Jeder, der schon mal eine andere Sprache gelernt hat, weiß es: Was für Muttersprachler selbstverständlich ist, ist für den Lernenden oft eine Herausforderung und erreicht selten die kulturelle und emotionale Vertrautheit, obgleich die Worte verstanden werden können. Dieser eigentliche Nachteil wandelte sich in den Jahren des Pazifikkriegs (1941 – 1945) zum Vorteil. Wie es dazu kam, erklärt der von Ronald Reagan ins Leben gerufene National Navajo Code Takers Day. Der 14. August gedenkt seit 1982 jährlich den außergewöhnlichen Leistungen der Navajo-Code-Talker. Heute decken wir auf, wie die Navajo damals ihre Muttersprache verwendeten, um einen Code zu entwickeln, der während des gesamten Krieges ungebrochen blieb.

Im Verlauf des Pazifikkriegs gegen Japan, erkannte das US-Militär die Notwendigkeit einer absolut sicheren Kommunikation. Die Navajo-Sprache bot die perfekte Grundlage für diesen geheimen Code. Navajo ist die Muttersprache eines indigenen Volks, das hauptsächlich im Südwesten der Vereinigten Staaten lebt. Im Gegensatz zu maschinellen Verschlüsselungen wie der deutschen Enigma-Maschine, die schließlich geknackt wurde, blieb der Navajo-Code bis zum Ende des Krieges und darüber hinaus verschlüsselt. Dies lag unter anderem an der einzigartigen Struktur und Komplexität der Sprache, die von Außenstehenden praktisch unmöglich zu erlernen oder zu verstehen war.

Die Navajo-Sprache gehört zur athapaskischen Sprachfamilie. Sie zeichnet sich durch eine fassettenreiche Grammatik aus, die zahlreiche Präfixe und Suffixe verwendet, um Verben in ihrer Bedeutung und in verschiedenen grammatikalischen Aspekten zu modifizieren. Die Sprache ist tonal, was bedeutet, dass die Tonhöhe eines Wortes seine Bedeutung verändern kann. Navajo ist auch eine polysynthetische Sprache, bei der ein einziges Wort oft mehrere Bedeutungen oder sogar vollständige Sätze ausdrücken kann. Die Satzstellung ist dabei zusätzlich relativ flexibel, doch die häufigste und bevorzugte Struktur ist Subjekt-Objekt-Verb (SOV)

Doch um tatsächlich von einem Code sprechen zu können, wurden weitere Hindernisse eingebaut. Für die Verschlüsselung des Wortes “U-Boot” wurde beispielsweise das Wort „besh-lo“ verwendet, was in Navajo „Eisenfisch“ bedeutet. Oder „da-he-tih-hi“, was wörtlich mit „Kolibri“ übersetzt wird, doch in der Geheimsprache für „Kampfflugzeug“ stand.

Die Bedeutung der Sprache war so groß, dass bereits sehr junge Navajo-Männer als Code-Talker rekrutiert wurden. Einige waren erst 15 oder 16 Jahre alt, als sie sich der US-Marine anschlossen. Trotz ihres jungen Alters trugen sie eine enorme Verantwortung und spielten eine entscheidende Rolle in der Kriegsführung.

Die außergewöhnliche Leistung der Code-Talker zeigt, welche Macht in der tiefen Kenntnis und dem Verständnis der eigenen Muttersprache liegt. Die Fähigkeit, ihre Muttersprache so effektiv und kreativ einzusetzen, ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Sprache, wenn sie vollständig verstanden und beherrscht wird, zu einem mächtigen Werkzeug werden kann.

Heute wird die Navajo-Sprache noch von etwa 170.000 Menschen gesprochen, vor allem in Arizona, New Mexico und Utah. Dank der Bemühungen, die Sprache zu bewahren und weiterzugeben, bleibt sie ein lebendiger Teil der Navajo-Kultur und ihrer Identität.

Fazit

Der National Navajo Code Talkers Day erinnert uns daran, dass die Muttersprache eine unschätzbare Ressource ist – sowohl in Zeiten des Krieges als auch des Friedens. Als Übersetzungsdienstleister folgen wir diesem Beispiel und arbeiten ausschließlich mit Übersetzern, die in ihre Muttersprache übersetzen. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Übersetzungen nicht nur sprachlich präzise, sondern auch kulturell angemessen und wirkungsvoll sind.



Quelle

 


autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

Wir erklären, wie Internationalisierung funktioniert, geben Tipps zu Übersetzungsprojekten und erläutern Technologien und Prozesse. Außerdem berichten wir über aktuelle E-Commerce-Entwicklungen und befassen uns mit Themen rund um Sprache.

 

Bitte beachten Sie: Auch wenn wir in unseren Beiträgen gelegentlich Rechtsthemen ansprechen, stellen diese keine Rechtsberatung dar und können eine solche auch nicht ersetzen. Wenn Sie konkrete Fragen haben, lassen Sie sich bitte von einem Anwalt beraten.