Aus der Sicht deutscher Unternehmen ist Norwegen ein attraktives Ziel für Investitionen und Handelsbeziehungen – auch im Bereich des E-Commerce. Gute Geschäftschancen ergeben sich langfristig vor allem im Bereich der grünen Energien und der Zukunftstechnologien. Eine Expansion nach Norwegen bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. Mehr dazu hier.

Zahlen und Fakten

Norwegen liegt im Westen der Skandinavischen Halbinsel im Norden Europas. Das rund 385.000 km² große Land ist mit knapp über 5,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern dünn besiedelt. Die meisten Menschen leben in den Städten im Süden des Landes sowie im Ballungsraum um die Hauptstadt Oslo, der mit 1,5 Millionen Einwohnern fast ein Drittel der norwegischen Bevölkerung beheimatet.

Norwegen grenzt im Osten an Schweden und im Nordosten an Finnland und Russland. Zum Königreich Norwegen gehören neben dem Hauptland auch die im Nordatlantik gelegene Inselgruppe Spitzbergen sowie die etwa 550 km nordöstlich von Island gelegene Insel Jan Mayen.

Norwegen ist ein hochentwickeltes und wohlhabendes Land. Gemessen am HDI, dem Wohlstandsindikator der Vereinten Nationen, liegt Norwegen hinsichtlich der menschlichen Entwicklung mit einem Wert von 0,97 weltweit auf Platz zwei hinter Island (vgl. Deutschland: 0,959). Das norwegische Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt rund 485 Milliarden US-Dollar. Kaufkraftbereinigt liegt das BIP pro Kopf bei rund 87.700 US-Dollar (vgl. BIP pro Kopf in Deutschland: 69.500 US-Dollar).

Das Land ist kein Mitglied der Europäischen Union, beteiligt sich aber am Europäischen Wirtschaftsraum. Norwegen ist außerdem Mitglied der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie der Europäischen Freihandelsassoziation.

Zu beachten ist, dass Norwegen nicht den Euro, sondern die eigene Währung, die norwegische Krone (NOK), verwendet. Die norwegische Krone unterteilt sich in 100 Øre. Aktuell (Stand: 01.10.2025) beläuft sich der Wechselkurs auf 11,63 Kronen pro Euro.

Wirtschaft und Handelspartner

Die Förderung von Erdöl und Erdgas ist für die norwegische Wirtschaftsleistung von großer Bedeutung. Trotz seiner Energieexporte arbeitet Norwegen aktiv auf eine Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft hin. Das Land verfügt über eine hohe Innovationskraft in der Technologie- und Digitalwirtschaft, die zunehmend auf erneuerbare Energien ausgerichtet ist. Der norwegische Staatsfonds dient dabei als zentrales Instrument zur Finanzierung von Infrastruktur- und Innovationsprojekten. In der Region Oslo haben sich Cluster als Schwerpunkte für Technologieunternehmen herausgebildet.

Zu den wichtigsten Abnehmern von norwegischem Erdöl und Erdgas zählen neben Deutschland das Vereinigte Königreich, die Niederlande und Schweden. Norwegen importiert vor allem Maschinen, Fahrzeuge bzw. Fahrzeugteile sowie chemische und elektrotechnische Erzeugnisse und Nahrungsmittel. Deutschland, China, Schweden, die USA und die Niederlande sind die wichtigsten Importländer.

Handelsbeziehungen mit Deutschland

Für deutsche Unternehmen, insbesondere aus den Bereichen Energie, Fahrzeugtechnik, Infrastruktur und Finanzdienstleistungen, ist Norwegen ein wichtiger Standort.  Die Attraktivität des Landes als Investitionsstandort profitiert dabei vom norwegischen Interesse an erneuerbaren Energien und Digitalisierung. Öffentliche Aufträge werden zunehmend unter Berücksichtigung von Umweltkriterien vergeben, wodurch sich neue Chancen für deutsche Unternehmen ergeben. Gleichzeitig entstehen dadurch jedoch auch Herausforderungen, wie die hohen Lohnkosten und die strengen Umweltauflagen.

Internetnutzung und Kaufverhalten

Das Internet ist in Norwegen weit verbreitet. Nahezu alle Norwegerinnen und Norweger im Alter von 9 bis 79 Jahren nutzen es mindestens einmal pro Woche, die meisten sogar täglich. Im Durchschnitt befinden sich in jedem norwegischen Haushalt fast acht digitale Geräte, über die das Internet genutzt werden kann.

Fast Norwegerinnen und Norweger alle nutzen das Internet, um Zahlungsvorgänge über das eigene E-Banking abzuschließen und E-Mails zu versenden. Zwischen der Hälfte und einem Drittel tätigt digitale Einkäufe, etwas weniger als ein Drittel ist selbst Verkäufer im Internet. Für den E-Commerce ist auch interessant, dass es unter den Nutzerinnen und Nutzern in Norwegen kaum altersbezogene Unterschiede gibt. Unternehmen können somit eine große Zielgruppe quer durch alle Altersstufen erreichen.

Social-Media-Plattformen sind ein wichtiger Faktor für die wachsende Beliebtheit des E-Commerce in Norwegen, da sie eine effizientere Abwicklung im Online-Handel ermöglichen. Im Land sind nach wie vor besonders Facebook und Pinterest beliebt. Viele Unternehmen bewerben dort ihre Produkte und Dienstleistungen in der Hoffnung, einen größeren Marktanteil zu erlangen.

