, die in der Regel auch Kosten für Medikamente, Physiotherapie, Krankentransporte sowie Sehhilfen abdecken.
Im Vergleich zu anderen Industrieländern ist die Dichte an Gesundheitsdienstleistern relativ gering. 2022 kamen in Kanada 28 Ärztinnen und Ärzte auf 10.000 Menschen, deutlich weniger als in Deutschland mit 45 Ärztinnen und Ärzten pro 10.000 Menschen. Kanada hat außerdem weniger Pflegekräfte (102 pro 10.000) als Deutschland (122 pro 10.000). Gerade in ländlichen und entlegenen Gebieten kommt es somit immer wieder zu Versorgungsengpässen und langen Wartezeiten.
Trends
Der Gesundheitsmarkt in Kanada konnte in den letzten Jahren ein stetiges Wachstum verzeichnen. Schätzungen zufolge stiegen die Ausgaben im Jahr 2024 um 5,7 % auf 372 Mrd. US-Dollar an, was 12,4 % des BIP entspricht. Und dieses Wachstum eröffnet ausländischen Unternehmen, insbesondere in den Bereichen Pharmazeutik, Medizintechnik und digitale Gesundheitsanwendungen, zahlreiche Möglichkeiten.
Trotz der staatlichen Bemühungen, die inländische Produktion auszuweiten, ist Kanada bei hochwertigen medizinischen Geräten nach wie vor auf Importe aus dem Ausland angewiesen. Hier wird das CETA-Freihandelsabkommen Unternehmen in der EU voraussichtlich deutliche Vorteile verschaffen. Sobald es vollständig ratifiziert ist, profitieren sie von der Beseitigung von Handelshemmnissen und einem erleichterten Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen auf Bundes-, Provinz- und Kommunalebene. Branchenexperten erwarten, dass in den nächsten fünf Jahren speziell die Bereiche Kardiologie und Zahnmedizin sowie die Segmente bildgebende Diagnostik, Orthopädie und Diabetesmanagement am schnellsten wachsen werden (u. a. Prothesen, Spritzen, Nadeln und Katheter).
Kanada importiert zudem 85 % seiner Arzneimittel, wobei Deutschland nach den USA der zweitgrößte Lieferant ist. Durch den steigenden Kostendruck und die Zunahme chronischer Krankheiten wird speziell der Markt für Generika bis 2032 um schätzungsweise 7,6 % pro Jahr wachsen. Weitere Chancen eröffnen sich auch im Bereich Biopharmazeutika, die immer häufiger in der Immunologie und Onkologie sowie bei Stoffwechselerkrankungen zum Einsatz kommen. Auch hier wird das CETA-Abkommen durch die gegenseitige Anerkennung von Herstellungsverfahren die Einhaltung von Vorschriften vereinfachen und so die Kosten für ausländische Lieferanten senken.
Gleichzeitig wächst der digitale Gesundheitsmarkt in Kanada aktuell um fast 10 % pro Jahr, was u. a. auf den Ärztemangel, die langen Wartezeiten und die enorme geografische Ausdehnung des Landes zurückzuführen ist. Während der Coronapandemie hat sich die Nutzung telemedizinischer Angebote vervielfacht (von 15 % auf 60 %), und in diesem Bereich sind weitere Investitionen geplant, um den steigenden Bedarf zu decken. Die Bevölkerung sieht diese Entwicklung positiv: Patientenumfragen zufolge sind 94 % der kanadischen Bevölkerung offen für die Nutzung digitaler Gesundheitsdienste, wie Videosprechstunden, E-Rezeptierung und Remote-Patientenüberwachung. Kanada entwickelt sich außerdem zunehmend zu einem wichtigen Zentrum für KI-gestützte Gesundheitslösungen, mit Anwendungen in der personalisierten Medizin, der CAR-T-Zelltherapie und der Arzneimittelforschung. Besonders der Markt für personalisierte Medizin soll bis 2030 um 10 bis 12 % pro Jahr wachsen.
Zur weiteren Stärkung des Marktwachstums plant die kanadische Regierung, bis 2033 gut 147 Mrd. Dollar in das Gesundheitswesen zu investieren. Derzeit wird allein der Sektor für Medizinprodukte auf 9,5 Mrd. US-Dollar geschätzt, während der Pharmabereich bis 2029 voraussichtlich Umsätze von bis zu 26 Mrd. US-Dollar erreichen wird. In diesem Zusammenhang könnten die gestiegenen US-Zölle auf ausländische Produkte die Nachfrage nach Medizintechnik und Medikamenten „Made in Europe“ deutlich ankurbeln.
