Belgien, ein Land mit drei Amtssprachen und einer langen Geschichte, ist besonders in der Weihnachtszeit ein faszinierendes Beispiel dafür, wie kulturelle Vielfalt und gemeinsame Traditionen einander ergänzen können. Die Bräuche spiegeln die Einflüsse der Nachbarländer Frankreich, der Niederlande und Deutschlands wider, doch Belgien hat daraus eine eigene, unverwechselbare Art des Feierns entwickelt.
Die Adventszeit in Belgien ist ein vielfältiges Erlebnis, geprägt von regionalen Unterschieden und Traditionen. In Flandern beginnt die festliche Stimmung mit dem Sinterklaasfest am 6. Dezember. Kinder stellen am Abend des 5. Dezembers ihre Schuhe vor die Tür, oft mit einer Karotte für den Esel des Sinterklaas. Am nächsten Morgen finden sie Süßigkeiten und Geschenke, darunter die typisch belgischen Speculoos-Kekse, deren Gewürzduft die Adventszeit einläutet. Diese Tradition, die aus den Niederlanden stammt, ist in Flandern tief verwurzelt und wird mit viel Liebe gepflegt.
In der französischsprachigen Wallonie und in Brüssel hingegen liegt, füllt Saint Nicolas ebenfalls die Stiefel der Kinder, der Fokus liegt jedoch stärker auf der eigentlichen Weihnachtszeit. Hier eröffnen bereits Ende November die berühmten Weihnachtsmärkte, allen voran der Winter Wonders in Brüssel. Besucher schlendern durch, mit Lichtern geschmückte Straßen, genießen heiße belgische Waffeln und entdecken handgefertigte Geschenke an den Ständen. Auch in Städten wie Gent, Lüttich und Mons verwandeln sich die Plätze in funkelnde Winterlandschaften, die von den französischen Weihnachtsmärkten inspiriert sind.
Die deutschsprachige Gemeinschaft in Ostbelgien ist stark von deutschen Traditionen geprägt und der Nikolaus hat die gleiche Bedeutung wie in Deutschland. Adventskränze, Adventskalender und Lichtdekorationen spielen hier eine wichtige Rolle. Die Märkte in Eupen und St. Vith laden dazu ein, regionale Spezialitäten wie Glühwein, belgisches Weihnachtsgebäck und Räucherwürste zu genießen – ein stimmungsvolles Zusammenspiel aus deutscher Gemütlichkeit und belgischem Genuss.
Am Heiligabend, dem 24. Dezember, zeigt sich die kulturelle Vielfalt Belgiens besonders deutlich. In der Wallonie und in Brüssel versammelt sich die Familie zu einem festlichen Abendessen, dem Réveillon, das von den französischen Bräuchen inspiriert ist. Meeresfrüchte wie Austern und Garnelen eröffnen das Mahl, gefolgt von Gerichten wie Truthahn, Lamm oder Wild. Der Abend endet oft mit dem Bûche de Noël, einem Kuchen in Form eines Baumstamms, der die Wärme und das Licht des Weihnachtsfeuers symbolisiert. Die Bescherung findet hier entweder nach dem Abendessen oder am Morgen des 25. Dezembers statt. Kinder freuen sich auf den Père Noël, den Weihnachtsmann, der ihre Geschenke unter den Baum legt.
In Flandern wird der Heiligabend oft ruhiger gefeiert. Viele Familien ziehen ein schlichtes Abendessen im kleinen Kreis vor. Hier steht weniger das Festmahl im Vordergrund, sondern die Besinnlichkeit. Da viele Kinder ihre Geschenke bereits an Sinterklaas erhalten haben, liegt der Fokus stärker auf der Gemeinschaft. Der Besuch der Mitternachtsmesse gehört in katholischen Haushalten nach wie vor dazu und unterstreicht die spirituelle Bedeutung des Abends.
In der deutschsprachigen Gemeinschaft wird Heiligabend ähnlich wie in Deutschland gefeiert. Nach einem gemeinsamen Abendessen folgt die Bescherung, bei der Kinder und Erwachsene gleichermaßen bedacht werden. Die familiäre Atmosphäre wird oft durch das Singen von Weihnachtsliedern oder den Besuch der Kirche ergänzt, was eine Mischung aus deutschen und belgischen Traditionen schafft.
Der 25. Dezember, der eigentliche Weihnachtstag, ist in Belgien in allen Regionen ein Tag der Familie und des Genusses. In der Wallonie und in Brüssel wird oft ein weiteres festliches Mahl zubereitet, bei dem Wildgerichte, Braten und belgische Desserts wie Pralinen eine wichtige Rolle spielen. In Flandern und der deutschsprachigen Gemeinschaft ist der Weihnachtstag häufig ruhiger. Die Familien verbringen die Zeit gemeinsam zu Hause, genießen die verbleibenden Festtagsleckereien und tauschen kleine Aufmerksamkeiten aus.
Belgien ist in seiner Art, Weihnachten zu feiern, einzigartig. Es vereint die Bräuche seiner Nachbarländer und fügt gleichzeitig seine eigenen Traditionen hinzu. Während in Flandern die Geselligkeit des Nikolausfestes betont wird, steht in der Wallonie der festliche Heiligabend im Mittelpunkt. Die deutschsprachige Gemeinschaft bewahrt die Ruhe und Gemütlichkeit deutscher Weihnachtsbräuche. Doch trotz dieser Unterschiede verbindet die Regionen die Liebe zur Familie, das Genießen köstlicher Speisen und die festliche Atmosphäre, die Belgien in der Weihnachtszeit erfüllt. Ob man über die beleuchteten Weihnachtsmärkte in Brüssel schlendert, die warme Gemütlichkeit der flämischen Weihnachtsabende erlebt oder die deutschsprachigen Festessen genießt – Belgien zeigt, dass Vielfalt eine Stärke ist, die Weihnachten noch schöner macht.
Die Eurotext AG wünscht fröhliche Weihnachten! Oder wie man in Belgien noch sagt:
🎄Vrolijk Kerstfeest!🎄
🎄Joyeux Noël!🎄
Autor: Eurotext Redaktion
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