Markttrends

Der E-Commerce in Norwegen profitiert von der gut ausgebauten Transportinfrastruktur, die eine unkomplizierte und kostengünstige Belieferung ermöglicht.

Unternehmen, die sich zu kontinuierlicher Innovation und Entwicklung bekennen, sind hier im Vorteil. Die Kundinnen und Kunden haben hohe Ansprüche und erwarten ein individuelles Kauferlebnis. In Onlineshops integrierte digitale Tools wie KI helfen dabei, dieses Erlebnis zu personalisieren, Verhaltensmuster und Trends zu erfassen und die Benutzerfreundlichkeit der Shops zu erhöhen.

In Norwegen werden über das Internet vor allem Kleidung und Modeartikel, aber auch Elektronik und Möbel verkauft. Auch Filme, Musik und Medien im Allgemeinen finden über E-Commerce-Kanäle den Weg zum Konsumenten. Ein weiterer wichtiger Bereich ist der Online-Verkauf von Lebensmitteln.

Zu den beliebtesten und größten Marktplätzen zählen Komplett.no und Elkjøp, der in anderen Ländern als Elgiganten bekannt ist. Mit Rabatten und nutzerfreundlichen Zahlungssystemen werben diese Marktteilnehmer um mehr Marktanteile.

Das bargeldlose Zahlen per Karte ist unter den meisten norwegischen Konsumentinnen und Konsumenten nach wie vor die beliebteste Option im Online-Handel. Dabei greifen Norwegerinnen und Norweger undifferenziert auf die Kredit- und die Debitkarte zurück. Per Überweisung wird seltener gezahlt. Zum Einsatz kommen auch digitale Zahlungsmittel wie E-Wallets, die das bequeme Zahlen per Smartphone ermöglichen.

Sprache

Die norwegische Sprache gehört zu den nordgermanischen Sprachen und ist eng mit Dänisch und Schwedisch verwandt. Es gibt zwei offizielle Standardvarietäten des Norwegischen: Bokmål (dt. etwa „Buchsprache“) und Nynorsk („Neunorwegisch“).

Bokmål ist vor allem im Raum um die Hauptstadt Oslo sowie im Norden und Osten Norwegens unter 85 bis 90 Prozent der Bevölkerung verbreitet. Nynorsk ist vor allem im Südwesten unter 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung verbreitet. In beiden Fällen handelt es sich um Varianten der Schriftsprache. Im Alltag – im privaten wie im öffentlichen Umfeld – werden zahlreiche Dialekte bzw. regionale Sprachen gesprochen, die ebenfalls als vollwertige Varianten des Norwegischen gelten und somit denselben Status wie die Schriftsprache haben.

Für den E-Commerce ist außerdem interessant, dass fast 4,8 Millionen Norwegerinnen und Norweger gut bis sehr gut Englisch sprechen. Englisch wird in Norwegen tatsächlich an fast allen Schulen als erste Fremdsprache unterrichtet. Zudem verfügen die Einheimischen oft über mittlere bis gute Kenntnisse weiterer Fremdsprachen, darunter Deutsch, Französisch und Spanisch.

Wissenswertes zu Import- und Zollbestimmungen

Aufgrund seiner geografischen Lage, seiner Teilnahme am Schengen-Raum und am Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) sowie seiner Mitgliedschaft in der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) ist Norwegen eng mit der EU verbunden. Das Land hat jedoch strenge Import- und Zollbestimmungen.

Grundsätzlich dürfen Waren nur bis zu einem Wert von 6.000 norwegischen Kronen zollfrei nach Norwegen eingeführt werden. Alles, was diesen Wert übersteigt, wird verzollt. Es gibt auch genaue Angaben bezüglich der Devisen, die ein- bzw. ausgeführt werden dürfen: So dürfen Zahlungsmittel bis zu einem Gesamtwert von 25.000 Kronen ohne vorherige Anmeldung ein- bzw. ausgeführt werden. Höhere Beträge müssen der Zollbehörde über ein entsprechendes Anmeldeformular gemeldet werden.

Darüber hinaus ist zu beachten, dass sehr viele Waren nur mit einer entsprechenden Einfuhrgenehmigung nach Norwegen importiert werden dürfen. Nähere Informationen dazu liefert die Website der norwegischen Zollbehörde toll.no, die auch in deutscher Sprache verfügbar ist.

Fazit

Aufgrund seiner stabilen politischen Lage, seines hohen Lebensstandards und seines förderlichen Geschäftsklimas ist Norwegen ein attraktives Ziel für Investitionen und Handelsbeziehungen – auch im Bereich des E-Commerce. Die Norwegerinnen und Norweger sind ein wohlhabendes und dem E-Commerce aufgeschlossenes Zielpublikum. Sie nutzen das Internet und die englische Sprache sehr kompetent, um sich über Produkte zu informieren, diese zu vergleichen und sie digital zu erwerben. Zudem ist Norwegen geografisch nah an Deutschland gelegen. Für einen erfolgreichen Einstieg in den norwegischen Markt ist es jedoch wichtig, die lokalen Import- und Zollbestimmungen zu beachten, da diese von den EU-Normen abweichen könnten.

Quellen

Weiterführende Links

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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