Gesetzliche Rahmenbedingungen und Regularien
Um Medizinprodukte in Kanada vertreiben zu können, müssen Unternehmen eine Lizenz vom Gesundheitsministerium Health Canada gemäß den gesetzlichen Vorgaben des Food and Drugs Act beantragen. Medizinprodukte werden dabei in vier Risikoklassen (I bis IV) eingeteilt, wobei die Anforderungen je nach Risikograd der jeweiligen Klasse variieren. Alle Produkte müssen zudem eine Zertifizierung nach dem Medical Device Single Audit Program (MDSAP) erhalten, um die Einhaltung der geltenden Standards zu gewährleisten. Nach dem Inverkehrbringen werden Überwachungsmaßnahmen durchgeführt, um die fortlaufende Einhaltung der Vorschriften und die Sicherheit des Produkts während seines gesamten Lebenszyklus sicherzustellen.
Für die Zulassung von Medikamenten führen Pharmaunternehmen zunächst präklinische und klinische Studien durch (Phase I bis III). Anschließend stellen sie einen Zulassungsantrag (New Drug Submission, NDS) bei Health Canada mit den Studiendaten sowie Informationen zum Herstellprozess. Wird das Medikament als sicher und wirksam eingestuft, erhält es die Marktzulassung. Auch nach der Markteinführung wird das Arzneimittel weiterhin auf Sicherheit überwacht. Die Preise werden in Verhandlungen mit dem Patented Medicine Prices Review Board und der Pan-Canadian Pharmaceutical Alliance festgelegt. Die Provinzen entscheiden dann individuell, ob sie das Arzneimittel in ihre lokalen Krankenversicherungen aufnehmen.
Internationaler Gesundheitsmarkt
Der Zugang zum kanadischen Markt wird durch ein Abkommen mit der EU über die gegenseitige Anerkennung (Mutual Recognition Agreement, MRA) erleichtert. Dank dem MRA erkennt Health Canada die Good-Manufacturing-Practices(GMP)-Zertifikate von Regulierungsbehörden wie dem BfArM oder der EMA an. Unternehmen benötigen dann noch eine Drug Establishment License (DEL) und müssen ihre Arzneimittel bei Health Canada registrieren.
Anders als bei Arzneimitteln wird eine direkte Zulassung von Medizinprodukten durch das MRA nicht abgedeckt. Unternehmen müssen daher eine Medical Device Licence (MDL) gemäß der jeweiligen Risikoklasse beantragen. Zusätzlich sind die Einhaltung der Canadian Medical Device Regulations (CMDR) sowie eine ISO 13485-Zertifizierung erforderlich. Sobald CETA vollständig in Kraft ist, werden sich auch hier die Markthemmnisse für Medizinprodukte voraussichtlich weiter verringern.
Internationalisierung
Für das kanadische Gesundheitssystem spielt die Internationalisierung eine wesentliche Rolle. Sie fördert medizinische Innovationen durch internationale Forschungspartnerschaften und beschleunigt die Entwicklung neuer Medikamente im Rahmen klinischer Studien. Medizinische Fachkräfte aus dem Ausland bereichern die Patientenversorgung und sie tragen außerdem dazu bei, den Mangel an medizinisch qualifiziertem Personal zu verringern.
In diesem vielfältigen Umfeld sind Übersetzungen und Lokalisierungen entscheidend, um sowohl in der klinischen Versorgung als auch in der Forschung hohe Standards aufrechtzuerhalten. Unabhängig davon, ob es sich um medizinische Geräte, Arzneimittel, Nahrungsergänzungsmittel oder Gesundheitsprodukte wie Health-Apps handelt: Diese Prozesse sorgen von der Entwicklung bis zur Vermarktung für eine klare und korrekte Kommunikation. Professionelle Fachübersetzerinnen und Fachübersetzer sind darin geschult, die jeweilige Sprache an unterschiedliche Zielgruppen (wie Verbraucher, medizinische Fachkräfte oder Behörden) anzupassen. Dafür benötigen sie nicht nur fundierte Branchenkenntnisse, sondern auch eine umfassende Ausbildung und ein ausgeprägtes Bewusstsein für kulturelle und sprachliche Nuancen.
