Weihnachten in Japan ist ein ganz besonderes Ereignis – keines, das auf jahrhundertealten Traditionen beruht, sondern eines, das durch westlichen Einfluss ins Land kam und sich zu einem schillernden, modernen Fest entwickelt hat. Für viele Menschen ist es weniger eine Zeit der Besinnlichkeit als vielmehr ein Anlass für romantische Verabredungen, festliche Dekorationen und eine Prise ungewöhnlicher Bräuche.

Am Heiligabend, also dem 24.12. beginnt die japanische Version des Weihnachtsfests. Während in vielen Ländern Weihnachten ein Familienfest ist, verbringen in Japan vor allem Paare diesen Abend miteinander. Es ist neben dem Valentinstag der romantischste Tag des Jahres, an dem schicke Restaurants ausgebucht sind und spezielle Menüs anbieten. Viele Paare nutzen den Abend, um einander zu beschenken, gemeinsam Zeit zu verbringen und in die funkelnde Weihnachtswelt der Städte einzutauchen.

Ein Highlight dieser festlichen Zeit sind die sogenannten „Illuminations“. Überall in Japan, besonders in Metropolen wie Tokio, Osaka oder Yokohama, erstrahlen gigantische Lichtinstallationen, die ganze Parks und Einkaufsstraßen in ein Meer aus Farben und Formen verwandeln. Diese kunstvollen Lichtshows sind ein zentraler Bestandteil des japanischen Weihnachtsgefühls und locken Millionen von Besuchern an. Der Weihnachtsbaum, der in Japan keine religiöse Bedeutung hat, ist oft das Herzstück dieser Dekorationen, und viele Kaufhäuser veranstalten sogar Wettbewerbe um den prächtigsten Baum.

Neben der romantischen Atmosphäre und den leuchtenden Straßen gibt es noch einen weiteren, unerwarteten Star des japanischen Weihnachtsfests: Kentucky Fried Chicken. Was für viele Menschen außerhalb Japans seltsam klingen mag, ist hier eine feste Tradition. Alles begann in den 1970er Jahren mit einer cleveren Marketingkampagne. KFC nutzte die Sehnsucht vieler Japaner nach einem „westlichen“ Weihnachtsfest, wie sie es aus Filmen kannten, und bewarb Hähnchen als Alternative zu Truthahn, der in Japan kaum verfügbar war. Der Slogan „Kentucky for Christmas!“ schlug ein wie eine Bombe. Seitdem ist es für viele Familien, Paare und Freunde Tradition, am 24. Dezember frittiertes Hähnchen zu genießen. Lange Schlangen vor den KFC-Filialen und vorbestellte Festtagsmenüs gehören mittlerweile zum Weihnachtsbild in Japan genauso wie die funkelnden Lichter.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Weihnachtskuchen, der in Japan ein Symbol für Glück und Wohlstand ist. Dieser fluffige Biskuit, bedeckt mit frischer Sahne und saftigen Erdbeeren, wird überall in eleganten Konditoreien verkauft. Der Genuss dieses Kuchens ist für viele ein Muss und wird oft mit Familie oder Freunden geteilt. Anders als in westlichen Ländern ist der 25. Dezember jedoch kein Feiertag, sondern ein normaler Arbeitstag. Sobald Weihnachten vorbei ist, wird die festliche Dekoration oft sofort abgebaut, um Platz für die Neujahrsfeierlichkeiten zu schaffen, die in Japan von wesentlich größerer Bedeutung sind.

Weihnachten in Japan ist ein schillerndes, modernes Fest, das durch seinen Glanz und seine Romantik beeindruckt. Anders als in Deutschland, wo das Fest vor allem mit Familie, Tradition und Besinnlichkeit verbunden ist, zeigt sich die japanische Version als eine leuchtende Inszenierung, geprägt von Kommerz und modernen Bräuchen. Beide Feste sind auf ihre Weise faszinierend, doch kaum ein anderes Fest verdeutlicht so deutlich, wie unterschiedlich Kulturen ein und dasselbe Ereignis interpretieren können.

 

Die Eurotext AG wünscht fröhliche Weihnachten! Oder wie man in Japan sagt:

🎄 メリークリスマス 🎄

 



 


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