Das Suchverhalten im World Wide Web ist in hohem Maße lokalisiert. Zudem prägt jede Sprache auch grundsätzlich die Art des Denkens. Die multilinguale Suchmaschinenoptimierung geht also weit über die bloße Übersetzung des Contents hinaus. Im zweiten Teil unseres Themen-Doppels »Internationales SEO« gibt’s von der Eurotext-Redaktion fünf weitere Tipps für eine erfolgreiche SEO-Strategie.

1. User Experience (UX) & Design

Andere Länder, reichlich »Chancen« daneben zu greifen. Überzeugt eine UX-Studie in Deutschland, muss dies nicht zwangsläufig auch für den asiatischen Raum zutreffen. International unterscheiden sich die Ansprüche an Design und Usability nämlich doch gewaltig und folgen ganz eigenen »gelernten« Regeln. So könnte beispielsweise allein schon der Wechsel von rechtsläufigen zu linksläufigen Schriften in der kulturübergreifenden Kommunikation zu erheblichen Navigationsproblemen führen. Auch die Bedeutung beziehungsweise die kulturellen Assoziationen von Farben und Design variieren. Während in der westlichen Welt Weiß eine Farbe ist, die für Reinheit und Klarheit steht und positiv konnotiert ist, ist es in China eine Farbe der Trauer. Deshalb sollten auch Entscheidungen, die “nur” das Design betreffen, intensiv in den jeweiligen Zielmärkten recherchiert werden.


2. Think Local: Keywords, URL & Metadaten

Eine individuelle Keyword-Strategie scheint bei multilingualen Webseiten (wie beispielsweise in der Schweiz: deutsch, französisch und italienisch) sowie mehrsprachigen Projekten sinnig. Doch auch bei vermeintlich identischen Sprachen, die aber unterschiedliche Zielmärkte ansprechen, sollten separate Keyword-Vorgehen entwickelt werden. Vokabular (und vereinzelt auch Grammatik), Schreibweisen und Wortbedeutungen unterscheiden sich teilweise signifikant. Die Keyword-Strategie muss sich demnach exakt am jeweils korrekten Sprachgebrauch orientieren. Das Schweizer Hochdeutsch kennt beispielsweise kein »ß«. So sucht man dieses auch auf schweizer Tastaturen vergeblich. Was für den Deutschen das Fahrrad ist, nennt der Schweizer Velo. Hier empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit Muttersprachlern, besser noch mit SEO-Linguisten. Diese sollten dann auch nicht nur die Keyword-Recherche und das Kategorie-Tuning im Zielmarkt übernehmen, sondern auch gleich Metadaten sowie URLs anpassen.


3. Länderrelevantes Suchverhalten

Das Suchverhalten nach Dienstleistungen oder Produkten ist länderspezifisch geprägt und kann stark differieren. Geo-spezifische (in wärmeren Regionen wird deutlich weniger nach Winterstiefeln gesucht) sowie unterschiedliche Verbrauchervorlieben und abweichendes Konsumverhalten sollten bei der Priorisierung der Themenbereiche deshalb zwingend berücksichtigt werden. Zudem macht es Sinn, für einzelne Länder und Märkte die Marktanteile und lokale Relevanz der verschiedenen Suchmaschinen zu recherchieren. Google beansprucht für sich global gesehen zwar die meisten Marktanteile, allerdings bieten lokale Suchmaschinen – gerade im asiatischen Raum, jedoch nicht ausschließlich – Google und Co. teilweise ziemlich beeindruckend die Stirn.


4. Link-Konzept

Linkbuilding ist für den internationalen SEO-Erfolg ein entscheidendes Rankingkriterium. Denn Suchmaschinen werten Verlinkungen als Referenz. So können in Sachen Sicht- und Auffindbarkeit durch konsequente Offpage-Optimierung wichtige länderspezifische Signale gesetzt werden. Beim Linkbuilding sollte daher der Fokus auf organischen und qualitativ hochwertigen Backlinks liegen. Blindes Verlinken ohne Konzept aber kostet wichtige Positionen. Bei externen Links muss unbedingt die jeweils relevante Länderseite, die beispielsweise unter einem Verzeichnis oder einer Subdomain liegt, und eben nicht die Hauptdomain berücksichtigt werden. Wenn zum Beispiel die Domain von einer spanischen URL aus verlinkt wird, sollte folglich auch die entsprechende spanische Länderseite und nicht die deutsche Startseite verlinkt werden.


5. Social-Listening, Monitoring und Data-Analytics

Mehr als fünf Milliarden Menschen interagieren täglich mit Daten. Um den internationalen Wettbewerb und das Konsumverhalten im Zielmarkt besser analysieren zu können – und so dann letztlich auch die Time-to-Market-Zeiten optimieren zu können – müssen diese unstrukturierten Daten in strukturierte Informationen konvertiert werden. »Data Sourcing« ist daher unverzichtbar und alternativlos. Mittels Data-Analytics und Social Listening werden aussagekräftige Insights generiert, die basierend auf verlässlichen Analysen relevanten Content, entsprechende Keywords sowie zielgruppenrelevante Themen, Trends und Stories monitoren. Anhand dieser Erkenntnisse können dann Impulse, Strategien und Konzepte für das weitere Handeln abgeleitet und wenn nötig, konzentriert und pointiert nachgebessert werden.


Videolink: https://www.youtube.com/watch?v=zghysFpbi7E&list=PLyCVf7iuWpmw7v0sKsCktcGa71BODd9fU&index=2

Boris Zielonka ist unser Leiter für Marketing & SalesExperte für Onlinemarketing und Suchmaschinenoptimierung. Bei der diesjährigen E-Commerce-Konferenz Meet Magento in Leipzig beantwortete er Fragen zum internationalen SEO und gratulierte der Magento Community zum Jubiläum.

 

autor_eurotext_100Autor: Eurotext Redaktion

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