Die wichtigsten Sprachen für den kanadischen Markt sind die beiden Amtssprachen: Englisch, das von 87,1 % der Bevölkerung gesprochen wird, in den meisten Provinzen vorherrschend ist und für die Geschäftswelt, Behörden und Verwaltungsorgane sowie die alltägliche Kommunikation unerlässlich ist, sowie Französisch (29,1 %) das hauptsächlich in Quebec und Teilen von New Brunswick, Ontario und Manitoba gesprochen wird. Französisch ist hier relevant für offizielle Dokumente sowie für Behörden und Unternehmen, die in den zweisprachigen Regionen tätig sind.
Zunehmende Nachfrage herrscht auch nach Übersetzungen in andere Sprachen. Besonders Mandarin und Kantonesisch spielen eine immer wichtigere Rolle in den Metropolen wie Toronto, Vancouver und Montreal. Auch Punjabi gewinnt an Bedeutung, vor allem in British Columbia, Alberta und Ontario – insbesondere in der Geschäftswelt und bei Einwanderungsbehörden. Außerdem steigt der Bedarf an Übersetzungen in und aus Sprachen wie Spanisch, Tagalog und Arabisch, bedingt durch die wachsende Zahl an Sprechern in den größeren Städten. Und nicht zuletzt sind die indigenen Sprachen (wie Cree, Inuktitut und Ojibwe) von großer Relevanz für die Regierung, das Bildungswesen und den Erhalt des kulturellen Erbes der indigenen Bevölkerung.
Fazit
Der kanadische Gesundheitsmarkt bietet europäischen Unternehmen zahlreiche Chancen, die durch die immer älter werdende Bevölkerung, die zunehmende Prävalenz chronischer Krankheiten und umfangreiche staatliche Investitionen begünstigt werden. Dank gegenseitiger Anerkennungsabkommen, harmonisierten Vorschriften und Kanadas hoher Importabhängigkeit sind europäische Firmen – vornehmlich in den Bereichen Pharma, Medizintechnik und digitale Gesundheit – bestens positioniert, um von diesem Wachstumsmarkt zu profitieren.
Und damit dieser Erfolg nachhaltig sichergestellt werden kann, sind erfahrene Sprachdienstleister unverzichtbar. Mit medizinischem Sachverstand und tiefgreifenden Kenntnissen der lokalen Kultur gewährleisten sie eine klare, effektive und auf das Zielpublikum ausgerichtete Kommunikation. Dies trägt zum Schutz von Patienten und Anwendern bei, baut Vertrauen auf und unterstreicht den Qualitätsanspruch des Unternehmens in diesem anspruchsvollen Marktumfeld.
Quellen
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- https://www.macrotrends.net/global-metrics/countries/CAN/canada/life-expectancy
- https://www.cia.gov/the-world-factbook/countries/canada/
- https://data.who.int/countries/124
- https://data.who.int/countries/276
- https://www.canada.ca/en/immigration-refugees-citizenship/services/settle-canada/health-care.html
- https://www.who.int/data/gho/data/indicators/indicator-details/GHO/medical-doctors-(per-10-000-population)
- https://www.who.int/data/gho/data/indicators/indicator-details/GHO/nursing-and-midwifery-personnel-(per-10-000-population)
- https://data.worldbank.org/indicator/SH.XPD.OOPC.PC.CD?end=2022&locations=CA-GB-DE&start=2000&view=chart
- https://de.statista.com/statistik/daten/studie/548267/umfrage/anteil-der-bevoelkerung-ab-65-jahren-und-aelter-in-deutschland/
- https://www.gtai.de/de/trade/kanada/branchen/kanadas-pharmamarkt-waechst-ungebrochen-1810246
- https://www.gtai.de/de/trade/kanada/branchen/medizintechnische-hightech-produkte-stehen-in-kanada-hoch-im-kurs-1069088
- https://www.camh.ca/en/driving-change/the-crisis-is-real
- https://gateway.euro.who.int/en/indicators/hfa_13-0030-of-population-aged-65plus-years/#id=18816&fullGraph=true
- https://data.worldbank.org/indicator/SH.XPD.OOPC.PP.CD?locations=CA
Autor: Eurotext Redaktion
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