Noch vor einem Jahr waren Bestellungen von Lebensmitteln über das Internet eher die Ausnahme als die Regel und es wurden eher haltbare als frische Lebensmittel online eingekauft. Doch langsam etabliert sich auch der Online-Einkauf von leicht verderblichen Lebensmitteln. Einige Anbieter liefern bereits deutschlandweit, andere beschränken sich auf Ballungszentren. Doch egal, wo die Lebensmittel online eingekauft werden, stellt sich sicherlich die Frage, woher und wie diese eigentlich zum Verbraucher kommen. Wir klären auf.

 

Bei Lebensmittel-Onlineshops gibt es hauptsächlich zwei Arten von Lager und Versand der Waren. Auf der einen Seite gibt es die reinen Onlinehändler, die ihre Waren in großen Zentrallagern aufbewahren und von dort auf dem Postweg versenden. Auf der anderen Seite die klassischen Supermärkte, die zusätzlich zum stationären Verkauf  einen eigenen Lieferservice anbieten und dabei auf ihre Filialen und die vorhandene Infrastruktur zurückgreifen.

Reine Onlinehändler

Die reinen Onlinehändler unter den Lebensmittelverkäufern unterscheiden sich nicht von anderen E-Commerce-Händlern. Sie verfügen über große Zentrallager, in denen die Waren gelagert, kommissioniert und verpackt werden. Der Vorteil für den Kunden ist die große Anzahl von Produkten und völlige Transparenz bei der Verfügbarkeit.

Die Lagerhaltung folgt wie überall den Regeln größtmöglicher Effizienz: Die Lager werden “chaotisch” betrieben, dass heißt, die Waren sind nicht wie im Supermarkt nach Produktkategorien und Marken in die Regale sortiert, sondern werden dort abgelegt, wo gerade Platz ist. Eine Software speichert Bestand und Lagerplatz und schickt die Lagerarbeiter (“Picker”) mittels Handscanner stets auf dem direkten Weg zur gewünschten Ware.

Der Versand erfolgt über Logistikunternehmen wie DHL. Das ist für den Händler zwar relativ günstig und unkompliziert, birgt aber auch eine ganze Reihe von Nachteilen. Die Waren müssen sehr sorgfältig verpackt werden, um auf dem Transportweg nicht beschädigt zu werden. Das bedeutet nicht nur für den Händler höhere Kosten, sondern auch für den Kunden mehr Verpackungsmüll. Außerdem ist der Zustellzeitpunkt nicht frei wählbar, sondern allenfalls grob eingrenzbar. Wenn dann niemand zuhause ist, wird das Paket in der Nachbarschaft abgegeben oder wieder mitgenommen, egal ob es sich um verderbliche Ware handelt oder nicht.

Supermärkte mit Lieferservice

Das Gegenmodell findet sich zum Beispiel bei REWE: Ein klassischer Supermarkt bietet zusätzlich zum Kerngeschäft an, Waren gegen Aufpreis nach Hause zu liefern. Die Waren lagern also nicht in Zentrallagern, sondern werden direkt in den Filialen gesammelt, von wo sie der hauseigene Lieferdienst zum Kunden bringt. Dazu muss die vorhandene Infrastruktur nur geringfügig erweitert werden:

“Die Sachen kommen sofort in Papier- und Plastiktüten auf kleinen Wagen, die die Einkäufer durch den Laden schieben. Am Ende wird auf einer Lagerfläche alles für den Versand vorbereitet (und bis zur endgültigen Abholung weitergekühlt).” Supermarktblog

Der Vorteil für den Kunden ist eine Lieferung im gewünschten Zeitfenster, wenig Verpackungsmüll und stets frische Ware. Hier wird aber auch der erste Nachteil deutlich: REWE kann diesen Service nur im näheren Umkreis der eigenen Filialen anbieten – und auch nur bei solchen, die am Onlineshopping-Modell teilnehmen. Eine Übersicht der Liefergebiete findet der Kunde im REWE-Onlineshop.

Weitere Nachteile entstehend durch die Doppelfunktion der Supermärkte:

“Sortiment und Vorrätigkeit unterscheiden sich von Laden zu Laden, selbst wenn die in derselben Stadt liegen. Die Kommissionierung ist unpraktisch, weil es kein Leitsystemen zu geben scheint. Picker stehen auch mal längere Zeit vorm riesigen Weinregal, um den richtigen Wein zu finden.” Supermarktblog

Und auch die regulären Kunden leiden unter verstopften Gängen durch die arbeitenden Picker, leeren Regale, die tagsüber aufgefüllt werden müssen, zusätzlichen Hindernissen durch Wägen mit Waren und vorbereiteten Lieferungen, längeren Schlangen an den Kassen, weniger Parkplätzen etc.

Mit steigender Verbreitung des Liefermodells wird das zu einigen Problemen führen. REWE versucht bereits, auf diese Probleme zu reagieren, indem der Versand vor allem von weniger frequentierten Märkten durchgeführt wird. In Einzelfällen wird auch mit sogenannten “Dark Stores” gearbeitet. Wenn beispielsweise ein neuer Supermarkt eröffnet wird, wird der alte unter Ausschluss der Öffentlichkeit weiterbetrieben und ist nur für die Mitarbeiter des Lieferdienstes zugänglich. Das ist günstiger als das Bauen und Unterhalten von zusätzlichen Lagern und lässt sich einfacher in die bestehenden Prozesse integrieren.

Aber auch die Kunden des Lieferdienstes müssen mit ein paar Kompromissen leben. Was, wenn die gewünschte Ware im Supermarkt ausverkauft ist? Gerade bei Aktionsartikeln oder saisonalen Produkten ist das nicht ungewöhnlich. Soll der Picker einfach eine ähnliche Ware wählen, die möglicherweise teurer ist oder nicht den Vorstellungen des Kunden entspricht? Oder sollen Kunden bei der Bestellung zu jedem Artikel ein alternatives Produkt angeben? Das würde den Bestellvorgang spürbar verlängern. Eine optimale Lösung wird nicht leicht zu finden sein.

Fazit

Die Bestellung von Lebensmittel übers Internet ist im Kommen. Der Bestellvorgang wird immer einfacher und besonders durch eigene Lieferfahrzeuge wird die Auslieferung schneller und günstiger. Für den Verbraucher lohnt sich der Online-Einkauf bisher erst bei einem Wocheneinkauf, da entweder die Produkte teurer sind als im Laden oder hohe Versandkosten hinzukommen. Besonders attraktiv sind Online-Supermärkte für Menschen, die aufgrund ihrer Arbeitszeiten nicht im Laden einkaufen können oder wollen; für Menschen, die ihre Einkäufe nicht mehr nach Hause tragen wollen und für alle, die neugierig geworden sind. Welches System sich am Ende durchsetzen wird, wird sich zeigen.

Quellen