In unserer Reihe “E-Commerce in …” haben wir schon viele Länder vorgestellt und deren E-Commerce-Märkte beleuchtet. Für Händler, die ihre Produkte oder Dienstleistungen auch Kunden im Ausland anbieten möchten, ist es essenziell, den Markt des Ziellandes zu verstehen und sich darauf einzustellen. Doch wie sieht es eigentlich mit dem E-Commerce-Markt in Deutschland aus? Dieses Mal nehmen wir den heimischen Markt unter die Lupe und zeigen deutsche Besonderheiten auf.

Zahlen & Fakten

Deutschland hat eine Fläche von rund 357.500 km² und etwa 83 Millionen Einwohner. Damit haben wir eine Bevölkerungsdichte von 232 Einwohnern pro km². Deutschland grenzt an 9 Staaten und hat im Norden des Landes Anteile an Nord- und Ostsee sowie im Süden an den Alpen, wodurch der Handel mit Nachbarländern nicht nur einfacher ist, sondern sogar notwendig – besonders für die Nachbarländer, die keinen Zugang zum Meer haben. Da verwundert es nicht, dass Deutschland die größte Volkswirtschaft Europas ist (und die viertgrößte weltweit).

Die Internet-Penetrationsrate liegt mit 65,9 Millionen Nutzern bei 81,3 % und soll bis 2023 85,2 % erreichen. Drei Viertel der Online-Käufer sind weiblich und im Durchschnitt 22 – 29 Jahre alt. Mit einer Smartphone-Penetrationsrate von 78,8 % spielt auch der Mobile Commerce eine immer größere Rolle in Deutschland.

Sprachen und Lokalisierung

In Deutschland ist die Amtssprache Deutsch. Zwar ist ein Großteil der Deutschen auch der englischen Sprache mächtig und zahlreiche sprechen Französisch, Spanisch, Italienisch oder andere Fremdsprachen, aber die deutschen Käufer sind es gewöhnt, in deutschsprachigen Shops einzukaufen. Onlinehändler aus dem Ausland, die ihre Produkte und Dienstleistungen hier vertreiben möchten, sollten deshalb in eine deutsche Lokalisierung ihres Internetauftritts investieren. Tun sie das nicht, nehmen sie einen unnötigen Wettbewerbsnachteil inkauf. Zumal auf einer gut übersetzten und lokalisierten Webseite auch Währungen, Schuh- und Kleidergrößen sowie andere Maßeinheiten umgerechnet sind – das macht das Shoppen im Ausland für viele wesentlich angenehmer.

Zahlungsmethoden und Versand

Bei den deutschen Onlineshoppern ist mittlerweile das Bezahlen per PayPal oder ähnlichen Diensten am beliebtesten, dann folgt der Kauf auf Rechnung. Von der Häufigkeit dahinter, aber beim Umsatz am stärksten ist die Zahlung per Lastschrift oder Kreditkarte. Der Bankeinzug (Lastschrift) ist nur von eine Konto bei einer deutschen Bank möglich, darum ist er nur für deutsche Kunden interessant. Danach kommt die Direktzahlung / Überweisung über ein Bankkonto.  Ratenzahlung, Nachnahme und andere Zahlungsmethoden werden nur noch selten genutzt. Trotz der recht hohen Zahl an angebotenen Zahlweisen in Deutschland kann es immer wieder passieren, dass Nutzer einen Onlineshop verlassen, wenn ihre bevorzugte Zahlungsmethode nicht angeboten wird.

In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Zustellunternehmen wie DHL, UPS, Hermes, DPD oder GLS, um nur die größten zu nennen. Innerhalb Deutschlands sind die Zustellzeiten relativ kurz, gegen Zahlung oder Premiummitgliedschaften wie Amazon Prime sind auch Express-Zustellungen am nächsten Morgen möglich. In einigen Städten wird auch schon eine Lieferung am selben Tag angeboten, was aber nicht flächendeckend möglich ist und von Kunden entsprechend auch nicht erwartet wird. Bei Bestellungen aus dem Ausland nehmen deutsche Kunden auch längere Laufzeiten in Kauf.

Branchen

Die beliebtesten Warengruppen im E-Commerce in Deutschland sind: „Bekleidung“; „Elektroartikel & Telekommunikation“; „Computer/Zubehör/Spiele/Software (inkl. Downloads)“; „Möbel, Lampen & Dekoration“; „Haushaltswaren & -geräte“;“ Schuhe“; „Bücher/Ebooks/Hörbücher“; „Hobby & Freizeitartikel“; „Bild- & Tonträger/Video & Music Downloads“; „DIY & Blumen“. Dabei macht der Bereich Mode und Accessoires bereits fast ein Viertel des gesamten Online-Umsatzes aus. Die größten Online-Händler in Deutschland sind Amazon, Otto und Zalando – die drei beherrschen über 40% des gesamten deutschen Onlinehandels.

Fazit

Der Blick auf den deutschen Markt birgt für deutsche Händler auf den ersten Blick natürlich wenige Überraschungen, da sie hier längst vertreten sind und mit den Verhältnissen gut vertraut. Trotzdem ist es interessant, sich den aktuellen Stand bewusst zu machen. Denn der direkte Vergleich mit anderen Märkten rückt so manche Vorstellung zurecht: War Ihnen beispielsweise bewusst, dass Deutschland fast viermal so viele Einwohner hat wie Skandinavien insgesamt? Oder dass der Gesamtumsatz im E-Commerce 2019 mit knapp 60 Milliarden Euro in Deutschland erheblich höher ausfällt als in Frankreich mit knapp 40 Milliarden Euro? In Europa liegt nur das vereinigte Königreich mit knapp 70 Milliarden Umsatz vor Deutschland. Mit anderen Worten: Wer internationale Märkte erobern will, sollte erst einmal den heimischem Markt analysieren. Nur so lassen sich die Zahlen und Analysen vernünftig in Relation setzen.

Quellen

 

 

autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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